Hallo,
so, nun melde ich mich zurück.
40 Seiten habe ich heute geschafft und bin nun im Kapitel "Die Annäherung", das du, sandhofer, ja schon vor mehreren Wochen erreicht hast.
Iim vorhergehenden Kapitel fand ich eine schöne Stelle über die Dichtkunst im Vergleich zu den anderen Künsten:
nur die Dichtkunst hat beinah keinen Stoff mehr, ihr Stoff ist der Gedanke in seiner weitesten Bedeutung [...] Die Dichtkunst ist daher die reinste und höchste unter den Künsten.
Das freut natürlich den leidenschaftlichen Leser, allerdings stehen meiner Ansicht nach die anderen Künste, besonders die klassische Musik, in ihren großen Werken, der Dichtkunst in nichts nach, auch wenn sie stofflich stärker gebunden sein mögen.
Interessant sind auch die Ausführungen über die klassischen Bildwerke im oben genannten Kapitel: Ich habe mich mit der Theorie der bildenden Künste noch nicht beschäftigt und was hier über Beweglichkeit in der Abbildung und deren unterschiedliche Darstellung in der zeitgenössischen und antiken Kunst gesagt wird, ist für mich sehr erhellend, wenn auch für Fachleute vielleicht kalter Kaffee.
Immer noch haben sich die Protagonisten nicht einander vorgestellt trotz jahrelanger intensiver Besuche: Das finde ich ja immer noch sehr gekünstelt: Wenn ich's nicht aus der Sekundärliteratur wüsste, könnte ich noch nicht mal dem Ich-Erzähler einen Namen geben.
Hab mir heute übrigens bei Amazon eine Stifter-Biografie bestellt: Mehr und mehr gewinne ich den Eindruck, dass Stifter mit dieser kontrollierten heilen Welt sowohl der äußeren als auch der geistigen Welt eigene Obsessionen in den Griff kriegen will: Teilweise erscheint mir diese Welt als geradezu zwanghaft strukuriert. Bin gespannt, mehr über sein Leben zu erfahren. Die Andeutungen in derSekundärliteratur besätigen meinen Eindruck. Was meint ihr?
HG
finsbury