Beiträge von sandhofer

    Hallo zusammen!


    Ich würde jetzt schon einen Unterschied machen zwischen Werken wie "Unterm Birnbaum" oder der "Judenbuche" und 'echten' Krimis. In letzteren steht imho das klassische 'who-dunn-it' im Vordergrund, erstere brauchen einen Kriminalplot als Transportvehikel zuätzlicher Messages. Spätestens bei Dostojewskij könnte ich mich nicht mehr mit der Bezeichnung 'Kriminalroman' einverstanden erklären. (Abgesehen davon wären die "Brüder Karamasov" ein besseres Beispiel...)


    Grüsse


    Sandhofer


    PS: aus ungefähr derselben Zeit und imho bedeutend besser als "Birmbaum" und "Judenbuche" (sowohl als Krimi wie als Klassiker!): "Stopfkuchen" von Wilhelm Raabe!

    Hallo zusammen!


    Ich gestehe, dass Karl May wohl mein erstes Lese-Erlebnis war und ich auch heute (wieder) von ihm fasziniert bin. "Ist es die Nostalgie, weil man diese Romane ja meist in der Kindheit/Jugend gelesen hat?" - Zu Beginn der Wiederbeschäftigung: ja. Dann habe ich gemerkt, dass May ausser 'Old Shatterhand' und 'Kara ben Nemsi' noch anderes geschrieben hat: Riesen-Abenteuer-Wälzer von über 3000 Seiten z.B., die sich über Kontinente und Generationen hinziehen. Am ehesten zu vergleichen mit Dumas Père, der ja soeben in Frankreich zum Klassiker erklärt wurde. In Mays sog. 'Spätwerk' wiederum finden wir z.B. Schilderungen von Träumen, derer sich selbst Kafka nicht schämen müsste. Und in vielen Fällen ist die Art, wie May seine Leser gleich mit den ersten Worten in die Handlung seiner Geschichten zieht, schlichtweg genial.


    "Hat jemand von euch erst im Erwachsenenalter Karl May entdeckt und kann seine Leseerfahrungen schildern?" - Persönlich kenne ich niemanden. Du wärest, wenn wir Dich überzeugen könnten, JMaria, ein ideales Versuchskaninchen für die Karl-May-Forschung. :zwinker:


    "Was würdet ihr mir empfehlen?" - NICHT seine 'klassischen' Erzählungen. Auch nicht sein sog. 'Spätwerk'. Eher ein Kurz-Wälzer (doch, das gibt's bei Karl May!): "Szepter und Hammer". Ganz ohne Winnetou & Co. Als Einführung allenfalls einige der kurzen Essays von Arno Schmidt zu Karl May. NICHT "Sitara" - ausser Du bist schon eingefleischter Fan von Arno Schmidt.


    "Wie findet ihr die Filme im Vergleich zu den Büchern?" - Ich bin generell kein Fan von Literaturverfilmungen. (Auch der "Fabian" hat mich - btw - zeimlich enttäuscht...). Von den berühmten Karl-May-Verfilmungen kenne ich ehrlich gesagt nur kurze Ausschnitte vom Durchzappen im TV. Ich hatte nie das Gefühl, ich müsste länger verweilen...


    Grüsse


    Sandhofer


    PS. Fast hätte ich es vergessen: Der Karl-May-Verlag bietet Mays Romane leider in Versionen an, die nach Mays Tod von dritter Hand bearbeitet worden sind. Die berühmten 'grünen Bände' sind meist nicht mehr reiner Karl May. Wer May nur von diesen her kennt und be- oder verurteilt, be- oder verurteilt u.U. seinen Bearbeiter...

    Hallo zusammen!


    Gerade habe ich gesehen, dass ich den Autor vom "Mann ohne Eigenschaften" unterschlagen habe, aber es war wohl eh allen klar, dass der Musil heisst.


    Nele, Deine Romananfänge heissen genau:


    »Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.« (Die Verwandlung)


    »Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« (Der Prozeß)


    Quelle der Zitate: http://www.gutenberg2000.de (Wo nach wie vor sehr viele copyright-freie Texte zu finden sind)


    Ach ja, macht doch mal den Test und fragt Eure FreundInnen und Bekannten, in was denn nun Samsa verwandelt würde! Praktisch jeder antwortet mit "Käfer". Die Beschreibung, die Kafka gibt, klingt auch sehr danach. Aber er verwendet das Wort "Käfer" nie... Interessant, wie sich das menschliche Gedächtnis täuschen lässt...


    Karl May zu lesen, lohnt sich auf jeden Fall. Aber nur in offizinellen Dosen...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo nimue!


    Weisst Du, was das Witzigste ist? - Wenn ich nicht eingeloggt bin, zeigt die Site z.B. 7:40 als Posting-Zeit eines Beitrags an. Bin ich eingeloggt, ist der Beitrag plötzlich eine Stunde plötzlich eine Stunde später gepostet worden, also 8:40. (Und 'in Wirklichkeit' war die Posting-Zeit 9:40.)


    So einfach sind Zeitreisen :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Sorry, ich habe vergessen, die Quellen anzugeben...


    Also: das zweite ist zweifelsfrei Karl May (Durch die Wüste). Gerade in puncto Romananfängen hat May ein paar ganz geniale Dinge geliefert. (Wie er überhaupt - imho - als Autor besser ist als sein Ruf.)


    Das erste ist der Anfang vom "Mann ohne Eigenschaften". Vielleicht der einzige Roman, den die deutschsprachige Literatur Joyce' "Ulysses" entgegenzusetzen hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    »I Woraus bemerkenswerter Weise nichts hervorgeht


    Über dem Atlantik befand sich ein barometrisches Minimum; es wanderte ostwärts, einem über Rußland lagernden Maximum zu, und verriet noch nicht die Neigung, diesem nördlich auszuweichen. Die Isothermen und Isotheren taten ihre Schuldigkeit. Die Lufttemperatur stand in einem ordnungsgemäßen Verhältnis zur mittleren Jahrestemperatur, zur Temperatur des kältesten wie des wärmsten Monats und zur aperiodischen monatlichen Temperaturschwankung. Der Auf- und Untergang der Sonne, des Mondes, der Lichtwechsel des Mondes, der Venus, des Satumringes und viele andere bedeutsame Erscheinungen entsprachen ihrer Voraussage in den astronomischen Jahrbüchern, Der Wasserdampf in der Luft hatte seine höchste Spannkraft, und die Feuchtigkeit der Luft war gering. Mit einem Wort, das das Tatsächliche recht gut bezeichnet, wenn es auch etwas altmodisch ist: Es war ein schöner Augusttag des Jahres 1913.«


    Hubert hat mich in einem anderen Thread auf den Gedanken gebracht: Welches sind unserer Meinung nach die besten Romananfänge. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht entscheiden zwischen obigem und folgendem:


    »Und ist es wirklich wahr, Sihdi, daß du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, welcher verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?«
    »Ja,« antwortete ich.
    »Effendi, ich hasse die Ungläubigen und gönne es ihnen, daß sie nach ihrem Tode in die Dschehenna kommen, wo der Teufel wohnt; aber dich möchte ich retten vor dem ewigen Verderben, welches dich ereilen wird, wenn du dich nicht zum Ikrar bil Lisan, zum heiligen Zeugnisse, bekennst. Du bist so gut, so ganz anders als andere Sihdis, denen ich gedient habe, und darum werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht.«


    Welches sind Eure Lieblinge?


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Schokoflocke!


    Recht hast Du!!!


    "Es hat doch wirklich was, in einem alten, vergilbeten Buch zu lesen... . Da spürt man Schillers Atem... " - Ging mir ganz ähnlich, als ich den Briefwechsel Schiller-Körner in der Ausgabe von 1857 las. Alte Bücher haben ihren ganz eigenen Reiz...


