Beiträge von finsbury


    Beim "Spätwerk" meinte ich Dickens ... eben wegen der triefenden Sentimentalität des mittleren Werks.


    DAs fiel mir dann später auch auf. Ja, unsere Sprache ist ín ihren Bezügen auch nicht immer eindeutig.



    (Die Pickwick Papers sind kompositorischer Unsinn, aber die satirischen Züge der Pickwickier kompensieren das teilweise. Dann aber verteilt Dickens den Schmalz gleich tonnenweise in seinen Romanen. Ich habe mal versucht, einige seiner bekannteren Werke unmittelbar hintereinander zu lesen. Seit 10 Jahren nun klebt ein Buchzeichen im ersten Drittel von David Copperfield. Dort wird es wohl auch bleiben ...)


    Gerade im Nicolas Nickleby, der als dritter Roman erschien, geht es noch herrlich satirisch zu. Ich habe bisher nur ca. 40 Seiten gelesen, diese sind aber völlig schmalzfrei und bieten Passagen über Aktienbetrug, die auch einer heutigen Polit- und Wirtschaftssatire gut anstünden. Auch sonst sind die Figuren ganz witzig und treffend.


    finsbury


    Da hast du zum teil meine Zustimmung: "Grimms Wörter" gehören aber zum späten Werk, und Dickens hat auch seine guten Seiten, wenn man die Sentimentalität mal abkratzt.


    finsbury

    Hallo,


    nur eine kleine Weile muss ich noch "Grimms Wörter"n folgen, dann kann ich wieder in weniger nerviger Literatur schwelgen: Mir ist nach Dickens. Und zwar Nicolas Nickleby. Dazu habe ich eine Verfilmung auf dem Suf (Stapel ungesehener Filme). Soll mir als Anregung reichen, mal wieder den englischen Romancier zu lesen.


    finsbury

    Hallo,


    ein Leserundenvorschlag mit nur einem Eintrag und gleich dem Kalendereintrag?


    Wo hattet ihr denn eure Vordiskussionen? Seit dem letzten halben Jahr habe ich nicht mehr die Zeit, so genau in allen Threads herumzulesen!
    Darf ich auch mitmachen, wenn ich trotz Latinums nicht das Original lesen kann?


    finsbury


    Welche CD mit Ausführungen von Bruckners Werk ist unverzichtbar? Meine CD mit der 4. Sinfonie ist verloren gegangen (in einem völlig blockierten Auto-CD-Spieler). Ich würde mir gerne eine neue CD zulegen, nur welche? Danke, FA


    Hallo FA,


    Günter Wand gilt als d e r Bruckner-Dirigent, ich habe seine Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern von 1998, also DDD und bin sehr zufrieden damit.


    finsbury

    Na, das macht einem ja nicht gerade Mut. Dieses Werk befindet sich auch auf meinem SUB und ich habe schon überlegt, ob ich mir vorher noch die Ergänzungen über seinen Vater zulegen soll. Aber hier klingt es ja, dass man lieber insgesamt einen Bogen darum machen sollte ...


    finsbury


    Der 200. Todestag Heinrich v. Kleists (21. November) dürfte allerdings in Deutschland mehr Resonanz erfahren als der Geburtstag des aus Ungarn stammenden Listz.


    Ich denke, dass das Liszt-Jahr auch in Deutschland mindestens genauso viel, eher mehr Beachtung findet, da die Konzerthäuser sicherlich vermehrt Liszt in ihr Programm aufnehmen werden zu Ehren des großen Komponisten. Dagegen wird es vielleicht neue Werkkompilationen Kleists in abgeschiedenen Ecken der Buchhandlungen geben und vielleicht auch die eine oder andere Veranstaltung für Literaturinteressierte, die aber insgesamt noch weniger Personen ausmachen als das auch schon überbsichtliche Segment der Besucher von Konzerten sogenannter E-Musik.


    finsbury

    Hallo,


    nun habe ich auch mit Grass' vielleicht letztem Buch begonnen und erlebe es nach dem Flop "Die Box" doch als ein interessantes Buch. Natürlich gibt es auch hier die Selbstbeweihräucherungen und einen zum Teil übertriebenen Manierismus, aber die Anknüpfung an die beiden Grimms scheint mir doch ein gelungener Zug zu sein. Jedenfalls lese ich mit Spaß inzwischen in dem Buchstaben B herum und erfreue mich an dem hier meist gelungenen Grass-Ton.


