Hallo zusammen,
Paris im Winter mit dem ländlichen, sommerlich-idyllischen "Nachsommer" im Gepäck, das war schon heftiger Kontrast!
Knappe 100 Seiten bin ich weitergekommen und befinde mich nun im Kapitel "Die Begegnung".
@ sandhofer: Sind die Kapitelüberschriften denn nicht von Stifter? Sie müssten doch in jeder Ausgabe vorhanden sein.
Ein wenig besser komme ich mit dem Buch jetzt klar, nachdem ein paar mehr Personen aufgetaucht sind.
Die Übereinstimmung mit dem Gedankengut des alten Goethe, soweit ich mich damit auskenne, scheint mir auch deutlich: Damit übereinstimmend und etwas darüber hinaus scheint der Ich- Erzähler ein gewisses Ideal des homo universalis anzustreben, das uns vielseitig interessierte Menschen wohl anspricht. Zu Stifters Zeiten war es wohl möglich, von diesem Ideal wenigstens noch zu träumen.
Das Durchdringen der verschiedenen Wissensbereiche und die wechselseitige Befruchtung, wie sie Riesach schon ziemlich früh formuliert, scheint mir eine typische Ausprägung für Stifters hier beschriebenes Ziel zu sein.
Wir lernten an dem Alten, aber wir ahmten es nicht nach [...]. Wir suchten selbstständige Gegenstände für die jetztige Zeit zu verfertigen, mit Spuren dews Lernens an vergangenen Zeiten. [...] Überall aber sind die eigentlichen Lehrmeister die Werke der Natur gewesen.
(Kapitel "Die Beherbergung", bei meiner Ausgabe S. 80)
Nun wird mir auch der Ich- Erzähler etwas sympathischer: Mit seiner Schüchternheit gegenüber den Frauen erhält er liebenswertere Züge.
Maja: Ja, ich finde es wichtig, dass mich literarische Charaktere auch emotional anrühren: Figuren, die mich kalt lassen, folge ich nicht gerne durch ihren Kosmos. Aber ich denke, das geht doch wohl den meisten Lesern so. Vielleicht war ja Identifikation die falsche Formulierung.
Mit dem Stil habe ich allerdings immer noch meine Schwierigkeiten. So finde ich, dass sehr häufig die Sätze mit dem Subjekt, besonders gerne mit "ich" beginnen, obwohl der Ich-Erzähler eher der passiver Rezipient ist: Für mich ist das nicht ganz stimmig, aber vielleicht ist dieser Kontrast beabsichtigt.
@ sandhofer: Mir ist noch nicht aufgefallen, dass die Kommata bei Aufzählungen fehlen.
Bis zum nächsten Jahr
HG
finsbury