Beiträge von ikarus

    Hallo zusammen


    Am Nürnberger Schauspielhaus wird "Der Sturm" zur Zeit gespielt. Wenn man sich die Bilder der Aufführung anschaut und die Premieren-Kritiken liest bekommt man einen Eindruck davon, wie das Stück auf der Bühne wirken kann. Es läßt sich schon sehr effektvoll inszenieren. Über die Blutleere des Plots kann das aber nicht hinwegtäuschen.


    http://www.theater.nuernberg.d…uktionen/Sturm/sturm.html


    Ingrid: Danke für den Buchtip. Hört sich interessant an. Im Buchhandel scheint es nicht mehr vorrätig zu sein, aber bei Amazon gibt es günstige Gebraucht-Exemplare.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Na sowas. "Leuchtfeuer" und die Carroll-Ausgabe habe ich mir für die nächste Bestellung schon vorgemerkt :smile:
    Bei Ovid (ich nehme an Du meinst die "Metamorphosen") hat mich etwas abgeschreckt, daß das zweisprachig, lateinisch-deutsch, ist. Und das bringt mir als Nicht-Lateiner nichts.
    Die Ausgabe von Fontanes Ehe-Briefwechsel ist echt der Wahnsinn!


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo nimue


    Bei gebundenen Büchern gefallen mir vor allem die Ausgaben von Artemis & Winkler. Sind zwar relativ teuer aber sehr schön.
    Bei Taschenbüchern bevorzuge ich die pastellfarbenen aus dem Insel-Verlag. Auch die Reihe "Romane des Jahrhunderts" von Suhrkamp gefällt mir sehr gut. Wenn allerdings eine Neuübersetzung erscheint ist mir egal in welchem Verlag.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Meine Lieblings-Dealer sind, glaube ich, die gleichen wie Deine. Hauptsächlich zweitausendeins und Jokers.


    Zitat

    Wißt ihr wie groß eure Bib ist?


    Ohjeh!!! Hatte ich noch nie gezählt, aber aufgrund Deiner Frage habe ich mal angefangen. Bei 1000 habe ich wieder aufgehört. Das wurde mir dann doch zu unheimlich :entsetzt:
    Hat natürlich vor allem ökonomische Gründe. Denn eine Gesamtausgabe eines Autors ist meist im Verhältnis wesentlich preiswerter als ein paar Taschenbücher einzeln gekauft. Wenn ich dann mal ein Buch doppelt habe, weil ich mir eine Gesamtausgabe gekauft habe, verschenke ich den Einzelband oder versteigere ihn bei Ebay.


    Ich habe gestern auch ein Jokers-Paket bekommen. Darin "Der grüne Heinrich", "Anton Reiser" und 4 Bände Schiller-Dramen und Gedichte. (Alle aus dem Könemann-Verlag, dessen Bücher ich sehr ansprechend finde). Außerdem noch der Ehe-Briefwechsel Fontanes zum Hammerpreis! :klatschen:


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Steffi


    Der Gedanke, daß das Stück auf der Bühne interessanter sein könnte ist mir auch gekommen.
    An diesen Greenaway-Film mußte ich auch denken. Den habe ich vor Jahren mal im Fernsehen gesehen, aber damals nicht verstanden. Ich hoffe, daß er irgendwann mal wieder zu sehen ist.
    Mein Lieblingsfilm von Greenaway ist (und wird es wohl für immer bleiben) "Der Kontrakt des Zeichners". Sehr atmosphärisch, rätselhaft, sinnlich und dazu die geniale Musik von Michael Nyman. Einfach Klasse!


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Es wundert mich nicht, daß sich von Euch noch niemand zu dem Stück geäußert hat. Was will man auch über ein Theaterstück (fast) ohne Handlung schreiben?
    Ich habe einige Zeit gebraucht bis ich herausgefunden habe, daß das eine Komödie sein soll. Okay, die Dialoge im II. Akt 1. Szene sind ganz amüsant und Stefano und Trinculo sind auch ganz lustige Burschen, aber sonst?
    Was ich aber überhaupt nicht verstanden habe ist, warum Prospero wieder nach Mailand zurück will? Auf seiner Insel ist er doch der King! Er lebt dort friedlich, kann sich den ganzen Tag seinen Büchern widmen, hat einen Sklaven, den er mit niederen Arbeiten schickaniert und beherrscht sogar die Geister. Was will er denn mehr?


    Ich weiß zwar nicht, welcher Stellenwert diesem "Sturm" in Shakespeares Werk beigemessen wird, aber von allen Stücken, die ich von ihm kenne, ist das für mich mit Abstand das Schwächste. Ich konnte wenig damit anfangen und kann auch nicht sagen, daß es mir gefallen hat. :sauer:


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Stephan


    Auch von mir: Herzlich willkommen hier im Forum. Wenn ich mir Deine Bücherliste so anschaue, bist Du bei uns genau richtig.


    Balzacs Menschliche Komödie steht bei mir auch schon seit jahren im Regal. Über die ersten drei Romane "Das Haus >Zum ballspielenden Kater<", "Der Ball zu Sceaux" und "Memoiren zweier Jungvermählter" bin ich allerdings noch nicht hinaus gekommen. Eine Balzac-Leserunde ist hier schon lange überfällig.


    "Zenos Gewissen"habe ich mir erst vor Kurzem zugelegt. Da bin ich auch schon sehr gespannt drauf.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Ingrid und Rainer


    Ihr habt schon recht. Objektiv ist "Dark side of the Moon" das beste Pink- Floyd-Album. Aber subjektiv ist es für mich "The Wall", weil es mich einfach mehr berührt. Der "Gänsehaut-Faktor" ist höher :smile:


    Übrigens ist zum 30-jährigen Jubiläum "Dark Side of the Moon" kürzlich wiederveröffentlicht worden. Auf "Hybrid-Super-Audio-CD". Was immer das ist - es soll supertoll klingen!


    Gruß
    ikarus

    Hallo Hubert


    Zitat

    Eigentlich hatte ich erwartet, dass dieser Thread der große Renner wird. Wie man sich täuschen kann.


    Dann will ich auch mal meinen Beitrag dazu leisten. Vielleicht wird´s ja noch. Dieser Thread ist ist mir bisher irgendwie ganz entgangen. Weiß auch nicht.


    "The Wall" war lange Zeit meine absolute Lieblingsplatte. Diese Doppel-Lp war damals (ich glaube 1979) meine zweite Platte überhaupt, die ich mir als Schüler gekauft habe. (Die allererste war vom Alan Parsons Project "Tales of Mystery and Imagination").
    Ich weiß noch, wie ich damals kaum glauben konnte, was ich da hörte. Was für ein Sound! Was für tolle akkustische Effekte! Allein der Hubschrauber!!! Einfach grandios.
    Die Single-Auskopplung "Another Brick in the Wall" war allerdings nie eines meiner Lieblingsstücke. Wahrscheinlich weil es sowieso ständig im Radio lief. Besser gefallen mir auch heute noch die etwas ruhigeren Stücke wie "Mother", "Hey you" und vor allem "Comfortably numb".
    Daß dieses Meisterwerk nicht mehr zu toppen sein würde, war mir damals schon klar. Deshalb fand ich es auch nur folgerichtig, daß Roger Waters Pink Floyd nach "The Wall" verlassen hat.
    Gemeinhin gilt ja "The Dark Side of the Moon" als bestes Pink-Floyd-Album. Für mich ist und bleibt es "The Wall".


    Genauso wie für mich von den Beatles nicht das Sgt.-Pepper-Album das beste ist, sondern "Abbey Road". Und von den Stones nicht "Exile on Main Street" sondern "Beggars Banquet".


    Von den "Who" gibt es auch zwei Rock-Opern, die ich zu den Rock-Klassikern zählen möchte. Die bekanntere ist "Tommy". Aber die viel rockigere, die mir wieder besser gefällt, ist "Quadrophenia". DAS Meisterstück der Who ist aber zweifellos das Album "Who`s next". Schon allein der Opener "Baba O´Riley" mit seinem Synthesizer-Intro bevor dann Pete Townsends Gitarre einsetzt... :bang: Und der Höhepunkt kommt erst noch: "Won´t get fooled again". Wahnsinn!


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ich glaube, ich weiß schon was Du meinst. Sandhofer hat das ganz gut ausgedrückt:


    Zitat

    Woher kommt es, dass dieser Autor gerade diese Probleme beschreibt und nicht jene? Welche Einflüsse hatte die Biographie des Autors auf seine Schreibe etc. etc. ?