    finsbury

    Hallo,


    zwischen den Jahren war ich in Berlin und habe mir die Ausstellungen im Bode-Museum und in der Alten Nationalgalerie angeschaut. Neben den hervorragend renovierten, imposanten, wenn auch latent größenwahnsinnigen Museumsbauten der wilhelminischen Zeit waren natürlich auch die Kunstwerke hoch eindrucksvoll.
    Das Bode-Museum stellt vor allem Skulpturen aus, vom Mittelalter bis zum Klassizismus: Hier haben mich besonders einige mittelalterliche Werke und natürlich die Riemenschneider-Sammlung beeindruckt. Außerdem kann man hier herrliche Bildwerke der italienischen Renaissance sehen: man meint, diesen Menschen gegenüberzustehen.


    Die Alte Nationalgalerie ist für Freunde des 19. Jahrhunderts ein Erlebnis! Ausgehend von der Goethezeit über die Romantik bis hin zum Ersten Weltkrieg findet man hier nicht nur großartige Gemälde und Skulpturen, sondern auch zahlreiche Begegnungen mit Schriftstellern und anderen Berühmtheiten dieser Zeit, die in den Gemälden und Skulpturen abkonterfeit sind. Mir hat diese Ausstellung großen Spaß gebracht und hatte einen hohen Wiedererkennungswert. Selten habe ich in einem Museum so viele oft abfotografierte Skulpturen und Gemälde gesehen: Freunde von C.D. Friedrich, Spitzweg, Menzel und vielen anderen kommen hier genauso auf ihre Kosten wie allgemein am Kulturgeschehen des 19. Jahrhunderts Interessierte, die in zahlreichen Genrebildern und Büsten auf alte Bekannte stoßen, mal ernsthaft, mal karikierend dargestellt.


    finsbury

    Hallo,


    habe mein Novellenprojekt zu Meyer noch im alten Jahr abschließen können, jedenfalls sofern es die Novellen angeht, die sich in meiner Werkausgabe finden.


    Stellungnahmen zu zweien stehen noch aus:


    Das Leiden eines Knaben
    1883 veröffentlicht


    Die nicht sehr umfangreiche Novelle spielt zur Zeit Ludwigs des Vierzehnten. Dessen Arzt erzählt diesem in einer - Meyer-typischen - Rahmenhandlung, wie der wenig geistvolle, gutartige und warmherzige Julian, Sohn eines Feldherrn, nach dem Tod seiner Mutter in einem Jesuitenkolleg von einem böswilligen Pater, der sich an seinem Vater rächen will, buchstäblich zu Tode gequält wird.
    Wie immer bei Meyer geht es um Macht und den schuldhaften Umgang mit ihr. Auch in dieser Novelle versteht es der Autor trotz des dazu auffordernden Themas auf Rührseligkeit zu verzichten.
    Am meisten gefallen haben mir die Nebenfiguren, Fagon, der alte und polterige Arzt, der auch gegenüber der allerhöchsten Majestät kein Blatt vor den Mund nimmt und sein Freund, ein analphabeter Künstler namens Mouton, der einen Pudel gleichen Namens besitzt und mit diesem ausschweifende Gespräche führt.


