Beiträge von finsbury

    Einen Roman von Gerhard Seyfried, dem Comiczeichner der SIebziger und Achtziger Jahre:
    "Verdammte Deutsche", interessante und historisch gut recherchierte Geschichte über die Spionage-Hysterie bei den Briten gegenüber den Deutschen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Diesen Aspekt der Vorkriegsgeschichte kannte ich bisher noch gar nicht.

    Fräulein Else (1924)


    Die junge Else, Tochter eines spielsüchtigen jüdischen Juristen und seiner naiven Frau, befindet sich mit Tante und Cousin in einem Hotel in den italienischen Alpen. Sie bekommt einen Expressbrief von ihrer Mutter aus Wien, die sie bittet, bei dem auch im Hotel weilenden Freiherrn Dorsday 30 000 Gulden zu erbitten, die sofort an einen Gläubiger des Vaters überwiesen werden sollen, andernfalls lande dieser im Schuldgefängnis. Dieser habe schon einmal dem Vater mit 8000 Gulden aus der Klemme geholfen. Das junge Mädchen, die den ältlichen Lebemann Dorsday äußerst unangenehm findet, grübelt darüber nach, ob sie ihn um das Geld bitten solle, denn sie weiß, dass ihr Vater wegen seiner Spielsucht dauernd in solche Krisen kommt, weswegen er auch niemand anderen mehr um Geld bitten kann. Else, die sich ansonsten darüber Gedanken macht, wen sie attraktiv findet und wie sie ihre Sinne ausleben würde, wenn sie frei wäre, wehrt sich innerlich gegen das Ansinnen der Eltern, bittet den Freiherrn dann aber aus Angst, ihr Vater könne sich das Leben nehmen, doch um das Geld. Dieser, der bereits die früher geliehenen 8000 Gulden verloren hat und weiß, dass er auch den jetzt zu leihenden Betrag nie wiedersehen wird, knüpft die Überweisung an eine Bedingung, die ihm seine Lüsternheit stellt: Er möchte, dass sich ihm Else in der gleichen Nacht um 12 Uhr für eine Viertelstunde nackt präsentiert. Else weist ihn zwar nicht sofort ab, ist aber empört und beschäftigt sich mehrere Stunden damit, wie sie der Situation entkommen könnte. Schließlich beschließt sie, sich öffentlich nackt zu zeigen, um damit der Forderung nachzukommen und den Freiherrn zu beschämen. Sie sucht ihn – nur mit ihrem langen Mantel bekleidet, im Musikzimmer auf und zeigt sich allen dort Versammelten nackt, bekommt einen Lach- und Schreianfall und fällt scheinbar in Ohnmacht. Ihre rasch herbeigerufenen Verwandten lassen sie notdürftig bedeckt auf ihr Zimmer bringen, wo sie sich in einem unbewachten Moment mit Veronal vergiftet, das sie sich schon vor der Aktion bereitgestellt hatte. Kurz nach der Einnahme möchte sie noch gerettet werden, kann sich aber nicht mehr artikulieren und dämmert weg.


    Auch diese Novelle ist – wie „Leutnant Gustl“ - wieder vollständig als innerer Monolog geschrieben, das äußere Geschehen wird ausschließlich zeitgleich aus den Gedanken Elses geschildert. Ihr Bewusstseinsstrom zeigt ein intelligentes und sinnliches junges Mädchen, das sich die Freiheit wünscht, sich ihre(n) Partner selbst zu wählen und das nun durch die Forderungen ihrer Eltern, die sich durchaus denken können, dass der Freiherr so eine große Summe nicht so ohne weiteres hergeben wird, sich verschachert sieht, ohne dass sie das Schicksal ihres Vaters grundsätzlich würde ändern können. Der Leser erlebt die Tragik hautnah mit, wie ein junger Mensch an den Konventionen der Zeit und dem Egoismus seiner Nächsten zerbricht. Eine intensive und sehr berührende Erzählung.


    Spiel im Morgengrauen (1927)


