Beiträge von Stoerte

    Hi xenophanes,


    hätte er geschrieben Literatur und Philosophie sind nicht das gleiche, dann wäre das prima. Hat er aber nicht - er schrieb "wir sagen Schriftsteller".


    Ich weiß aber noch nichtmal, welche Kriterien du an die Überprüfbarkeit stellst. Ob z.B. diese deine Kriterien schon verletzt werden, wenn sich die Bedeutung eindeutig aus dem Kontext ergibt, wie es (wobei du mir sicher zustimmen wirst) überall in der menschlichen Sprache, wenn auch unvorteilhafter Weise üblich ist. (Gemeinsame Termini zu finden ist z.B. schon länger Thema in der Wirtschaft, natürlich aufbauend auf Philosophie und Logik.)


    Die Frage ist jetzt, warum ich das nicht einen Post vorher gefragt habe. Wenngleich ich Schopenhauer unabhängig der Antwort doch mit Gewinn lese. Und ihn nun als Schrifsteller zu bezeichnen, nur weil er einen wundervollen Stil hat entbehrt doch jeder Grundlage. Entweder er war ein guter oder ein schlechter Philosoph.


    Welche Art von Strukturen das sind, durch die, aus ihnen zusammengesetzt Literatur vor allem ihre Prägung erhält hab ich leider nicht verstanden. Ob's nun an einem Homonym klemmt oder an meiner Unbildung, oder ob die Definition einfach eine für mein kleines Gehirn zu komplexe ist, jedenfalls kommt's bei mir nicht an.

    Ich denke Schopenhauer wird unterschätzt, um nur mal diesen Katholizismus"philosophen" Hirschberger zu zitieren: "Schriftsteller sagen wir, denn seine Wirkung lag wesentlich an seiner bedeutenden Kunst, zu schreiben".


    Ich denke bei Schopenhauer einiges lernen zu können. Und meiner Laiemeinung nach, also wenn ich mir überleg nun wirklich formal korrekt, am besten noch so, dass man es einem Automat verständlich machen könnte zu philosophieren, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass da was sinnvolles bei rum kommt. Ist bei ganz banalen, profanen Dingen schon schwer genug.

    Hi Pius!

    Zitat von "Pius"


    Ich bin ein großer Sophokles-Fan, was man auch an meinem Avatar sehen kann.
    Als nächstes kann ich Dir "Antigone" oder "Philoktet" empfehlen.
    Du kannst ja auch im Sophokles-thread nachlesen.


    Danke, werd ich machen. Weiß ich auch gleich, wo ich Fragen loswerden kann ;-). Antigone wollt ich demnächst (fertig) lesen. (Les immer viel zuviele Bücher gleichzeitig...)


    Zitat


    Sophokles ist es übrigens nicht, der dem Ödipus das alles "zumutet" (auch wenn er in seinem Drama die Geschehnisse so ergreifend-tragisch darstellt, daß es seine Zeitgenossen nicht ertragen konnten), er bringt einen Mythos auf die Bühne, der damals so schon lange Kulturgut der alten Griechen war.


    SPOILER:
    Danke für den Hinweis, laut dem Nachwort taucht die Verbannung und Selbstblendung (beides, wieder laut Nachwort damals reguläre Strafen für "Sexualstraftaten") erst bei Sophokles auf (in der Odyssee soll er, nicht näher spezifiziert "leiden"); also findet sich damit auch die bittere Ironie seines Spottes über die Blindheit des Sehers, die Bewahrheitung dessen Weissagung über das Sehen und Blindsein dann erstmals bei Sophokles; wie auch der mit der Blendung und der abermaligen Bitte um Verbannung dargestellte, unbedingte Gehorsam Ödipus gegenüber dem Recht, zusätzlich zu seinem unbedingten Wahrheitswillen. Also der Mensch wird edler und sein Leid grösser.

    Mir fällt bei allzu komplizierten Sätzen immer zwangsläufig der alte Schopenhauer ein (der ganz fraglos ebenfalls erste Philosophenwahl ist), dass Naivität von jeher Kleid des Genies sei. Wie auch seine Spottphrase vom Autor, der kluge Worte hinschreibt und dem Leser dann das Denken überlässt. (beides wahrscheinlich "Schrifstellerei und Stil")


    Oder auch Poppers Übersetzung von Adorno und dem nicht minder überschätzten Habermas ("Gegen die grossen Worte" oder so, in "Auf der Suche nach einer besseren Welt"). Da werden aus ganzen Seiten lediglich wenige Sätze, Gemeinplätze. Alles ohne Informationsverlust.

