Beiträge von Elfenkönigin

    Zitat von "Fevvers"


    Da wir bei der Odyssee von mehreren Verfasserm ausgehen müssen: Könnte es sein, dass an dieser Stelle ein Einschub eines anderen Autors/Bearbeiters vorliegt, dessen ursprüngliche Rahmenhandlung verloren ging?


    jaa... könnte vielleicht sein... ich hab auch schon gehört, dass schweinehirten in der homerishen welt besondere menschen waren, das war ein besonderer beruf; weiß leider nicht mehr, wieso :rollen: vielleicht hängt die persönliche anrede damit zusammen?

    penelope wird ihn nicht erkannt haben, weil athene ihn verwandelt hat. er sieht aus wie ein bettler, auch gesicht und gestalt sind anders. nur eurykleia erkennt ihren herrn schließlich beim waschen an der narbe an seinem fuß: die hat athene wohl nicht beseitigt :zwinker:


    dass odysseus sich nicht vorzeitig zu erkennen geben will, außer den leuten gegenüber, die ihm dann nützlich sind, die freier umzubringen, ist klar (obwohl menschlich natürlich schwer durchzuhalten, die von dir genannte stelle zeigt odyssseus ja auch den tränen nahe): er muss die freier solange wie möglich in sicherheit wiegen, dass der anschlag auf sie völlig unvermutet kommt. sobald die männer beseitigt sind, kann er sich um seine frau kümmern. fazit: erst die arbeit, dann das vergnügen :breitgrins:

    Zitat von "Fevvers"


    @ Elfenkönigin: Hast Du eigentlich etwas zum Thema "Blut" nachschlagen können? (Kannst Du ein bestimmtes Symbollexikon empfehlen? Ich möchte mir schon langes eines anschaffen.)


    Blut "Das Lebensprinzip, die Seele, Stärke, die verjüngende Kraft, daher Blutopfer. Die solare Energie. Blut und Wein sind austauschbare Symbole" etc... das ist so die Quintessenz des Symbols...
    aus:Illustriertes Lexikon der Symbole, J.C. Cooper, Drei Lilien Verlag 1986


    auch recht gut ist: Lexikon der Symbole, Gerd Heinz-Mohr, Diederichs Gelbe Reihe 1998.


    was mir beim Lesen der Odyssee aufgefallen ist: der Autor behandelt alle Figuren in der 3. Person (z.B. Telemachos sprach...) bis auf Eumaios, den Schweinehirten. Wenn dieser redet, heißt es von Homer: "du aber, Eumaios, sagtest..." den Sauhirten spricht der Autor als einzige Figur ständig direkt an!? Könnt ihr euch vorstellen, wieso?

    in Kindlers Literaturlexikon (es folgen Zitate) habe ich gelesen, dass sich in der Odyssee verschiedene Stoffkreise, die auch unterschiedlich alt sind, herausschälen lassen:


    1. sehr alter nostos (Heimkehrgeschichte in Form eines alten Schiffermärchens vom herumirrenden Seefahrer; die Geschichte vom totgeglaubten, heimkehrenden König.
    2. das Märchen vom Sohn, der auszog, den verschollenen Vater zu suchen Telemachie
    3. Legende vom Kriegshelden, der die toten Kameraden in der Unterwelt besucht Nekyia


    => irgendein Autor hat das Epos aus diesen Elementen, also aus mündlich überliefertem, längst vorhandenem Traditionsgut, zusammengestellt.



    Zur "Ethik" der Odyssee:


    Das Strafgericht der Götter trifft den, der Unrecht tut, er selbst trägt dafür die Verantwortung. Dies wird schon von Zeus zu Beginn des Werkes hervorgehoben: "Welche Klagen erheben die Sterblichen wider die Götter! Nur von uns, so schrei`n sie, käm alles Unglück; und dennoch schaffen die Toren sich selbst, dem Schicksal entgegen, ihr Elend."
    Dem jedoch, der den Willen der Götter achtet, d.h. für den Autor vor allem: dem, der weder das Gastrecht noch fremdes Eigentum verletzt, der seinen Herrn ehrt und die Unglücklichen nicht von sich stößt, gehört ihre Huld. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Motiv durch das Epos: Das Verhalten gegenüber dem unglücklichen, unerkannten Odysseus wird zum Prüfstein für den, dem er begegnet (vgl. Freier, Eumaios..) Wenn Odysseus die Freier tötet, ist er nur ausführendes Werkzeug der Götter, die die letzten Garanten des Rechts sind. Dies ist die Leitidee des Werkes.