    Grüsse


    Sandhofer

    Liebe Schokoflocke!


    Hoffentlich dämpfe ich nun Deinen Enthusiasmus nicht allzu sehr...


    Ich weiss ja nun nicht, was Du unter einem 'Schatz' verstehst...


    Die Hallberger-Ausgabe von Schillers Werken (insgesamt sind es 4 Bände) ist antiquarisch für zwischen EUR 55.00 und 120.00 - je nach Zustand - erhältlich. Ein Einzelband zwischen EUR 9.00 und 12.50. Die Auflage war halt ziemlich gross und es sind noch viele Exemplare vorhanden...


    Eine fachmännische Rrestaurierung kostet wahrscheinlich das Doppelte, was der Band wert ist.


    Ich hoffe, Du bist nun nicht enttäuscht. - Es ist auf jeden Fall ein Schatz, den Du da hast. Meine Leidenschaft für antiquarische Bücher hat ganz ähnlich angefangen... Und ich hüte diesen meinen ersten 'alten' Band immer noch wie meinen Aufapfel, auch wenn der Fachmann den Kopf über die 'wertlose' Schwarte schüttelt.


    :sonne:


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Schokoflocke!


    Sind Ort und Verlag angegeben?


    Übrigens: Sütterlin ist die alte HANDschrift; im 19. Jahrhundert ist im deutschen Sprachraum als DRUCKschrift die sogenannte 'Fraktur' üblich. (Jakob Grimm nennt sie 'die schrift fürs volk', die heute ausschliesslich gebräuchliche Antiqua hingegen ist 'für die gelehrten'! Heute ist es ja schon fast umgekehrt.) In England und Frankreich heisst die Fraktur 'gothisch'...


    Ist nach ein bisschen Umgewöhung leicht lesbar.


    Grüsse


    Sandhofer

    Liebe Elfenkönigin


    Den Geisterseher 'sollte' ich in einem anderen Zusammenhang eh lesen. Da würde ich sogar mitmachen, denn so mit sanftem Zwang nehme ich mir denText wohl eher vor...


    Allerdings müsstes Du mir mindestens 2-3 Wochen geben; ich habe nämlich weniger Zeit als nur "wenig Zeit" zum Lesen...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Hubert


    "Willst Du Deine Ergebnisse veröffentlichen – oder ist es „just for fun“.?" - Letzteres. Aus dem Alter, wo ich mich mit Publikationen profilieren wollte, bin ich unterdessen 'raus. *ggg*


    "Bist Du auch auf Maimonides gestoßen?" - Ja. Allerdings (vorerst?) nur in Sekundärliteratur und dort enthaltenen Zitaten. Er schien mir im Moment, für das, was mich interessiert, nicht zentral.


    Grüsse


    Sandhofer

    Liebe/r Admin


    Hab's gerade bemerkt: Eure Uhr hat immer noch Winterzeit. Ich bin Frühaufsteher, aber um 06.20 Uhr bin selbst ich noch nicht in diesem Forum. ;-)


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Peter


    Ich weiss ja nun man nicht, ob Ihr bei Euch 'Vorgang' nennt, was bei uns 'Prozess' heisst.


    Ein 'Prozess' ist im Prinzip jede geschäftsrelevante Tätigkeit, die von aussen angestossen wird und ein genau definiertes, wieder ausserhalb des Prozess-Teams liegendes Ende hat.


    Kundenberatung kann so ein Prozess sein, Buchbestellung, Schaufensterdekoration, Rechnungen schreiben....


