Beiträge von GinaLeseratte

    Ihr macht mir total Lust, Anna Karenina wieder zu lesen. Ich hab eben mal nachgeschaut: Ich hab das Buch im Sommer 1987 gelesen ... :entsetzt: (Es steht jetzt auf einer kleinen Liste geplanter Zweitlektüren.)


    Für den Moment folge ich weiter gespannt eurer Leserunde. :winken:

    finsbury
    Ich kenne erst vier oder fünf Texte der Menschlichen Komödie, aber ja, ich denke, das ist wirklich typisch Balzac. Ich bewundere seine "Sezierkunst", das ganz feine, genaue Beschreiben der Verhältnisse und auch die Variation der Situationen und Figuren. Das Lesen hat viel Freude gemacht.

    Hallo Maria,


    ich denke, der Text wird Dir auch gut gefallen. Auf diesen gerade mal 70 Seiten ist so viel drin - in meinen paar Sätzen habe ich kaum was davon untergebracht (und eine ausufernde Inhaltsangabe wollte ich nicht schreiben :zwinker:).


    Vielleicht können wir mal einen anderen Text gemeinsam lesen, die Menschliche Komödie gibt ja einiges her ... :breitgrins: :winken:


    Gruß, Gina

    Szenen aus dem Privatleben
    Das Haus zur “Ballspielenden Katze”

    “Das Haus zur Ballspielenden Katze” erzählt die Geschichte von Augustine, die behütet in einem strengen und recht freudlosen Elternhaus aufwächst. Als sich der erfolgreiche und wohlhabende Maler Théodore in sie verliebt, ist es um die naive junge Frau geschehen.

    “Die Frau eines Mannes von Talent zu sein, seinen Ruhm zu teilen! Welche Verheerung mußte diese Vorstellung in dem Herzen eines Kindes anrichten, das im Schoße einer solchen Familie aufgewachsen war? ... Ein Sonnenstrahl war in dieses Gefängnis gefallen. Plötzlich liebte Augustine. Sie wurde von einer solchen Fülle schmeichlerischer Empfindungen überwältigt, daß sie ohne weitere Erwägung erlag.”

    Nachdem verschiedene Hindernisse überwunden sind – Augustines ältere Schwester Virginie muss unter die Haube gebracht, die Einwände der Eltern beruhigt werden –, heiraten Augustine und Théodore. Man ahnt, was kommt: Nach einer ersten glückseligen Zeit holt das junge Paar die Wirklichkeit ein. Die Unterschiede in Erziehung, Interessen und Lebenserfahrung werden deutlich und führen zu einem unglücklichen Ende.

    Meisterhaft stellt Balzac die familiären, aber auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und damit das Scheitern der Ehe dar. Sehr gelungen finde ich auch die Beschreibung des titelgebenden Hauses. Jeder Satz ein Pinselstrich, der ein lebendiges Bild zeichnet.

    Die Erzählung hat mir ausgezeichnet gefallen.

    Maria
    Nein, den vollständigen Text scheint es gemeinfrei nicht zu geben. Ich habe bei Gutenberg in "Lebensbilder Band 2" unter Kapitel 10 (Drittes Bild, Glanz und Elend) nur eine stark gekürzte Fassung gefunden. Ich habe einen Teil überflogen/verglichen - da fehlt leider einiges. Hier der Link: http://gutenberg.spiegel.de/buch/lebensbilder-4864/10


    Ich habe ein Insel-Taschenbuch von 1996, in dem neben "Das Haus zur Ballspielenden Katze" auch "Gobseck" enthalten ist.

    Ich kenne nur die Verfilmung mit Judy Garland, die ich als Kind zwei- oder dreimal gesehen habe. Damals hat sie mir sehr gefallen (das ist schon lange her). Aber schaden kann dieser Filmklassiker sicher nicht. :zwinker:

    Ja, das finde ich auch. Vielleicht ist gerade diese Weitsichtigkeit mit ein Grund, wieso er heute noch gelesen wird - abgesehen von den abenteuerlichen Geschichten seiner Romane.


