Beiträge von Jaqui

    Das Vorwort fand ich ein bisschen dröge: Anscheinend fand sich Seume bemüßigt, für seine recht kritische Haltung gegenüber gekrönten Häuptern und Institutionen, die er uns Lesern verspricht, eine Rechtfertigung auszusprechen.


    Sobald er dann anfängt, die Reise selbst zu beschreiben, wird es interessant und unterhaltsam. Allerdings empfinde ich es schon als literaturtechnischen Mangel, dass er die Briefform wählt, ohne überhaupt den Adressaten vorzustellen oder zu benennen. Ich habe nun den Abschnitt über Prag abgeschlossen und bin in Seumes Gefolge auf dem Weg nach Wien.


    Ich bin nun auch mit Seume unterwegs.


    Das Vorwort habe ich überflogen, ich habe es vor einigen Jahren schon einmal gelesen und hab es mir diesmal erspart.


    Mich würde auch interessieren an wen die Briefe gerichtet sind. Wahrscheinlich an einen engen Freund, immerhin kennt er die Mitreisenden.


    Ich hätte eigentlich erwartet, dass Seume über die einzelnen Städte mehr erzählt und nicht so durchrast. Aber interessant welche Schwierigkeiten man damals beim Reisen hatte.

    Das Kapitel über Wien fand ich jetzt ja nicht so schmeichelhaft für uns Österreicher. Scheint als wären die Behörden damals schon eher grantig gewesen, mit einem Hauch Freundlichkeit dabei.


    Ich wandere jetzt weiter in die Steiermark und begebe mich nach Mürzhofen.

    von Amazon: Das Tagebuch Spaziergang nach Syrakus von Johann Gottfried Seume ist nach Goethes Buch Italienische Reise (1816/17) der populärste Reisebericht aus dem Idealland der Deutschen. Das Buch machte den Dichter über Nacht berühmt.

    Entstehung: Seume interessierte sich vor allem für die Orte, an denen die antiken Schriftsteller gelebt und ihre Werke verfasst hatten. Syrakus auf Sizilien war sein Ziel, weil es die Heimatstadt des Idyllendichters Theokrit (um 310–um 250 v. Chr.) war. Auf Drängen der Freunde stellte Seume den Bericht nach der Rückkehr in vier Monaten aus Briefen und Tagebuchnotizen zusammen.

    Inhalt: Zu Beginn seines Spaziergangs, bei dem er in 250 Tagen 800 Meilen – eine Meile in Sachsen entsprach etwa 7,5 Kilometern – zurücklegen sollte, begleiteten ihn noch Freunde zum Abschied. Von Dresden gelangten die Reisenden nach Prag und nach Wien. Mit leichtem Ingrimm schildert Seume die Untersuchungen, die er hier an einer Grenzstation über sich ergehen lassen muss. Über Graz und Triest erreichte Seume schließlich Italien. Zum ersten Mal fühlt er sich den Klassikern nahe, als er auf dem Wege nach Venedig die Felslandschaften entdeckte, die Vergil in seiner Dichtung beschrieben hatte. In Udine feiert er am 29. Januar seinen 39. Geburtstag.

    In Seumes Bericht über Venedig werden viele Leser sicher überschwängliche Schilderungen der Schönheit und der Kunstschätze vermissen. Weder die Schönheit der Bauwerke noch der Landschaften reißen ihn jemals hin. »Magisch« ist das extremste Wort, das er für Landschaften findet, das zu seiner Zeit soviel wie »zauberhaft« bedeutete. Mit bewegenden Worten widmet sich Seume hingegen der Armut, die er in Venedig antrifft.

    In Rom trifft Seume auf dort lebende Literaten, und auch hier wird der Leser durch ironische Bemerkungen über die Begegnungen erheitert. Über Neapel führt der Weg weiter über Palermo nach Syrakus, dem Ziel seiner Reise. Von diesem kulturell bedeutenden Ort geht es schließlich wieder über Siena, Mailand, Luzern, Dijon, Paris, Straßburg, Frankfurt/Main und Erfurt zurück nach Leipzig.

    Wirkung: Seume ist kein empfindsamer Reisender, der von Kunst und Landschaft der Regionen schwärmt. Er schreibt nüchtern und oft spöttisch. Wenn er zu Beginn seiner Wanderung noch unpolitisch scheint, so führen seine Erfahrungen während der Reise zu einer politischen Reaktion. Er registriert die Atmosphäre der Unterdrückung in Wien, die chaotischen Verhältnisse in Italien, die offensichtliche Folgen der Restauration waren, und die elende Lage der Bevölkerung in Sizilien.

    Seine Sprache ist zupackend und deftig, was ihm seine Zeitgenossen ankreideten. Die Intellektuellen seiner Zeit hatten wenig Verständnis für Seumes Sicht der Dinge. Der Grund für den Erfolg des Buchs liegt in der Tatsache begründet, dass Seume nicht schwärmerisch und sentimental, sondern lebendig und temperamentvoll geschrieben hat und sich an der sozialen Realität seiner Zeit orientiert.


    Interesse bekundet haben:

    finsbury

    thpoas

    jaqui

    Weitere Mitleser sind gerne willkommen


    Ich wünsche uns allen viel Spaß.

