Beiträge von ikarus

    Hallo Rainer


    Danke für die Erinnerung. Ich hatte mir den Film aufgezeichnet und gestern angeschaut. Ich kenne zwar Tolstois Buch nicht, deshalb kann ich über die Werktreue nicht urteilen, aber der Film hat mir gut gefallen.


    Warum allerdings die ARD so eine aufwendige Produktion, praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit, gegen Mitternacht im Programm versteckt zeigt, ist mir ein Rätsel. In anderen europäischen Ländern muß dieser Film nämlich mit großem Erfolg als Zweiteiler im Feiertagsprogramm gelaufen sein. Aber unsere Programmplaner sind wahrscheinlich der Meinung, an Feiertagen Filme über dem geistigen Niveau der Sissi-Trilogie dem Volk nicht zumuten zu können :evil: .


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo


    Heute Nacht um 1.25 Uhr zeigt das ZDF den ersten Teil der 2-teiligen Verfilmung der "Buddenbrooks" von 1959.
    Regie: Alfred Weidenmann, mit Liselotte Pulver, Hansjörg Felmy, Nadja Tiller u. a.


    Der zweite Teil läuft nächsten Sonntag, wieder zu nachtschlafener Zeit, um 0.55 Uhr.
    (Denn um 20.15 Uhr muß das ZDF ja seine eigentliche Zielgruppe mit Sendungen wie der "Superhitparade der Volksmusik" beglücken :evil: )


    Also: Videorecorder mitlaufen lassen!


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo


    Heute vor 200 Jahren wurde Wilhelm Hauff in Stuttgart geboren.
    Dyke und JMaria haben zu diesem Dichter auch schon etwas in den "Lesevorschlägen" geschrieben.
    Die Schwaben unter uns werden vielleicht seinen Roman "Lichtenstein" kennen. Nicht nur dieser, sondern auch seine Märchen-Almanache, sind übrigens bei "Gutenberg2000 abrufbar.


    http://www.gutenberg2000.de/autoren/hauff.htm


    Hauffs Leben und Werk:


    http://www.xlibris.de/Autoren/Hauff/HaKurzin/HaKI01.htm


    und ein Artikel in der "Literarischen Welt:


    http://www.welt.de/data/2002/11/23/18876.html


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Ich habe mir die Sendung auf 3Sat letzten Samstag auch angeschaut und festgestellt, daß es sich bei mir noch(!) um einen minderschweren Fall von Büchersucht handelt. :D Am ehesten konnte ich mich noch mit diesem Wiener Junggesellen und seinen Abenteuerromanen identifizieren. Am interessantesten fand ich die Geschichte des französischen Lehrers, der auf raffinierte Weise alte Bücher aus dieser Klosterbibliothek geklaut hat, einfach nur um sie zu besitzen. Das hat meine Theorie unterstützt, daß Bücher einem auch dann etwas geben, wenn man sie nicht gelesen hat. Ihre bloße Anwesenheit reicht aus. Rational zu erklären ist das natürlich nicht, aber vielleicht weiß der ein oder andere, was ich meine.


    Sandhofers Vergleich von Büchereien mit Bordellen finde ich wirklich treffend. Viel leihe ich mir auch nicht aus. Meistens Sachbücher, Romane so gut wie nie.


    Steffi: Jetzt hast Du mich neugierig gemacht. Welche "Sorten" Bücher verleihst Du denn und welche nicht?
    Ich habe mit dem Verleihen von Büchern derart schlechte Erfahrungen gemacht, daß ich grundsätzlich kein Buch mehr verleihe. Lieber verschenke ich es gleich, dann bleibt mir wenigstens der Anblick seines erbärmlichen Zustandes erspart, wenn (oder besser: falls) ich es wieder zurückkriege.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Nele