    Solche Fragen stellen sich mir beim Lesen auch. Warum hat der Autor dieses Buch geschrieben? Und zu versuchen die Anwort auf diese Frage herauszufinden macht einfach Spaß. Wie "tief" diese Suche dann geht ist unterschiedlich und auch eher unwillkürlich. Ich nehme mir da nichts Konkretes vor, sondern lasse mich treiben. Es ist oft erstaunlich, in welche Bereiche man im Zuge dieser "Analyse" vorstößt. oft kommt man vom Hundertsten ins Tausendste ("Zauberberg" :smile: ). Manchmal bleibt es auch nur beim Kratzen an der Oberfläche.
    Manche Leser beurteilen ein Buch nur danach, ob die Geschichte spannend oder langweilig ist. Nichts dagegen. Diese Leser lesen aber bestenfalls eine spannende Geschichte. Durch das "Analysieren" (ein etwas unglückliches Wort in diesem Zusammenhang, aber ein besseres fällt mir auch nicht ein) eröffnet sich mir dagegen oft ein ganzer Kosmos.


    Besser konnte ich´s auch nicht ausdrücken. Echt schwierig :rollen:


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo Steffi


    Zitat

    Banquo wirkt für mich bisher etwas blass


    Nicht nur Banquo. Auch alle anderen Figuren, außer Lord und Lady Macbeth natürlich, wirken auf mich konturlos und austauschbar. Das war von Shakespeare auch sicher so beabsichtigt, um das Publikum ganz in den Bann der beiden Hauptpersonen zu ziehen und sich darauf zu konzentrieren.


    Zitat

    Sehr raffiniert, dass Shakespeare den Mord nicht zeigt


    Das ist wirklich sehr klug gemacht. Dadurch, daß Shakespeare den Mord nicht zeigt, zwingt er das Publikum dazu sich den Mord umso schrecklicher vorzustellen. :entsetzt:


    Wie ging´s euch eigentlich mit Macbeth?
    Obwohl er schon in der 2. Szene als brutaler Kerl geschildert wird, der den Schurken "vom Nacken bis zum Kinn durchhieb und seinen Kopf auf unsere Zinnen steckte" war er mir nicht mal unsympathisch. Als er sich nach dem Mord an Duncan immer mehr in die Bredouille bringt hatte ich fast Mitleid. Und zum Schluß, als er sich endgültig zum kaltblütigen Widerling entwickelt hat, den sogar die Nachricht vom Tode seiner Frau kalt läßt, konnte ich keinen Haß empfinden. Auch keine Erleichterung, als Macduff Macbeth endlich getötet hat. Das Stück hat bei mir ein verstörendes Gefühl hinterlassen. Irgenwie so ratlos. Sehr merkwürdig.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo zusammen


    Ich hatte gestern Abend begonnen das Stück zu lesen und war schon bald so gebannt, daß ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Ich fand es unglaublich spannend, düster, überaus blutig und sehr dicht und geradeaus erzählt. Eine rasante Höllenfahrt.


    Zitat

    was wäre passiert, wenn es keine Hexen und keine Prophezeiung gegeben hätte? Wäre dann Macbeth auf die Idee gekommen König zu werden? Hat nicht erst diese Prophezeiung das Übel ins Herz gelegt?


    Das ist eine interessante Frage. Über die Rolle der Hexen bin ich sowieso noch völlig im Unklaren.
    Ich glaube aber, daß Macbeth schon länger den Wunsch in sich trug König zu werden, denn als Banquo ihn auf seine Euphorie nach den Prophezeihungen der Hexen anspricht: "Seht den Freund, wie verzückt er ist", sagt Macbeth: "Habt Nachsicht - in vergeßnen Dingen wühlte mein dumpfes Hirn." Die Prophezeihungen der Hexen haben scheinbar seinen schon lange vorhandenen Wunsch nun lediglich bestätigt und aktiviert.


    Das eigentlich Tragische für mich ist aber, daß Macbeth ja in jedem Fall König geworden wäre. Ohne eigenes Zutun: "Will das Schicksal mich als König, nun, mag mich das Schicksal krönen, tu ich auch nichts." Macbeth (und vor allem auch seine Frau) ist aber ungeduldig und will diesem Schicksal nachhelfen. Aus purer Machtgeilheit ermordet er den König und setzt damit die schrecklichen Ereignisse in Gang.

    Interessant finde ich die gegensätzliche Entwicklung der Eheleute. Während anfangs Lady Macbeth noch die treibende Kraft ist und ihren Gatten zum Mord an Duncan sogar aufstachelt, wird sie immer mehr von ihrem Gewissen geplagt, verfällt dem Wahnsinn und begeht Selbstmord. Macbeth dagegen verliert immer mehr von seinen Skrupeln und entwickelt sich zum blutigen Tyrannen. Oder hat der Mord an Macduffs Familie einen Sinn?


