Beiträge von BigBen

    Geschafft! :klatschen: Die letzten hundert Seiten waren ja echt eine Qual. Das las sich wie eine Predigt.


    Also alles in allem gab es einiges Interessantes. Dystra war für mich die interessanteste Person. Das Hin- und Her der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten war recht aufschlußreich. Nur hätte Gutzkow das alles auf um die 1000 Seiten zusammenstreichen sollen (er hätte sich einen guten Lektor suchen müssen). Das hätte den Fluß und die Spannung der Geschichte befördert.
    Und was den Roman des Nebeneinander betrifft. Naja, in der Form haben das andere auch gemacht.


    Bald hast du's ja geschafft. Freu dich schon auf den Gartenlaube- Teil am Schluss: Da fehlen nur noch die alten Stahlstich- Illustrationen, die immer bedeutungsvolle Himmelsstrahlen auf wackere Reckenbündnisse unter dem Applaus keuscher Maiden warfen.


    Wieso erst am Schluß? Kapitel 5 ("Don Juan und Faust") ist doch an Herzschmerz kaum noch zu toppen. :sauer:

    Gutzkow scheint sein eigener Roman selbst zu lang geworden zu sein. Er hat während des Schreibens eine handlungstragende Information "vergessen".


    1. Buch, Kapitel 1 ("Das Kreuz und das Kleeblatt"):
    "Nein, nein, sagte der Fremde – den Fehler bemerken Sie doch nicht. Sie haben da am Kreuz etwas nicht richtig gemacht.
    An welchem Kreuz?
    Dem da über der Kirchthür. Sie haben – sehen Sie – die Enden der vier Kreuzes-Flügel bald mit einem drei und bald mit einem vierblätterigen Kleeblatt bezeichnet. Sehen Sie aber hin; es sind immer nur vier Blätter. Nur die Tempelherren der alten deutschen Zunge hatten immer das dreiblätterige Kleeblatt."


    9. Buch, 1. Kapitel ("Tempelheide"):
    "Wie eine Hüterin lag die alte Kirche mit ihren Linden oberhalb der Landstraße, die an Lebendigkeit gewonnen hatte, seit der allmächtige Fürst Egon von Hohenberg sich von den Mühen eines nun fast einjährigen Regimentes für einige Wochen auf seinem väterlichen Schlosse ausruhte. Wie ruhig liegt die Stadt da unten, die Egon gebändigt hatte! Nach Solitüde, wo jetzt die königlichen Herrschaften wohnten, sprengten nicht so viel Kuriere, Gendarmen, reitende Boten, wie hier an der alten Kirche mit dem Dreiblattkreuze, dem Gartenpavillon und dem Tannenparke des alten Obertribunalspräsidenten von Harder vorüber nach Hohenberg."

    Von Turgenjew kenne ich nur den Faust. Es ist aber bestimmt schon 15 Jahre her, das ich den gelesen habe. Ich glaube ihn aber positiv in Erinnerung zu haben.

    Gestern ist mir mal wieder Gutzkows Kapitelbenennung negativ aufgefallen. "Zwei Todte" - am Ende des Kapitels war ich erstmal ratlos, wer der zweite Tote sein sollte. Bis ich nochmal den letzten Satz las. Da fiel mir auf, wie weit der Titel hergeholt ist. Oder bei "Des Sohnes Locke". Der Titel wird erst im darauffolgenden Kapitel wirklich klar.

    So, ich komme langsam vorwärts. Ich bin nun in VIII.11. Im vorhergehenden Kapitel hat Otto von Dystra den Brief von Olga "kommentiert". Der Mann hat einen sehr sympatischen schwarzen Humor. Es ist Schade, das Gutzkow so eine interessante Figur erst so spät einführt.

    Bei meiner Suche nach der "richtigen" Immermann Werkausgabe bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen.


    "Handbuch der Editionen. Deutschsprachige Schriftsteller Ausgang des 15. Jahrhunderts bis zur Gegenwart." Herausgegeben von Waltraud Hagen, 1979.


    Für Sammler und Suchende ein ideales Nachschlagewerk. Für deutschsprachige Autoren aus dem genannten Zeitraum werden die wichtigsten Editionen aufgeführt, erläutert und bewertet. Damit kann man sich ein Bild machen, was alles in de Edition enthalten ist, ob sie eine Leseausgabe oder eine kritische Ausgabe ist, was überhaupt von dem Autor verfügbar ist (wobei ich das Gefühl habe, daß nicht alle Ausgaben berücksichtigt wurden) usw. Auch begonnene und noch nicht abgeschlossene Editionen sind enthalten. Leider ist das Buch mit Erscheinungsdatum 1979 nicht mehr ganz aktuell, aber es gibt offenbar nichts Neueres, das mit dem vergleichbar wäre.
    Antiquare verwenden das Buch gern als Referenz (den Verweis "Hagen Nr...." findet man z.B. oft bei ZVAB, wenn man eine Werkausgabe sucht).

    So, ich habe jetzt mein eigenes Exemplar. Es ist Nummer 154 von der 2005er Auflage. Verkauft sich wohl nicht so gut. :zwinker:
    Mein erster Eindruck nach dem Durchblättern ist recht positiv. Ich habe schon einige Interessante Stellen gefunden. Leider muß ich die komplette Lektüre noch etwas zurückstellen.


    Hrm! Verzeiht, ich überflute diesen Ort hier nur mit Namen, aber ich will doch noch fünf nennen:


    Stefan George, Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein, und Jakob Böhme.


    Von Gryphius habe ich den "Horribilicribrifax" gelesen. Durch die Einflechtung einiger Fremdsprachen ist es recht schwer zu zugänglich. Mit dem altertümlichen Deutsch muß man sich auch erst etwas anfreunden, aber das geht mMn recht flott.
    Nach dem Arminius von Lohenstein hatte ich hier im Forum schon mal gefragt .Es sieht so aus, als wäre der hier noch ungelesen. Leider ist es schwer, eine preiswerte Ausgabe zu bekommen. Selbst der Nachdruck aus dem Olms-Verlag kostet 298,- Euro. Aber reizen würde mich das Werk schon.


    In die Liste würde auch noch Fischarts "Geschichtsklitterung" passen. Der steht noch auf meiner Leseliste.

    Bin jetzt bei VIII.1 angekommen. Am Ende vom siebten Buch brennt Gutzkow ja noch mal ein richtiges Aktion-Feuerwerk ab. Es ist aber jedesmal so. Er langweilt einen gepflegt durch das ganze Buch hindurch, am Ende wird es spannend, man freut sich, das es so weitergehen könnte, aber leider muß man bis zum Ende des Buches warten. Das schließt sich der Zirkel.
    Naja, noch zwei, dann habe auch ich es geschafft. :schnarch:


    @ BigBen, wenn du zulangst, dann aber vollständig!


    Ich bin ein Vollständigkeitsfanatiker. :zwinker: Selbst wenn ich nicht dazukommen sollte, alles zu lesen, ist es doch nützlich, wenigstens alles zum Nachschlagen greifbar zu haben.


    Zitat


    (P.S: Zum Potocki gibt's aber doch keine- hier oder im Nachbarforum - von mir übersehene ausgelobte Leserunde?! Daran würde ich nämlich gerne teilnehmen.


    Nein, es gibt dazu keine Leserunde. Den lese ich vor Jahresfrist ganz allein. :winken: