Hier kann zu Buch 1 geschrieben werden
Galsworthy: Forsyte Saga 1: The Man of Property
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Vielen Dank für die Einrichtung der Fäden. Ich freue mich auf Samstag. Grundlage meiner Lektüre ist meine Uralt- Ausgabe aus den 70ern mit der überarbeiteten Übersetzung von Luise Wolf. Laut Eintrag habe ich den Roman 1974 zum ersten und bis jetzt letzten Mal gelesen. Aber einzelne Szenen habe ich damals öfter gelesen.
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Ich habe eine Anaconda-Ausgabe, die, wie es im Vorsatz heißt, unverändert auf einer Ausgabe von Kiepenheuer aus 1985 basiert. Übersetzt von Jutta Schlösser. Hinten drin ist ein Familienstammbaum, der mir jetzt schon Angst einjagt: Er ist so groß, dass er zwei Doppelseiten einnimmt.
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Den habe ich auch. Aber Galsworthy lässt sich Zeit und führt uns in Ruhe durch den Clan. Keine Sorge! Ich habe gerade erstmal den Schutzumschlag repariert. Viele Seiten sind auch lose. Dieses Buch habe ich wohl sehr gemocht.
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Ich lese auf Englisch, habe das Taschenbuch von Oxford World's Classics. Mit einer 21-seitigen Einführung, von der ich euch hoffentlich Anfang nächste Woche etwas berichten kann – und ja, der zweiseitige Familienstammbaum ist auch drin ( ...endet unten rechts mit einem Eintrag "Offspring. One killed in the war."...)
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So, ich bin gut gestartet, habe das Kapitel 1.1 (Teil I, Kapitel1) mit Genuss gelesen. Es liest sich leicht (trotz der winzigen Schrift meiner Ausgabe). Die Familie, in der sich eigentlich kaum jemand gegenseitig ausstehen kann, die aber doch einen starken Familien- und Standesdünkel zu haben scheint, wird auf unterhaltsame Art und Weise mit lockeren Strichen skizziert.
Der zweiseitige Stammbaum leistete mir dabei sehr wertvolle Dienste, aber erstaunlicherweise empfinde ich ihn jetzt schon sehr übersichtlich und überhaupt nicht mehr Angst einjagend.
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Mein Eindruck - nachdem ich erst ein einziges Kapitel gelesen habe - ist: erstens, Frauen sind nur in bezug ihres Einflusses auf Männer wichtig, und zweitens haben wir es mit einem furchtbar bornierten, dünkelhaften Sippe zu tun. Das wird bestimmt lustig.
Ohne den Stammbaum wäre ich aufgeschmissen, aber wenn man ihn im Auge behält, wird man wohl langsam vertrauter mit den Leuten. -
Frauen sind aber mindestens ebenso wichtig, wenn sie Geld in die Ehe bringen.
Borniert? Dünkelhaft? British Upper Class im 19. Jahrhundert.
Mir macht das Buch Spaß, ich erinnere mich erstaunlicherweise an viel, obwohl es sicher 40 Jahre her ist, dass ich es gelesen habe.
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Auch ich habe das Gefühl, als hätte ich das Buch erst gestern zum letzten Mal zugeschlagen. Das erste Kapitel ist sicherlich ein wenig herausfordernd aufgrund des Familiengemäldes mit den charakterisierenden Pinselstrichen, das Galsworthy vor uns entstehen lässt. Du hast Recht, Zefira, wenn du von "einer furchtbar bornierten, dünkelhaften Sippe" sprichst. Das ist ja gerade der Spaß daran, diese Eigenschaften in den kleinen Pinselstrichen wiederzufinden, so wenn James zum Beispiel dem Porzellan die Echtheit streicht oder alle den jungen, mittellosen Architekten neugierig, aber abfällig beäugen. Gegenseitig sind sie auch keineswegs freundlich zueinander, sondern sehen sich wohl als Zusammenschluss gegen die Nicht-Besitzenden dieser Welt, können es aber nicht ausstehen, wenn der eine Bruder erfolgreicher ist als der andere und versetzen einander ständig kleine Nadelstiche.
Im nächsten Kapitel sehen wir dann aber auch die Menschen hinter den Karikaturen. Der alte, verwaiste Jolyon, der seinen Sohn seit fünfzehn Jahren nicht gesehen hat, weil er sich aus Gründen der Sittlichkeit für seine Enkelin und gegen seinen ehebrechenden Sohn entschieden hat. Ein aufrechtes Denkmal seines gewinnorientierten Lebens, der daran gewöhnt ist, alles mit materiellen Maßstäben zu messen, dem aber die Einsamkeit über dem Kopf zusammenschlägt. Aber er findet am Ende des Kapitels zu seinem Sohn zurück, ganz unspektakulär und nüchtern, wie es für die Kaufmannsfamilie typisch ist. -
... Der alte, verwaiste Jolyon, der seinen Sohn seit fünfzehn Jahren nicht gesehen hat, ..., dem aber die Einsamkeit über dem Kopf zusammenschlägt. Aber er findet am Ende des Kapitels zu seinem Sohn zurück, ganz unspektakulär und nüchtern, wie es für die Kaufmannsfamilie typisch ist.
Kapitel 1.2: Diese unspektakuläre Versöhnung hat mich sehr überrascht, weil sie gerade zu Beginn des Romans kommt. Dramaturgisch betrachtet wäre doch da ein längerer Prozess zu erwarten gewesen...? Da bin ich ja mal gespannt, wie es weitergeht und wozu der Sohn im weiteren Verlauf der Geschichte "gebraucht" wird.
Der Anfang von Kapitel 1.3 hat mich etwas verwirrt. Schon wieder ein Familientreffen anlässlich Junes Verlobung? Und dann sagen noch die einen zu den anderen, sie hätten sich lange nicht gesehen? Da war ich wohl gestern Abend zu müde zum Lesen und muss das nochmal anschauen...
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Kapitel 1.2: Diese unspektakuläre Versöhnung hat mich sehr überrascht, weil sie gerade zu Beginn des Romans kommt. Dramaturgisch betrachtet wäre doch da ein längerer Prozess zu erwarten gewesen...? Da bin ich ja mal gespannt, wie es weitergeht und wozu der Sohn im weiteren Verlauf der Geschichte "gebraucht" wird.
Der Anfang von Kapitel 1.3 hat mich etwas verwirrt. Schon wieder ein Familientreffen anlässlich Junes Verlobung? Und dann sagen noch die einen zu den anderen, sie hätten sich lange nicht gesehen? Da war ich wohl gestern Abend zu müde zum Lesen und muss das nochmal anschauen...
Na, da wird noch so viel passieren, dass Galsworthy den jungen Jolyon recht bald mit ins Spiel bringen muss. Er ist schließlich der Gegenspieler von Soames und einer der wichtigsten Protagonisten der Geschichte. Die "Forsyte Saga", also der Romanzyklus, den wir hier miteinander lesen, ohne die Nachfolger, umfasst ja schon locker drei Generationen.
Ich habe auch nochmal in 1.3. nachgeschaut und kann dich nur bestätigen, Vogelbeere: Mrs. Small -Tante Juley - ist bei beiden Verlobungseinladungen dabei, und es ist immer noch Sommer, so ewig kann es also nicht her sein, dass sie ihren Bruder Swithin nicht gesehen hat. Aber bei den drei alten Schwestern, die bei Timothy wohnen, ist ja anscheinend die Tratsch- und Klatschbörse der Familie, so dass sie vielleicht erwarten, die Geschwister in kürzeren Abständen zu sehen.
Ich bin mit dem ersten Teil fertig und habe immer noch das Gefühl, als hätte ich das Ganze gestern erst gelesen.
Galsworthy geht ziemlich hart mit den Forsyte-Männern ins Gericht, was deren Haltung zu den Frauen angeht, insbesondere der James -Soames-Arm des Stammbaums. Zitat aus der Sicht von James, als er Irene und Soames besucht (1.6) über Irene:
Sie war wirklich ein recht einnehmendes kleines Ding. ; sie hörte einem zu und schien zu verstehen, was man sagte.Kein Wunder, dass Irene sich unter diesen Vorzeichen der Verdinglichung als Mrs. Soames Forsyte nicht wohlfühlt. Für Soames ist sie ja auch nur Teil seiner Besitzmasse, und er ist erstaunt, dass sie ihn nicht liebt, da er doch sauber und reich ist und sie (bisher) nicht gewalttätig behandelt.
Das neue Haus in Robin Hill ist für Soames einerseits eine Möglichkeit, Irene abseits der Fährnisse Londons und ihrer aufmüpfigen Freundin June zu kasernieren, andererseits eine Möglichkeit, seine Wohlhabenheit nach außen hin mit einer kleinen Prise Exklusivität zu repräsentieren. Bosinney spielt raffiniert mit den letzteren Gefühlen, als er Soames seinen modernen Entwurf, der eigentlich nicht zu dessen konservativer Einstellung passt, schmackhaft macht. Der erste Teil endet mit dem Tod und der Beerdigung von Tante Anne, der ältesten Forsyte, und macht daher nun symbolisch Platz für die mittlere Generation, die bis auf Soames und Bosinney bisher wenig in Erscheinung getreten ist.
Jetzt mache ich langsamer weiter, weil ich nebenher noch eine andere Leserunde habe. Aber die Lektüre macht mir großen Spaß!
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Herrlich fand ich die Schilderung des Familien-Flurfunks, der in Windeseile die Nachricht von Bosinneys Auftrag für Soames' Haus einmal rundschickt. Bisher (ich bin erst in Kapitel 1.7) werden ja nur die Familienmitglieder vorgestellt. Sehr unterhaltsam und typisch für die damalige Zeit.
da er doch sauber und reich ist und sie (bisher) nicht gewalttätig behandelt.
Was will man mehr?