Beiträge von finsbury

    Hallo Imrahil und Zola,


    das wäre klasse, wenn wir noch zu mehreren wären. "Die Geschwister Oppermann" haben Zola und ich in relativ wenigen Tagen "erledigt", war halt auch ziemlich spannend. Für "Exil" haben wir eh ein wenig mehr Zeit eingeplant, nicht wahr, Zola? Dann könntest du bestimmt noch dazu stoßen.
    Ich hätte die Bände auch in der richtigen Reihenfolge lesen wollen, nicht weil sie von der Story zusammenhängen, sondern weil in ihnen ganz wunderbar ein Stück Sozialgeschichte des letzten Jahrhunderts mit all seinen verhängnisvollen Verflechtungen aufgezeigt wird. Ich finde, man versteht die "Oppermanns" besser, wenn man "Erfolg" kennt und das Gleiche erhoffe ich mir auch für Exil.


    Spätestens bis Februar also


    HG
    finsbury

    Hallo,


    frohes neues euch allen!!


    Kurz zum oben genannten Kapitel: Da ich Geografie studiert habe, war ich völlig fasziniert von Stifters Auslassungen zum geologischen Forschungsstand seiner Zeit: Sehr modern, seine Fragen und Einsichten: Da hat er vieles schon richtig gesehen. Wunderbar überhaupt seine Naturliebe: Ich finde es sehr berührend, dass hier ein Österreicher wirklich mal die überwältigende Natur seines Landes thematisiert hat.
    Im Moment bin ich mit Stifter -wie man liest - recht versöhnt: Es passiert auch ein bisschen und ich fühle mich mitgenommen.
    Dennoch geht mir immer noch die Pedanterie auf den Geist, obwohl ich glaube, dass sie für diesen zerfressenen Autor ein Schutzmechanismus war.
    Und dann die Syntax: Ist diese "Schlichtheit", um es freundlich auszudrücken, Absicht? Aber warum? In der Ausgestaltung der Räume und Bilder lässt Stifter seine Romanfiguren doch eine extreme Gestaltungsabsicht und Sorgfalt artikulieren. Welchen Sinn erfüllen diese monotonen Satzstrukturen? In kaum einen Satz findet man zum Anfang etwas anderes als das Subjekt. Wenn man das stets vermeidet, wirkt es auch gekünstelt, aber ein paar Mal wäre ganz nett. Habt ihr schon andere
    Werke von Stifter gelesen? Dann könnte man ja wissen, ob das Gestaltungsabsicht für den "Nachsommer" ist oder allgemeine Marotte des Autors ...



    HG
    finsbury

    Hallo,


    für mich ist Jean Paul das besondere Erlebnis 2005. Ich habe auch vorher schon Einiges von ihm gelesen, mich aber vor seiner Ausführlichkeit auch ein wenig gefürchtet: Die "Flegeljahre" waren eine Offenbarung und wunderbar!
    Außerdem haben mir sehr gefallen: Feuchtwanger: Geschwister Oppermann, mehrere Sophokles-Dramen, Thomas Brussig: Wie es leuchtet, Jonathan Safran Foer: Alles ist erleuchtet (Beide Titel haben nichts miteinander zu tun) und die "Canterbury-Geschichten" von Chaucer, zumindest zum großen Teil.


    HG
    finsbury

    Zitat von "alpha"

    Zwischen den Palästen von Nagib Machfus.
    Wohl noch nicht unter die Klassiker zu zählen, da noch etwas jung, vielleicht, aber jedenfalls mit Klassikerpotential. Weit bin ich noch nicht, weshalb ich noch keinen wirklichen persönlichen Eindruck geben kann - Interessant ist es jedoch bereits: atte nie eine wirkliche Vorstellung, wie eine klassische/bürgerliche ägyptische Familie in "der guten alten Zeit" war...


    Grüsse
    alpha


    Hallo alpha,


    vor ca. zwei Jahren las ich die "Kairo-Trilogie" und war sehr angetan. Ein wunderbares Epos, das einem das Kairo der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wirklich näher bringt. Kürzlich las ich auch die "Midaq-Gasse", auch gut, aber nicht so gewaltig wie die Trilogie. Ich werde sicher noch mehr von Machfus lesen, sofern es auf Deutsch erscheint.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    Paris im Winter mit dem ländlichen, sommerlich-idyllischen "Nachsommer" im Gepäck, das war schon heftiger Kontrast!
    Knappe 100 Seiten bin ich weitergekommen und befinde mich nun im Kapitel "Die Begegnung".


    @ sandhofer: Sind die Kapitelüberschriften denn nicht von Stifter? Sie müssten doch in jeder Ausgabe vorhanden sein.


    Ein wenig besser komme ich mit dem Buch jetzt klar, nachdem ein paar mehr Personen aufgetaucht sind.
    Die Übereinstimmung mit dem Gedankengut des alten Goethe, soweit ich mich damit auskenne, scheint mir auch deutlich: Damit übereinstimmend und etwas darüber hinaus scheint der Ich- Erzähler ein gewisses Ideal des homo universalis anzustreben, das uns vielseitig interessierte Menschen wohl anspricht. Zu Stifters Zeiten war es wohl möglich, von diesem Ideal wenigstens noch zu träumen.
    Das Durchdringen der verschiedenen Wissensbereiche und die wechselseitige Befruchtung, wie sie Riesach schon ziemlich früh formuliert, scheint mir eine typische Ausprägung für Stifters hier beschriebenes Ziel zu sein.


    Wir lernten an dem Alten, aber wir ahmten es nicht nach [...]. Wir suchten selbstständige Gegenstände für die jetztige Zeit zu verfertigen, mit Spuren dews Lernens an vergangenen Zeiten. [...] Überall aber sind die eigentlichen Lehrmeister die Werke der Natur gewesen.
    (Kapitel "Die Beherbergung", bei meiner Ausgabe S. 80)


    Nun wird mir auch der Ich- Erzähler etwas sympathischer: Mit seiner Schüchternheit gegenüber den Frauen erhält er liebenswertere Züge.


    Maja: Ja, ich finde es wichtig, dass mich literarische Charaktere auch emotional anrühren: Figuren, die mich kalt lassen, folge ich nicht gerne durch ihren Kosmos. Aber ich denke, das geht doch wohl den meisten Lesern so. Vielleicht war ja Identifikation die falsche Formulierung.


    Mit dem Stil habe ich allerdings immer noch meine Schwierigkeiten. So finde ich, dass sehr häufig die Sätze mit dem Subjekt, besonders gerne mit "ich" beginnen, obwohl der Ich-Erzähler eher der passiver Rezipient ist: Für mich ist das nicht ganz stimmig, aber vielleicht ist dieser Kontrast beabsichtigt.
    @ sandhofer: Mir ist noch nicht aufgefallen, dass die Kommata bei Aufzählungen fehlen.


    Bis zum nächsten Jahr
    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    bin immer noch im Kapitel "Die Beherbung", allerdings knapp vor dem nächsten Kapitel. Ich muss zugeben, dass ich das Buch auch gerne aus der Hand lege, um Anderes zu lesen. Die Hauptfiguren bieten mir wenig Identifikationsmöglichkeiten, obwohl ich in bestimmten Bereichen sicher auch zur Besserwisserei und Pedanterie neige. Dass es wenig Handlung gibt, stört mich eigentlich wenig, aber bisher erkenne ich auch wenig interessante reflexive Passagen, sondern eher ein Sammelsurium von Natur- und alltagskulturellen Beobachtungen des 19. Jahrhunderts, vorgetragen in einem salbungsvollen Belehrungston. Aber irgendwas muss ja dahinterstecken, aufgeben will ich nicht. Nun verreise ich für ein paar Tage und nehme den "Nachsommer" als einziges Buch mit. Wenn ich in meinen voraussichtlich geringen Mußestunden so auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen bin, gelingt es mir hoffentlich, voran- und zu tieferen Einsichten zu kommen :rollen: .


    Euch schöne Restweihnachten und Tage "zwischen den Jahren"!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    Zitat von "sandhofer"

    Das ist wohl auch gut so, denn seien wir ehrlich: Diese frühreife, altkluge Person von Ich-Erzähler im Nachsommer ist ja nicht wirklich auszuhalten. Was der alles seinem Vater und seiner Mutter zuliebe tut! Und wie er nicht in allem mit ihnen übereinstimmt! Und wie sorgfältig er sein Geld einteilt und spart! Ich begreife jeden, der mit dem Nachsommer deswegen Mühe bekundet.