    Wie erstaunlich muss eine Reise zum Mond erst für seine Zeitgenossen gewesen sein!


    Murasaki - Die Geschichte vom Prinzen Genji


    Mal gucken, ob ich dieses Mal weiter komme als bei meinem ersten Versuch. (Das Lesezeichen steckt auf S. 76 von 1194.)


    Dann viel Erfolg und Lesefreude beim zweiten Versuch. :winken:



    Ich lese u.a. gerade:


    Ilse Aichinger - Kleist, Moos, Fasane
    [kaufen='3596110459'][/kaufen]


    Ich habe bisher den ersten Teil mit kurzen autobiographischen Texten gelesen. Mit einer klaren, sehr genauen Sprache beschreibt sie Momente ihres Lebens - unter dem Eindruck ihrer Erlebnisse im Dritten Reich und auch danach. Sie beschreibt das Grauen nicht und doch strömt es aus fast jeder Zeile. Beeindruckend und bedrückend.

    Jaqui:
    "Von der Erde zum Mond" habe ich Ende der 80er Jahre gelesen, an Details kann ich mich nicht mehr erinnern. Was mir bei Jules Vernes phantastischen Reisen immer gefallen hat, waren seine Erfindungen bzw. das Weiterführen vorhandener Ideen. Was da tatsächlich technisch machbar war, weiß ich natürlich auch nicht. Aber wenn ich mich recht erinnere, habe ich mal gelesen, dass Verne mit Forschern oder Erfindern in Kontakt stand und es schon einen "technischen Hintergrund" gab.


    Dir auf jeden Fall viel Spaß bei der Mondreise. :smile:

    Ich habe "Die Besteigung des Mont Ventoux" jetzt auch gelesen.


    Das Zitat aus dem Brief an die Nachwelt, in dem sich Petrarca beschreibt, gefällt mir gut. Bei der Erwähnung der Brille musste ich an William von Baskerville in Der Name der Rose denken. (Der Roman/Film spielt in den 1320er Jahren, also nur etwa vier Jahrzehnte bevor Petrarca eine Brille brauchte.)



    Aber nicht Livius' Geschichtsbuch nimmt er auf den Berg mit, sondern die "Bekenntnisse des Augustinus", was den Leser überraschender Weise in eine andere Richtung lenkt.


    Ja, eine überraschende Richtung, die ich erst einmal nicht mit einer Bergbesteigung in Verbindung gebracht hätte. Livius als Berglektüre wäre meinen Interessen eher entgegengekommen. :smile:


    Insgesamt finde ich den Text lesenswert. Ich habe mir einige Stellen angestrichen, die Du, Maria, zum Teil schon zitiert hast. Hier noch zwei weitere:


    Gut gefallen hat mir u.a. die Stelle, als er sich Gedanken zu seinem Begleiter macht. Er wägt die Eigenschaften seiner Freunde ab und kommt zu dem Schluss, dass er zu Hause mit deren Schwächen umgehen kann, es aber unterwegs schwieriger wäre. Seine Entscheidung fällt auf seinen jüngeren Bruder:


    "Keine frohere Botschaft hätte er hören können, und er dankte mir freudig, dass er bei mir gleichzeitig die Stelle eines Freundes und eines Bruders einnähme." - Schön!


    Unterwegs will sie ein alter Hirte vom Aufstieg abhalten:


    "Während jener dies uns zurief, wuchs uns, ungläubig wie eben jugendliche Herzen Warnern gegenüber sind, am Verbot das Verlangen." - Daran hat sich nichts geändert. :zwinker:


    Eindringlich beschrieben ist auch, wie er mehrmals in tieferen Lagen herumirrt und vergeblich einen bequemeren Weg sucht, statt wie sein Bruder den steilen, direkt Aufstieg zu nehmen. Er weiß es eigentlich besser, meidet aber die Anstrengung, die er dann doch auf sich nehmen muss.


    Ich habe diese Ausgabe gelesen: [kaufen='3150190991'][/kaufen]