    Vielen Dank für Deine Ausführungen. Obwohl für das Verständnis der Geschichte bei diesem Buch nicht unbedingt notwendig, ist es immer interessant, etwas über den geschichtlichen Hintergrund zu erfahren. Manzoni geht zwar auch manchmal darauf ein, aber das finde ich auch oft sehr verwirrend. Muß aber auch eine verwirrende Zeit damals gewesen sein mit ihrer Kleinstaaterei, Erbfolgekriegen und ständig wechselnden Herrschaften.
    Die Schilderung dieses Aufstandes in Mailand ist für mich der bisherige Höhepunkt des Romans. Ich manchmal richtig den Atem angehalten, so packend war das geschildert.
    Ich komme nun zum 22. Kapitel. Lucia scheint ja eine umwerfende Wirkung auf Männer zu haben. Die härtesten Kerle entdecken plötzlich erschrocken ihre weiche Seite. So wie der Ungenannte: ">Was ist bloß aus mir geworden! Ich bin kein Mann mehr, ich bin kein Mann mehr...! Schluß!< rief er sich selbst zur Ordnung und wälzte sich wütend auf seinem bretthart gewordenen Lager unter seinen bleischwer gewordenen Decken umher." :D


    Rainer: Schön, daß Du jetzt auch dabei bist.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Rainer


    Zitat

    Wie kommt mann/frau zu ´nem "SUB"? Ich meine, ihr kauft eure Bücher doch sicher nicht als Meterware :wink:


    Doch! Interessehalber habe ich mal die größten Posten in meinem Regal nachgemessen:


    Dostojewski-Gesamtausgabe: 50 cm
    Balzac "Menschliche Komödie": 40 cm
    Thomas-Mann-Gesamtausgabe: 50 cm
    Thomas-Mann-Tagebücher: 50 cm


    und das ist nur ein kleiner Teil. Dazu kommen noch Werkausgaben von Kafka, Goethe, Hesse, Wilde, Austen, Poe, Flaubert, Dickens, Fontane usw. usw.


    Zitat

    Nicht gerade förderlich für den kiloweisen Einkauf sind auch die Preise.


    Doch! Gibt nämlich Mengenrabatt.


    Z. B. Die Ausgabe der "Menschlichen Komödie" hat damals 99,- DM gekostet. Sind bei insgesamt 91 Romanen pro Roman 1,08 DM!

    Oder Thomas Mann. Ich habe nicht eingesehen, warum ich für eine Taschenbuchausgabe des Zauberbergs fast 25 DM ausgeben soll, wenn ich für 98 DM sämtliche Romane + sämtliche Erzählungen + 5 Bände "Reden und Aufsätze" bekomme (bei Zweitausendeins natürlich 8) )


    Die schlimmsten Dealer sind, wie JMaria schon geschrieben hat, Zweitausendeins und Jokers. Erst heute kam wieder ein Jokers-Paket an. (Ja, mein Postbote hat es wirklich auch nicht leicht mit mir. Ich werde ihm auch mal, wie JMaria, eine Brotzeit anbieten müssen, damit er bei Kräften bleibt :lol: ) Darin eine 6-Bändige Bertold-Brecht-Werkausgabe. SUB wieder um ca. 20 cm höher.


    Zitat

    Mit meinem Ulysses-den ich auch noch nicht gelesen habe-schichtete ich einen 9,5 cm hohen "Stapel". Mein eigener kleiner SUB. Gilt das? :P


    Klar gilt das. Aber wie schaffst Du so was? 9,5 cm! Kaufst Du Dir vielleicht nur diese gelben Reclam-Heftchen? :D

    Dazu ein TV-Tip für alle Bücher-Süchtigen wie mich:
    Morgen Abend läuft im Fernsehen um 19.20 Uhr auf 3Sat eine Dokumentation mit dem Titel "Bücher! - Links, rechts, überall: Bücher - Von der Sucht des Büchersammelns".


    http://www.3sat.de/


    Zitat

    @ ikarus : Warum hab´ich nicht gleich bei 2001 geschaut? :roll:
    Montag soll ich meinen eigenen Manzoni bekommen!


    Suuuper!!!


    Auch ein schönes Wochenende
    ikarus


    P.S.: Frag´mich jetzt bitte nicht, wann ich das alles lesen will. Ich habe nämlich keine Ahnung. :D

    Hallo JMaria


    Zu diesen "Bravi" hätte ich auch gerne nähere Informationen. Im Klappentext meiner Ausgabe steht lediglich, daß es sich um "gedungene Schläger" handeln würde. Kroeber schreibt dazu leider auch nichts. :(


    Ich komme jetzt zum 11. Kapitel.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Zitat

    habt ihr euch eigentlich gefragt, was diesem verschwundenen Mädchen passiert sein könnte? Dieses Mädchen aus dem Kloster, das ein Geheimnis von Gertrude wußte.


    Auf diese Frage habe ich gewartet. Ich hätte sie mir nämlich auch gestellt - wenn ich nicht die Kroeber-Übersetzung lesen würde.


    Die Figur der Gertrude hat nämlich ein historisches Vorbild. Kroeber schreibt dazu in seinen Anmerkungen:


    Die spätere >Signora von Monza< wurde 1575 als Marianna de Leyva geboren, der Vater war ein spanisch-stämmiger Edelmann in Mailand, die Mutter starb ein Jahr nach der Geburt. Mit dreizehn Jahren kam sie als Novizin ins Kloster Santa Margherita in Monza, 1591 wurde sie dort Nonne unter dem Namen Schwester Virginia, wurde jedoch von allen >la Signorita< genannt, übte feudale Oberhoheit über das Städtchen aus und genoß große Freiheiten im Kloster, wo sie als Maestra das Erziehungswesen leitete.


    Und zu diesem "Egidio" dem Gertrude begegnet, folgende Anmerkung:


    In der realen Geschichte der Nonne von Monza hieß er Gian Paolo Osio


    Manzoni charakterisiert ihn ja so: "...ein berufsmäßiger Übeltäter, einer von vielen, die sich zu jener Zeit, umgeben von Schergen und im Bunde mit anderen Übeltätern, bis zu einem gewissen Grade über die öffentliche Gewalt und ihre Gesetze lustig machen konnten."


    Jetzt zu Deiner Frage. Zum Verschwinden des Mädchens schreibt Manzoni: "Vielleicht hätte man mehr erfahren können, hätte man, statt in der Ferne zu suchen, in der Nähe gegraben".


    Anmerkung von Kroeber dazu:


    Die Leiche war im Keller Keller des Hauses von Gian Paolo Osio vergraben worden.


    Ich weiß nicht, ob Manzoni darauf vielleicht noch näher eingeht, weiter bin ich nämlich auch noch nicht.


    Kroeber schreibt noch, daß diese Geschichte der Nonne von Monza in der Urfassung des Romans ("Fermo e Lucia") ein über 100 Seiten langer "Roman im Roman" gewesen sei. (Was man meiner Meinung nach diesem Teil auch anmerkt). Erst in der Fassung von 1827 (die wir ja alle lesen) hat er diese Geschichte stark gekürzt.


    Ob die Übersetzung Kroebers besser ist als andere, kann ich nicht beurteilen. Aber seine Anmerkungen alleine sind für mich schon goldwert. Deshalb, wenn euch, JMaria und Nele, irgendwas unklar ist, fragt ruhig. Ich helfe da mit Hilfe von Kroebers Anmerkungen gerne. (Und Steffi sicher auch).


    Liebe Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Für die Weihnachts-"Fans" ist sicher Dickens Weihnachtsgeschichte das richtige.
    Für Weihnachts-Muffel, wie Rainer und mich, denen irgendwann Plätzchen und billiger Glühwein hochkommen und denen vom ewigen Oh-Du-Fröhliche-Gedudel in den Konsumtempeln das Ohrenschmalz ranzig wird, gibt es eine andere Lektüre. Und zwar die Erzählung "Nicht nur zur Weihnachtszeit" von Heinrich Böll. Eine tolle Satire. Es gibt auch einen Fernsehfilm davon, der auch ab und zu im TV gezeigt wird.