    Da kommen wir zu einem Punkt, an dem ich auch zu knapsen habe: Nicht nur der Ich-Erzähler ist so unendlich gut erzogen, auch die Pedanterie wird in diesem Roman hoch gelobt: Ich bin in dem Kapitel "Die Beherbergung" und da geht es mir schon auf den Wecker, wie wenig Fußböden ob ihrer Schönheit betreten werden dürfen und dass man jedes benutzte Buch sofort wieder aufräumen muss (ein Wesenszug, den ja auch der Vater des Ich- Erzählers sein eigen nennt). Ich bin nicht sonderlich unordentlich, aber mit solchen Leuten wie dem weißhaarigen "Alten vom Berge" :zwinker: , hätte ich schon meine Schwierigkeiten.
    Dennoch lässt sich das Buch viel leichter lesen, als ich nach Bekundungen von Bekannten, die früh daran scheiterten, erwartete. Aber es wird kein Buch sein, das man in zwei Wochen durch hat. Soll wohl auch nicht so sein, eher ein Werk für Genießer.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    habe gestern Abend beginnen können und knappe 40 Seiten gelesen.
    Sehr schön: Erinnert mich an den Filmtitel: Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss. Das Buch hat fast etwas Meditatives.
    Ein bisschen habe ich jetzt auch über Stifter gelesen: Da existieren ja extreme Kontraste zwischen seinem scheint's zerissenen Naturell und dieser harmonischen Prosa. Wie ich las, kann er in seinen Kurzgeschichten aber auch anders. Der Nachsommer ist mein erster Stifter, wird wohl aber nicht der letzte bleiben.
    Merkwürdig finde ich, dass man den Namen des Ich-Erzählers bis S. 40 (ca. 25 Jahre alte Reclam Leipzig Taschenausgabe) noch immer nicht erfahren hat, er ist mir bisher nur aus der Sekundärliteratur bekannt. Ich wüsste auch gern, wo das Vaterhaus des Ich-Erzählers steht: Man hat in der Nähe Hügelketten, in der Ferne das Hochgebirge? Eine Stephanskirche wird genannt, sollte man sich Wien vorstellen? Aber kann man von Wiens Vorstädten aus in die Alpenketten gucken?
    Nun ja, es wird sich alles noch aufklären, so hoffe ich.


    Bis bald


    finsbury

    Zitat von "Zola"

    Hallo,


    gerade lese ich "Im Krebsgang" von Günter Grass. Im Alter von über 70 Jahren schrieb er über Internet und Chatrooms und es klingt gar nicht komisch. Davon kann sich Siegfried Lenz (den ich übrigens sehr schätze) eine Scheibe abschneiden.


    Hallo Zola,


    das kann ich in allen Teilen voll inhaltlich unterschreiben. Man denke nur an "Arnes Nachlass". Aber ich glaube, wir haben darüber auch schon mal geschrieben.


    HG
    finsbury

    Mais oui!


    Ich schlinge gerade den den Rest von Laxness' "Islandglocke" herunter, damit ich morgen anfangen kann. Wird allerdings in dieser Woche nur schleppend gehen und auch meinerseits nur kurze Statements geben, da ich noch bis zum Wochenende beruflich und privat sehr eingespannt bin.

    Ich wünsche uns allen eine schöne Leserunde und euch einen guten Start in die Arbeitswoche!


    HG
    finsbury

    Hallo Alexiel- Sama,


    danke für deine ausführliche Antwort. Es ist - wie sandhofer schreibt - ganz normal, dass man sich in Foren duzt. Wenn man jemanden allerdings zum ersten Mal trifft und diese Person ist nicht deutlich unter dreißig, wäre ich an deiner Stelle vorsichtig, da hat deine Lehrerin wohl Recht. Es gibt noch viele Leute, die sich da "auf den Schlips getreten " fühlen.