    Leutnant Willi Kasda wird eines Morgens von einem ehemaligen Kameraden, der aufgrund von Spielschulden unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde, aufgesucht. Dieser – inzwischen verheiratet, Vater und oft in finanziellen Nöten – hat mehrfach Gelder aus der Kasse des Büros, wo er jetzt arbeitet, „entliehen“. Nun droht eine Revision und er muss so schnell wie möglich an 1000 Gulden kommen. Er weiß, dass Willi aus armen Verhältnissen stammt, aber einen wohlhabenden Onkel hat. Kasda klärt ihn nun darüber auf, dass er vom Onkel keine Zuwendungen mehr bekommt und dieser auch den Kontakt zu ihm abgebrochen habe. Aber vielleicht – er fahre am Sonntag nach Baden (bei Wien), dort nehme er häufiger an einer Spielerrunde teil - winke ihm ja das Glück und dann könne der Kamerad die 1000 Gulden haben. In Baden gewinnt Willi zuerst mit seinen 120 Gulden, die er noch hat, wird dann immer risikobereiter, hat zwischenzeitlich 5000 Gulden gewonnen und verliert diese dann in der letzten Viertelstunde des Spiels an einen Honorarkonsul aus dubiosen Verhältnissen, der ihm obendrein sein Geld zum Spielen zur Verfügung stellt. So hat Willi innerhalb dieser kurzen Zeit nicht nur sein Geld und seinen Gewinn verspielt, sondern noch 11 000 Gulden Spielschulden gegenüber dem Konsul angehäuft. Dieser nimmt ihn zwar in seiner Kutsche in der Nacht nach Wien mit zurück, besteht aber auf Rückzahlung der Ehrenschuld bis zum Mittag des übernächsten Tages. Andernfalls melde er Willi dem Regiment, was zu seiner Entlassung führen würde. Willi ist verzweifelt und besucht seinen Onkel. Dieser aber hatte inzwischen geheiratet, eine junge Frau, mit der Willi mal eine Liebesnacht gehabt hatte und die danach Prostituierte wurde. Diese Frau hat den Onkel nur unter der Voraussetzung eines Ehevertrags geheiratet, der das Vermögen auf sie überschreibt und ihm nur eine geringe monatliche Rente sowie das Wohnrecht in seinem ehemals eigenen Haus überlässt. Willi besucht darauf diese Frau, die als Geschäftsfrau arbeitet und das Vermögen anlegt und vermehrt. Sie reagiert freundlich, aber zurückhaltend auf seine Bitte und will es sich bis zum Abend überlegen, dann werde sie ihm Nachricht schicken, ob er das Geld haben könne. Abends kommt sie selbst zu ihm in die Kaserne und die beiden verleben noch einmal eine gemeinsame Nacht. Am nächsten Morgen aber gibt sie ihm nur 1000 Gulden, denn er hat ihr nach der ersten Nacht auch 10 Gulden hingelegt als Lohn, obwohl sie sich ihm aus Zuneigung hingegeben hatte. Die 1000 Gulden schickt er durch seinen Burschen zu seinem ehemaligen Kollegen, damit der wenigstens gerettet ist und erschießt sich. Kurz darauf kommt der Onkel mit den restlichen 10 000 Gulden, die ihm seine Frau doch noch gebracht hat.

    Im Gegensatz zu den meisten der hier vorgestellten Geschichten handelt es sich um eine an äußeren Handlungen reiche Erzählung. Aber auch hier schildert Schnitzler, wie ein junger, eigentlich ganz vernünftiger Mensch an einer einzigen Übersprungshandlung scheitert und letzten Endes daran zugrunde geht, dass er selber in der Vergangenheit konventionell gehandelt hat, indem er die junge Frau, ohne nachzudenken, wie eine Hure behandelt hatte. Nun muss er selber sterben, weil die Frau sich scheinbar rächt, die militärischen Konventionen eine Ehrenschuld nicht gestatten und er für sich keinen anderen Ausweg außerhalb des Militärs sieht, dem schon sein Vater und Großvater angehörten.



    Fazit:

    Schnitzler ist ein Erzähler des Scheiterns an einer empathielosen, dünkelhaften Gesellschaft, die den Konventionen eine viel stärkere Bestimmung über das Individuum gestattet als es über sich selbst hat.

    Der blinde Geronimo und sein Bruder (1900)


    Carlo hat in seiner Jugend unabsichtlich seinem kleineren Bruder Geronimo das Augenlicht durch ein Blasrohr genommen. Um dies zu büßen, bricht er seine Lehre ab, besteht darauf, dass sein Bruder das Gitarrenspiel erlernt und begleitet diesen, der dazu recht gut singen kann, beim Betteln in Oberitalien. Sie sind im Spätsommer im Hof eines Gasthauses an einem Alpenpass in Südtirol und betteln bei den vorbeiziehenden Reisenden, die einen Aufenthalt zum Pferdewechsel haben. Ein Reisender wirft in Carlos Dose, der immer das Geld einsammelt, einen Franc, behauptet aber gegenüber Geronimo, als Carlo für einen Moment abgelenkt ist, er habe 20 Francs in Form eines Goldstücks dort hinein geworfen und der Blinde solle aufpassen, dass er nicht betrogen werde. Dann reist er weiter. Geronimo verdächtigt nun seinen Bruder, ihm den Goldtaler unterschlagen zu haben, um ihn zum Beispiel mit der Wirtsmagd durchzubringen. Carlo kann ihn von diesem Verdacht nicht abbringen und ist verzweifelt, weil er nun bemerkt, dass sein ganzes Opfer an Geronimo abprallt und dieser ihm gegenüber schon immer misstrauisch war. So stiehlt er zwei Reisenden, die im Gasthaus übernachten, in der Nacht einen Goldtaler aus der Börse und gibt ihn seinem Bruder am sehr frühen Morgen, nachdem dieser aufgewacht ist. Der aber meint weiterhin, dass Carlo ihm bestimmt schon viel Geld unterschlagen habe und diesen Goldtaler jetzt nur herausrücke, weil Geronimo sich das nicht mehr gefallen lasse. Carlo ist zutiefst enttäuscht, dass der Diebstahl für umsonst war, sorgt aber erstmal dafür, dass beide aus dem Wirtshaus verschwinden, bevor die bestohlenen Reisenden wach werden. Auf dem Weg hinab ins Tal werden sie von einem Gendarmen angehalten, der sie auf die Wache mitnimmt, weil die Benachrichtigung des Diebstahls schon per Telegramm ins Tal gemeldet wurde. Geronimo merkt nun, was sein Bruder um seinetwillen getan hat und entschuldigt sich durch einen Kuss, womit die Geschichte endet.

