Beiträge von Stoerte


    Also für mich wäre es ein starkes Kaufargument, wenn man die Bände der Digitalen Bibliothek auf den Kindle kopieren könnte.


    Schau dir mal das Nokia N800 an (Internet Tablet, kein phone).


    Die Software von der Digitalen Bibliothek gab's als Open Source, wenn das immer noch der Fall ist, könnte sie vllt. ohne viel Aufwand auf dem N800 laufen. Sonst braucht es eben jemanden mit N800, der programmieren kann und sie darauf nutzen will. Jedenfalls sollte das machbar sein.


    Kurz: Du solltest dich nach einem Device umsehen auf dem du eigene Programme nutzen kannst. Damit kannst du dann auch Musik hören und Filme gucken und was dir sonst so einfällt.


    Der ipod touch wäre vllt. auch eine Option. Sehr schönes Gerät, wobei dessen DRM(*) für Programme eine ganz perfide Idee ist.



    *: Hersteller muss Software erst signieren, damit sie vom Gerät ausgeführt wird.

    Pynchon (Teichmann): Versteigerung von No. 49
    Bradbury (Güttinger): Fahrenheit 451



    Nach der erfreulichen Wiederentdeckung der Dostojewski-Novelle "Weiße Nächte" habe ich "Der Spieler" angefangen. Dieser Roman gehört nicht zu den Großwerken des Meisters, liest sich aber ganz hervorragend und macht Mut, anschließend einen erneuten Versuch mit "Schuld und Sühne" zu risikieren.


    Dein Beitrag hat mir wieder in Erinnerung gerufen, dass ich den Roman, übersetzt von Luther, schon seit Ewigkeit hier herumliegen habe.
    Interessant fand ich es im Nachwort meiner dtv-Ausgabe, verfasst von Neuhäuser, über die Parallelen von Roman und Leben des Autors zu lesen. Etwa dass Dostojwskij, der diesen völlig irrationalen Spieltrieb hier schön beschrieben hat, sich auch noch nach Erscheinen des Romans beim Roulette ruiniert hat.


    Die Wahrscheinlichkeit dafür, mit ein paar Groschen zweimal die Bank zu sprengen, (der Vorfall, der diesen naiv-dümmlichen Glauben an einen Gewinn für jedermann verständlich machen soll,) beträgt aber wohl 0,00000...irgendwas^2 und gehört also in den Bereich des Märchens oder in den der Casinopropaganda.


    Dass im Nachwort zwar auf alle von Dostojwskijs National-Stereotypen eingegangen wird, nicht aber auf die doch sehr abwertenden Charakterisierungen der Polen, fand ich hingegen schade. Hatte Dostojwskij etwas gegen Polen, war das Verhältnis Russland zu Polen damals so schlecht oder waren die Polen damals ein armes Volk?



    Unbedingt gelesen haben muss man von den weniger umfangreichen Werken "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch". Der erste Teil ist die Tirade eines Kellerloch-Einsiedler wider die Gesellschaft, die Welt - gegen alles. Der zweite dann eine Erzählung, ein schönes Beispiel dafür, wie man mit seiner Vorstellungskraft nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das anderer einfärben kann. Hier im negativen Sinne. Nimmt wohl teilweise einige Ideen von Schuld und Sühne vorweg,


    Zum Vergleich, die Übersetzung von Robert Hampe, erschienen bei Reclam:


    Nenne mir, Muse, den Mann, den vielgewandten, der vielfach
    Wurde verschlagen, seit Trojas heilige Burg er zerstörte.
    Vieler Menschen Siedlung sah er und lernte ihr Wesen
    Kennen und litt auf dem Meer viel Schmerzen in seinem Gemüte,
    Um sein Leben bemüht und die Heimkehr seiner Gefährten.
    Aber auch so hielt er sie nicht ab, wie sehr er es wünschte;
    Denn sie gingen durch eigene Freveltaten zugrunde,
    Toren, die des Hyperionsohnes, des Helios, Rinder
    Aßen; der aber nahm ihnen weg den Tag der Heimkehr.
    Davon, Göttin, Tochter des Zeus, berichte auch uns nun.

    Wenn ich bei meiner Lektüre sowas wie Notizen mache, dann nur das, was ich hier in den Thread "Was lest ihr gerade" schreibe. ;-) Und das schreibe ich, nachdem ich das Buch fertig gelesen habe.


    Außer eben bei Fachliteratur, über die ich etwa ein Referat halten muss, da versuche ich dann gleich alles am Computer zu machen, damit ich es später per cut 'n' paste übernehmen kann.


