Beiträge von sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    Um ehrlich zu sein, sehe ich die Dinge schon ein bisschen anders als Du. Ob nun der Autor analysiert sein will, oder nicht, ist für mich kein Kriterium. Ich bin da sehr egoistisch: Wenn ICH das Bedürfnis habe, dem Autor in die Werkstatt zu schielen, dann versuche ich es.


    Dass Epiker analysiert sein wollen, Lyriker und Dramatiker dagegen nicht, ist eine schöne Vereinfachung - wie alle Vereinfachungen aber könnte man wohl x Gegenbeispiele finden. (In der Epik Kafka oder Hesse, die primär das Gefühl ansprechen; bei den Gedichten Schiller oder Krolow, deren Lyrik stark von ihrer weltanschaulichen Position geprägt ist; auf dem Theater Brecht ...)


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    "Ich kenne von Canetti nur „Masse und Macht“ und „Die Blendung“. Beides sicher wichtige Bücher des 20. Jahrhunderts, das erste aber, meiner Meinung nach, ein wissenschaftliches Werk, und „Die Blendung“ international zu wenig bekannt und zu anspruchsvoll um zu überleben?" - Ich dachte schon primär auch an die zwei. Obwohl auch seine Autobiographie oder "Die Stimmen von Marrakesch" die Jahrhunderte überleben MÜSSEN. Wenn denn wirklich Qualität überlebt und nicht Marketing. Deswegen ja auch mein Stoss-Seufzer "hoffentlich!".


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    "Hat Montaigne vor 500 Jahren gar nicht so gut vorausgesagt, sondern haben die beiden Bücher (Boccaccio: "Das Dekameron" und Rabelais "Gargantua und Pantagruel") deshalb überlebt weil sie von Montaigne erwähnt wurden?"- Gute Frage!


    Aber, was ich noch loswerden muss, bevor ich mit dem Hund Gassi gehe: Ich habe meinen absoluten Liebling des 20. Jh. vergessen: Elias Canettii. Wenn einer überlebt, dann - hoffentlich - der!


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Hubert!


    "ob ihr auch immer gleich zu den Diskussionsforen geht" - Ja. Damit will ich den Rest von nimues Seiten nicht schlecht machen. Aber die regelmässigen neuen Beiträge im Forum interessieren mich halt viel mehr...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Was, JMaria, verstehst Du unter 'analysieren'? - Die Fragen, die sich Ingrid offenbar stellt, stelle ich mir eigentlich nie. (Ich kann deshalb z.B. auch nicht herausfinden, wer der Täter war in einem Krimi!) Hingegen frage ich mich oder irgendwelche schlaue Bücher (sog. 'Sekundärliteratur') oft, welche Idee der Autor ausdrücken will . Woher kommt es, dass dieser Autor gerade diese Probleme beschreibt und nicht jene? Welche Einflüsse hatte die Biographie des Autors auf seine Schreibe etc. etc. ?


    Weil: Ein (gutes!) Buch kommt für mich aus dem Leben und reicht wieder hinein ins Leben.


    Grüsse


    Sandhofer (der auch nicht so richtig ausdrücken kann, was er meint! :grmpf: )

    Hallo zusammen!
    Hallo Steffi!


    "Machst Du dir vorher einen Plan oder recherchierst du nach jedem Buch neu ?" - Meist steht am Anfang eine Idee, ein Problem, das von aussen an mich herangetragen wurde. Nach einer ersten Lektüre folge ich meist den Anregungen, die mir ein Vor- oder Nachwort geben. Das Ganze ist mein Privatvergnügen, ich kann also meinen Eingebungen nachgeben, wie ich will.


    Scholastik - die theologisch inspirierte Philosophie des Mittelalters. Ich bin vom Thema 'Toleranz' her darauf gekommen. Aber, abgesehen davon, dass das nun wirklich nicht mehr 'Literatur' wäre, fühle ich mich auch nicht in der Lage, z.B. die verschiedenen Gottesbeweise und logischen Ansätze dieser Leute zu referieren.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo Steffi!


    "welchen würdest du nun besonders empfehlen ???" - Kommt darauf an, welchen Autor Du am liebsten magst. Goethe-Schiller ist eigentlich für alle Deutschsprachigen, die sich mit Klassikern beschäftigen, ein 'must'. Bei Goethe-Zelter bekommst Du allerdings ein 'intimeres' Bild von Goethe, bei Schiller-Körner von Schiller. Wobei der letzte Briefwechsel m.W. allerdings nicht mehr verlegt wird.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Es gibt ohne Zweifel sehr gut geschriebene Krimis. Und egal, wo und wie du die Grenze ziehst, irgendeiner steht immer genau drauf. Auch ich habe so meine Zweifel, ob Doyle, Christie, Sayers, Simenon nun 'schon Literatur' sind oder 'nur Krimis'. Davon hängt ja letztlich auch die Einstufung als 'Klassiker' oder 'klassischer Krimi' ab.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo Hubert!


    Mache ich gern, Du musst mir aber etwas Zeit lassen, ich bin in meiner Lektüre zur Zeit ein paar Jahrhunderte von Byron entfernt und muss mich zuerst umstimmen. (Weil: Ich lese eigentlich fast immer zweispurig: Einmal - der Haupt-Thread - einem bestimmten, meist selbst-gesetzten Thema folgend; der andere zum totalen Relaxen, irgendetwas, das gerade herumsteht. Im Haupt-Thread bin ich immer noch in der Scholastik, im Neben-Thread bei Kants Leben von Vorländer.)


    So aus dem Gedächtnis: Byrons Witz, seine Sprachbeherrschung, eines seiner Themen ('Don Juan') war einmal mein Haupt-Thread.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo JMaria!


    Briefwechsel, wenn die beiden einander etwas zu sagen haben, und wenn mindestens einer MIR etwas sagt, gehört für mich mit zur spannendsten Lektüre. Da gebe ich Dir jeden konventionellen Krimi her!


    Meine Lieblinge (so aus dem Kopf): Goethe-Schiller; Goethe-Zelter; Schiller-Körner; Fontane-Emilie; Paul Ernst-Georg Lukacs; Armin-Brentano...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    "da dir die Dialoge mit Bruno gefallen haben, nehme ich an, daß du dich mit einem "Happy-End" aussöhnen kannst?" - Das ist ja mein Zwiespalt: diese Dialoge und die generelle Konstruktion des Romans gefallen mir ungemein, aber das Happy End wirkt irgendwie allzu konventionell für diese höchst unkonventionelle Umgebung.


    "oder ist dir generell ein Happy-End nicht willkommen?" - Wenn es derartig matschig-pflaumig daherkommt wie in "Sylvie und Bruno", fühlt es sich schon ein bisschen seltsam an. Es ist, wie wenn du in einem höchst pikanten Sauerkraut plötzlich auf die längste Praline der Welt stösst...


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    "Gibt es Kriminalromane, die man zur klassischen Literatur zählen könnte?" - Wenige, meiner Meinung nach, aber: ja.


    "Wenn ja, welche könnten das sein?" - Schiller hat sein Werk nie richtig vollendet, auch nie richtig ernst genommen. Auch aus inneren Gründen (es fehlt, wenn ich mich richtig erinnere, ein richtiger Schluss) würde ich ihn ausschliessen. Poe und Hoffmann dagegen: absolut ja.


    Dürrenmatts Kriminalromane sind ebenfalls der 'Hochliteratur' zuzurechnen; Süsskind würde ich als (surrealistische) Geschichte eines Verbrechers bezeichnen, zum Krimi fehlt der Detektiv.


    (Hat mich übrigens gewundert [und, ehrlich gesagt, gefreut!], dass in unserem anderen Thread 'Klassiker in 500 Jahren' Süsskind nie genannt wurde!)


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo JMaria


    "meinst du mit kitschig ein 'Happy-end'" - Ja. Inklusive Auferstehung eines Totgeglaubten. Und schmalzigster Moral. Da merkst man so richtig, dass Dodgson Theologie studiert hat.


    Daneben aber wieder ungeheuer witzige Dialoge, v.a. mit Bruno.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo nimue!


    Von James kenne ich nur "The Europeans" und "Portrait of a Lady". Beide äusserst lesenswert. Einer der grossen Romanciers, ein bisschen weniger romantisch, realistischer als Austen oder die Brontës, finde ich.


    Wenn Du "Washington Square" gelesen hast, erzähl uns doch bitte davon!


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    Gerade habe ich - zum x-ten Mal - "Sylvie und Bruno" von Lewis Carroll gelesen. Noch immer bin ich mir nicht im Klaren darüber, was ich von diesem Buch halten soll. Es gefällt mir ungemein, aber der Schluss ist grausam kitschig. Schlimmer als Austen! Auf der andern Seite ist da dieses Wandeln ziwschen 2 Welten, das schon Autoren wie Joyce und Arno Schmidt fasziniert hat und ihnen als Vorbild diente.


    Kennt es jemand von Euch? Was haltet Ihr von "Sylvie und Bruno"?


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!


    " Du hast meine beiden Sätze durcheinander gewürfelt" - Entschuldigung. Geschah nicht mit Absicht. Es war wohl zu heiss gestern abend.


    "Übrigens gibt es bei Amazon auch nicht wirklich viel auf englisch von Lord Byron und wenn es was gibt, dann ist das richtig teuer" - Ich kaufe selten bei Amazon. Aber das erstaunt mich jetzt wirklich. Ich habe seinerzeit meine Ausgabe (Paperback) für £ 4.50 erstanden. Ist allerdings ein paar Jahre her. Und war direkt vor Ort, in der grössten Buchhandlung von York.


    Was ist teuer für Dich? Bei ZVAB kriegst Du Gesamtausgaben für so um die € 80.00 - 90.00; ist das teuer?


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo nimue!


    Was ist "banales Schulenglisch"?


    Wenn Du nicht einfach auf understatement machst, müsste ich allerdings sagen: Wohl eher nein. Aber es würde sich lohnen, z.B. durch Lektüre anderer Autoren auf Englisch, Deine Kenntnisse langsam aufzubauen und Dich sukzessive an Byrons Englisch heranzutasten. Byron lohnt sich echt nur in der Muttersprache, finde ich.


    Grüsse


    Sandhofer

    Hallo zusammen!
    Hallo nimue!


    Ich habe - es ist allerdings ein paar Jährchen her - mal praktisch alles von Byron gelesen, allerdings auf Englisch. Eine ungeure Sprachbeherrschung, eigentlich ein Lyriker reinsten Wassers, der aber Dramen und Epen geschrieben hat. "Don Juan", "Manfred" "Childe Harold's Pilgrimage" sind wohl seine bekanntesten und besten Werke. Ich würde allerdings empfehlen, Byron auf Englisch zu lesen, da in einer Übersetzung das Beste verloren geht. Wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb keine Einzelwerke auf Deutsch auf dem Markt sind. Auf Englisch sollte einiges auch in billigen Klassikerausgaben (Penguin etc) vorhanden sein.


    Grüsse


    Sandhofer