    Soweit meine ersten Eindrücke.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Zitat

    Was mich verwunderte, daß Seume als Soldat in fremde Heere Dienst tat. Wurde damals Soldaten "eingekauft" bzw. vom Staat "ausgeliehen"? oder konnte ein Soldat sich freiwillig in ein fremdes Heer melden?


    Soldaten wurden tatsächlich "eingekauft".
    Seume war 1781 auf der Reise von Leipzig nach Paris als er von hessischen Soldatenwerbern bei Erfurt gefangengenommen wurde und als Soldat nach England verkauft wurde um gegen die aufständischen Amerikaner zu kämpfen.
    1783 wurde Seume von Amerika wieder zurück nach Bremen transportiert. Es gelang ihm die Flucht, jedoch wurde er kurze Zeit später von preußischen Soldatenwerbern aufgegriffen und diente so bis 1787 im preußischen Heer in Emden. Er unternimmt zwei Fluchtversuche. Den ersten schon 1783 und dieser scheitert. Seume wird jedoch begnadigt. Nach dem zweiten mißlungenen Fluchtversuch 1787 wird er zu zwölfmaligem Spießrutenlaufen verurteilt. Emdener Bürger sammeln für ihn, so daß er begnadigt und gegen Kaution freigelassen wird.
    So verwundert Seumes Haß auf die deutschen Regierungen wirklich nicht. Und auch daß er sich stets für die Freiheit als des Menschen höchstes Gut einsetzt ist nur allzu verständlich.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Man hat ja schon den Joseph-Romanen angemerkt wieviel Spaß Thomas Mann an dieser Arbeit hatte. Und ich kann mir schon vorstellen, daß es ihm schwergefallen ist damit aufzuhören und er vielleicht deshalb noch diese Moses-Erzählung nachgeschoben hat. Deine Zitate haben mir sofort wieder den Joseph ins Gedächtnis gerufen. Typischer Thomas-Mann-Humor. Ich hatte eigentlich gehofft, daß ich es schaffen würde die Erzählung noch zu lesen (so lang ist die ja nicht), aber nicht mal das schaffe ich zur Zeit :sauer:
    Noch zu dem Artikel von Herrn Assman in der FR: Für mich muß die Dichtkunst nicht die Wirklichkeit bis ins kleinste Detail exakt beschreiben. Ich lese schließlich kein Sachbuch und Thomas Mann war schließlich kein Historiker. Viel wichtiger ist, wie Du auch geschrieben hast, daß es einem Autor gelingt, Leben in die Geschichte zu bringen, die er erzählt. Wenn dabei das ein oder andere historische Detail auch nicht ganz stimmen mag - sei´s drum. Ich als Normal-Leser merke das sowieso nicht, wenn es sich nicht gerade um ganz grobe Schnitzer handelt.
    Überhaupt ist es gerade bei Thomas Mann wahrscheinlich unmöglich alles verstehen zu wollen. Aber auch das ist mir nicht so wichtig. Wichtig ist mir allerdings, daß ich glauben kann, daß der Autor sich in der Materie genau auskennt. Und da fühle ich mich bei Thomas Mann gut aufgehoben.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Ganz habe ich den Seume während meiner Wanderung leider nicht geschafft. Und so wie´s aussieht komme ich in nächster Zeit auch nicht dazu. Aber einen kurzen Eindruck kann ich Dir geben.


    Zunächst: Ich bin auf dem sog. "Rhön-Höhenweg" durch die bayerische und hessische Rhön bis an den Thüringer Wald gewandert. Das waren 137 km. Von meinen bisherigen Weitwanderungen bisher zwar die Kürzeste, aber mit Sicherheit die Schönste. Ein kleiner aber feiner Wanderweg und (noch) ein echter Geheimtip.


    Seume ist in "Mein Sommer 1805" wenig zu Fuß unterwegs, was er immer wieder sehr bedauert, da er sich dadurch in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt. Immer wieder läßt er sich über schlechte Mitfahrgelegenheiten aus. So fährt er einmal bei einem Bauern auf dem Heuwagen mit, als dieser Bauer das Heu mit seiner Pfeife in Brand setzt und der Wagen Feuer fängt. Seume kann gerade noch seinen "Seehundtornister" (der vom "Spaziergang") retten und nur mit viel Mühe gelingt es den beiden den Brand zu löschen. Daß Seume stinksauer war ist verständlich.