    Die Versuchung des Pescara


    Diese späte und umfangreiche Novelle (in meiner Ausgabe 120 Seiten) wurde 1887 veröffentlicht und spielt in der italienischen Spätrenaissance 1525, als das Herzogtum Mailand von dem spanisch-neaplischen Feldherrn Pescara erobert wurde. Dieser - verheiratet mit der italienischen Dichterin Vittoria Colonna - ist tödlich verwundet - was aber kaum jemand ahnt und wird in diesem Zustand aufgefordert, die Seiten zu wechseln und für die italienische Liga zu kämpfen, die sich der spanischen Besatzung erwehren will. Pescara interessiert sich scheinbar für das Angebot und lässt den mailändischen Kanzler, Girolamo Morone, eine genial gestaltete Persönlichkeit, dadurch seine Pläne verraten. Auch seine Frau Vittoria, vom Papst dazu überredet, versucht Pescara für die italienische Sache zu gewinnen, doch auch ihr widersteht er und erklärt, dass die intriganten italienischen Staaten diese Befreiung nicht wert seien, er sich aber in seiner Position für eine sanfte Besatzung einsetzen werde. Dies tut er auch und stirbt, nachdem er seine zurückhaltenden Maßnahmen durchgesetzt hat, nach der Eroberung Mailands.
    Auch hier geht es Meyer darum, wie der Mächtige richtig handelt: Pescara ist nicht von selbst der edle Held, sondern macht im Bewusstsein seines bevorstehenden Todes eine Wandlung durch, bei der für ihn Treue gegenüber seinem König und Milde gegenüber dem Feind im Vordergrund stehen.
    Das dargestellte Intrigenspiel ist amüsant und auch leider überzeitlich; Der edle Machtmensch, der seine Treue über die Freiheit der Unterdrückten stellt (die allerdings auch unter den italienischen Herrschern nicht freier wären) ist ein heute wohl nicht mehr ganz so angemessenes Vorbild.
    Dennoch schon allein Morones und des Schweizer Soldaten wegen, der Pescara die tödliche Wunde beibrachte und später diesem wiederbegegnet, von Meyer landsmännisch-liebevoll geschildert, eine sehr lohnende Lektüre!


    Fazit: Für mich ist Meyer der größte Lesegewinn des vergangenen Jahres: Roman, Novellen und vor allem auch die Lyrik: ein großartiges Werk!


    finsbury

    Zwischenstand 24.12.


    Siemens: 94, 78
    BMW (St, Xetra was auch immer das heißt ..) : 63,26


    Bisher wär's ja ein guter Tipp vom alten Mark, mal sehen wie's weitergeht.


    Frohe Feiertage


    finsbury

    Dieses Jahr brachte mir aus beruflichen Gründen nur eine geringe Leseausbeute. Außerdem lese ich mit zunehmendem Alter immer lieber Sachbücher, das raubt natürlich den fiktionalen Klassikern zusätzliche Lesezeit.


    Aber dennoch
    Jean Pauls Titan, wenn auch nicht mein liebster Jean Paul, hat auch er diesen unverwechselbaren Ton, diese Atmosphäre, die sonst keiner schafft
    C.F. Meyers Gedichte und Prosa
    eine große (Wieder)entdeckung, manchmal sehr modern anmutend, nie zopfig
    Thomas Morus' Utopia fand ich erstaunlich spannend und eine Bresche in die Zeit des Humanismus, mit dem ich bisher kaum beschäftigt habe
    Tolstois Auferstehung, nach mehr als einem Jahrzehnt wieder einmal ein großer russischer Klassiker, wunderbar!


    Nicht meinen Lesegeschmack getroffen haben


    Thomas Manns erster Joseph-Roman
    (trotzdem habe ich mir fürs nächste Jahr die anderen drei vorgenommen)
    Rilkes Malte Laurids Brigge
    sicherlich interessant, aber eine Welt, in der ich mich nur sehr eingeschränkt zurechtfinde
    Auf mehr Lesezeit und interessante Entdeckungen und Wiederlektüre in 2011



    finsbury

    Kann wieder ein bisschen lesen: Den Festtagen sei Dank
    Also: C.F. Meyer: Die Versuchung des Pescara. Eine seiner großen historischen Novellen, spielt in der Spätrenaissance.


    Außerdem ein sehr interessantes Sachbuch:
    Steve Olson: Herkunft und Geschichte des Menschen. Was die Gene über unsere Vergangenheit verraten.
    Ein wissenschaftlicher Beweis der Unsinnigkeit alles Rassismus ...


    Euch ein schönes Weihnachtsfest und ruhige Festtage


    finsbury

    Hallo Hubert,



    deine Meinung interessiert mich dann sehr. Ich habe das Werk zum ersten Mal innerhalb eines Vortrags zu Faust als Thema in der klassischen Musik gehört und war damals nahezu paralysiert von diesem unglaublichen Werk. Ansonsten kann mich Schnittke nicht so fesseln, aber das Stück ist genial.


    finsbury

    Hallo Hubert,



    ich schlage Dir folgende Wette vor: Wir notieren den Kurs der Siemens-Aktie und der BMW-Aktie am 1. Dezember 2010 und vergleichen die Kurse am 31. Mai 2011. Sind die Kurse dann soviel gestiegen, dass bei einem Einsatz von € 5.000 je Aktie, der Gewinn insgesamt € 500 oder mehr beträgt (also mindestens 10% und damit mehr als bei anderen Geldanlagen), dann liest Du bei meinem nächsten Lesevorschlag hier im Forum mit, wenn nicht, lese ich bei Deinem nächsten Vorschlag mit. :breitgrins:


    Hubert


    Topp, die Wette gilt!
    Aber sie kann sich nicht auf Lesevorschläge unsererseits erstrecken, die sich vor dem 31. Mai nächsten Jahres verwirklichen werdenm, aber auf Lesevorschläge, die erst danach zu Leserunden werden, schon.
    Ich zittere schon, was für literarische Biestigkeiten du dir bis dahin aussuchst ... . Mal schauen, wo so deine Vorlieben und Abneigungen liegen ... :teufel:


    finsbury


    P.S. Notieren wir dann in diesem Ordner, wie hoch die bewetteten Werte am 1. Dezember liegen?


    finsbury

    Hallo,


    nach langer Pause habe ich letzte Woche nun auch den Roman beendet. Er lässt mich ähnlich ratlos zurück wie einige von euch auch. Nun habe ich den Roman ohne Kommentar gelesen, was einerseits die Schwierigkeiten erhöht, andererseits ein wenig den detektivischen Sinn herausfordert und auch daz uführt, dass man versucht, das Ganze nachzuvollziehen, anstatt das einzelne Detail würdigen zu können.
    Was bleibt nun für mich?
    Eine Kernstelle scheint mir folgende (im Letzten Viertel im Zusammenhang mit Karl dem VI.) zu sein:


    Warum verweilten die Leuchtenden nicht unter den mühsamen Lichtziehern?


    Darum scheint es in dem ganzen Roman zu gehen: Dass wir alle gerne Leuchtende sein wollen, es aber bei den meisten nur zu den Lichtziehern reicht. An dieser Diskrepanz geht Malte fast zugrunde und aus dieser Perspektive muss man auch seine Beobachtungen der Pariser Bevölkerung, seine Kindheitserinnerungen und seine historischen Reminiszenzen sehen: Die Leuchtenden, das sind z.B. der Großvater und sein starker Tod, das ist z.B. Beethoven, das wünscht sich Malte sehnlichst selbst zu sein. Dabei bedeutet Leuchten nicht, ein schönes Leben zu führen: Gerade die großen Leider wie eben der Großvater oder Beethoven, auch der wahnsinnige König Karl VI. sind für Malte die Leuchtenden, weil sie sich nicht beirren lassen.


    Aber ich kann damit natürlich auch ganz falsch liegen. Habt ihr andere Interpretationsansätze?


    finsbury

    Hallo Maria,
    das mit der Zeit ging mir im übrigen genauso.
    Vom Zeitkolorit hat mich das ein wenig an Böll und somit an die 50- und 60iger Jahre erinnert.


    Gruß, Lauterbach


    Ich fand's ein bisschen sehr anachronistisch und es hat mich auch beim Lesen gestört. Lieber ist es mir dann, wenn Lenz seine Geschichten direkt in den 60ern oder früher ansiedelt, wie bei der schönen Novelle "Schweigeminute".
    Dass Arnes Klasse meiner Erinnerung nach Besinnungsaufsätze zum Hamburger Hafengeburtstag schreiben soll und einige Bemerkungen über Badekleidung wirkten doch in einer in den 90ern angesiedelten Handlung arg zopfig. Unbenommen davon ist Lenz' Themengestaltung und literarischer Stil.


    finsbury


    Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass in diesem Forum noch kein eigener Ordner zu Gustav Klimt angelegt wurde, wenngleich der Künstler bereits im Rahmen einer Diskussion zum Wiener fin de siécle Erwähnung fand. Meier


    Das mag auch daran liegen, dass dies hier vorwiegend ein Forum zur klassischen Literatur ist, in dem nebenher auch Themen der klassischen Musik und bildenden Kunst behandelt werden.


    finsbury