    Ich fand die Erzählung spannend und gleichzeitig tieftraurig. Die sinnlose Aufopferung des älteren Bruders und die tiefe Gruft zwischen den Geschwistern wird ganz zurückhaltend beschrieben, ohne dass der Autor zu viel auf der Gefühlsorgel spielt. Als am Ende die Verhaftung droht, ist man trotzdem erleichtert, weil das Verhältnis zwischen den Brüdern endlich in Ordnung scheint.


    Das Schicksal des Freiherrn von Leisenbohg (1903)


    Schon seit zehn Jahren ist der Freiherr von Leisenbohg in die Sängerin Kläre Hell verliebt und unterstützt ihre Karriere, wo er kann. Er reist ihren Engagements hinterher und ist bei ihren Vorstellungen regelmäßig dabei. Dennoch erhört ihn Kläre nicht, sondern unterhält in diesen Jahren ganz offen Liebesbeziehungen zu den unterschiedlichsten Männern. Die letzten drei Jahre über ist sie mit einem Grafen zusammen, der bei einem Reitunfall so schwer verletzt wird, dass er in ihren Armen stirbt. Kläre setzt nach zwei Monaten ihre Karriere fort, ist aber anscheinend zutiefst traurig über den Tod dieses Geliebten und geht keine neue Beziehung ein. Da erscheint ein stattlicher norwegischer Tenor, Sigurd, der auf Wagner-Rollen spezialisiert ist, sich sehr für sie interessiert und sich auch mit Leisenbohg anfreundet, welcher weiterhin immer in Kläres Nähe weilt. Auch für diesen Kollegen, der für Spirituelles sehr empfänglich ist, scheint die Sängerin nichts zu empfinden, im Gegenteil, in der Nacht, bevor der Norweger abreist, erhört sie endlich Leisenbohg und wird seine Geliebte. Dieser schwebt am nächsten Tag, von der Geliebten heimgekehrt, auf Wolke sieben, muss aber schon am Nachmittag erfahren, dass sie mit unbekanntem Ziel abgereist ist. Unruhig fährt er durch die Welt, bis ihn ein nachgeschickter Brief Sigurds erreicht, der ihn dringend zu sich nach Norwegen bittet. Der Freiherr folgt der Aufforderung und findet einen gealterten Sänger vor, der sich wegen irgendetwas quält. Er vertraut Leisenbohg an, dass er seit dem Tag nach seiner Abreise aus Wien der Geliebte von Kläre war, aber sie verlassen musste, weil sie ihm mitteilte, ihr verstorbener Geliebter habe den ersten Mann, dem sie sich nach seinem Tode hingebe, verflucht, einen frühen Tod zu sterben und in die Hölle zu fahren. Als der Freiherr das hört, bekommt er einen Schlaganfall und stirbt. Sigurd schreibt einen erleichterten Brief an Kläre und bittet sie zu sich.


    Die Pointe dieser Geschichte am Ende ist sehr gelungen, ansonsten hat sie mir nicht so viel gegeben. Ich finde sie auch nicht so stimmungsvoll wie die anderen Erzählungen.

    Lieutenant Gustl (1900)


