Hallo,
habe noch ein wenig nachgedacht.
Riff-raff hat zwar etwas eindrücklich auf den Punkt gebracht, aber ich glaube nicht, dass er damit Camus wiedergibt. Ich kann bisher nirgendwo im Mythos eine Stelle finden, die sich auf "das Leben ist scheiße" verdampfen lässt. Ich vermute, dass Camus dem widersprechen würde und diese Aussage eher einer dem Jenseits zugewandten Person (einem Märtyrer, Hindu oder Buddhisten) zuschreiben würde.
Camus sagt: Das Leben hat keinen Sinn. Und damit muss ich leben. Selbstmord hieße Flucht, und die will er nicht begehen, sondern er will die Sinnlosigkeit (Absurdität) des Lebens aushalten. Für ihn ist das Leben trotzdem lebenswert.
Georg: Das ist ja nett, dass du hier Andreas Gryphius zitierst. Wir haben das Gedicht letztes Jahr in Deutsch durchgenommen. Werde ganz wehmütig, wenn ich darüber nachdenke, dass der Deutschunterricht nu auch bald hinüber ist.
Wie auch immer, Gryphius spricht zwar ähnlich wie Camus, wenn der in guter existenzialistischer Tradition an unseren Tod erinnert, aber der Kontext ist doch noch mal ein anderer. Der gravierende Unterschied zwischen einem Barock-Dichter und einem Existentialisten ist dabei: Der eine glaubt selbstverstädnlich an Gott, der andere selbstverständlich nicht.
das hat zur Folge, dass sie aus ähnlichen Prämissen unterschiedlich folgern. Camus sagt: Die Welt ist absurd, ich kann sie nicht verstehen, aber ich will trotzdem in ihr leben. Und ich fürchte den Tod, denn er ist mein Ende.
Gryphius dagegen sagt eher: Diese Welt ist vergänglich, aber es gibt noch eine andere.
Als Beispiel dafür habe ich hier noch ein Gedicht - über den Dichter bin ich mir nicht sicher, könnte statt Gryphius auch von Brocke sein:
Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefassten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
Halt ihre Lust für eine schwere Last:
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.
Camus würde das sicherlich etwas anders sehen 
Wie weit seid ihr denn inzwischen? Ich bin am Anfang von "die Eroberung", überlege aber gerade, ob es sich lohnt, das zu lesen oder ob ich es lieber überspringe.
Im Unterricht haben wir noch einen Text aus dem "Mythos" zur Erläuterung aufbekommen: Beginnt auf der 2. Seite von "Der philosophische Selbstmord" (S.43 bei mir): Wenn ich einen Unschuldigen eines ungeheuerlichen Verbrechens bezichtige... bis
Es handelt sich nur darum, alles Konsequenzen aus ihr zu ziehen. Mal schauen, das dürfte nicht so schwer werden, immerhin erklärt er nur ein bisschen, was unter "absurd" zu verstehen ist.
Liebe Grüße
Nightefever