    Aktuell gibt's Lichtenbergs Suddelbücher komplett für 8 Euro, sind halt weder besonders handlich, noch haben sie einen edlen Einband.
    http://www.zweitausendeins.de/…ArticleFocus=0&show=18837
    Tucholsky und Kafka Werk-/Briefausgaben gibt's genauso billig.


    Die erste Jörg Fauser Werkausgabe gabs auch bei zweitausendeins, zuerst in acht Bänden (Hartkarton, vorne mit buntem Aufkleber), dann ebenfalls einmal auf wenige solcher Megabände verteilt.


    Gebraucht, z.B. bei zvab zahlt man später meist das dreifache oder mehr.

    Vor diesem Kritikerbuch, das wohl zumindest nicht antisemitisch war, nur eben ein langweiliges Pamphlet über seinen Privatstreit mit Ranicki, war Walsers Paulusrede. Seine Schuldontologisierung mit Hegel und Heidegger; das war daneben.
    Was dann daraus wurde war aber nicht minder traurig. Und auch wenn Broder meint das sei alles nicht neu usw., so las ich das von Walser beschriebene Muster, fleissig anklagen um sich selbst möglich reinzuwaschen vorher noch nicht und fand es gerade innerhalb dieser Diskussion doch sehr interessant.


    Dieses Jahr orakelte dann ein Kultur"wissenschaftler" (...) in Walsers Werk einen unterschwelligen Antisemitismus und bekam dafür einen Dr-Titel, darf an einer Uni Studentenköpfe verwirren.
    RR bringt sich mit dem Antisemitismus-Vorwurf, in einem Boulevardblatt auch mal wieder in's Gespräch.


    Um mir auch sicher nicht die Chance entgehen zu lassen, auf dem dünnen Eis auch einzubrechen, das Vorwort seiner Antigonebearbeitung fand ich sehr lesenswert.

    Zitat von "Anonymous/JMaria"

    fin de siècle :
    mußte ich sofort an Oscar Wilde denken. Ich muß nochmals nachforschen, warum das so ist. Aber ich habe den Begriff zusammen mit dem Schriftsteller gelesen.


    Hab den Begriff gestern in der "Schopenhauer-Kur" gelesen und wußte nix mit anzufangen. Grade mal Britannica befragt


    französisch für "Ende des Jahrhunderts"


    bezieht sich auf das literarische oder künstlerische Klima des ausgehenden 19ten Jahrhunderts (bzw. eben alles an dasselbe erinnernde); "sophistication, escapism, extreme aestheticism, world-weariness, and fashionable despair".


    Im Zusammenhang mit der Literatur bezieht sich der Term auf die ebenfalls in diesen Zeitraum fallende Bewegung der "Decadent poets of France" und dem sogenannten Ästhetizismus in England (bei dem Oscar Wilde eine wichtige Rolle spielte). [Nach: Britannica 2004, CD-ROM]

    "Jeder Mensch sollte sich einen Lebensplan zurechtlegen, ebenso durchdacht und geschlossen wie ein mathematischer Beweis. Wer sich getreulich an ein solches System hielte, hätte darin die Handhabe folgerechten und allezeit zielsicheren Handelns. Auf diese Weise wäre einer imstande, jeglicher Gestaltung der Dinge und jedem Ereignis das abzugewinnen, was ihm auf seinem Wege zum Ziel weiterhülfe, so daß alles zur Ausführung seines Planes dienen müßte." schrieb der alte Fritze, der Zweite. Zitiert nach so einer Zitatsammlung. (Ja, derlei ist für Leute, die sonst keine Bücher lesen und also besser noch dieses als gar nix lesen; steht lustigerweise auch gleich, wenn auch positiv von Goethe formuliert, im Geleitwort.)

    Sophokles: König Ödipus (Steinmann, bei Reclam; ich, ohne Fachwissen, hab nix zu meckern an der Übertragung): einfach nur heftig, was Sophokles dem Kerl zumutet. Werd demnächst noch mehr von S. lesen müssen.


    Kleist: Marquise von O (gelesen Barbara Auer, Aldi-Hörbuch) auf's Ende läuft es hier nicht raus, dieses ist jedenfalls kein Höhepunkt, die durchgehende Erhabenheit wäre wohl nur schwerlich weiter zu steigern. Die modellierte Situationskomik, ob unabsichtlich oder gar ein Augenzwinkern - jedenfalls an entscheidender Stelle, also selberlesen - ist der Knaller, vor allem sowas von passend zur heil'gen Weihnachtszeit.