    Der 25jährige Leutnant Gustl verbringt einen Abend im Oratorienkonzert, weil ihm sein Kamerad dessen Karte überlassen hat. Gustl langweilt sich bei dieser ihm ungewohnten Veranstaltung und hängt seinen Gedanken nach, über das morgige Duell gegen einen jüdischen Anwalt, der eine sehr moderat abwertende Bemerkung über die Offiziersehre gemacht hatte und seine Geliebte Steffi. Nach dem Konzert rempelt er in der Schlange vor der Garderobe aus Eile einen vor ihm Stehenden an und beleidigt ihn. Der aber - der Leutnant erkennt ihn als einen Bäcker, der im gleichen Kaffeehaus verkehrt wie er - greift Gustls Degen , raunt ihm leise zu, er solle sich beruhigen und bezeichnet ihn als „dummer Bub“. Auch droht er ihm, seinen Degen zu zerbrechen und Skandal zu machen, wenn sich Gustl jetzt nicht beruhige, alles so leise, dass es die Umstehenden nicht hören können. Bevor Gustl noch reagieren kann, ist der Bäcker verschwunden. Gustl ist zutiefst betroffen, da er von jemandem in seiner Offiziersehre beleidigt wurde, der nicht satisfaktionsfähig ist und sieht als einzigen Ausweg den Selbstmord, denn der Bäcker könnte ja die Geschichte weiter erzählen, und auch vor sich selbst scheint Gustl mit der Erinnerung nicht leben zu können. Der junge Leutnant begibt sich in den Prater und verbringt dort in Gedanken versunken die Nacht. Am nächsten Morgen will er noch kurz in seinem gewohnten Kaffeehaus frühstücken, bevor er sich auf seinem Zimmer erschießt, seine Waffe liegt dort im Nachtschränkchen. Da erfährt er von dem Kellner, dass den Bäcker gestern Nacht einem Schlaganfall erlegen ist. Erleichtert legt Gustl seine Selbstmordgedanken ad acta und geht zum Alltag über.

    Die Erzählung wird vollständig aus der Innensicht Gustls erzählt – die Einführung des Bewusstseinsstroms in die deutschsprachige Literatur beginnt genau hier, um einiges früher vor den berühmten angelsächsischen Autoren wie Joyce und Woolf, die diese Technik vervollkommnen. Die Selbstmordgedanken des jungen Leutnants und ihre Begründung wirken auf den Leser wie Satire, obwohl Gustls tiefe Betroffenheit überall deutlich wird, wenn er auch immer wieder abschweift. Es ist eine den Niedergang der KuK-Gesellscha
    ft sehr genau erklärende Fallstudie.

    "Die Toten schweigen" hatte ich als Gymnasiastin in einem Lesebuch, ich erinnere mich ganz gut. Besonders an den Begriff "Franz Josefsland", mit dem ich damals nichts anfangen konnte. Ich weiß auch noch, dass mir die Geschichte auch nicht besonders gefiel, ich fand dieses "die Toten schweigen" (das, meine ich mich zu erinnern, der Frau in Gegenwart ihres Ehemannes versehentlich über die Lippen kam) so pompös.

    Lustig, genau die beiden Sachen sind mir auch aufgefallen. Mit Franz-Josef-Land hatte ich bisher die arktische Inselgruppe verbunden, weshalb ich kurzfristig irritiert war. Dass die Frau ausgerechnet diese Phrase, die auch im Titel steht, ausspricht, scheint mir auch eher unwahrscheinlich. Sie kann sich auch etwas weniger hochgestochen verraten.
    Aber insgesamt sind Ehe - und andere Beziehungsgeschichten nicht so mein Genre, weshalb Schnitzler, obwohl er sehr gut erzählt, wohl nicht zu meinen Lieblingsschriftstellern zählen wird.

    Ich habe mir den Band mit Erzählungen von Arthur Schnitzler nun ganz vorgenommen, aus dem ich im letzten Jahr die Novelle "Casanovas Heimkehr" las und vorstellte. Die anderen Erzählungen werde ich in dem Schnitzler-Thread auch kursorisch vorstellen.
    Daneben lese ich weiterhin das Sachbuch "Die Gründerjahre" von Günter Ogger, dessen Zeitraum sich zum Teil mit meinem Projekt überschneidet, aber auch wertvolle Informationen darüber gibt, auf welcher Grundlage die neuen literarischen Strömungen der Achtziger und Neunziger des vorletzten Jahrhunderts entstanden sind.

    Arthur Schnitzler: Erzählungen (1897 – 1926)


    Der Band vereinigt acht Erzählungen Schnitzlers aus knapp 30 Jahren, von denen ich eine –Casanovas Heimfahrt – hier schon letztes Jahr vorgestellt habe (#2).


    Die Frau des Weisen (1897)

    Der Ich-Erzähler erholt sich nach seiner Promotion auf einer dänischen Insel in der Sommerfrische. Dort trifft er Friederike wieder, die Frau des Professors, bei denen er als Abiturient ein Jahr wohnte. Zwischen Friederike, die mit ihrem Sohn auf der Insel ist und sich in vierzehn Tagen mit ihrem Mann in Kopenhagen treffen will, und dem Ich-Erzähler hat sich am letzten Tag seines Aufenthaltes bei dem Paar etwas zugetragen, über das beide eine Zeitlang nicht reden, bis es am Ende der Geschichte, bei einem Ausflug zu einer Nachbarinsel, doch zur Sprache kommt. Dabei hat der Professor sich so geschickt verhalten, dass er sich den Namen im Titel der Novelle verdient hat. Dieses Verhalten hält den Ich-Erzähler davon ab, mit der Frau eine Verhältnis zu beginnen.


    Schnitzler entwickelt in dieser kurzen Novelle eine flirrende Stimmung: Man spürt die Heiterkeit des nordischen Sommers und auch die darunter liegenden Schwüle, die aus dem ungeklärten Verhältnis der Protagonisten resultiert.


    Die Toten schweigen (1897)

    Ein junger Wiener wartet mit einem gemieteten Fiaker auf seine verheiratete Geliebte, um mit ihr eine Kutschfahrt zum Prater zu unternehmen. Die Frau nutzt für das Stelldichein eine Abendveranstaltung, zu der ihr Mann geladen ist. Als die Geliebte eintrifft, ist sie sehr nervös, hat Angst, Bekannten zu begegnen und entdeckt zu werden. Nachdem der junge Mann das Ziel der Fahrt in ein Viertel geändert hat, wo niemand sie kennt , beruhigt sie sich und tauscht mit ihrem Geliebten Zärtlichkeiten aus. Da fährt der betrunkene Kutscher mit den zu schnellen Pferden gegen ein Hindernis, der Fiaker neigt sich zur Seite und die Passagiere schleudern hinaus. Kurz darauf kommt die junge Frau zu sich und muss erkennen, dass ihr Geliebter wahrscheinlich tot ist. Sie fordert den Kutscher auf, Hilfe zu holen und will bei dem Verunglückten warten. Als der erste Schock vorüber ist, merkt sie, in welche Lage sie geraten würde, wenn sie in dieser Situation mit dem Rettungsdienst und der Polizei reden müsste und verlässt den Schauplatz, bevor der Kutscher zurückkommt. Sie schafft es ungesehen bis nach Hause, bevor ihr Mann heimkommt und kann auch die verschmutzte Kleidung noch wechseln. Es scheint, als ob sie sich aus der Affäre gezogen hätte, aber dann redet sie wie im Traum und ihr Mann schöpft Verdacht.


    Diese Geschichte gefällt mir nicht so sehr: Es geht um einen moralischen Konflikt und wie sich die Frau vor sich selbst für ihr unehrenhaftes Verhalten entschuldigt und dennoch scheitert. Der Anfang dieser ebenfalls kurzen Geschichte ist wieder durch schöne Stimmungsschilderungen des stürmischen Abends auf den Wiener Straßen gekennzeichnet, ab dem Unfall jedoch schlägt nicht nur die Stimmung um, sondern auch der Erzählstil und geht in die Innenperspektive mit Bewusstseinsstrom der Frau.

    Jetzt habe ich viel Zeit in ein ziemlich chauvinistisches Zeitdokument investiert, in Gustav Freytags Autobiografie "Erinnerungen aus meinem Leben". Immerhin habe ich jetzt eine gute Grundlage, um zu verstehen, auf welchem Hintergrund sich die neuen literarischen Strömungen der 1880er Jahren abhoben und habe ein bisschen Einblick in die zunächst biedermeierliche, dann nationalliberale Haltung großer Bereiche der literarischen Welt in der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten.

    Im Rahmen meines diesjährigen Projekts - 1880er bis 1930er Jahre - bin ich nochmal zu Freytag zurückgekehrt und habe seine Lebenserinnerungen gelesen.


    Gustav Freytag: Erinnerungen aus meinem Leben (1887)

    Gustav Freytag (1816-1895) war ein Schriftsteller des deutschen Realismus, ungefähr gleichaltrig mit Theodor Fontane. Bis in die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts war er in Deutschland sehr viel bekannter als Fontane, insbesondere für seinen Roman „Soll und Haben“ (1855), ist aber aus guten Gründen heute ziemlich vergessen gegenüber dem immer noch ( und mehr) hoch angesehenen Fontane.


    Inhalt:
    Gustav Freytag wird 1816 in einer oberschlesischen Kleinstadt als Sohn des Bürgermeisters und einer Pfarrerstochter geboren. Er erlebt eine behütete Kindheit und Jugend in einem halb ländlichen Milieu, allerdings vor dem Hintergrund von Aufbauarbeiten und der Neukonsolidierung nach den Befreiungskriegen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in der Nachbarstadt studierte er in Breslau und Berlin Philologie. Während des Vormärz war er für eine politische Stellungnahme noch zu jung, verurteilte die „Jungdeutschen“ aber später als überzogen fordernd, stand dann bei der 48er Revolution auf der Seite der Nationalliberalen, wäre sogar einmal fast von den Preußen verhaftet worden, weil man ihm die Veröffentlichung von peinlichen Staatsgeheimnissen vorwarf. Den Nationalliberalen blieb er auch später treu und saß sogar in den Sechziger Jahren für sie im Reichstag.

    Seine schriftstellerische Karriere begann er als Dramatiker und arbeitete über Jahrzehnte als Journalist und Herausgeber der sächsischen Zeitung „Die Grenzboten“. Später veröffentlichte er vor allem historische Schriften in erzählerischer Form sowie einige umfangreiche Romane, neben „Soll und Haben“, vor allem „Die verlorene Handschrift“ und den Romanzyklus „Die Ahnen“. Die biografischen und zeitgeschichtlichen Schilderungen reichen ungefähr bis in die Anfangsjahre der 1880er. Seine Memoiren beinhalten neben der Charakterisierung seiner Werke –auch ihrer Mängel - insbesondere die (zum Teil rührende) Würdigung seiner vielen Freunde und Arbeitskollegen, mit denen er durch viele Jahre einen intensiven Austausch pflegte. Daneben macht er sich sehr für das Deutschtum stark und sieht – vielleicht auch geprägt durch das Aufwachsen in den Randprovinzen Oberschlesiens und das zähe Ringen um das Zustandekommen des deutschen Nationalstaates – im deutschen Wesen etwas besonders Bewahrenswertes und Gutes. Auch der preußische Staat und dessen Monarchen sind ihm wichtige Pfosten seiner weltanschaulichen Orientierung, dem Verbleib des Adels in den leitenden Stellungen steht er dagegen kritisch gegenüber. Von Privatem, seiner Familie und seinen Kindern bleibt die Biografie merkwürdig unberührt. Man erfährt noch nicht einmal die Namen von Frau und Kindern.


    Meine Meinung
    Diese gar nicht so umfangreiche Autobiografie war ein herausforderndes Stück Arbeit für mich, denn

    1. ärgerte mich der Nationalchauvinismus und die Ressentiments, die Freytag besonders gegenüber den slawischen Völkern, insbesondere den Polen hegt, sehr, auch dass bis auf die Mutter Frauen keinerlei Rolle spielen bzw. biedermeierlich auf ihre Pflicht als Hausfrau und Mutter zurückgesetzt werden,

    2. musste ich sehr viele Namen und Ereignisse nachschlagen: Ich bin zwar laienhaft interessiert an Geschichte und meine schon, ein Grundwissen der deutschen Geschichte zu haben, aber die Einzelheiten, die ein Zeitgenosse noch erinnert, gehen natürlich weit über das Schul- und nebenher erworbene Wissen eines Menschen hinaus, der 150 Jahre später lebt.

    Dennoch habe ich viel darüber erfahren, wie das (Bildungs)bürgertum in der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte und was es über die Lebensumstände und solche Abstrakta wie Volk / Monarchie und Demokratie dachte. Auch die Entstehung des modernen Journalismus, die in diese Zeit fiel, war mir interessant. Positiv ist Freytag auch anzurechnen, dass er sehr selbstkritisch mit seiner akademischen Leistungsfähigkeit und auch mit seinen Werken umgeht, allerdings nicht mit dem, was ihn aus einer überzeitlichen Bedeutung herausfallen lässt – sein nationaler Chauvinismus und dem damit verbundenen Argumentieren mit nicht nachweisbaren angeblichen nationalen Charaktermerkmalen. Wenn ich z.B. lese, dass die (deutschen) Dramatiker – insbesondere Freytag selbst - des vorangeschrittenen 19. Jahrhunderts ihr Handwerk besser beherrschen als es Shakespeare tat, dann kann ich nur sagen: Wen kennt heute noch die ganze Welt? Sicherlich nicht Gustav Freytag!

    Am Wochenende unglaublicher Fund in meinem bevorzugten öffentlichen Bücherschrank.

    Akzente. Zeitschrift für Dichtung. Jahrgang 1.1954 bis 20.1973. Nachdruck bei Zweitausendeins in fünf unsagbar dicken, kleinformatigen (15,5 x 11 cm), kleinbuchstabigen Bänden.

    Buchrücken jeweils ca. 6,3 cm breit. Paginierung jahrgangsweise. Pro Jahrgang so überschlägig 550 Seiten ... soweit ich sehe kein Gesamtregister - das hätte noch das Kleinod auf die Krone gesetzt. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesen Nachdruck nicht. Wo stell ich das nur noch hin ...

    Eine Gesamtlektüre ziehe ich eher nicht in Erwägung.

    Die Ausgabe hatte ich auch mal. Als ich dann aber ehrlicherweise in zwanzig Jahren so gut wie nie reingeschaut hatte und auch sonst keine Literaturzeitschriften lese, habe ich sie einem Freund vermacht, bei dem sie jetzt, wenn ich die Anzeichen richtig deute, ebenso ungelesen im Regal steht. Dir, Leibgeber, wünsche ich auf jeden Fall mehr Lesernutzen an dem Fund.
    Aber ich habe mich auch über einen ungewöhnlichen Fund im öffentlichen Bücherschrank gefreut: Eine Auswahl früher Briefe von Alfred Kerr, die sehr schön in mein diesjähriges Buchprojekt passt: "Warum fließt der Rhein nicht durch Berlin? Briefe eines europäischen Flaneurs".