    Hm. Auch ein möglicher Zugang zur Odyssee.

    ikarus: die Etymologie von "Kalypso" ist, glaube ich, nicht ganz klar. Ich habe sowohl in der Sekundärliteratur als auch im Internet widersprüchliches gefunden. Der Name bedeutet soviel wie "Verbergerin", das hat aber wenig mit Odysseus zu tun, denn K. war früher eine (die?) Todesgöttin. Sie hieß ja schon vor der Sache mit Odysseus so, man muss den Namen also nicht auf ihn beziehen bzw. irgendeinen Zusammenhang suchen wollen :zwinker:
    dieser Link ist auch noch ganz o.k.: http://www.werbeka.com/bibliote/gudar/kalypsod.htm


    liebe grüße
    elfenkönigin

    Zitat von "Ingrid"

    Die Erzählung mit Kirke (komisch für mich, ich kenne nur "Circe") ist sattsam bekannt. Es hat mir nur ein bißchen zu denken gegeben: Penelope wehrt mit Macht den Freiern, d.h. für mich, sie verwehrt ihnen auch das Bett, oder irre ich mich da? Aber Odysseus bestieg mir Kirke das köstlich bereitete Lager! :grmpf:


    hallo,


    bin jetzt in der mitte des zehnten gesangs... kirke hat grad die gefährten in schweine verwandelt :entsetzt: ...


    mir ist "circe" auch bekannter als "kirke". das liegt aber sicher daran, dass wir die griechischen begriffe durch die vermittlung der römer kennen, die ja "c" schrieben" und "k" sprachen: wir kennen also ihre schreibweise mit "c", nur wird bei uns eben "c" nicht mehr wie "k" gesprochen (das hat mit sprachwandel zu tun, eine ziemlich komplexe geschichte :rollen: hab ich mal ein seminar dazu gemacht...)


    tja, zur untreue von odysseus kann ich nur sagen: weit entfernt von modernen begriffen wie gleichberechtigung :zwinker:


    eine bemerkung am rande: ich finde die "odyssee" richtig klasse zum lesen!!! :klatschen: hab`s mir wesentlich trockener und schwieriger vorgestellt

    Zitat von "JMaria"

    Mich hat sofort seine Sprache fasziniert, obwohl ich zuanfangs schwer den Rythmus fand....Es steckt soviel in dieser Geschichte...es hat mich im Bann gehalten. Durch dieses Buch ist mir Thomas Mann zum Zauberer geworden...Obwohl ich auch "Die Buddenbrooks" gern las, fand ich den Roman im Gegensatz zum Zauberberg schwach.


    schon überzeugt :zwinker: ... ich fand die Buddenbrooks mitreißend, hab sie in einem Tag und einer Nacht gelesen. Wenn der Zauberberg noch besser sein soll *staun*. Hoffentlich geht es mir auch so :klatschen:

    das klingt ja reizend.... bin gerade beim siebten Gesang, ich habe an der Stelle zu lesen aufgehört, wo Odysseus von Alkinoos reich beschenkt wird... muss das denn sein, diese detailgetreue Schilderung .... na ja, vielleicht halte ich dann endlich mal meine Diät durch :rollen: , wenn mir so richtig der Appetit vergeht.. :breitgrins:???

    Zitat von "JMaria"


    -Der Zauberberg (mein absolutes Lieblingsbuch von T.M.)
    LG Maria


    warum ist "Der Zauberberg" dein Favorit? Ich höre mir gerne auch eine ausführliche Erklärung an :rollen: :zwinker: , brauch nämlich ein bisschen Motivation, mich nach dem Don Quijote und "Schuld und Sühne" an noch so einen dicken Schinken zu machen *grins*
    liebe grüße
    elfenkönigin

    http://www.bhak-bludenz.ac.at/…ur/griech_antike/epos.htm


    ist vielleicht auch ganz lesenswert, zur Ergänzung...


    Steffi, so weit wie du bin ich noch nicht, weil ich zeitgleich den Don Quijote lese :rollen: , ich habe erst den vierten Gesang hinter mir. Ich fand irgendwie ganz witzig, dass der "Meeralte" Proteus sich als Gott, der er immerhin ist, gegen Menelaos, der ihn festhält und partout nicht loslässt, nicht wehren kann. Zwar verwandelt er sich in allerlei (Löwe, Schlange, Wildschwein, Baum etc.), doch mehr ist offenbar nicht drin und Proteus erzählt dem Heroen schließlich, was er hören will...


    auch hier wieder diese "menschliche" Schilderung: Menelaos bezwingt erst einen Gott (!) und weint dann, als er hört, dass sein Bruder Agamemmnon ermordet wurde.


