Hallo,
ich bin jetzt am Anfang von "Philosophie und Roman".
Morgen schreiben wir im Deutsch-Leistungskurs Abitur! Da auch "Der Fremde" drankommen könnte, habe ich noch ein paar Mythos-Zitate herausgeschrieben, die mir bemerkenswert scheinen.
Ihr könnt ja mal suchen, ob ihr die Seitenzahlen dazu findet. :breitgrins:
Liebe Grüße
Nightfever
Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf die Grundfrage der Philosophie antworten.
Es ist ein Gemeinplatz, die philosophischen Theorien mit dem Verhalten derer zu vergleichen, die sie lehren. Keiner der Denker, die dem Leben jeden Sinn absprachen, ist allerdings der Logik so weit gefolgt, dieses Leben zu verweigern.
Das tödliche Ausweichen, das dritte Thema dieses Essays - das ist die Hoffnung.
Logisch zu sein ist immer bequem. Nahezu unmöglich ist es aber, logisch bis ans Ende zu sein.
Man sehe in diesem Essay als ständigen Bezug die fortwährende Kluft zwischen dem, was wir zu wissen vermeinen, und dem, was wir wirklich wissen, zwischen praktischem Einverständnis und der vorgetäuschten Ungewissheit, die bewirkt, dass wir mit Vorstellungen leben, die, wenn wir sie wirklich empfinden würden, unser ganzes Leben erschüttern müssten.
Nie wird der Graben zu füllen sein zwischen der Gewissheit meiner Existenz und dem Inhalt, den ich dieser Gewissheit zu geben suche. Ich werde mir selbst immer fremd bleiben.
...wie könnte ich die Welt leugnen, deren Macht und Stärke ich empfinde? Trotzdem gibt mir alles Wissen über diese Erde nichts, was mich sicher sein ließe, dass diese Welt mir gehört. Ihr beschreibt sie mir, und lehrt mich, sie zu klassifizieren. Ihr zählt ihre Gesetze auf und in meinem Wissensdurst halte ich sie für wahr.
Ihr erzählt mir von einem unsichtbaren Planetensystem, in dem die Elektronen um einen Kern kreisen.
Jetzt merke ich, dass ihr bei der Poesie gelandet seid: nie werde ich wirklich etwas wissen.
An sich ist diese Welt nicht vernünftig - das ist alles, was man von ihr sagen kann. Absurd aber ist der Zusammenstoß des Irrationalen mit dem heftigsten Verlangen nach Klarheit, das im tiefsten Innern des Menschen laut wird.
Ist die Absurdität erst einmal erkannt, dann wird sie zur Leidenschaft, zu ergreifendsten aller Leidenschaften. Aber zu wissen, ob man mit seinen Leidenschaften leben kann, zu wissen, ob man ihr tiefstes Gesetz - nämlich das Herz zu verbrennen, das sie gleichzeitig in Begeisterung versetzen - akzeptieren kann: das eben ist die Frage.
Das Wahre suchen heißt nicht das Wünschenswerte suchen.
Für die Existenzialisten ist die Verneinung ihr Gott. Genauer, dieser Gott behauptet sich nur durch die Verneinung der menschlichen Vernunft. [Um es noch einmal zu präzisieren: nicht um die Affirmation Gottes geht es hier, sondern um die Logik, die zu ihr führt.] Aber wie die Selbstmorde ändern sich auch die Götter mit den Menschen.
Ich kann alles leugnen von dem Teil von mir, der von ungewissen Sehnsüchten lebt, nur nicht das Verlangen nach Einheit, den Drang, Lösungen zu finden, den Anspruch auf Klarheit und innere Stimmigkeit. Ich kann alles widerlegen in dieser Welt, die mich umgibt, die mich abstößt oder begeistert, nur nicht dieses Chaos, diesen König Zufall und diese göttliche Gleichwertigkeit, die aus der Anarchie erwächst.
Ich weiß nicht, ob diese Welt einen Sinn hat, der über sie hinausgeht. Aber ich weiß, dass ich diesen Sinn nicht kenne und dass es mir vorerst auch nicht möglich ist, ihn zu erkennen.
Es gibt kein Morgen.
Folglich leite ich drei Schlussfolgerungen ab vom Absurden: meine Auflehnung, meine Freiheit und meine Leidenschaft.
Durch das bloße Spiel des Bewusstseins verwandle ich in eine Lebensregel, was eine Aufforderung zum Tode war - und lehne den Selbstmord ab.
»Mein Acker«, sagt Goethe, »ist die Zeit.« Da haben wir das absurde Wort. Denn was ist der absurde Mensch wirklich? Derjenige, der nichts für die Ewigkeit tut und es nicht leugnet. Nicht dass die Sehnsucht ihm fremd wäre. Aber er zieht ihr einen Mut und seine Urteilskraft vor. Ersterer lehrt ich, ohne Widerruf zu leben und sich mit dem zu begnügen, was er hat; letztere unterrichtet ihn über seine Grenzen.
Alles ist erlaubt - das bedeutet nicht, dass nichts verboten wäre. Das Absurde gibt den Folgen dieser Handlungen nur ihre Gleichwertigkeit.
[Für einen] vom Absurden durchdrungenen Geist gibt es Verantwortliche, jedoch keine Schuldigen. Er wird bestenfalls damit einverstanden sein, die frühere Erfahrung zur Begründung seiner künftigen Taten heranzuziehen.
Daran zumindest erkennt man den unbewussten Menschen, der fortwährend irgendeiner Hoffnung nachläuft.
Misstraut denen, die sagen: »Das weiß ich zu gut, um es ausdrücken zu können.« Denn sie können es nicht, weil sie es nicht wissen oder weil sie aus Trägheit an der Oberfläche geblieben sind.
Ich habe nicht viele Ansichten. Am Ende eines Lebens wird der Mensch gewahr, dass er Jahre damit verbracht hat, sich einer einzigen Wahrheit zu versichern. Aber eine einzige Wahrheit - wenn sie evident ist - genügt für die Dauer einer Existenz. Ich jedenfalls habe ganz entschieden etwas über das Individuum auszusagen. Mit Härte muss man von ihm sprechen und, wenn nötig, mit der angemessenen Verachtung.
Ein Mensch ist mehr Mensch durch das, was er verschweigt, als durch das, was er sagt.
Ich will alles oder nichts.
...und da ich der Ewigkeit beraubt bin, will ich mich mit der Zeit verbünden.
Ich will weder Sehnsucht noch Bitternis auf meine Rechnung setzen lassen...
Wir wissen sehr gut: alle Kirchen sind gegen uns. Ein so angespanntes Herz entzieht sich dem Ewigen, und alle Kirchen, die göttlichen wie die politischen, beanspruchen, das Ewige für sich. Glück und Mut, Lohn und Gerechtigkeit sind für sie Ziele zweiter Ordnung. Sie liefern eine Doktrin, und man hat sie zu unterschreiben.
All diese Leben, die sich in der dünnen Luft des Absurden bewegen, könnten sich ohne einen tiefen und beständigen Gedanken, der sie mit einer Kraft belebt, nicht halten. Es kann sich dabei nur um ein besonderes Gefühl von Treue handeln. [...] Es handelt sich einfach darum, sich vor nichts zu drücken.