Hallo Steffi
Das paßt ja gut. Ich bin gestern auch mit dem Purgatorium fertig geworden.
Zitat
Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn ich mir doch noch einen besseren Kommentar besorge - die Erläuterungen in meinem Buch sind einfach zu knapp !
Ich hatte zuerst auch nur diese Philaletes-Übersetzung und mir waren die Erläuterungen auch zu wenig. Nachdem hier dann immer wieder die Manesse-Ausgabe lobend erwähnt wurde, habe ich mir zusätzlich noch diese zugelegt und ich kann sie Dir nur empfehlen. Vor jeden Gesang hat Walter von Wartburg einen Kommentar gesetzt und zusätzlich gibt es nach jedem Gesang noch ein oder zwei Seiten mit Anmerkungen zu einzelnen Begriffen. Es wird alles sehr ausführlich erklärt. Manchmal ist es mir fast zu ausführlich. Die Comedia ist dermaßen komlex, anspielungsreich und rätselhaft und die Anmerkungen von Philalethes werden dem keineswegs gerecht.
Zitat
Warum benötigt er Beatrice, um seine Tour im Paradies fortsetzten zu können - er ist ja noch nicht an der Stelle eines Sünders, warum muß er dann eine bestimmte Einstellung haben ?
Nach christlicher Lehre sind aufgrund des Sündenfalls alle Menschen sündig geworden, also auch Dante. W. v. Wartburg schreibt in seinem Kommentar: "Durch den Sündenfall sind wir krank geworden. Durch den Läuterungsberg stellen wir die Reinheit unseres Wesens wieder her." Er gebraucht auch den Begriff von der "Ursünde".
Warum Beatrice?
Dazu schreibt W. v. Wartburg: "Beatrice ist für ihn (Dante) der Inbegriff der göttlichen Wahrheit geworden, jener Wahrheit, nach der Dante mit der ganzen Inbrunst seiner Seele strebte und die mehr oder weniger bewußt unser aller Sehnsucht ist. Wohl weiß man, daß Beatrice die Allegorie der Theologie ist, und daß sie als solche vom Himmel heruntersteigt, um der Philosophie, Vergil, die Führung des Menschen abzunehmen. Aber Beatrice ist nicht abstrakte Allegorie. Was Dante als Jüngling in dem schönen Mädchen und der edlen Frau gesucht und gesehen hat, das war jene göttliche Vollkommenheit und Reinheit, verkörpert in einem irdischen Wesen."... "Man darf nie vergessen, daß Dante selber nicht nur Dante, sondern daß er gewissermaßen auch als Repräsentant des Menschengeschlechtes die Reise durch die jenseitige Welt macht."
Um das Paradies betreten zu können muß Dante rein von allen Sünden sein. Und diesen Zustand erreicht er dadurch daß Beatrice ihm die Beichte abnimmt und er bereut (wenn auch etwas widerwillig) und durch das Reinigungsbad in dem Paradiesfluß.
So verstehe ich das.
Es macht es mir auch nicht gerade leicht, hier immer was zu schreiben, wenn W. v. Wartburg einem alles haarklein erklärt. Ich wollte nämlich schon fragen, warum Dante die Zeitangaben immer durch Sternkonstellationen bezeichnet. Aber prompt steht im Kommentar zum 32. Gesang (Purg.) die Antwort: "Dadurch, daß Dante sich immer wieder mit Hilfe der Gestirne orientiert, hält er jene Stimmung fest, die aus dem Bewußtsein erwachsen muß, daß der Erde Schicksal zum Teil von den Himmeln bestimmt wird und deren Einfluß weithin anheimgegeben ist. ... Und dann sind ja unsere ganze Zeitrechnung und die Folge der Jahreszeiten eine Wirkung der kosmischen Kräfte. Dante mag nicht das abgeleitete nennen, sondern er muß stets zum großen, ursprünglichen Quell emporsteigen."
Insgesamt war für mich das Purgatorium sehr anstrengend zu lesen und ich mußte mich oft durchbeißen. Es geschieht relativ wenig, vieles war mir zu abstrakt, allegorisch oder visionär. Aber W. v. Wartburg macht Hoffnung: "...im Paradies werden die Schleier fallen; die Dinge sprechen für sich selber. sie sind nicht mehr Hinweise auf etwas Fernliegendes, Erhabenes, sondern sie sind die Wahrheit und die Wirklichkeit selber."
Darauf bin ich jetzt mal gespannt :smile:
Viele Grüße
ikarus