    Zur Geographie hab ich irgendwo gelesen, dass man die Odyssee nicht "abgekoppelt" als Reisebericht verstehen darf, weil das Ganze eben in sagenhafte Zeiten zurückreicht und die Orte u. Routen größtenteils nicht eindeutig bestimmt werden können; da gibt es anscheinend viele Unstimmigkeiten.

    Zitat von "Fevvers"

    es gab Vortragende, die die "Ilias" oder die "Odyssee" komplett im Programm hatten. Eine enorme Gedächtnisleistung, die sich heute wohl niemand mehr vorstellen kann.


    Das darf man sich nicht so vorstellen, dass da auswenig gelernte Texte vorgetragen wurden; die Sänger hatten Formeln, Schemata im Gedächtnis, die sie immer wieder neu zusammenfügten; ein Vortrag war nie genau identisch mit einem anderen. (Deshalb auch die vielen Wiederholungen von Wörtern und Wendungen in der Odyssee) Das kann man heute z.B. noch an Witzen sehen (die einzigen Texte, die mündlich weitergegeben werden, abgesehen von reinen Formeln wie Sprichwörter): ein und dieselbe Person wird einen Witz nie zweimal mit exakt denselben Worten erzählen doch Inhalt und Pointe trotzdem vermitteln können.

    Zitat von "JMaria"


    wer singt da eigentlich ?


    die Götter?
    ich vermute aber eher, daß Lyrik gern in Gesänge eingeteilt wurde. Dantes' Göttliche Komödie wurde auch in Gesängen eingeteilt. Aber sicher weiß ich das nicht, dazu kenne ich mich in der Lyrik zu wenig aus....


    Lyrik wurde früher generell gesungen, nicht gesprochen ("Leier" kommt von griech. "lyra", daher stammt unser Begriff "Lyrik"). Der Vortragende sang also. Bei der Odyssee ist eben Homer (setzen wir das mal voraus, vgl. mein anderes Posting dazu) der Verfasser, also der Sänger. Man nennt ihn ja auch den "blinden Rhapsoden"

    Zitat von "Fevvers"


    Allerdings ist mein Lesetempo derzeit nicht sehr schnell, wie sieht es bei Euch aus? Wie weit seid ihr eigentlich?


    Eines meiner seit Jahren unentbehrlichen Lieblingsnachschlagewerke ist Gerhard Finks "Who's who in der anitken Mythologie" (dtv) sein. (Gibt's auch für Shakespeare und die Bibel.)


    ich bin erst am Anfang des dritten Gesangs, weil ich noch andere Bücher parallel lese... außerdem meine ich, sollte man die Odyssee vielleicht wirklich langsam lesen, weil sonst einiges verlorengeht, man übersieht sonst viel; ist halt schon anspruchsvoll und zeitlich weit entfernt, es "steckt so einiges unter der Oberfläche" :smile: . Ich möchte aus diesem Grund auch ein bisschen in die Sekundärliteratur reinschauen...


    das "who`s who" habe ich auch :breitgrins: ; ist wirklich hilfreich und einfach nur zu empfehlen :klatschen: . Für Märchen gibt es übrigens auch eines...


    lg elfenkönigin

    Ich habe leider erst die Buddenbrooks und den 1. Band der Joseph-Tetralogie sowie verschiedene Erzählungen gelesen (meine Favoriten: Der Tod in Venedig, Die Betrogene). Der Zauberberg liegt noch ungelesen bei mir daheim. Ist nach der Odyssee eingeplant :smile: Von Felix Krull hab ich mal eine ziemlich gute Verfilmung gesehen...
    lg elfenkönigin

    Zitat von "ikarus"


    [i]"Reiselektüre - ein Gattungsbegriff voller Anklänge der Minderwertigkeit. Die Meinung ist weitverbreitet, was man auf Reisen lese, müsse vom Leichtesten und Seichtesten sein, dummes Zeug, das >die Zeit vertreibe<. Ich habe das niemals verstanden. Denn abgesehen davon, daß sogenannte Unterhaltungslektüre zweifellos die langweiligste auf Erden ist, will mir nicht eingehen, warum man gerade bei so festlich-ernster Gelegenheit, wie eine Reise sie darstellt, unter seine geistigen Gewohnheiten hinabgehen und sich aufs Alberne verlegen sollte. Ist etwa durch die enthobene und gespannte Lebenslage des Reisens eine Seelen- und Nervenverfassung geschaffen, in der das Alberne weniger anwidert als gewöhnlich?"
    ikarus


    Thomas Mann - ich liebe ihn!!! :rollen: