Beiträge von finsbury

    Hallo,


    nach zwischenzeitlicher beruflicher Lektüre bin ich wieder zu Tellkamps Turm zurückgekehrt und immer noch sehr zufrieden mit dieser Lektüre.
    Zum Teil überzieht Tellkamp satirisch, aber auch wenn man das abzieht, eröffnet sich ein erschreckendes Bild auf die Endzeit der DDR. An anderer Stelle denke ich dann wieder, hatte es auch etwas Gutes, nicht in unserer heutigen Konsumgesellschaft zu leben.
    Zum Beispiel der Buchsammelmantel für die Leipziger Buchmesse, wo jedes ergatterte Westbuch einen ganzen Stadtteil beglückte oder die erste Begegnung mit einer Kokosnuss, die zum ersten Mal in einem Dresdner Laden landet und die Versammlung der Großfamilie zum Schlachten und Verkosten der Kokosmilch, das sind Szenen, die zeigen, wie man sich über etwas freuen kann, was man nicht jederzeit bekommen kann.
    Aber das sind nur Aspekte, die mit der gespiegelten damaligen Realität zu tun haben. Das meiste wird dagegen ja kunstvoll gebrochen. Wirklich großartige Schilderungen gibt es in diesem Buch, ob von der Natur oder Musikabenden, Nachmittagen im Garten oder am Fluss, dazwischen dann wieder satirische Szenen in "Ostrom", wirklich endlich mal wieder ein Leseerlebnis, das sich voll und ganz lohnt!


    finsbury

    Ein Hoch auf den Gewinner! :klatschen:


    Und natürlich auch auf Mark Twain, das Finanzgenie ...


    Also richtest du jetzt den Lesevorschlag zu Anatevka ein?! Denn als Verlierer "muss" ich ja bei einer von dir initiierten Leserunde mitlesen!
    Ich melde mich dann schon mal für diese Leserunde an!


    finsbury

    Mir geht es ähnlich wie Fee Verte in bezug auf die Erinnerlichkeit des Gelesenen: Die Speicher sind einfach viel voller als früher, ähnliche Motive und Formulierungen können sich in der Erinnerung übereinanderschieben, was nicht beeindruckt, verschwindet ganz schnell.


    Dabei empfinde ich Literaturforen eher als Hilfe denn als Zergliederer wie Dostojevskij: Bücher, die ich mit anderen gelesen habe und über die wir uns ausgetauscht haben, bleiben mir viel besser im Gedächtnis.


    Da ich nicht der reinen "Klassikerlehre" huldige, sondern zwischendrin auch viele Krimis und auch historische Romane zur Entspannung lese, bemerke ich aber einen ähnlichen Effekt wie Jaqui: An die "Klassiker" erinnere ich mich doch im Vergleich zur Entspannungsliteratur wesentlich besser, bei letzteren vergesse ich oft innerhalb von Wochen wesentliche Details der Handlung, was ja auch kein Schaden ist.
    Von qualitativ hochwertiger Literatur bleiben mir meist auch nicht lange Details der Handlung, immer aber die Atmosphäre, sozusagen der Charakter des Buches, wie ich ihn sehe.
    Früher war es bei mir genauso wie bei Librerio und anderen: Bücher wirkten wie Tore ins All. Das klappt heute nur noch partiell und eher bei sehr alten Texten wie den griechischen Klassikern, wo mir immer wieder klar wird, wie wenig weiter wir eigentlich mit den ganz tiefen Einsichten gekommen sind. Das lässt mich oft Ehrfurcht empfinden für die Einsichten, die schon damals gefunden wurden.


    finsbury


    Hallo,


    ich habe von ihm "Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus" gerne gelesen, schon wegen dem Bezug auf Seume.


    Gruß,
    Maria


    Das Buch las ich auch, allerdings, um Leuten bei einer Prüfungsvorbereitung zu helfen. Hat mir aber recht gut gefallen.


    finsbury

    Habe mein 1.Weltkrieg-Minileseprojekt erstmal ausgesetzt, weil genug Schlachtbeschreibungen gelesen und lese nun Tellkamps Turm: Die ersten 100 Seiten sind sehr interessant, waren aber verwirrend, bis ich herausgefunden habe, dass Tellkamp sein Dresden aus in Wirklichkeit anders verorteten Stadtteilen neu zusammensetzte.


    finsbury

    Hallo Gronauer,


    danke für den Bilder-Link.

    Zitat

    Es wäre schade um das Wielandgut, wenn es da die Dächer gehoben hätte.


    Es sieht aber den Bildern nach so aus, als ob es nur Zäune und Bäume getroffen hätte.


    finsbury

    Au weia,


    mir ist eine ganz dämliche Verwechslung passiert, weshalb ich mich aus eurer Runde abmelden muss. Ich lese die "Ars amatoria", nicht die Amores :redface:! Das ist mir erst aufgefallen, als ich Gontscharows Beitrag über das vorangestellte Epigramm gelesen habe. Sorry, die "Amores" besitze ich überhaupt nicht! Euch noch viel Spaß und solltet ihr die "Ars amatoria" lesen, kann ich vielleicht was dazu beitragen.


    finsbury

    Hallo,


    falls man das in diesem römischen Lesezirkel sagen darf (Mein Latinum entstand in sieben Wochen und liegt mehr als 25 Jahre zurück).
    Bisher habe ich mich erst mit dem Kindler-Artikel beschäftigt und die Einleitung des ersten Buches gelesen. Da ich eine Ausgabe habe, die dem Versmaß verpflichtet ist und außerdem auf einer älteren Übersetzung beruht, ist das Ganze ein wenig gewöhnungsbedürftig.
    Aber vorher habe ich mich noch über den Kindler-Artikel geärgert (die Ausgabe von 1974, vielleicht ist der Artikel inzwischen überarbeitet), in dem europäisch-chauvinistisch der elegante urbane Ovid mit seiner psychologisch motivierten Liebeskunst dem indischen Kamasutra implizit als überlegen gegenübergestellt wird, da dieses sich ja nur dem technischen Aspekt der Liebe widme. Ich habe nun das Kamasatutra nicht gelesen, aber dieser leicht koloniale Ton der Überlegenheit, der aus der Intention eines Werkes gleich seine Qualität ableitet, hat mich doch sehr geärgert.
    Amüsiert hat mich dagegen Ovids Lokalpatriotismus, mit dem er den jungen Männern rät, nur ja nicht in die Ferne zu schweifen, sondern direkt in Rom die mehr oder weniger reifen Früchte vom Baum zu pflücken ....


    finsbury

    HAllo Hubert,


    geht klar! Da tobt bei mir zwar beruflich der Mob, aber da die Lektüre wohl kaum sehr anstrengend wird, müsste das trotzdem machbar sein.


    finsbury

    Hallo Hubert,


    grundsätzlich okay. Könntest du das aber bitte mit den beiden Leserunden terminlich präzisieren? Habe den ganzen Kalender von April bis Dezember 2011 durchforstet, aber die von dir angesprochenen Leserunden nicht gefunden. Bei mir passt es eigentlich immer, nur ab Mitte September habe ich eine kleine Leserunde drüben bei literaturschock.


    finsbury

    Bin im Moment der literarischen Bewältigung des 1. Weltkrieges auf der Spur. Lese Solschenizyns "August 1914" und danach habe ich Arnold Zweigs "Junge Frau von 1914" auf dem Plan. Die meisten anderen Romane aus der 1.WK-Reihe von Zweig kenne ich schon, es fehlt mir allerdings das wichtige "Erziehung vor Verdun": Ist aber nicht auf meinem SUB, muss daher warten.
    Parallel dazu lese ich Geschichtliches zu dieser Epoche und bin von neuem entsetzt über die Ignoranz und den Egoismus der Herrschenden auf beiden Seiten, für die sie Millionen von Menschenleben geopfert haben.


    finsbury

    Hallo Hubert,



    Bei einer Recherche nach Kafka & das Judentum bin ich wieder einmal auf den Schriftsteller Scholem Alejchem gestoßen, einem Klassiker der jiddischen Literatur. Eines seiner Werke „Tewje, der Milchmann“ wurde als Musical „Fiddler on the Roof“ 1964 am Broadway uraufgeführt, vier Jahre später erfolgte die deutsche Erstaufführung als „Anatevka“ in Hamburg. Obwohl ich mir Musiktheater eigentlich erst ansehe, wenn ich die literarische Vorlage kenne, ist es mir in diesem Fall noch nicht gelungen das Buch zu lesen und trotzdem ist „Anatevka“ eines meiner Lieblingsmusicals. Aus diesem Grund und auch weil imo in dem Buch die Rolle des Vaters in der jüdischen Familie geschildert wird, würde ich das Werk als Ergänzung zu Kafka in absehbarer Zeit lesen wollen. Kennt jemand von euch schon „Tewje, der Milchmann“ oder ein anderes Werk von Scholem Alejchem oder hätte jemand von euch Lust das Buch in einer gemeinsamen Leserunde zu lesen?


    LG


    Hubert


    Da könnte ich schmerzfrei meine Mark Twain-Wette verlieren. Ich habe mir zwischen den Jahren bei Zweitausendeins ein hier als "Anatevka"bezeichnetes Exemplar des Tewje vom Grabbeltisch gegriffen, weil ich wie du das Musical nach dem Roman ganz gerne mag, wenn ich auch sonst nicht allzu viel von diesem Genre schätze.
    Würde also mitmachen!


    Frostern!


    finsbury

    Meine Empfehlung wäre die Belser-Stilgeschichte in 12 Bänden von den frühen Hochkulturen bis zum 20. Jahrhundert. Hier steht zwar die Malerei nicht im Mittelpunkt, sondern jeder Band hat die Aufteilung Malerei / Skulptur / Architektur, aber gerade diese Zusammenschau finde ich spannend. Man erkennt sehr schön die Stile anhand der angebotenen Beispiele. Ob diese Stilgeschichte noch auf dem Markt ist, weiß ich allerdings nicht, meine stammt aus den Achtziger Jahren.
    Ansonsten haben wir uns unsere Kunstabteilung aus Ausstellungskatalogen und Einzeldarstellungen zusammengesucht. Die Dolphin-Art-Books (um bei FAs englischsprachigen Vorschlägen zu bleiben) sind dabei auch eine ganz gute Wahl, ebenso die kleinen Dumont-Epochenführer und Künstlerportraits.


    finsbury

    Hallo Harald,


    das interessiert mich tatsächlich. Allerdings mehr vom Standpunkt der Psychologie oder sogar Neurobiologie (oder auch der Evolution): Wie kommt es, dass Musik eine so starke emotionale Wirkung auf uns haben kann? Wieviel von dieser Wirkung ist biologisch vorprogrammiert und wieviel ist angelernt? Ist z.B. die Empfindung, dass Moll eher "traurig" klingt, und Dur eher "heiter", universell, d.h. wird das auch von Menschen, die noch nie westliche Musik gehört haben, so erkannt? Oder ist das kulturell erworben? Ich vermute fast, dass letzteres der Fall ist.


    auf einige dieser Fragen gibt Stefan Schaubs Musikgeschichte "Erlebnis Musik" eine Antwort: Hier werden die verschiedenen Epochen mit ihren Komponisten und auch der Rezeptionsgeschichte aus musikpsychologischer Sicht dargestellt, daneben aber auch sehr informiert und trotzdem gut lesebar die Entwicklung des europäischen Tonsystems und der musikalischen Stile dargestellt. Der neuropsychologische Aspekt bleibt allerdings, wenn ich mich recht erinnere, weitgehend ausgespart. Das kulturell Erworbene dagegen steht eher im Blickpunkt.


    finsbury


    Meine Frage: kennt jemand das Wielandgut in Oßmannstedt? Ich komme wahrscheinlich demnächst in der Gegend vorbei und könnte einen Abstecher einplanen. Auf so eine uninspirierte Sammlung wie das Jean-Paul-Museum in Bayreuth könnte ich allerdings auch verzichten.


    Hallo,


    ja, ich war schon zweimal da, einmal noch zu DDR-Zeiten, dann 2007. Das Gut hat für mich nichts von seinem Reiz verloren. Es ist für sich einen Besuch wert: Das gilt besonders für den Park u.a. mit Wielands Grab. Außerdem gab es 2007 eine ausgesprochen informative Ausstellung über Wielands Leben und Werk, und im Museumsshop konnte ich biografisches Material erwerben, das sonst nicht im Buchhandel zu bekommen ist. Fazit: Für Wielandliebhaber, aber auch sonst: Der Abstecher lohnt sich!


    finsbury

    Hallo Hubert und alle,



    na, so haben wir ja beide noch recht gute Chancen! Da jetzt die Cabrio- und Roadster-Zeit kommt, könnte sich die BMW-Aktie ja noch erholen, obwohl der Binnenmarkt wohl lange nicht so viel ausmacht wie der Weltmarkt. Mal sehen, wie's weitergeht.


    Übrigens, damit auch themenbezogen etwas zum Ordner beigetragen wird: Ich las letzte Woche von Herbert Beckmann:
    "Mark Twain unter den Linden"
    , einen historischen Roman, der den historischen Aufenthalt von Mark Twain in den 1890ern in Berlin zum Thema hat und dahinein eine leichte kriminalistische Handlung einfließen lässt. Neben ein paar interessanten Einblicken in die intellektuellen und diplomatischen Kreise jener Zeit nichts, was man lesen muss.


    finsbury

    Den Roman einer zugewanderten Schweizerin habe ich auch gerade heute erstanden:


    Melinda Madj Abonji: Tauben fliegen auf


    Klingt sehr interessant und hat letztes Jahr den deutschen Buchpreis gewonnen.


    finsbury

    Lese in der Literaturschock-Leserunde zu [url=http://www.literaturschock.de/lsf/index.php/topic,23073.msg561455.html#new]Berlin Alexanderplatz[/url] mit.


    finsbury

    Das freut mich sehr, Hubert.


    Für mich ist das eines der großen Hörerlebnisse der E-Musik des 20.Jahrhunderts. Gerade die Umsetzung des alten Volksbuchtextes in diese wahnsinnige Musik, die ich fachlich viel weniger als du beurteilen kann, lässt mir bei jedem Hören Schauer über den Rücken laufen.


    finsbury