    Um nicht mißverstanden zu werden: Weihnachten im religiösen Sinne bedeutet mir schon etwas. Es gibt für mich z. B. kaum Schöneres, als an Heilig Abend zu Hause bei stimmungsvollem Kerzenschein das "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach anzuhören.
    Aber dieser ganze Weihnachts-Rummel: :evil:


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ich bin nun im 7. Kapitel und bin von dem Roman sehr begeistert. Mir gefällt vor allem dieses überaus lebendige Erzählen Manzonis wodurch die Geschichte einen ziemlichen "Drive" bekommt. Geschickt nimmt er aber immer wieder das Tempo etwas zurück, um entweder eine Figur näher zu portraitieren, oder einen Exkurs in die Historie einzuflechten.
    Die Charaktere der Figuren sind klar definiert, was zwar auch etwas klischeehaftes an sich hat, aber mich nicht weiter stört, ikm Gegenteil sogar.
    Renzo, der feurige italienische Liebhaber; Lucia, seine tugendhafte, sittsame, gottesfürchtige Braut; Agnese stelle ich mir als typisch italienische Mamma vor; der furchtlose Mönch Christoforo; und Don Rodrigo der Schurke, der es auf Lucia abgesehen hat.
    Nach dem Dostojewski mit seinen recht widersprüchlichen, vielschichtigen Charakteren empfinde ich es als richtig erholsam, diese spannende und einfach schön erzählte Geschichte zu lesen.


    Soweit mein erster Eindruck.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    "Die Verlobten" muß ein sehr schwierig zu übersetzendes Buch sein. Sonst hätte es seit 1827 nicht mindestens 15 deutsche Übersetzungen davon gegeben, von denen viele mehr oder weniger gekürzt sind, wie Burkhart Kroeber in seinen Anmerkungen zur Neuübersetzung schreibt. Zur Schaching-Übersetzung speziell schreibt er allerdings nichts. Als "beachtliche Übersetzungen" bezeichnet Kroeber allerdings die von Schuchter und Junker.
    Ein schlimmer Finger muß Alexander Lernet-Holenia gewesen sein, der seine Übersetzung auf zwei Drittel des ursprünglichen Textes gekürzt hat ohne darauf hinzuweisen.
    Ich finde es aber schon merkwürdig, wenn ein Übersetzer meint, den Leser vor "zu breit gehaltenen Schilderungen" schützen zu müssen. (Wo gerade wir als Thomas-Mann-Fans genau das doch so lieben :D ) Sowas ist schon ärgerlich.


    Noch ärgerlicher finde ich aber Fußnotensternchen ohne Fußnote. In diesem Fall kann ich Dir aber aushelfen: Abbondio ist der Name des Ortsheiligen von Como. Wahrscheinlich ein sehr gönnerhafter Heiliger, Deinen Übersetzungen nach zu urteilen (Danke übrigens dafür). Manzoni nennt den Pfarrer vielleicht einfach deshalb so, weil "der Name des Dorfes und der Familienname des Pfarrers in der alten Handschrift nicht erwähnt" sind, wie er schreibt.


    Ich bin erst auf Seite 29 und kann deshalb zum Sprachstil noch nicht viel sagen. Schwierigkeiten damit habe ich aber bis jetzt keine. Liest sich ganz gut.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo


    Wirklich schwierige Entscheidung.
    Ich habe zwar auch beide Bücher auf dem SUB, aber den Manzoni schon länger. Deshalb bin ich für Manzoni.


    Anfangen können wir von mir aus gleich. Ich habe auch Zeit.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Rainer


    Danke für Deine interessanten Ausführungen. Ich hätte nicht gedacht, daß der Roman so autobiographisch zu lesen ist. Jetzt verstehe ich auch, warum Dostojewski die Figur, die Raskolnikoff zum Christen macht Sonja (=die Weise) genannt hat.


    Als Ergänzung zu Deinen historischen Erläuterungen ist in "Gemeinsames Lesen - Chronik" ein Link zur Geschichte St. Petersburgs zu finden.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Eigentlich wollte ich als nächstes "Die Verlobten" vorschlagen, da dieses Buch bei mir immer noch ziemlich oben auf dem SUB liegt.
    Aber natürlich wäre mir Thomas Wolfe oder James Joyce auch recht.


    Also


    1. Manzoni
    2. Wolfe
    3. Joyce


    Schwierig wie immer :?