    Ich hoffe, ich konntte Dir etwas helfen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Hubert


    Wir entfernen uns (scheinbar) vom Thema, aber: ja, es gibt einen roten Faden. (Wie ich überhaupt sehr ungern einfach so etwas lese, sondern immer gebunden an ein Thema, das mich interessiert). In diesem Fall ist es der Gedanke der (religiösen) Toleranz, den ich - ausgehend von Lessings "Nathan der Weise" - zurückverfolge. Montaigne lag da natürlich ebenso auf meinem Weg wie Voltaire & Co., Morus' "Utopia" u.ä. Unterdessen aber bin ich bei den Theologen und Mystikern des Mittelalters und überlege mir, ob es lohnt, die alten römischen Juristen zu studieren....


    Gruss


    Sandhofer

    Hallo zusammen
    Hallo Hubert


    Du schreibst:


    "Dass Bodes Übersetzung zopfig sein soll, war nicht meine pers. Meinung" - Das war mir schon klar; ich wollte Dich auch keinesfalls angreifen, sondern nur meinen Eindruck schildern.


    Wegen dem Mitlesen: Vielleicht werde ich mich das eine oder andere Mal ja in die Diskussion mischen, aber systematisch mitlesen liegt wirklich nicht drin. Mir fehlt einerseits tatsächlich die Zeit, andererseits stecke ich - wenn ich denn noch Zeit zum Lesen habe - im tiefsten Mittelalter: Abaelard, Nicolaus Cusanus, Ramon Lull... Eine Verbindung zu Montaigne ist zwar ganz klar da, aber im Moment bewege ich mich auf der Zeitachse rückwärts.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen
    Hallo Hubert


    Du hast nach dem Übersetzer der Insel-Auswahl gefragt. Das Insel-Tb gibt an, es handle sich um eine "revidierte Fassung" der Übersetzung von J. J. Bode. Wer "revidiert" hat (der Herausgeber Wuthenow?) wird nicht angegeben.


    Dass Bode für den heutigen Geschmack zopfig wirken kann, mag sein. Mein "Meyer" gibt als Lebensdaten des Johann Joachim Christoph Bode1730-1793. Er war einer der grossen Übersetzer seiner Zeit, hat aber auch z.B. mit Lessing die "Buchhandlung der Gelehrten" (einen Verlag!) gegründet, dort u.a. Lessings "Dramaturgie", Goethes "Götz" und Klopstocks "Oden" herausgegeben. Er hat neben Montaigne Sternes "Yoricks empfindsame Reise" oder Fieldings "Tom Jones" übersetzt. Gestorben ist er übrigens in Weimar.


    Einer jener grossen Kleinen der Literaturgeschichte, die so schnell vergessen gehen...


    Gruss


    Sandhofer


    PS. Leider habe ich keine Zeit, um mitzulesen.
    PPS. Persönlich habe ich Bodes Übersetzung so arg zopfig nicht gefunden...

    Hallo Nina


    Von Reid scheint tatsächlich nichts mehr auf Deutsch neu erhältlich zu sein. Antiquarisch findest Du wie gesagt im Moment 185 Titel (allerdings auch auf Holländisch, Schwedisch, Französisch - und nicht mit dem Wort "Kopf" im Titel) unter:


    http://www.zvab.com


    Ob Dein Titel dabei ist??? Wahrscheinlich braucht es etwas Geduld...


    Gruss


    Sandhofer

    Hallo Nina!


    Könnte es sein, dass Du und Dein Vater an Thomas Mayne Reid denken?


    Das ZVAB kennt im Moment 185 Titel unter seinem Namen... Vielleicht ist der dabei, den Ihr meint.


    Dazu folgender Link:


    http://www.tsha.utexas.edu/han…ticles/view/RR/fre24.html


    (= Handbook of Texas online)


    Darin wird auch ein kopfloser Reiter erwähnt: " A string of successful novels followed: The White Chief (1855), The Quadroon (1856), Oceola (1859), and The Headless Horseman (1865), most of which were based on the author's adventures in America. The Headless Horseman was set in Texas and based on a South Texas folk tale. "


    Gruss


    Sandhofer