    Überhaupt ist das Buch sehr politisch und teilweise sehr wütend geschrieben. Schon die Vorrede entwickelt sich zu einem politischen Pamphlet in dem Seume gegen Despotismus, Mißwirtschaft und die Lahmarschigkeit der Deutschen wettert.


    "Es ist mir seit langer Zeit ein etwas trauriger Gedanke, ein Deutscher zu sein;...Stürmen will ich nicht, aber offen sagen, wo ich glaube, daß die Krankheit liegt."


    Und das tut er:


    "Alle wollen nur genießen; und niemand will tun. Jeder bürdet dem andern auf; keine allgemeine Übereinstimmung zum Guten, kein tätiges Mitwirken zum Gemeinwohl. Die Feinde sind nur stark durch unsere physische und moralische Schwäche, die unsere Schuld ist. Überall ist unter dem Volke grobe schmutzige Selbstsucht."


    Voller Bewunderung ist er dagegen für die Errungenschaften der Französischen Revolution, Freiheit und Gleichheit, auch wenn er durchaus sieht, daß zwar im Nachbarland noch nicht alles perfekt läuft, aber die Einheit der Nation der richtige Weg ist.


    "Der Franzose ohne Unterschied schlägt für sein Vaterland, das ihm lieb geworden ist, das ihm und seiner Familie eine gleiche Aussicht auf alle Vorteile vorhält, und diese Vorteile wirklich gewährt...Für wen soll der deutsche Grenadier sich auf die Batterie und in die Bajonette stürzen? Er bleibt was er ist, und trägt seinen Tornister so fort; und erntet kaum ein freundliches Wort von seinem mürrischen Gewalthaber."


    Immer wieder proklamiert er die Freiheit als höchstes Gut des Menschen.


    Zwar interessiert er sich auch diesmal sehr für die Kunst und Architektur (besonders St. Petersburg hat es ihm angetan) aber doch mehr für die gesellschaftliche Situation Rußlands und des Baltikums. Interessant z. B., daß Seume schon damals "das Trinken" als "russische Krankheit" bezeichnet und als eine der Wurzeln gesellschaftlichen Übels ausmacht. Er würdigt jedoch auch die Freundlichkeit der Menschen und hat Augen für die Schönheit der Landschaft.
    Und wie Seume es schafft diese verschiedenen Aspekte seiner Reise so zusammenzufassen, daß man einen guten Gesamteindruck der bereisten Gegenden bekommt bewundere ich schon. Vor allem aber sein klares analytisches Denken.


    Zwei Hinweise habe ich noch


    Am 4. Juli wird in Grimma das Seume-Haus eröffnet


    http://www.seume.de/Sites/Veranst/Veran.shtml


    und ich schätze, daß ich es demnächst doch mal schaffen werde Grimma zu besuchen :smile:


    Leichter ist allerdings dieses zu bewerkstelligen:


    Am Sonntag, 6. Juli um 11.00 Uhr, läuft im Radioprogramm von Bayern 2 der erste Teil einer Lesung des "Spaziergangs". Er wird gelesen von Gert Heidenreich.


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo nimue


    Na so eine Überraschung. Da kommt man vom Urlaub zurück und hat einen Pokal bekommen. Das passiert mir auch nicht oft :smile:


    Auch ich gebe aber das Dankeschön gerne an Dich zurück. Danke für die Einrichtung dieses Forums und die liebevolle Betreuung. Hier habe ich endlich Menschen getroffen, die meine Vorliebe für klassische Literatur teilen und die mir durch manch schwieriges Buch geholfen haben.
    Es ist einfach klasse und ich fühle mich sehr wohl hier. :smile:


    Viele Grüße
    ikarus

    Hallo JMaria


    Wow! Das wußte ich wirklich noch nicht. Ich habe natürlich gleich in meinem Mann-Erzählungs-Band nachgeschaut, und tatsächlich: "Das Gesetz" ist auch drin. :smile: Es wäre wirklich mal wieder Zeit für Thomas Mann, da hast Du recht.
    Als Urlaubslektüre werde ich es aber nicht lesen. Zum einen werden die Bücher im Rucksack doch immer etwas ramponiert und da ist mir mein Thomas Mann zu schade, zum anderen habe ich mir außer Seumes "Mein Sommer 1805" auch noch seine Autobiographie "Mein Leben" bestellt. Damit müßte ich eigentlich hinkommen.


    Danke für den Hinweis.


    Viele Grüße
    ikarus