    Schöne Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ich dachte mir beim Lesen zwar schon, daß Dostojewski nicht zufällig diese Lazarus-Geschichte durch Sonja aus der Bibel vorlesen ließ, der Zusammenhang ist mir aber auch erst ganz zum Schluß klar geworden.


    Beim nachdenken darüber sind mir noch mehr Parallelen zur Bibel aufgefallen.


    War nicht auch Maria Magdalena eine "Sünderin" wie Sonja? Und Maria Magdalena sah Jesus nach seiner Auferstehung auch zuerst.


    Am Schluß des Romans heißt es: "Sieben Jahre, bloß sieben Jahre! Zu Anfang ihres Glückes waren sie beide in manchen Augenblicken bereit, diese sieben Jahre als sieben Tage zu betrachten." Auch Jesus ist doch nach sieben Tagen auferstanden. Und Raskolnikoff wird, sozusagen, von den Schuldigen auferstehen.


    Jesus hat am Kreuz kurz vor seinem Tod seine Mutter einem Jünger (welchem eigentlich?) anvertraut. (Joh. 19 Vers 25 - 27). Und Raskolnikoff seine Familie Rasumichin.


    Wir hatten doch mal eine kleine Diskussion, welcher Titel dem Buch angemessener wäre. Unter diesem religiösen Aspekt finde ich "Schuld und Sühne" schon passender. Obwohl die genaue Übersetzung "Verbrechen und Strafe" ist.


    Ich glaube ich werde jetzt noch etwas weiter darüber nachgrübeln. So schnell läßt mich der Roman doch nicht los. :D


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Ich bin nun auch mit dem Buch fertig und mir schwirren etwas die Sinne. Ich denke, daß der Roman in Bereiche vordringt, die ich nicht auszuloten vermag. Bestimmt habe ich nicht alles richtig verstanden und manches ist ganz rätselhaft geblieben. Trotzdem ist "Schuld und Sühne" einer der außergewöhnlichsten und intensivsten Romane, die ich je gelesen habe. Für Thomas Mann war er "der größte Kriminal-Roman aller Zeiten". Dostojewski selbst bezeichnete ihn allerdings als "psychologischer Bericht über ein Verbrechen". Und das ist zweifellos treffender. Es ist der seelische Zustandsbericht eines Mörders.
    JMaria, Du fragst, warum sich Raskolnikoff nicht auch (wie Swidrigailoff) umgebracht hat. Der Gedanke, sich umzubringen, ist ihm ja auch gekommen. Durch seine Tat hatte er sich von der Gesellschaft abgespalten. Dieser Zustand stürzte ihn in eine seelische Krise. (Nicht seine Tat! Die hat er ja nie als Verbrechen anerkannt.) Allmählich begreift er aber seine Schuld und daß nur eine Selbstanzeige bei der Polizei und die daraus resultierende Strafe zu seiner Erlösung führen können. Er wollte nicht sterben, sondern erweckt werden - wie Lazarus. Er wollte zurück ins Leben. Und, wie Du richtig schreibst, bedeutete für ihn das Gefängnis diese Rückkehr.
    Und natürlich die Liebe zu Sonja. Diese Liebe kann er sich (und Sonja) erst im Gefängnis gestehen. Ab diesem Zeitpunkt erst ist er erlöst und kann ein neues Leben beginnen.
    Der Epilog, mit dem ihr scheinbar etwas Schwierigkeiten hattet, dient meiner Meinung nach dazu, die verschiedenen Handlungsstränge zu verbinden und (vielleicht) den Leser mit der Hauptfigur zu versöhnen. Immerhin deutet sich eine Läuterung dieses gottlosen Menschen und seine Rückkehr zum christlichen Glauben darin an.


    Also Steffi! Dostojewski als "Märchenonkel" zu bezeichnen, muß ich natürlich auf das Empörteste verurteilen :wink: "Schuld und Sühne" war mein erstes Buch von ihm und so wie ich die Sache sehe, könnte er, nach Thomas Mann, zu einem meiner Lieblingsschriftsteller werden. Er hat mich schon sehr beeindruckt.


    Viele Grüße
    ikarus