Damit schickst Du große Teile der Literatur des 19. Jahrhunderts in den unverdienten Ruhestand - von den "Wahlverwandtschaften" über "Rot und Schwarz" bis hin zu "Madame Bovary" und "Anna Karenina" - um nur die wichtigsten "Erotika" zu nennen. :zwinker:
Ob so ein Ruhestand verdient oder unverdient ist, das ist die Frage. Aber dieses Phänomen ereignet sich tatsächlich immer wieder bei Kanons. Die sind nicht in Stein gemeisselte, ewig gültige Kataloge. Bis vor ca. 50 Jahren waren einige von Klopstocks Gedichten noch kanonisch. Heute kann man mit der merkwürdigen Sentimentalität, den schiefen Bildern und dem überall durchscheinenen Protestantismus der Gedichte nichts mehr anfangen.
So lange Effi Briest und die von Dir zitierten Romane unabhängig vom Sex noch als Liebesgeschichten funktionieren, haben sie eine Chance. (Wobei ich auch der Meinung bin, dass Fontane Besseres als die Effi geschrieben hat. Aber ich bin auch der Meinung, dass Joyce' Meisterwerk nicht der Ulysses ist - den ich sehr gern und mehrmals gelesen habe - , sondern seine Dubliners. Gefolgt vom Potrait of the Artist...)