    Der Tagesspiegel bringt heute einen schönen Artikel zum Fontane-Jahr, in dem an die Veränderungen im 19 Jh. erinnert wird und erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit aufzeigt. Auch hier wird die Biografie von D'Aprile als spannendste herausgehoben.

    Ein sehr schöner Bericht.


    Ich habe die Wanderungen noch nicht gelesen, sie liegen aber hier rum. Vielleicht sollte ich mal rein schmökern.


    Das mit dem Stress, der Zeit und der Eisenbahn ist sehr interessant. Vorher war es egal ob man pünktlich war. Hatte eh keiner eine Uhr, und dann änderte sich das. Und alle waren plötzlich im Stress.


    Ist wie mit der Hausarbeit. Früher musste man alles selber machen. Heute gibt es für alles Geräte, aber wir haben trotzdem immer weniger Zeit.

    Wenn ich mich richtig erinnere, hat Zweig aber auch sehr lange verdrängt, was da auf ihn zukam, oder?

    Zweig schrieb einmal über die Streitereien mit Bertha von Suttner: "Ich sehe manchmal die gute Bertha von Suttner vor mir, wie sie mir sagte: ‚Ich weiß, ihr haltet mich alle für eine lächerliche Närrin. Gebe Gott, dass ihr recht behaltet.‘"


    Ich glaube nicht viele wollten sehen, was da kommt.

    Wenn Charles mit Karl übersetzt ist, wie ist denn dann die Stelle in der Schulklasse ganz am Anfang mit dem berühmten "Chabovari" übersetzt?

    Kabovary



    »Steh auf!« wiederholte der Lehrer, »und sag mir deinen Namen!«

    Der Neuling stotterte einen unverständlichen Namen her.

    »Noch mal!«

    Dasselbe Silbengestammel machte sich hörbar, von dem Gelächter der Klasse übertönt.

    »Lauter!« rief der Lehrer. »Lauter!«

    Nunmehr nahm sich der Neuling fest zusammen, riß den Mund weit auf und gab mit voller Lungenkraft, als ob er jemanden rufen wollte, das Wort von sich: »Kabovary!«

    Höllenlärm erhob sich und wurde immer stärker; dazwischen gellten Rufe. Man brüllte, heulte, grölte wieder und wieder: »Kabovary! Kabovary!« Nach und nach verlor sich der Spektakel in vereinzeltes Brummen, kam mühsam zur Ruhe, lebte aber in den Bankreihen heimlich weiter, um da und dort plötzlich als halbersticktes Gekicher wieder aufzukommen, wie eine Rakete, die im Verlöschen immer wieder noch ein paar Funken sprüht.

    Im Zuge des Wettbewerbs habe ich Madame Bovary nun auch gelesen und ich bin erstaunt wie schnell es gelesen war.


    Ich habe mir das kostenlose ebook runter geladen und als erstes fiel mir auf, dass der Hauptdarsteller im Buch Karl heißt. Man kann es mit der Übersetzungswut auch ein wenig übertreiben, aber bitte.


    Emma ist in meinen Augen ein naives Ding. Bei der Hochzeit mit Charles war sie nicht verliebt in ihn und war überzeugt, dass die überschwängliche Liebe aus ihren Romanen noch kommen wird. Aber dem war nicht so.

    Ich finde Flaubert sehr fortschrittlich, wie er Emmas Zustand beschreibt als sie ein Mädchen bekommt. Er kann die Zwänge der Frauen sehr gut darstellen. Sie liegen quasi in Ketten, während Männer viel ungezwungener sind.


    Auch die Beziehungen zu ihren Liebhabern hat Flaubert sehr gut beschrieben. Sie langweilt sich im Leben, ist depressiv und sucht Abwechslung und die große Liebe, die sie aber nie finden soll.


    Eigentlich ist Emma eine bedauernswerte Person, die mit sich und dem Leben nicht glücklich ist, obwohl sie so vieles hat worüber sie sich freuen könnte.


    Das Ende kommt wie es kommen muss. Ich bin froh Madame Bovary endlich gelesen zu haben.

    Im neuen Buch soll es ja so eine Art 'Vorschau' auf die Gelbwestenproteste geben...

    Über diese nahezu prophetischen Weissagungen wird ja derzeit viel spekuliert. Ich denke einfach, dass er die Welt genau beobachtet und dann das schlimmste Szenario daraus macht.


    Ich kann mich noch erinnern als das mit der Flüchtlingsbewegung begonnen hat. Da hab ich zu meiner Schwester gesagt: Wirst sehen, bald machen wir die Grenzen dicht und lassen keinen mehr rein.


    Sie hat das damals für unmöglich gehalten. Tja, aber genau das passiert derzeit.

    Hätte ich damals ein Buch geschrieben und genau das vorausgesagt wäre ich jetzt auch ein Prophet.


    Leider war das eine Entwicklung, die vorauszusehen war.


    Ich will jetzt aber keine politische Diskussion starten.

    Sehr interessant JHNewman


    Das mit dem Erscheinungstermin von seinem Buch und den Anschlag wusste ich nicht, hab ich damals wahrscheinlich gehört und wieder verdrängt. Alles in allem aber ein sehr polarisierender Mensch.


    Ich muss wohl wirklich was von ihm lesen um mir selbst ein Bild zu machen.