über Eure Leselisten und überhaupt über Eure Ernshaftigkeit bin ich voller Bewunderung. Das hat wohl auch dazu geführt, dass einige von Euch Germanistik studiert haben
Ich kann da nur von mir reden, aber imho gibt es da eigentlich nichts zu bewundern, viele Bücher lesen ist ja keine besondere Leistung. Schon gleich gar nicht, wenn man (wie ich) ein Lustleser ist. Bücher, die mich nicht interessieren, lese ich nicht (Monika Maron z.B. ;-)). Andere machen, können und kennen halt anderes, von dem wiederum ich nicht den Schimmer einer Ahnung habe (um nur bei den schönen Künsten zu bleiben: Musik, Malerei, Bildhauerei, Ballett – da kenne ich mich praktisch überhaupt nicht aus). Ich hab zwar Germanistik studiert, aber auch da habe ich ziemlich unstrukturiert gelesen (es gab natürlich Pflichtlektüre, aber etwa solche Gassenhauer wie "Die Glocke" hab ich erst deutlich nach dem Studium gelesen). Und kreuz und quer verläuft meine Lektüre auch heute immer noch. Wobei ich froh bin, wenn ich überhaupt Muße finde, ein Buch zu lesen und ich nicht auf Comics ausweiche …
Don Quichote hab ich als Jugendlicher einmal in der Tieckschen Fassung gelesen, sehr viel später in der kompletten Übersetzung. Das hab ich vor ein paar Jahren noch mal versucht, hab das Buch aber dann doch eher gelangweilt beiseite gelesen: da liegen einfach ein paar Hundert Jahre zu viel dazwischen. – Den Tristram Shandy fand ich beim ersten Lesen klasse, beim zweiten noch besser, beim dritten Durchgang aber war der Zauber verflogen. Musil hab ich 2x versucht und bin 2x grandios gescheitert (so nach maximal 150 Seiten), Ulysses hab ich (in Wollschlägers Übersetzung) ziemlich früh verschlungen (wohl während des Zivildienstes, also mit 18, 19); sehr viel später hab ich's nochmal versucht, fand dann aber nicht die richtige Stimmung – dann sollte man ehrlich genug sein, dass das Buch und man selbst aktuell halt nicht zusammenpassen und abbrechen. Aber das lese ich garantiert noch mal (hm, könnte ich auf die Liste für 2021 setzen …). Mit den Joseph-Romanen bin ich nicht so richtig warm geworden (huch – nein, das sollte keine Anspielung sein …), da bin ich schon beim ersten Band gescheitert. Buddenbrocks und Zauberberg hab ich dagegen mehrfach mit Begeisterung gelesen.
Schopenhauer ist übrigens einer meiner Hausheiligen ;-). Den hab ich so mit 17, 18 erstmals gelesen, das hat mich seinerzeit ziemlich umgehauen. Ähnlich wie Schmidts "Leviathan". Speziell Schmidt dominiert meine Lektüre wohl am stärksten, wobei ich nicht mehr der manische Schmidt-Leser meiner frühen Jahre bin (wobei – ich lese eigentlich alle zwei, drei Jahre das erzählerische Gesamtwerk bis zu den Typoskripten. Hm.).