    In Vorlesungen notiere ich in's Skript oder auf einen A4-Block.


    Ich denke, für komplizierte Personengeflechte wäre eine Mind Map (Software oder auf Papier) sicher prima.


    Mittlerweile habe ich meist einen Kuli und Karteikarten in den Hosentaschen. Hat mit Literatur zwar wenig zu tun, ist aber verdammt praktisch.
    http://www.43folders.com/2004/…troducing-the-hipster-pda

    Meine Skripte schmieren ich auch immer voll. Von daher.


    Von Fachbüchern mache ich für Referate o.ä. Notizen oder Exzerpte in einem anderen Medium (Blatt Papier oder am Computer). Liegt auch daran, dass die Fachbücher schweineteuer sind und ich sie mir meistens nur ausleihe. Vor allem, wenn ich weiß, sie sind in einem Jahr eh veraltet. Wenn das nicht der Fall ist, wäre Rumschmieren schade drum. Ist ja keine geistige Entwicklung in dem Sinn, die ich dokumentieren würde, sondern eben Lernen. Dass man in technischen Dingen einmal Anfänger war, weiß man (hoffentlich) sowieso.


    Namen auf den Vorsatz schreiben kann, bei teuren Fachbücher etwa, die in einer Firma herumwandern, wirklich sinnvoll sein. Vor allem, wenn zwei Exemplare davon in Umlauf sind.


    In meine Lustlesebücher schreibe ich nichts. Wobei ich schon öfters gehört habe, dies wäre bei Tolstoy oder Dostojewski zu empfehlen. Wird bei Pynchon dann wohl ebenfalls so sein. - Andererseits ruft man sich beim Blättern und Überlegen auch so manches wieder in's Gedächtnis und das war vielleicht genau die Intention der jeweiligen Autoren.

    Philip K. Dick, Ubik (Ubers. Laux/Martin/Langowski)
    Wundervolle Ideen, wie eine Münztür, die den Protagonisten runterputzt. Oder die Rechtfertigung für das Zurückbilden der Dinge in ihre Entsprechungen aus den Jahrzehnten zuvor mit Platons Universalien. Oder auch die Leichtigkeit, mit der Fragen nach Leben und Realität gestellt werden.


    Irvin F. Yalom: Und Nietsche weinte (Übers. Strätling)


    Gustave Flaubert, Madame Bovary (Übers. Techtmeier)
    Großartiges Buch. Das Elend des Vernunftbürgers. Und davon bedingt, das des Romantikers.
    Auch die Übersetzung ist gut lesbar. Die Dialoge sind oft mit Ausrufezeichen angereichert, damit sie lebendig wirken. Ich frage mich, ob das eine Eigenheit der Übersetzung oder auch im französischen Original zu finden ist.

    Es trauen sich auch nur Akademiker, beim Thema Literatur so einen Titel in die Welt zu setzen. Die von dir verwandten Worte, Befindlichkeit und Bürgertum, finde ich (subjektiv) schon viel schöner und verständlicher, aber "Die ... der ... der ... des ....". Grauenvoll! Karl Kraus schrieb: "Am unverständlichsten reden die Leute daher, denen die Sprache zu nichts anderm dient, als sich verständlich zu machen." Wobei wohl verständliche oder gar schöne Sprache auch den Eindruck der Wissenschaftlichkeit schmälert. Ist ja alles kein Vergnügen, sondern harte Arbeit.


    Dafür klingt das ganze aber auch sehr interessant. Nicht nur, wenn ich im Vergleich dazu an meinen Deutschunterricht denke.


    In was für einem Medium, vergleichbar mit diesem hier, wohl dein kommender Bestseller später mal diskutiert wird?

    Denis Scheck ist der Meinung, der Roman sei "nichts weniger als ein Meisterwerk". http://www.daserste.de/redir_d…st/druckfrisch/20575a.mp4
    Alle Podcasts (Videos zum Download) seiner Sendung "Druckfrisch": http://www.daserste.de/druckfrisch/podcast.asp


    Ich werde mir, wenn überhaupt, den Roman vielleicht irgendwann als Paperback kaufen oder in der Bücherei ausleihen. Hat keine Eile. Den Feuilleton-Wirbel verfolge ich nicht, der langweilt mich. FAZ und Co. freuen sich riesig, dass sie das Wort "Nazi" in Überschriften unterbringen können. Aufgrunde ebendieses vorhersehbaren Wirbels, der besten Werbung, die sich ein Autor wünschen kann, weiß ich auch noch nicht, ob ich das Buch überhaupt lesen werde.

    Die Krux ist wohl, dass innerhalb von 90 Minuten eine ganze Geschichte erzählt werden muss. Allein, dass die Dialoge in diesen 90 Minuten derart darauf ausgerichtet sind, eine bestimmte Handlung voran zu bringen, ist schon sehr künstlich. Gibt es Stücke oder Filme, deren Dialoge du als realistisch empfindest?

    Ob nun Prosa, die nur für Blockbuster-Filme taugt, oder Sachbücher, die selbst für's Fernsehen zu doof sind. Derentwegen man dann Menschen vor den Kopf stoßen muss, die sympathisch und eigentlich nicht doof sind, aber eben viel zu selten ein gutes Buch lesen und deshalb über schlechte Bücher reden.


    Nur wenn die Autorin schreibt, dass "Qualität dem einzelnen Werk nicht mehr inhärent ist, sondern in seinem Marktwert liegt" dann geht's dabei wohl um Distinktion, nicht um große Fragen. Und Distinktion ist gähn.


    Weiterhin scheint mir Lesevergnügen bei der Autorin einen negativen Beigeschmack zu haben. Warum das? Philip K. Dick hat doch gezeigt, dass große Fragen und Lesevergnügen sich keineswegs gegenseitig ausschließen müssen. Wenn er auch leider verkannt wurde.


    Das, was den Hype heute begünstigt bzw. derart ermöglicht, ist die Entwicklung der (Medien-)Technologie. Gut, darum ging's nicht und das weiß wohl auch (fast) jeder. Für einen Nebensatz wäre's aber interessant genug gewesen.


    Interessant wäre, wieviele Menschen früher, zur guten alten Zeit (wann war die noch gleich?), "anspruchsvolle" Literatur gelesen haben und wieviele es heute sind. Würde mich nicht wundern, wenn sich das zahlenmäßig nichts geben würde.

    Vielen Dank für den Tipp! Wirklich ein tolles Buch. Wundervoll geschrieben und außerordentlich spannend.


    Im Nachwort meiner Reclam-Ausgabe wird hervorgehoben, dass Koohlhassens Verfahren mit dem von der Zigeunerin überreichten Medallion seinen ungebrochenen Willen zum Recht darstellt - trotz der vorhergehenden Demutsbezeugung. Ohne die Zigeunerin wäre derartiges darzustellen schwerlich möglich gewesen.


    Weiterhin wird im Nachwort vermutet, dass der Name des kaiserlichen Anklägers Franz Müller auf den mit Kleist befreundeten Rechtsphilosophen Adam Müller anspielt und eben auf den Streit von dessen Theorien mit denen von Rousseau und Hobbes.


    Aber ob jetzt ausgerechnet Jünger ein so wichtiger Teil der Kulturgeschichte ist ... Ich meine: Ich kenne Jüngers Marmorklippen und finde das Buch faszinierend, auch wenn ich nicht genau verstehe, was der Text sagen will ... In Stahlgewittern ist offenbar etwas völlig anderes ... Nein, das Buch bleibt wohl noch eine Zeitlang auf der Reservebank ;) .


    Seine Mamorklippen fand ich sehr enttäuschend. Die Sprache ist edel. Zugegeben. Die Geschichte zieht sich für meine Begriffe aber langatmig und langweilig dahin, veredelt mit Lebensweisheiten. Das Buch endet dann wirr mit dem Oberförster und einem Kampf. Wie Jünger der von ihm hallizunierten "natürlichen Ordnung" ein Loblied singt ist wenigstens lächerlich.


    "In Stahlgewittern" klingt sehr interessant. Bis jetzt habe ich noch keine gute Kriegsverherrlichung gelesen.

    Sibylle Berg: Sex 2


    24 Stunden im Leben der Protagonistin, die eingangs folgendermaßen beschrieben wird: "Ich, 33. Normal schlechte Kindheit, normal aussehend, normal alleine. normal übersättigt. Ein ganz normales Arschloch.'
    Das besondere an den beschriebenen 24 Stunden ist, dass die Protagonisten auf einmal durch Häuserwände der Großstadt sehen kann, in der sie lebt. Oder es sich einbildet und dem Wahnsinn verfallen ist. Darüber ist sich anfangs noch nicht sicher. Was sie mit ihren neuen Fähigkeiten sieht, sind nichts als Grausamkeiten, Perversitäten, Unheimlichkeiten und geplatzte Träume. "Immer widerlicher, was wir sehen, unmenschlicher, aber ist menschlich nicht schon das Schlimmste." Alles in schönen, kurzen Sätzen, nahezu ohne schwere Wörter. Wer Houllebecq mag, wird Berg sicher auch mögen. Wer die Idee von Kindern, die Tiere und Kleinkinder in die Mikrowelle stecken, nicht erschütternd oder so findet, sondern dämlich, der wird dieses Buch wohl nicht mögen.

    Im Schaufenster eines Buchladens in der Provinz las ich unlängst "Klassiker to go". Das fand ich so schlecht, dass ich mir angeschaut habe, wofür da geworben wird. Es war diese Klassikerreihe des Billigverlages Fischer.


    Wenn ich mir die Beschreibung der göttlichen Komödie ansehe, die an Informationen zur Übersetzung nicht mehr zu bieten hat als "Aus dem Italienischen' dann paßt das ja. Ebenso die Beschreibung zur Montaigne-Auswahl, die ebenfalls keine Infos zur Übersetzung enthält. (Irgendwas mit "erste deutsche Gesamtübersetzung" von So-und-so steht im Buch selbst.) Platon haben sie in der Übersetzung von Schleiermacher.
    Don Quixote, bei dem sie auch keine Angaben machen, ist dafür ist von Tieck übersetzt.


    Neben Swetlana Geiers Dostojewskij-Übersetzungen, die es schon länger bei Fischer gibt, findet sicher aber sicher etwas brauchbares. Nachdem ich Heinrich Manns Eugenie gelesen habe, wollte ich mir sowieso Fontanes Effie Briest zulegen. Und die Reclam-Ausgabe hat wirklich nur einen unwesentlich niedrigeren Preis.

    Zu Schopenhauer schreibt Hirschberger wörtlich "Schriftsteller sagen wir". xenophanes schrieb in anderen Threads auch, dass er Schopenhauer (wie auch Nietzsche) für einen Schrifsteller hält. Das ist also nicht Hirschbergers Privatmeinung und wohl auch nicht auf Vatikan und Dunstkreis beschränkt. Aber ist es die Wahrheit?


    Man kann sicher auch bei Atheisten einiges über die Bibel lernen, vor allem wenn diese Atheisten sauber arbeiten. Nur sollten sie dann nicht im Predigergewand auftreten und in einer Kirche dozieren.


    Das Konkordat ist leider völlig offtopic.

    Rober Shea und Robert Anton Wilson, "Illuminatus!"-Triologie, Übersetzung Udo Berger.


    Der Roman um die Religion Diskordianismus, von der böse Zungen behaupten, sie sei ein Witz als Religion getarnt. Andere wiederum meinen, es sei eine Religion als Witz getarnt. Darüber ist man sich nicht einig.


    Das Buch begreift sich wohl selbst als Teil der Operation Mindfuck, die es beschreibt. (Mittels Paradoxien und um viele Ecken letztendlich den Blick für die Wirklichkeit schärfen.) Es hat alles. Verschwörungstheorien, Pornographie, Drogen, Verhaltenspsychologie, Philosophie, Zen, Spieltheorie, Matriarchat, US-amerikanische Literatur, Ökonomie, Politik und Anarchismus, Tarot, US-amerikanische Gegenwarts- sowie Gegenkultur der 1960er Jahre und sicher noch einiges mehr.


    Leicht zu lesen ist dieser Roman nicht. Es gibt nicht nur zeitliche Rück- sondern auch Vorblenden. Ein Bekannter erzählte mir unlängst, nicht ohne Stolz, dass er die Triologie fast durchgelesen, vielmehr sich durchgequält hat. Zehn Wechsel des Ich-Erzählers hat er auf einer Seite gezählt. Einfacher wird das Buch auch dadurch nicht, dass etwa die drogenaffizierte Manie einer Protagonistin durch wirres Geschreibsel dargestellt wird. Ohne Punkt und Komma.
    Wenn man sich davon aber nicht abschrecken lässt, ist es wirklich amüsant. Den Autoren ist nichts heilig, sie haben vor nichts unnötigen Respekt und sie nehmen auch angenehmer Weise sich selbst und ihr Buch nicht zu ernst.


    Das SNAFU[1]-Prinzip etwa, der Grund, warum autoritäre Vereine so ineffizient sind, hat dank diesem Buch auch einen Namen.


    1: http://intranet.cs.man.ac.uk/s…ml/S/SNAFU-principle.html