    Mir fällt bei klassischer Literatur und Gleichstellung der Frau auch nicht viel ein. Vielleicht könnte man den ersten berühmten deutschen Roman von einer Frau über eine Frau darunter rechnen: Sophie von LaRoche: "Geschichte des Fräulein von Sternheim" aus dem 18. Jahrhundert. Viele von Theodor Fontanes Frauengestalten bemühen sich in seinen Romanen auch um Emanzipation - zumindest wird dort gezeigt, wie schwer sie es im 19. Jahrhundert damit hatten. Zum Beispiel "Effi Briest", "Stine", "Schach von Wuthenow" usw. Auch der hier im Forum sehr beliebte Eduard von Keyserling mit "Wellen" und anderen Werken passt in diese Richtung.


    Viel Erfolg weiterhin in der Schule: Du hast schon viel erreicht. Respekt!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    momentan erfreue ich mich nach langer Zeit wieder einmal an einem Roman von Halldór Laxness: Islandglocke. Drüben auf Literaturschock findet dazu eine Leserunde (www.literaturschock. de) statt.
    Das Buch ist wunderbar, spielt an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, hat eine wirklich weltliterarische Schelmengestalt zum Protagonisten und ist mit warmherziger Ironie im Stil der alten Isländersagas abgefasst, ohne die Ungerechtigkeiten und die Härten des damaligen Lebens zu beschönigen - ein Genuss! In diesem Fall hat da jemand mal zu Recht den Nobelpreis erhalten.

    Natürlich will man außerdem sofort den nächsten Flieger nach Island nehmen :zwinker:


    Einen schönen Adventssonntag wünscht


    finsbury

    Hallo Alexiel-Sama,


    willkommen bei uns!

    Du schreibst sehr gut Deutsch. Wo hast du das gelernt? An der Schule oder am Goethe-Institut?


    "Klassische" Literatur ist allgemein schwieriger zu lesen, weil viele altmodische Wörter vorkommen und der Satzbau in der Regel komplizierter ist als bei vielen heutigen Autoren.
    Bei "Novelle" und "Liebe" und "nicht zu schwer" fallen mir spontan "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Eichendorff und villeicht sogar "Dei Leiden des jungen Werthers" von Goethe ein. Schau mal da hinein, vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Sie lohnen jedenfalls beide alle Lesemühe!


    HG
    finsbury


    Hi Pius,


    genau die beiden hat Dr.Schaub uns auch nähergebracht. Da brauchte er bei mir aber nicht viel Überzeugungsarbeit zu leisten: Den sinfonischen Strauss habe ich schon immer gerne gehört. Aber danke für den Ratschlag! Die Übereinstimmung war lustig.


    PS, weil's gerade du bist: Ich lese übrigens gerade "Die Trachinierinnen": Auch hier wieder grandios, wie Sophokles gewaltige Tragödien mit Alltagsbemerkungen und geradezu Ironie zusammenbringt (Amme, Bote).


    HG
    finsbury

    Hallo Maja und sandhofer,


    das ist aber nett von euch :klatschen: ! Ich denke, für die Islandglocke braucht man nicht mehr als zwei Wochen, also könnte ich ab dem 12. Dezember hier mitlesen. Eventuell muss man dann zwei weitere Leserunden etwas nach hinten schieben, aber das geht schon (Herodot eventuell ab Februar, sandhofer?). Zwischen Weihnachten und Neujahr bin ich vier Tage weg, aber da seid ihr vielleicht auch im Feiertagsstress ... .
    Also, ginge es mit dem 12.12?


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    hatte letzte Woche mal wieder ein Seminar bei dem von mir schon öfter erwähnten Dr.Schaub. Dieses Mal ging es um den "Klangzauber bei Richard Strauß" und war mal wieder sehr erhellend. Obwohl ich nicht so gerne Opern und Kunstlieder mag, höre ich jetzt mit ganz neuen und verzauberten Ohren Passagen aus dem "Rosenkavalier" und besonders die "vier letzten Lieder". Wenn man Partiturauszüge mitliest (dilletierender Weise :redface: ), bekommt man erstmal mit, wie unglaublich vielgestaltig Strauss Gefühle und Sprachbilder in Musik umsetzen kann.
    Prädikat: Sehr empfehlenswert!


    HG
    finsbury
    Wer übrigens mal diese Seminare hören will, klicke sich ein unter www.musikseminare.de


    HG
    finsbury