    Der Autor war Kinderpsychologe, die Themata sind gut beobachtet, teilweise ihrer Zeit auch voraus. Bei Teletuppies und anderem, zeitgenössischen Mist hätte ich teilweise wohl eher moralische Bedenken.


    Das mit dem Daumenabschneiden hat mich, trotz elterlicher Relativierungsversuchen aber auch irritiert. (Hab aber nicht Daumen gelutscht, also kein Trauma.)


    Es wird wenigstens nichts falsches gepredigt (wenngleich mir das Wort 'Suppenkasper' heute noch auf den Keks geht; mit dem Löffel zu trinken ist sowas von uneffektiv und also doof). Und die Realität, diese so genannten Menschen, übertreffen letztendlich dann doch, wie ja sandhofer schon schrieb letztendlich jede Geschichte.


    Autoritätshörigkeit ist natürlich gefährlich, wer die "höheren Mächte" nicht hinterfragt, übernimmt auch keinerlei Verantwortlichkeit bei /seinem/ Ausführen /ihrer/ Befehle. (Letztendlich sind das aber die Schuldigen.)
    Derartige Einheitsmenschen sind auch nicht intelligent; dass Zwang der Kreativität, der Intelligenz usw. im Wege steht ist der Psychologie bekannt und leuchtet ein.


    Geht natürlich, leider, auch nicht ganz Autorität. Die antiautoritäre Erziehung, wie diese Kinderläden der '68er, waren wohl ein Wortmäntelchen für Desinteresse oder sind im traurigen Kopf eines Hegelmarxisten entstanden, sind jedenfalls nix, das man einem Kind antun sollte.


    Die Geschichten der Gebrüder Grimm, wie z.B. das Rotkäppchen, existieren wohl teilweise auch in weitaus brutalerer Form.

    Ich kenn bei weitem nicht alles. Evt. die Autobiographie? Zum ersten Teil, "Die Ursache", der wegen so einem guten Pfaffen zensiert wurde, groups.google.com anwerfen, und xenophanes' digitalem Zivilungehorsam dankbar sein. (Danke dafür!) Oder Alte Meister?


    Ist eben immer sehr eigenwillig. Sein Freund, der "nur Ferkelhändler", meinte auch in "Ein Jahr mit Th. Bernhard", B. sei der unverschämteste Mensch, der ihm je untergekommen sei. Tiefsinniges, ob neu oder nicht, kommt genau gleicher Gestalt daher, wie auch Hasstiraden oder einfach banales. "Das Leben an sich, die Existenz an sich, alles ist ein Gemeinplatz." (Der Keller)

    Bernhard ist vor allem saukomisch.


    Frag mich ja, was B. von der Gesellschaft mit seinem Namen gehalten hätte. Oder von seiner Werkausgabe. Klar gehört das dazu, es ist verdient; nur hat er ihnen eben nicht "den Doderer gespielt". Kann man also auch komisch finden.


    Der Untergeher hat, denke ich, extra viele Wiederholungen. Hör dir mal Goulds Goldbergvariationen an. Die aus den 80ern sind langsamer, also evt. "leichter", wie bei Bernhard wohl andere Monologe, andere Melodien auch "leichter" für den Einstieg sind.

    Du hast keine Gedanken dazu? Dass wir auf der, zumindest aus Rechtshändersicht gesehen, falschen Seite fahren ist es wohl nicht.


    Ein französischer Soziologe schrieb Ende des achzehnten Jahrhunderts, es sei interessant, wie sich die Meinung über Napoleon "in weniger als fünfzig Jahren wiederholt verändert hat"; nach der Julirevolution und also nach Beendung der Bourbonenherrschaft.

    Hallo.


    Den Nachsommer hab ich hier auch rumliegen. Hab in einem anderen Gesprächsfaden (glaub im "Allgemeinen" Abschnitt dieses Forums) darüber gelesen, im Internet[1] mal kurz reingelesen und fand das wenige gut. Da man Stifter und seinen Nachsommer scheints entweder haßt, liebt oder haßliebt und er auch ein interessanter Mensch gewesen zu sein scheint muß ich das Buch lesen. Wäre also auch dabei, von mir aus ab heute, scheint sich auch recht entspannt lesen zu lassen.



