Beiträge von Nightfever

    Ich kenne nichts von Jeliniek außer dem von Sandhofer freundlicherweise zitierten Absatz. Der klingt einerseits, als könnte es mir Spaß machen, mal was von ihr zu lesen (habe auch mit sexuellen Darstellungen keine Probleme). Andererseits erinnert mich schon dieser Absatz an andere Autoren, die tendenziell Schaumschlägerei betreiben: Große Worte, geheimnisvolle Ausdrücke, Sätzen, an denen man länger heruminterpretieren könnte ("Es macht sicher viel Arbeit, das Seiende zu lichten und das Richtige zu richten") - aber ob sie dadurch ((viel) mehr) Inhalt bekommen?


    AndiM, was hältst du denn von Jelinek ohne den Vergleich zu Schwab und Bernhard zu ziehen (die ich leider auch nicht kenne)?


    LG
    Nightfever

    Hallo Kleeblatt, herzlich willkommen!


    Klar sind hier auch Laien zugelassen, sonst würdest du z.B. mir gar nicht begegnen ;-)


    Ist auch ganz gut, dass du den Thread mal wieder hervor holst... Ich hatte es über allem anderen schon halb vergessen. Bin aber noch dabei.


    LG
    Nightfever

    Zitat

    Zum "Klassiker-Sein" gehört wohl auch der Mut und das Können, banal zu sein ...


    Zumindest würde Schillers Banalität erklären, warum ich ihn und seine Dramen so gerne mag. :breitgrins:


    Aber was versteht ihr denn überhaupt unter "banal"?


    Ich habe Schillers Dramen und Gedichte immer in erster Linie als großartige Unterhaltung verstanden. Einige sind außerdem politisch (vor allem die "Sturm und Drang"-Werke Don Karlos und Kabale und Liebe), die Räuber nach zweihundert Jahren noch aktuell mit der Frage, ob es Sinn macht, sich im Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse außerhalb der Gesellschaft zu bewegen.


    LG
    Nightfever

    Zitat von "Lewin"


    Dann haben Effenberg, Bohlen und wie sie alle heißen vielleicht doch ganz gute Karten.


    :breitgrins:


    Das glaube ich nicht. Unter diesen Gesichtspunkten räume ich eher Autor(inn)en wie Kristof, Kafka oder Camus Chancen ein.


    Nightfever

    Ich schließe mich meinen Vorrednern an.


    Heute Abend fahre ich zu einem Ort, an dem sich auch ein Exemplar "Der Mythos des Sisyphos" befindet. Ich werde sicherlich zumindest mit dem Lesen anfangen können.


    Den 2. Teil von "Der Fremde" habe ich schon gelesen - vielleicht traue ich mich aber für diese Leserunde mal ans Original.


    LG
    Nightfever

    @ Dostojevskij:


    Was ist dir denn widerfahren?



    Wir haben vorhin die Abschlussklausur zum Buch gelesen. Dazu bekamen wir einen interessanten Text: In Frankreich ist tatsächlich ein Lehrer auf Anzeige eines Elternteils verhaftet und verhört worden, weil er das Buch (Le Grand Cahier) mit einer neunten Klasse gelesen hat - das Elter fand den Roman pornographisch.


    Als sich dann herausstellte, dass Kristof eine bekannte Autorin ist, deren Theaterstücke regelmäßig aufgeführt werden und dass Le Grand Cahier vom französischen Kultusministerium als Schullektüre ab 10. Klasse empfohlen wird, hat man sich ganz schnell entschuldigt...



    LG
    Nightfever

    Ich möchte auf eine Romantriologie hinweisen, deren erster Teil mich im Französischunterricht so begeistert hat, dass ich mir vermutlich die beiden anderen Teile bei nächster Gelegenheit bestellen werde.


    Die Autorin heißt Agota Kristof, kommt aus Ungarn, lebt in der Schweiz und schreibt auf Französisch. Sie wurde mit dem ersten Teil der Triologie (der gut für sich stehen kann) bekannt:


    [size=15px]Le Grand Cahier[/size] - Das Große Heft


    Ihr Stil ist prägnant - kurze Sätze, einfache Sprache. Sie vermeidet, sowohl aus ihrer eigenen Biographie heraus, als auch aufgrund der Art des Inhaltes, emotionale und subjektive (sog. "unsichere") Begriffe wie "lieben", "schön" etc., sie schreibt extrem nüchtern und sachlich.


    Das Buch besteht aus einer Reihe miteinander zusammenhängender Episoden - Aufsätze, in denen die beiden Hauptpersonen aus ihrem Leben berichten:
    Die Zwillinge Claus und Lucas werden, des (fiktiven) Krieges wegen, von ihrere Mutter aus der großen Stadt aufs Land zu ihrer stinkenden, unfreundlichen, als Hexe verschrienen, harten Großmutter gebracht. Ähnlich wie die Kinder in "Der Herr der Fliegen" (das ich nicht gelesen habe) entwickeln sie ihr eigenes Wertesystem und schlagen sich mit Lern- und Arbeitseifer durch Kriegs- und Besatzungszeiten.


    Der Inhalt ist manchmal echt krass, und der nüchterne Stil verschärft die Wirkung auf die meisten Leser nur noch, aber mir hat das Buch - zumal im Kontrast zu "Der Prozess" oder dem pseudoromantischen Geschwafel in "To the Wedding" soooo gut gefallen, dass ich euch das Wissen darum nicht vorenthalten wollte :sonne:


    LG
    Nightfever

    Nie zu Ende lesen werde ich:


    Boris Pasternaks "Doktor Schiwago".


    Der Film war ja noch okay, aber bei dem Buch hatte ich nach der Hälfte immer noch das Gefühl, dass noch gar nichts passiert ist... :schnarch:
    Ich erinnere mich noch sehr genau an den Augnblick, als ich diese Entscheidung getroffen habe. Es ist das erste Buch, das ich nicht zu Ende gelesen habe. War so eine Art Revolution für mich.


    Ob ich die "Divina Comedia" jemals fertig bekommen werde, weiß ich nicht - ich wünsche es mir aber. Und seit einem Jahr bin ich bei de Beauvoirs "Das andere Geschlecht" auf Seite 90 - aber das Buch ist noch realtiv weit oben in meinem SUB.


    LG
    Nightfever

    Dies stammt angeblich von Quintus Flaccus Horaz, röm. Dichter, 65-8 v.Chr.


    Zitat

    Mische ein bisschen Torheit in dein ernsthaftes Tun und Trachten! Albernheiten im rechten Moment sind etwas Köstliches.


    Nicht ganz Humor, aber fast.
    Und manchmal braucht es schließlich die eine oder andere Albernheit, um etwas mit Humor nehmen zu können.

    Ich kann Ivys Urteil unterstützen. Habe das Buch allerdings durchgelesen, finde das Thema Analphabetismus auch spannend und kann verstehen, warum es gerne in der Schule lesen gelassen wird, bin aber froh, das mir das erspart geblieben ist. Also mich hätte man damit als Schüler nicht fangen können. Dann lieber ein spannender Jugendroman wir "Unter der Asche die Glut" (Fährmann), in dem eindeutig Stellung bezogen wird und damit Stoff für Diskussionen und eine Vertiefung der Nazi-Thematik geliefert wird.


    Spannend an "Der Vorleser" fand ich damals vor allem den Autor, der kurz davor oder danach dem Spiegel ein Interview gegeben hat.


    LG
    Nightfever

    Ui, schon wieder so eine spannende Diskussion :smile:


    Ich habe sie leider nur überfliegen können, möchte aber trotzdem noch meinen Senf in die RUnde werfen:


    Dostojewski: Die Brüder Karamasoff


    Ist zwar 19. Jahrhundert, aber wie anfangs bemerkt, liegen ja auch zwischen Montaigne und Boccaccio das eine oder andere Jahrhundert.


    "The Lord of the Rings" billige ich auch zumindest Außenseiterchancen zu - zwar ist das Buch unter dem langfristigen Eindruck des Ersten Weltkrieges entstanden, aber es hat (zusammen mit "The Hobbit") quasi eine neue Literaturgattung geschaffen. Und irgendetwas bewegt es in den Menschen. M. M. n. ist Fantasy neben den Sachbüchern die einzige Literturgattung, die wirklich Menschenleben beeinflusst (-> halbe Zustimmung für Sandhofer, was den Einlfuss der Literatur auf die Mnschheit betrifft, auch wenn ich "meinem" Schiller damit in den Rücken falle :zwinker:).
    Und für Tolkien gilt, mehr als für alle anderen Fantasy-Autoren: Er wusste, worüber er schrieb. Die Geschichten haben durch die Linguistik ein gutes Fundament.


    Also denke ich mir, das Buch hat 'ne Chance.


    Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass etwas von der deutschen Weltkriegsliteratur überlebt, aber es müsste schon etwas sein, das auch ohne den Krieg zustande gekommen wäre. Die restliche Literatur sehe ich langsam hinter dem Schleier des Vergessens und der "Nicht-mehr-Aktualität" verschwinden. Man denke nur an Böll (brr)


    Hesse: Siddhartha
    Hat sicherlich Chancen, da auch im Ausland sehr beliebt. Aber na ja... Hesse ist toll, aber ob er so toll ist?


    Wie weit darf man den zurück gehen?
    Wenn rund 200 Jahre drin sind, nenne ich noch Schiller. Nicht, weil er als Klassiker gilt, sondern weil ich seinen Dramen das Potential zutraue, auch in Zukunft noch Menschen zu begeistern. Sogar denjenigen, die er selbst später nicht mehr als gut genug beurteilte.


    Zitat von "Sandhofer"

    Wie sonst hätte das Volk, das Lessing, Goethe, Schiller, Hölderlin vervorbrachte, einem Adolf Hitler derart folgen können, wie es geschah??? [...] Das Volk des Homer, Sophokles, Sokrates, Platon, Aristoteles ihren Tyrannen???


    Ich zweifle nicht an Platons großem Geist und habe auch bisher kaum etwas von ihm gelesen, aber meines Wissens ist seine Politeia ein schönes Beispiel für einen totalitären Staat. Und Aristoteles war der Lehrer des Fürsten Alexander vn Makedonien...
    Frei nach Rowling: Großartig, ja, aber schrecklich - und alles andere als freiheitlich, mehr so erobernd und totalitär und Krieg bringend.


    Oder täusche ich mich da?


    LG
    Nightfever

    Hallo Leila,


    mit deinem Urteil über Weimar kann ich dir einigermaßen zustimmen, aber den Vergleich mit Paris finde ich nicht ganz gerecht. Auch in Weimar gab es Todesurteile (z.T. von Goethe selbst unterzeichnet, wenn ich mich nicht täusche), nur herrschte dort halt gerade eine friedliche Monarchie/Aristokratie, während man in Paris um eine neue Regierungsform rang. Auch dort waren große und geniale Köpfe am Denken. Das Robespierre ein *** war, ändert daran nichts :zwinker:

    Und ich dachte immer, Shelleys Frankenstein sei entstanden, weil die Shelleys mit ein paar (dichtenden) Bekannten in einer Hütte festsaßen und spaßeshalber einen Geschichtenschreibe-Wettbewerb veranstaltet haben....

    Genau die! Und abgesehen davon, dass ich Leonardo diCaprio aus Prinzip schrecklich finde, ist sie eine ziemlich geniale moderne Adaption des Stückes. Funktioniert sogar fast durchgehend mit den originalen Texten.


    Aber hast recht, schön schrill ist sie schon :nikolaus:


    Nightfever

    Bist du sicher, das die "Reinfall-Quote" geringer ist?


    Schließlich haben viele Menschen auch viele unterschiedliche Geschmäcker und lesen ein Buch aus unterschiedlichen Perspektiven. Da kann es trotzdem vorkommen, dass auch ein Klassiker langweilig ist. Ich habe z.B. bei den Wahlverwandtschaften das große Gähnen bekommen und "die Leiden des jungen Werthers" habe ich irgendwann genervt aus der Hand gelegt, bzw. noch den Schluss gelesen und mich gefreut, dass der Typ endlich tot ist. :geil: Dagegen habe ich vergeblich versucht, meiner Mutter einige meiner Lieblinge schmackhaft zu machen - Jane Austen, Tolkien... Sie wendet sich ab mit Grausen :zwinker: auchder heilge Dostojewski lässt sie höchstens schläfrig werden.


    Also, ich finde die Reinfall-Quote bei populären oder lange tradierten Büchern nicht geringer, weil sie trotzdem nicht zu unserem Charakter oder unserer Lebenssituation passen können.


    LG
    Nightfever

    Zitat von "Hubert"


    1998: „Das Leben ist schön“, Italienischer Film von und mit Roberto Benigni


    2001: „Die fabelhafte Welt der Amélie“ Französischer Film


    Hallo Hubert und alle anderen!


    Von den Filmen, die du aufgezählt hast, kenne ich nur "Die fabelhafte Welt der Amélie" und warte noch auf eine Gelegenheit, endlich "Das Leben ist schön" zu sehen. Den Film mit der Tatou habe ich nur im Fernsehen gesehen, vielleicht hat er mich daher nicht so bezaubert wie die meisten anderen Zuschauer?


    Ich habe eine Liste der Kinofilme, die ich seit 2001 gesehen habe - da sind so viele Filme drauf, das es schwer fällt, eine Auswahl zu treffen. Ich versuch's trotzdem mal.


    Zu meinen absoluten Favoriten gehören die Filme zu "The Lord of the Rings", allerdings am liebsten in der verlängerten Ausgabe auf DVD, mit den Anhängen.


    Vor allem wegen der Musik liebe ich "Vaya Con Dios", der Film ist erzählt aber auch eine gute Geschichte!


    Ganz aktuell: "Die fetten Jahre sind vorbei" hat mich (abgesehen von der Verwendung einiger altbekannter Einstellungen/Situationen/Gestik) überzeugt. Ein hervorragender Film, inhaltlich und schauspielerisch. Kinobesuch dringendst empfohlen.


    Und ich habe, scheint's, eine Schwäche für Daniel Brühl - auch "Goodbye Lenin" und "Was nützt die Liebe in Gedanken" waren tolle Filme.


    Eing großes Vergnüngen waren außerdem "Die Monster AG" und "Findet Nemo".


    Bereits genannt wurde ja "Ritter aus Leidenschaft" - meine Freundin und ich waren sooo "high" als wir aus dem Kino kamen...


    Alle anderen wirklich guten Filme sind älter als die von Hubert genannten sechs Jahre:


    Der Club der toten Dichter (Dead Poet's Society)


    Gone with the Wind


    Der Lohn der Angst (Le Saleur du Peur)


    Alexis Sorbas


    Jenseits von Eden


    und die "Romeo und Julia-Verfilmungen von 1996 und 1968.


    LG
    Nightfever