Beiträge von Elfenkönigin

    nun ja, hubert, es lässt sich darüber streiten, ob es nicht lohnenswert ist, die bibel zur abwechslung einmal nur als literatur zu betrachten. klammert man die religiösen aspekte aus, kann man ganz interessante "entdeckungen" machen, was stil, struktur, motivik etc. angeht. die bibel ist ein so reicher text, dass es sicherlich besser ist, nur aus einer sicht heranzugehen, sonst kann man sich leicht verzetteln und gerät in gefahr, den wald vor lauter bäumen nicht zu sehen. im übrigen bin ich nicht die erste, die die idee hat, bibel einmal als literatur zu sehen, sondern stehe im schatten verschiedener namhafter leute, deren publikationen ich z.t. hochinteressant finde - nun möchte ich einfach gern mal auf eigene faust weiterforschen.

    Hui, das ist ja ein ganz schöner Brocken. Die "Metamorphosen" sind noch viel anstrengender als die "Odyssee" :rollen: Ich hab sie vor 1,5 Jahren gelesen, würde mein Wissen aber gern auffrischen dh. ich les ein bisschen mit, auszugsweise und verfolge die Diskussion, weil die mit euch wirklich immer sehr ergiebig ist. Außerdem habe ich schon einige Ideen und Aspekte parat, die mir bei der Lektüre aufgefallen sind.... wird bestimmt wieder interessant

    Ist vielleicht ein ungewöhnlicher Vorschlag, aber hätte jemand vielleicht Lust, mit mir die Evangelien zu lesen? Die Bibel ist für unsere abendländische Literatur ja genauso bedeutsam geworden wie die Odyssee, deshalb wäre es vielleicht ganz interessant, sie mal (zumindest in Auszügen) zu lesen. Es gibt unwahrscheinlich viele Klassiker, die sich explizit oder implizit auf biblische Intertexte beziehen, kennt man die Bibel ein bisschen, kann das das Lesen unheimlich bereichern. Kurz, ich fange schon bald mit dem Matthäus-Evangelium an; würde mich freuen, wenn noch jemand mitmacht.
    Liebe Grüße
    Elfenkönigin

    TODESFUGE von Paul Celan


    Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
    wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
    wir trinken und trinken
    wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
    Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
    er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
    er befiehlt uns spielt nun zum Tanz



    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
    der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
    Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
    Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr anderen singet und spielt
    er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
    stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf



    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
    wir trinken und trinken
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen




    Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
    dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
    Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
    wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
    wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
    der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
    er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
    ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
    er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
    er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland


    dein goldenes Haar Margarete
    dein aschenes Haar Sulamith

    Zitat von "Hubert"

    Elfenkönigin
    Schön, wieder von Dir zu hören, ich wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.
    Hubert


    danke für die nette (wieder-)aufnahme :smile:
    mit effi briest hab ich vorhin angefangen... es fällt sofort auf, dass die protagonistin, wie so viele frauen in der literatur, als "typisches naturkind" beschrieben wird. die frau ist teil der natur, mit der sie mehr gemein hat als der mann, dessen domäne der geist ist. wenn ich demnächst mehr zeit hab, liefer ich ein paar zitate nach.
    viele grüße
    elfenkönigin

    irgendwie kann ich bei jedem buch, das genannt wurde, ein bisschen nachvollziehen, dass man es unter umständen nicht so gern liest... aber die "buddenbrooks" habe ich in 2 tagen verschlungen und fand sie einfach klasse. überhaupt nicht langatmig :smile:

    - Otfried Preußler - Das kleine Gespenst
    - Michael Ende - Momo; Die unendliche Geschichte
    - Pippi Langstrumpf
    - Astrid Lindgren - Die Kinder aus Bullerbü
    - alle möglichen Internatsgeschichten (Die Dolly-Bücher von Enid Blyton, Der Trotzkopf...) .........

    Ich habe die "insel"-Ausgabe, enthalten sind (nur) 9 essais... besonders interessieren würden mich davon:


    - über die Kinderzucht
    - von den Menschenfressern :klatschen:
    - über Bücher
    - von der Reue
    - über den Eigendünkel


    diese 5 könnten wir ja mal zur ersten Orientierung lesen, diskutieren und dann weiterschauen ?


    viele Grüße
    Elfenkönigin

    ich habe "100 jahre einsamkeit" vor ca. einem halben jahr gelesen. zeitweise war das buch wirklich spannend und mitreißend, manchmal aber auch langatmig und verlor sich in details, die man aus meiner sicht hätte weglassen können. man merkt allerdings sofort, dass die "100 jahre" ein wirklich guter text sind. verwirrend fand ich die immer wieder gleichen namen bei nachfolgenden generationen, das erschwert das verständnis etwas. marquez hat mich während der lektüre immer wieder überrascht; sehr oft geschahen originelle/lustige/groteske/seltsame dinge, die man wirklich nicht vorausgeahnt hat...

    Zitat von "JMaria"

    ich bin im 15. Gesang. Auffallend finde ich die Gastfreundschaft unter den menschlichen Bewohnern: ich denke da an Odysseus bei Alkinoos oder Telemachus bei Menelaos. Speis und Trank gibt es zur Genüge, Bäder werden angeboten. Geschenke zum Abschied aufgehäuft.


    Schön finde ich den regelmäßig auftretende Ausspruch, wenn der Tag heranbricht:
    in meiner Ausgabe:
    Als aber die frühgeborene Mörgenröte mit ihren Rosenfingern erschien...


    Ja, die Gastfreundschaft war das zentrale Element in der homerischen Welt...


    dein Zitat ist eine der formelhaften Wiederholungen in der "Odyssee", Überbleibsel der mündlichen Weitergabe des Textes.
    In meiner Ausgabe heißt es: "Als aber die frühgeborne erschien, die rosenfingrige Eos..."


    viele Grüße
    Elfenkönigin :zwinker: