Beiträge von Nightfever

    Zitat von "Zola"

    Eine kleine Bücherregal-Typologie:
    Typ "Bücherwurm": Zweireihig bis auf den letzten Zentimeter vollgestopfte Regale (meist Modell Ivar oder Billy)


    Und zu welchem Typ gehörst du?


    Ich bin ein Bücherwurm-Azubi :clown:


    Ich habe immer so um die drei- bis vierhunder Bücher in meinem elf-quadratmeter-Zimmerchen. Billyregale. Teilweise zweireihig. Allerdings verschwinden halt vor allem die Bücher in der zweiten Reihe, die nicht mehr so wichtig sind. Und die räume ich dann eher mal in den Keller, wenn ich meinen zweijährlichen Großputz mache.


    Eine "Neureiche" bin ich bestimmt nicht. Ich habe zwar auch lieber die optisch ansprechendere Variante eines Buches, aber ich gebe überhaupt nicht viel Geld für Bücher aus. Bin ja ein armes Schüler mit noch ein paar anderen teuren Hobbies (Reisen...). Eher lasse ich mir die Bücher dann gezielt schenken :breitgrins:


    LG
    Nightfever

    Ich bin nicht sicher, ob das noch in dein Suchraster fällt, aber es gibt von Willi Fährmann ein Jugendbuch, das zu Beginn der Nazi-Herrschaft spielt: "Unter die Asche die Glut". Es ist schön spannend und lässt verschiedene Ansichten zu Wort kommen, wenn auch die Perspektive der Hauptperson (katholische Jungschar) überwiegt. Dabei kommt der Holocaust nur ganz am Rande vor, die allgemeine Dangsalierung durch die Nazis schon mehr.
    Willi Fährmann ist Jahrgang 1929, gehört also noch in deine 1. Generation. Allerdings eher in die Gruppe, zu der auch ein Bekannter von mir gehört: Unter den Nazis gelitten, obwohl nicht direkt von ihnen verfolgt.


    Doch, ich könnte mir vorstellen, dass du damit etwas anfangen kannst.


    Ansonsten kenne ich nur noch einen Doppel-Roman aus der Betroffenen-Perspektive: Stefanie Zweigs "Nirgendwo in Afrika" + "Irgendwo in Deutschland".


    Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg für deine Arbeit


    LG
    Nightfever

    riff-raff: Nein, das Gedicht ist nicht von mir, leider. Freut mich aber, dass es dir gefällt, ich mag es nämlich auch.


    Ich habe es aus einem anderen Forum, aus einer Signatur. Deshalb wusste ich bisher auch nicht, woher es kommt. Eben habe ich dann mal Gogol gefragt und kann jetzt verkünden, dass es sich um ein Lied von Annett Louisan handelt. Es hat sogar noch mehr Strophen:



    Der erste Teil gefällt mir aber besser :zwinker:


    Was wohl Camus dazu sagen würde? Dass man nicht einfach "blau" machen kann? :zwinker:


    Ich bin gerade im Kapitel "Die Eroberung":


    De Eroberer wissen, dass die Tat an sich nutzlos ist. Es gibt nur eine nützliche Tat: die den Menschen und die Erde neu erschaffen würde. Pessimismus pur :zwinker:


    Trotzdem will er "kämpfen." Was auch immer man sich darunter vorzustellen habe.


    Selbst erniedrigt, bleibt das Fleisch meine einzige Gewissheit (S. 114) Momentmal! Auf S. 44 hat er noch die Trinitiät von (sinnfreier) Welt, (sinnsuchendem) Mensch und dem Absurden als die einzige Gewissheit bezeichnet, die dem Suchenden genüge und aus der alle Konsequenzen gezogen werden könnten. Was denn nu?


    Jedenfalls bin ich gerade mal wieder in einem Abschnitt, den ich schwwieriger zu verstehen finde...


    Na ja, nicht aufgeben :smile:


    LG
    Nightfever

    Bei uns ist es nicht so, dass nur noch die Präsentation zählt (obwohl die auch wichtig ist). Im Gegenteil, unser D-Lehrer hat neulich erst bei einer Hausarbeit bemängelt, er könne daran nicht erkenne, was die Schülerin selbst weiß/denkt, und was nur aus Büchern abgeschrieben ist.
    Bei uns hat, glaube ich, auch noch kaum jemand eine Arbeit aus dem Netz abgegeben - wir schreiben eher voneinander ab, mit kleinen Veränderungen.


    Allerdings haben wir auch einen recht autoritativen Lehrer, der uns mal glaubhaft versichert hat, er kenne die entsprechenden Interpretationen ganz gut und würde merken, wenn unser Stil nicht unser Stil ist. Das Gleiche auch von unserer Geschi-Lehrerin, die noch ein paar Anekdoten hinzufügte, über Encarta-Ausschnitte, die sie in Hausarbeiten gefunden hat :elch:


    Ehrliche Grüße
    Nightfever

    @ alpha: Keine Sorge. Ich muss mich schon kräftig in den Hintern treten, um ab und zu auch mal ein paar notwendige Dinge für die Schule zu tun. Ich faulenze sehr gerne, bzw. mache dann halt andere Sachen (lesen, fernsehen, Kino, Musik hören, telefonieren...) als Lernen. Da besteht keine Gefahr :breitgrins:


    Faule Grüße von Nightfever

    Hallo,


    habe noch ein wenig nachgedacht.


    Riff-raff hat zwar etwas eindrücklich auf den Punkt gebracht, aber ich glaube nicht, dass er damit Camus wiedergibt. Ich kann bisher nirgendwo im Mythos eine Stelle finden, die sich auf "das Leben ist scheiße" verdampfen lässt. Ich vermute, dass Camus dem widersprechen würde und diese Aussage eher einer dem Jenseits zugewandten Person (einem Märtyrer, Hindu oder Buddhisten) zuschreiben würde.


    Camus sagt: Das Leben hat keinen Sinn. Und damit muss ich leben. Selbstmord hieße Flucht, und die will er nicht begehen, sondern er will die Sinnlosigkeit (Absurdität) des Lebens aushalten. Für ihn ist das Leben trotzdem lebenswert.



    Georg: Das ist ja nett, dass du hier Andreas Gryphius zitierst. Wir haben das Gedicht letztes Jahr in Deutsch durchgenommen. Werde ganz wehmütig, wenn ich darüber nachdenke, dass der Deutschunterricht nu auch bald hinüber ist.


    Wie auch immer, Gryphius spricht zwar ähnlich wie Camus, wenn der in guter existenzialistischer Tradition an unseren Tod erinnert, aber der Kontext ist doch noch mal ein anderer. Der gravierende Unterschied zwischen einem Barock-Dichter und einem Existentialisten ist dabei: Der eine glaubt selbstverstädnlich an Gott, der andere selbstverständlich nicht.


    das hat zur Folge, dass sie aus ähnlichen Prämissen unterschiedlich folgern. Camus sagt: Die Welt ist absurd, ich kann sie nicht verstehen, aber ich will trotzdem in ihr leben. Und ich fürchte den Tod, denn er ist mein Ende.


    Gryphius dagegen sagt eher: Diese Welt ist vergänglich, aber es gibt noch eine andere.


    Als Beispiel dafür habe ich hier noch ein Gedicht - über den Dichter bin ich mir nicht sicher, könnte statt Gryphius auch von Brocke sein:


    Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
    Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
    Ein schnöder Schein in kurzgefassten Grenzen,
    Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
    Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
    Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
    Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
    Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
    Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
    Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
    Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
    Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
    Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
    Halt ihre Lust für eine schwere Last:
    So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
    Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.


    Camus würde das sicherlich etwas anders sehen ;-)



    Wie weit seid ihr denn inzwischen? Ich bin am Anfang von "die Eroberung", überlege aber gerade, ob es sich lohnt, das zu lesen oder ob ich es lieber überspringe.


    Im Unterricht haben wir noch einen Text aus dem "Mythos" zur Erläuterung aufbekommen: Beginnt auf der 2. Seite von "Der philosophische Selbstmord" (S.43 bei mir): Wenn ich einen Unschuldigen eines ungeheuerlichen Verbrechens bezichtige... bis
    Es handelt sich nur darum, alles Konsequenzen aus ihr zu ziehen. Mal schauen, das dürfte nicht so schwer werden, immerhin erklärt er nur ein bisschen, was unter "absurd" zu verstehen ist.


    Liebe Grüße
    Nightefever

    Danke für die guten Wünsche, riff-raff :breitgrins:


    Zitat von "riffraff"

    Zwinker



    Das ist starker Tobak, da stimme ich dir zu.


    Ich meine auch, man muss ganz schön stark sein, um das in aller Konsequenz durchzustehen.


    Deine schriftliche Auseinandersetzung war sehr hilfreich für mich. Jetzt kann ich mit der Revolte auch etwas anfangen.


    Zitat

    Das Leben ist scheisse, aber davon lasse ich mir doch den Tag nicht vermiesen...


    Ich glaube, das merke ich mir. :elch:


    Allerdings kann ich dem so nicht zustimmen. Ich erlebe es eher so: Das Leben ist schön, ich habe trotzdem manchmal einen Scheißtag....


    Wird Zeit, dass ich mal wieder weiter lese. Wenn ich nur nicht immer so ein schlechtes Gewissen hätte, weil ich eigentlich Mathe fürs Abi lernen sollte...


    Na, bis bald mal wieder
    Nightfever

    Ich komme auf zwei unterschiedlichen Wegen auf meine Bücher:


    Entweder jemand bringt mich darauf. Zum Beispiel haben wir uns in Deutsch mit Sartre und Camus beschäftigt und jetzt lese ich "Der Mythos von Sisyphos", habe auch "Das andere Geschlecht" angefangen und will noch "Der Existenzialismus ist ein Humanismus" und "A Vindication of the Rights of Women" (Feminismus) lesen.


    Der andere Weg besteht darin, dass ich mal wieder etwas "leichteres" lesen möchte - Trivial- oder Unterhaltungsliteratur - und solches in der Bücherei suche. Oder ein einer Buchhandlung. Da gehe ich dann oft nach Cover, Hörensagen, Thema, Klappentexten etc. vor.


    LG
    Nightfever

    Hallo :winken:


    Wie weit seid ihr inzwischen?
    Ich bin am Anfang von "Der absurde Mensch". Inzwischen verstehe ich auch wieder etwas...


    Neulich habe ich mich mit meiner Mutter über "Gott und die Welt" unterhalten, und wir kamen darauf, dass die Welt tatsächlich nur unter Einbeziehung eines Gottes oder höheren Wesens verständlich und/oder logisch erscheint. Die Existenzialisten, sofern sie Atheisten sind, empfinden entsprechend die Welt als sinnlos , als absurd. Sie wollen aber trotzdem darin leben.
    Ich finde das ganz schön stark :zwinker:
    Allerdings halte ich diese Weltanschauung nicht für Mehrheitsfähig, weil der größte Teil der Menschheit eben doch lieber eine sinnvolle Welt sucht. Nicht umsonst gibt es seit Jahrtausenden religiöse Kulte. Und dort, wo die Religion abgeschafft wurde, baut man dann eben der Vernunft oder dem Kommunismus Altäre.


    Mir gefällt bei Camus die These der Gleichwertigkeit der Erfahrungen anstelle einer von außen aufoktroierten Moral. Ich habe allerdings noch nicht gefunden, nach welchen Kriterien er dann zwischen nachahmenswerten und nicht nachahmenswerten Erfahrungen unterscheidet, und inwiefern sich dieser Prozess dann davon unterscheidet, dass ich als Christin selbstverständlich "nach bestem Wissen und Gewissen" entscheide und handele.
    Sartre erklärt das in seiner Schrift "Der Existenzialismus ist ein Humanismus" mit einer Regel, die stark an Kants kategorischen Imperativ erinnert. Sartre sagt nämlich, dass ich in jedem Augenblick meines Lebens neu entscheide, was ich tue (und damit, wer ich bin). Mit jeder Entscheidung entwerfe ich mich in die Zukunft hinein, ich mache also gleichzeitig eine Aussage darüber, wie ich meine, dass man in meiner Situation handeln sollte - in meinen Handlungen proklamiere ich mein Ideal. Sartre impliziert offensichtlich, dass man nicht mit zweierlei Maß messen darf. :zwinker:


    Na ja. Ist im Prinzip nix gegen zu sagen, aber neu ist das nicht. Auf jeden Fall aber passt es dazu, dass Camus im "Mythos" sagt, im Existenzialismus gäbe es keine Schuldigen, nur Verantwortliche.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verwirrend.


    Liebe Grüße
    Nightfever

    Ein kommunistisches, würde ich sagen. Was auch immer das ist :breitgrins:


    Vielleicht erfährst du etwas über sein Menschenbild, wenn du dir ein paar seiner Dramen durchliest. Sind ja weder lang noch schwierig.


    MfG
    Nightfever

    Dann sind wir uns ja einig. Wobei das Bezeichnende an "Mein Kampf" ja ist, dass zwar mehrere Millionen Exemplare verteilt/verkauft wurden, aber kaum jemand das Buch gelesen hat. :zwinker:

    Zitat von "Maja"


    Irgendwo habe ich mal gelesen (Nabokov? Vielleicht finde ich's noch), dass die richtige Art ein Buch zu lesen wäre, so wie man ein Bild betrachtet. Da beginnt man auch nicht in der oberen linken Ecke...
    Herzliche Grüsse,
    Maja


    Wie würdest du denn ein Bild betrachten?


    oder direkt: wie liest du den "Mythos"?


    Wenn ich eine Bildbeschreibung anfertige, kann ich nämlich tatsächlich in der linken oberen Ecke anfangen. Ob das sinnvoll ist, hängt an der Art/dem Aufbau des Bildes.


    riff-raff: Danke für deine Ausführungen. Jetzt habe ich wieder einen Haken, an dem ich mein Seil aufhängen kann. Nicht zum Suizid, sondern zum Aufstieg in höhere Verständnis-Sphären.


    Im Franz-Kurs lesen wir gerade "Le Malentendu" (Das Missverständnis). Dabei habe ich gelernt, dass es in Camus Leben und Schaffen drei Phasen gibt: Das Klima der Absurdität, Die Revolte und Der Optimismus. Unser Deutschlehrer behauptet, im "Mythos" seien schon alle drei angelegt. Na, dann wollen wir mal suchen gehen...


    Ich lese nachher mal weiter. Melde mich dann wieder.
    Liebe Grüße
    Nightfever

    Warum? Bist du sicher, dass du mich richtig verstanden hast? Vielleicht sollte ich umformulieren: Ein Autor (nicht: Schriftsteller), der so schreibt, dass auch Menschen seine Romane lesen, die sonst sehr wenig lesen, versteht offenbar sein Handwerk, in diesem Fall: Thriller schreiben.


    LG
    Nightfever

    Liebe Leila,


    vielen, vielen Dank! das klingt vermutlich merkwürdig, aber ich bin schrecklich gerührt und dankbar, dass du noch weiter gesucht hast. Hat leider private Hintergründe.


    Jedenfalls ist es wirklich spannend, was du da berichtest. Morgen, wenn ich wieder wach bin und mein Drucker hoffentlich wieder funktioniert, werde ich es auf jeden Fall ausdrucken.


    Nochmals vielen Dank!


    Liebe Grüße
    Nightfever

    Ich freunde mich langsam mit dem "Mythos" an. Sicher werde ich mit Camus, was Hoffnung angeht, so schnell nicht übereinstimmen, aber ich bekomme ein Gefühl dafür, was er meint.


    Habt ihr auch solche Schwierigkeiten, zusammenzufassen, was Camus schreibt?


    Und ich sollte das Buch vielleicht lieber von hinten nach vorne lesen - ich lese und muss dann immer wieder zurückgehen, um zu verstehen, worauf er sich jetzt wieder bezieht...


    Confuse Grüße
    Nightfever

    Zitat

    Eigentlich dürften Genies keine Kinder haben ...


    Nein, sie müsen dann schon auch Genies der Erziehung sein, die ihren Kindern beibringen, unabhängig von ihren Vorfahren ein eigenes Leben aufzubauen.


    Gibt es denn Familien, wo Elter und Kind beide außerordentlich berühmt geworden sind; wo es gut gegangen ist?


    LG
    Nightfever