    Ich beginne nun mit den Lebenserinnerungen von Gustav Freytag, von dem ich vor einigen Jahren seinen Romanzyklus "Die Ahnen" las. Ich erhoffe mir, parallel zur Lektüre eines Sachbuchs über "Die Gründerjahre" eine historische Unterfütterung zu meinem für dieses Jahr gewählten Projektzeitraum, auch wenn Freytags Leben und die Gründerjahre zum großen Teil vorher stattfanden.

    Ach, und ich war heute in Münster, in der Thalia-Buchhandlung, vormals Poertgen-Herder. Hab zwar nichts gekauft, aber mich in der Geschichts- und geisteswissenschaftlichen Abteilung an der Vielzahl der Bücher zu jeweils einem Thema, einem Zeitabschnitt erfreut. So was findet man in Dortmund nicht mehr und auch in anderen Ruhrgebietsstädten selten. Wenn die Unis auf dem Campus liegen, handeln die Innenstadtbuchhandlungen oft nur mit Mainstream und Schrott.

    Die KI hat die bisher genaueste Übersetzung, allerdings die falsche Präposition vor "Gedanken" und eine damit verbundene unschöne Doppelung.

    Dass der Titel auf "Bettelknabe" abgeändert wurde, kann ich schon verstehen, denn selbst Twain selbst und natürlich besonders die Verlage sahen wohl die Hauptzielgruppe bei Kindern und Jugendlichen. Da ist die Anspielung auf die eigene Altersgruppe im Titel durchaus ein Marktargument.

    Da werden Erinnerungen wach ... mein großer Bruder hatte eine TB-Ausgabe "für die Jugend", die ich gelesen habe, als ich ungefähr zehn war, evtl. auch noch jünger.
    Ich weiß nicht, ob es mir damals schon auffiel, jedenfalls erinnere ich mich, dass mir - damals oder evtl. später - doch erhebliche Zweifel an einer solchen Verwechslung kamen. Mit einem einfachen Kleidertausch ist es wohl kaum getan. Haare, Fingernägel ... na ja. Beeindruckt war ich trotzdem.
    So lange es her ist, ich habe noch den Satz im Kopf: "Eines Morgens stand Tom hungrig auf und verließ das Haus mit knurrendem Magen."

    Das denke ich auch: Die Verwechslung ist etwas an den Haaren herbeigezogen. Denn die Bediensteten hätten ja den Prinzen mit dem Jungen zu seinen Zimmern laufen sehen und sich später über diesen Umstand Gedanken gemacht . Und sie kennen den Prinzen von klein auf in jedem Detail. Aber so ist nun mal Romanliteratur ..., gerade im Jugendbereich.

    In meiner Übersetzung lautet der von dir erinnerte Satz zu Beginn des 3. Kapitels: "Tom erhob sich hungrig, und hungrig machte er sich davon."

    Ich kenne ihn nur als wichtigen niederländischen Roman, habe ihn aber noch nicht gelesen. Von Multatuli habe ich hier noch die "Minnebriefe" stehen, aber nicht gelesen, die ich mal von irgendeinem Krabbeltisch gegriffen habe.

    Ich habe derweil einen weiteren Klassiker der Jugendliteratur für den 1880er Zeitraum gelesen, Mark Twains Roman "Der Prinz und der Bettelknabe". War unterhaltsam, aber nicht weltbewegend.

    Mark Twain: Der Prinz und der Bettelknabe (1881)


    Mark Twains (d.i. Samuel Langhorne Clemens, 1835-1910) historischer Roman behandelt eine angebliche Verwechslung des jungen Prinzen und nachmaligen Königs Edwards VI. von England, Sohn Henrys VIII., mit einem Betteljungen, wonach beide für längere Zeit in den angenommenen Rollen bleiben müssen.


    Inhalt

    Tom Canty lebt in einem Armenviertel Londons als Sohn eines Säufers, Diebes und Schlägers mit seiner Mutter, seinen beiden Schwestern und der ebenfalls gewalttätigen Großmutter von Bettelei. Nur der dort ebenfalls lebende Vater Andrew, ein ehemaliger Mönch, der Heinrichs Klosterauflösung zum Opfer fiel, kümmert sich um die Bildung des Jungen, bringt ihm Lesen, Schreiben und ein wenig Latein bei. Außerdem leiht er ihm Bücher insbesondere über die Geschichte der englischen Könige. Tom träumt sich in die Rolle eines königlichen Prinzen hinein und spielt mit den Kindern seines Viertels entsprechende Rollenspiele. Als er eines Tages sehnsüchtig am Parkzaun des Westminster-Palastes entlangstreift, wird er von der Wache festgenommen, aber von Prinz Edward befreit, der wegen dieser Übergriffigkeit seiner Soldaten erbost ist. Er nimmt Tom mit in seine Zimmer, die Jungen tauschen zum Spaß ihre Kleidung und erkennen beim Blick in den Spiegel, dass sie sich extrem ähnlich sehen. So kommt es, wie es kommen muss. Als der Königssohn in Toms Kleidung hinunter zur Wache eilt, um sich wegen eines Schlags auf Toms Hand zu beschweren, wird er von den Soldaten weggejagt. Tom dagegen halten die adeligen Bediensteten für Edward und sind sehr besorgt, dass dieser plötzlich wahnsinnig geworden sei, weil er sich an keine Umstände seines Lebens erinnert und ständig behauptet, der Betteljunge Tom zu sein. Sie versuchen dies aber gegenüber der Öffentlichkeit zu verbergen, und Tom lernt mit den Wochen dazu, so dass er unauffällig sein Amt versehen kann, obwohl er zunächst gerne zu seinem früheren Status zurückkehren würde. Der König stirbt und der „Prinz“ wird nunmehr auf seine Krönung vorbereitet.


    Währenddessen lernt Edward die Härten des Lebens der Armen kennen, wird von seinem angeblichen Vater geschlagen, soll zum Betteln gezwungen werden, kann ihm aber entfliehen und lernt dabei den adeligen Soldaten Miles Hendon kennen, der sich fortan um ihn kümmert und ihm auch seine Rolle als Prinz gönnt, auf der Edward hochfahrend besteht. Hendon nimmt Edward nach allerlei Abenteuern mit in seine Heimat, die er jahrelang aufgrund seiner Soldatenkarriere nicht gesehen hat, doch im Herrenhaus regiert jetzt sein jüngerer Bruder, ein Bösewicht, der Vater und ältere Bruder sind gestorben. Dieser jüngere Bruder hat Miles‘ Jugendliebe geheiratet und bringt sie wie die Dienerschaft unter Drohungen dazu, Miles‘ Existenz zu leugnen. Dieser wird sogar mit Edward ins Gefängnis geworfen, nach einer Prügelstrafe aber wieder frei gelassen. Beide kommen rechtzeitig zur Krönung in London an, um ihre jeweiligen Identitäten einzuklagen. Sie verschaffen sich Zugang zur Krönungszeremonie, Edward kann mit Toms williger Hilfe seine Identität klären und wird nun richtig gekrönt. Aufgrund seiner Erfahrungen der Armut und Hilfsbedürftigkeit, auch der Willkür von Verwaltung und Justiz wird Edward VI. in seiner kurzen Regierungszeit ein milder König, der einige Reformen anstößt, aber aufgrund seiner Minderjährigkeit und seines frühen Todes nicht viel erreichen kann. Miles und Tom werden in ihrem Rang erhöht und führen ein glückliches Leben.(Auf Edward folgte die katholische Maria, die Tochter aus der ersten Ehe Heinrichs, die unter dem Namen „Bloody Mary“ berüchtigt wurde, das gehört aber nicht mehr zum Inhalt des Romans.)


    Stil und meine Meinung

    Der Roman wird linear, aber mit Perspektivwechseln zwischen den beiden Protagonisten in der Er-Perspektive erzählt, ist auch für Kinder und jugendliche Leser gedacht, bei denen allerdings einiges an Kenntnissen der englischen Geschichte und Gesellschaftsstruktur vorausgesetzt wird. Twain erzählt hier „englischer“ als in seinen berühmten Romanen um Tom Sawyer und Huckleberry Finn, ist stark darum bemüht, in fast dickensscher Weise die Armut und ungerechte Behandlung der unteren Bevölkerungsschichten zu schildern. Der Roman ist spannend und farbig erzählt und in meiner Ausgabe (Insel-Taschenbuch Werkausgabe in zehn Bänden) mit zahlreichen zeitgenössischen Illustrationen geschmückt.


    Mir persönlich gefallen Twains amerikanische Romane und seine Reiseerzählungen besser, aber gut unterhalten habe ich mich allemal gefühlt.

    Zustimmung. Vom inzwischen fast 65jährigen.

    Und das scheint mir ein Grund zu sein, warum Wiederlektüren öfters enttäuschend sind.

    Es ist der Wunsch, ein Madeleine-Erlebnis zu erfahren. Was dann nicht klappt.

    Das gilt wohl für die ganz frühen Lektüren. Aber so ein Leserleben ist ja lang ... . Und das, was man so ab Mitte zwanzig gelesen hat, behält - für mich zumindest - bei einem Reread meist seinen Wert.

    Zu Hardy habe ich nie den richtigen Zugang gefunden. Am ehesten hat mir noch "Der Bürgermeister von Casterbridge" gefallen, aber nicht vergleichbar mit anderen englischen AutorInnen, die ich mag.

    Seine Art zu schreiben erinnert mich eher an die großen französischen Realisten. Ist also keineswegs eine Wertung, sondern nur Geschmackssache