    [1] http://gutenberg.spiegel.de/stifter/nachsomm/nachsomm.htm

    Mahlzeit,


    Zvab.com ist eine Suchmaschine für, bzw durch, das Bücherangebot von professionellen Antiquaren. Hängt wohl irgendwie mit buecher.de zusammen, ist jedenfalls nix mit Steigern oder gar sich mit Kleingangstern rumärgern.

    Tach!


    Diese Bücherverein-Suche da hab ich mir früher mal angeguckt und nicht kapiert.Dabei geht's woanders - einfach so.


    Ich such meist bei einem großen Onlineversand - kauf dann nur woanders. Mitunter übersieht man dort auch mal Sonderangebote o.ä. (...), auch ist der Übersetzer meist nicht angegeben. Lauter Kleinigkeiten, mit denen man als Konkurent sehr gut punkten könnte.


    Gemeinfreie Werke gibt es eh schon seit ewig in digital, bei http://gutenberg.spiegel.de oder dem englischen project gutenberg - bei google gibt's nur naturgemäß um wirklich alles, egal ob neu oder alt, einen riesen Hype.


    Dass Plagiate durch Internet gefördert werden ist eine sehr unkreative Betrachtungsweise, das Aufdecken von Plagiaten wäre und ist vor allem mit digitalisierten Bibliotheken und dem dadurch ermöglichten automatischen Abgleich weitaus einfacher. Gibt ja auch jetzt schon derartige Dienstleistungen, die zu einem eingesandten Text diverse Quellen mit Auffälligkeiten finden.
    Dass digitale Bücher die echten ersetzen kann ich mir nicht vorstellen, wohl aber ergänzen.


    Dass google für immer mehr der Einstiegspunkt ist, ist, auch jetzt schon, natürlich bedenklich. Ich weiß nur nix, was besser funktioniert.


    Mangel an Medienkompetenz ist dann wieder ein anderes Thema. Wo mir auch Wikipedia und der oftmals recht sorglose Umgang damit einfällt. Ist ja nicht so, als würde heute jeder in die Bibliothek gehen und das sei nun gefährdet.


    Gruß

    Tach,


    Zitat von "sandhofer"


    Ach so, diese Geschichte. Die habe ich, als ich davon hörte, für einerseits so banal und andererseits so an den Haaren herbeigezogen gehalten, dass ich sie offenbar glatt wieder verdrängt habe.


    Schon wundersam, dieser Selbstschutz des menschlichen Geistes, bei der heutigen Datenüberflutung selbstschützt er nun auch vor Banalitäten. Evolution at it's best. Sollte eh nur Beispiel sein, dass eben nicht gemenschelt wird - (zwangsweise) peinliches Beispiel, point taken.

    Die beiden waren in Linz auf der gleichen Realschule.
    http://www.phil.uni-passau.de/dlwg/ws07/15-1-97.txt
    Für fundiertes wäre ich dann (auch wenn es natürlich Kategorie 'gossip' ist) der Bio dankbar gewesen.


    Naturgemäß findet sich in der englischen Wikipedia auch hierzu fragwürdiges: http://en.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein (Mr. 'persona non grata' Irvings Name fällt auch irgendwo).


    Mit google fand ich die sympatische Zusammenfassung "According to Kimberley Cornish's A Jew Of Linz, the philosopher Ludwig Wittgenstein caused the Holocaust." http://slate.msn.com/id/3073/sidebar/38635/
    Ebenfalls bemerkt obiger Kommentar, was auch in der Suhrkamp-Bio erwähnt wird, dass Wittgenstein einen seiner Großväter nachträglich arisieren ließ, damit seine daheim gebliebenen Schwestern nicht ermordet werden. Dass das glatt ging schließt eine persönliche Hassbeziehung aus. (Klar, hätte ein Schmetterling in Südafrika zum richtigen Zeitpunkt gehustet, dann wäre Hitlers Eltern beim Kopulieren etwas dazwischen gekommen und alles wäre sowieso irgendwie ganz anders gekommen.)

    Spoiler:
    Dass die, wohl einem feuchten Traum des Autors entsprungene Alte sich aus dem Fenster gestürzt hat, wird - finde ich zumindest - recht geschickt erzählt. Überlegt man noch, ist auch sie hin. Gut, hätte man sich denken können, geht ja durchweg schlechtmöglichst aus. Hab ich aber nicht.
    Im Gegensatz zu Camus kann man dem ganzen noch nichtmal Sinn geben, was es deprimierend und deprimierender als diesen macht und sicher auch die Intention des Autors war. (Nicht dass sich nun davon abgesehen ein Vergleich besonders anbietet).