Hallo zusammen
Zitat
Überhaupt, selten habe ich ein so witziges, flüssig geschriebendes Buch gelesen. Auf jeder Seite gibts etwas zum schmunzeln und ich frage mich, sollte es diese indischen Orte Boggley Wollah und Dumdum wirklich geben :breitgrins:
das hat mich doch veranlaßt, mal zu googlen und die Suchmaschine spuckte den Hinweis zu einer Reisebeschreibung(?) von Lord Frederic Hamilton aus. Da aber der gesamte Etext erschien, konnte ich "Boggley Wollah" nicht finden.
Falls es euch interessiert:
http://gutenberg.teleglobe.net/etext04/hrvry10.txt
Zitat von "Steffi"
Joseph:
Thackeray hat ihm ja auch durch seine Kleidermanie eine Parallele zum biblischen Joseph verschafft, wie er ja selber durchblicken lässt und er passt auch zu Thomas Manns Darstellung des jungen Joseph ausgezeichnet. Ich glaube auch, dass es bei Thackeray trotz der Leichtigkeit viele derartige Anspielungen gibt (immer mal wieder kommen ja biblische oder Märchengestalten vor) leider ist meine Ausgabe nicht kommentiert.
nach biblischen und Märchengestalten Ausschau zu halten ist mir noch garnicht gekommen. Ich werde mal darauf achten, aber bis Kapitel 11 ist mir nichts untergekommen.
Hast du noch ein Beispiel zu Märchengestalt?
ein schöner Gedanke, wie du von dem eitlen Joseph des Thackerays auf Thomas Mann's Joseph kommst. Eitelkeit finden wir bei beiden, nur ist Thackeray's Joseph dümmlicher beschrieben.
Zitat von "Steffi"
Besonders schön im Kapitel 4 "Die grünseidene Börse" - klingt schon irgendwie nach Geldgier, oder ? - fand ich den Erzähler, der im übrigen gar nicht nervt und immer elegant sarkastisch ist, der sich über die Frauen ausläßt:
stimmt, das klingt wirklich nach Geldgier 
Extreme Farben kommen öfters vor, z.B. der Diener bei den Crawleys in kanariengelben Westen.
Zitat von "Erika"
Im Vorwort zu meiner Ausgabe steht, dass Kapitel V später hinzugefügt worden ist. Das erklärt den Bruch, den man beim Lesen empfindet.
das erklärt es, danke dir 
Im Kapitel 8 erfahren wir vom Erzähler mehr über den Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit
Zitat:
Dieser Jahrmarkt der Eitelkeit ist bekanntlich ein ganz eitles, törichtes und schlechtes Unternehmen, wo es nichts als Lug und Trug und Anmaßung gibt, und wenn auch der Moralprediger, der auf dem Titelblatt erscheint.... nicht in Talar und Bäffchen gekleidet ist, sondern in das gleiche Narrenkleid, das seine Gemeinde ziert, so muß er doch die Wahrheit sagen, soweit er sie weiß, ob er nun einen schwarzen Hut oder eine Schellenkappe trägt, und bei solch einem Unternehmen springt nun einmal allerlei Unangenehmes heraus.
und man merkt dies "Unangenehme" nun auch, denn ich finde der Ton im Buch wird schärfer. Der Erzähler sagt am Ende Kapitel 8 zwar, dass das nächste Kapitel noch sanft ist, aber er beginnt die Eitelkeit aufzudecken.
Ende Kapitel 9 finden wir eine Karrikatur des Schriftstellers als kleiner Narr, mit süßer Nickelbrille, mit einer Maske in der Hand und einem Narrenzepter. Es soll Thackeray als Selbstporträt darstellen.
Wie findet ihr Becky's Entwicklung?
hat sie sich weiterentwickelt oder ist ihre Verhaltensweise gleich geblieben?
In Kapitel 10 spricht der Erzähler von einer Veränderung:
Sie war ein ganz andrer Mensch als das hochnäsige, schüchterne, unzufriedene kleine Mädchen, das wir früher kennengelernt haben. Diese Änderung ihres Wesens war ein Beweis für ihre Klugheit, für den aufrichtigen Wunsch, sich zu bessern, oder jedenfalls für ihren hohen moralischen Mut.
schüchtern?
setzt uns der Narr hier eine Maske auf? Dürfen wir dem glauben was der Narr erzählt? Der Anfangsbuchstabe im 10. Kapitel ist auch in einer Narrengestalt gebildet.
immerhin sagt er weiter:
Ob es nun das Herz war, das unserer Rebekka dieses neue System der Gefälligkeit und Demut diktierte, das soll ihre spägere Geschichte zeigen. Ein Mädchen von einundzwanzig Jahren wird selten ein System der Heuchelei auf Jahre hinaus befriedigend durchführen.
wir dürfen also schon noch gespannt sein.
[Briefkontakt zwischen Martha Crawley und Miss Pinkerton wegen Becky Sharp]:
Miss Pinkerton empfiehlt 2 ihrer Schützlinge, eine davon, Miss Tuffin, ist hochintelligent, aber leider außerordentlich hübsch, somit eigentlich nicht zu empfehlen. Das arme Mädel, was nützt ihr dass sie Spanisch, Französisch, Griechisch, Latein, Hebräisch und sogar etwas Syrisch sprechen kann, von den anderen Fächern ganz zu schweigen.
Mit 18 Jahren ein solches Wissen - ich staune!
Aber ich denke Thackeray übertreibt hier bewußt: all das Wissen hilft ihr nicht, weil sie zu hübsch ist. :grmpf:
Kapitel 11
in ihren Briefen an Amelia erwähnt sie beiläufig, dass die Kleider die Amelia ihr schenkte bereits recht abgenutzt sind und sie armes Mädel sich keine neue Toilette leisten kann.
Sie hält sich einige Türen offen, die gute Becky.
aber wie bereits erwähnt, ich finde der Ton wird schärfer.
Kommt es mir nur so vor, oder wechselt der Erzähler seine Identität? z.B. als Narr, da habe ich dann das Gefühl ihm nicht alles zu glauben bzw. vorsichtiger zu sein, was er mir sagen will. (siehe oben, Beckys' angebliche Änderung), manchmal als normaler Erzähler, manchmal als Mann und Bruder(??? Ende Kapitel 8).
Ich steig da noch nicht ganz durch.
Ich komme zu Kapitel 12.
viele Grüße
Maria