Beiträge von Steffi

    Hallo !


    Elfenkönigin: das mit der direkten Anrede des Schweinehirten ist mir auch aufgefallen - vielleicht ein dramaturgischer Effekt ?


    Ingrid: vielleicht sind Frauen nicht vertrauenswürdig genug und die Rache ist nur eine Sache unter Männern - oder nochmal ein dramaturgischer Effekt ?


    Neben der blühenden Phantasie Odysseus frage ich mich, warum er schlafend nach Ithaka kam und die Insel erstmal nicht erkennen sollte ???


    Ich finde auch, dass die Abenteuer viel zu kurz waren, aber das kommt wohl daher, dass sie viel bekannter sind als die Handlung auf Ithaka. In meiner Erinnerung ist das in ein paar Sätzen erzählt, da bin ich gespannt, was Homer sich alles dazu ausgedacht hat !


    Gruß von
    Steffi

    Hallo ikarus !


    Ich glaube, die ganze Odysee in bayrisch - des wär mordsaschtrengat (ich kann halt nur schwäbisch) :breitgrins:


    Der link über die Geographie ist ja sehr ausführlich - ich denke, so verbissen sollte man das Ganze doch nicht angehen. Da interessiert mich doch mehr der Inhalt als der Wahrheitsgehalt !


    Das mit dem Weltbild war mir noch nicht so ganz klar, danke ! Kein Wunder, daß die Odysee so viele Jahrhunderte überdauert hat, wenn so viel drinsteckt :smile:


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !



    ikarus schreibt:

    Zitat

    Den tieferen Sinn (sofern es einen gibt) werde ich in der Odyssee wohl nicht entdecken können.


    Momentan sehe ich es zum einen als Entwicklungsroman: Odysseus wandelt sich doch vom furchtlosen, abenteuerlustigen, frechen Troja-Held zum nachdenklichen, verantwortungsbewußten und raffinierten (listenreichen) Herrscher. Wenn ich an den armen Kyklop denke, zuerst will Odysseus einfach mal sehen, was passiert, spekuliert auf ein Gastgeschenk - wohl auch ein Mißbrauch des Gastrechts, ich denke an die Parallele auf Ithaka - und dann feiert er noch triumphal seinen Sieg. Da kam er mir richtig unverschämt vor !


    Zum anderen glaube ich, wird auch die Geschichte des griechische Volkes erzählt, z.B. Besiedelung und Erkundung des Mittelmeeres. Ich denke schon, daß es zu den vorkommenden Orten auch Parallelen zu tatsächlich existierenden Orten gibt, natürlich etwas ausgeschmückt und verändert. Aber die Zuhörer sollten bestimmt etwas wiedererkennen.


    Außerdem werden die wichtigen gesellschaftlichen Strukturen und Normen vermittelt, Ethik und Politik, Religion und Recht. Ein kleiner Exkurs in die griechische Geschichte !


    Gruß von
    Steffi

    Hallo zusammen !


    Will mich nur zwischendurch melden, war ein paar Tage fort und habe mein Buch zuhause vergessen :sauer: Bin deshalb immer noch beim 7.Gesang. Wie war das mit dem Dummbeutel ?


    Aber nach euren Schilderungen freue ich mich schon auf die Begegnung mit dem Kyklop !!! Ist doch auch verständlich, dass Odysseus beim Erzählen alles schön ausschmückt, eben ein wahrer Held !


    Aber im Ernst, die Figur Penelopes soll ja auch ein Beispiel für die Frauen sein, sich ebenso nobel und abweisend zu verhalten. Ich hoffe doch, dass diese wenigstens den Gesängen lauschen durften ?!


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Vielen Dank für eure links ! Besonders für mythologica.de, da doch immer wieder Namen vorkommen, die ich kenne, deren Geschichten ich aber nicht mehr weiss !


    Je mehr ich lese, desto begeisterter bin ich. Zuerst hatte ich auch Bedenken, ich dachte, das könnte doch sehr schwer zu lesen sein. Aber im Gegenteil, die Hexameter flutschen nur so :smile:


    Auch die Erzähltechnik, die 2 Handlungsstränge und die doch sehr emotional geschilderten Personen gefallen mir ! Odysseus sitzt am Strand und heult, bis Zeus ein Einsehen hat. Kalypso erzählt nichts vom Besuch Hermes' und stellt seine Heimkehr als ihre eigene Großzügigkeit dar. Und nachdem Odysseus erschöpft am Strand der Phäaken landet, überlegt er sich, wo er sich hinlegen soll: am Strand ? - aber da könnte erfrieren ! im Gebüsch? - aber da könnten wilde Tiere kommen ! Dann wandelt er sich plötzlich vom "großen Dulder" zum "Listenreichen", als er Nausikaa schmeichelt.


    Manchmal kommt es mir auch so vor, als ob Homer bzw. der Dichter nicht nur ein individuelles Schicksal beschreibt, sondern vielleicht das eines Volkes ? Neubesiedlungen, Religion, Recht, Gesellschaftsstruktur ...


    Ich komme nun zum 7. Gesang und bin gespannt, wann Odysseus seine Erlebnisse auf der Irrfahrt erzählt !


    Noch Erläuterungen zu den Orten:
    Ogygia - Insel der Kalypso: wird vielfach mit Malta oder Gozo gleichgesetzt, da Malta "verbergender Hafen"(phönizisch) bedeutet und Kalypso "die Verbergerin"


    Scherias - Phäakenland: glaubt man auf Korfu zu finden



    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    So, nun sitze ich hier mit dem Homer in der Hand - warum hat mir keiner gesagt, dass das soooo dick ist ?! Ich dachte mehr an ein dünnes Reclam-Bändchen :breitgrins: . Erstmal habe ich begriffen, dass Ilias und Odyssee 2 verschiedene Bücher sind, ich dachte immer, das wäre das gleiche :redface:! Dann sind in meiner Ausgabe noch einige Erläuterungen und ein guter Kommentar dabei, war schon für den ersten Gesang hilfreich (wer singt da eigentlich ?).


    Homer hat ja bereits so 730 vor Chr. gelebt, da war Gastrecht ein sehr wichtiges Gut, vor allem, da damals ja die Besiedlung Griechenlands erst im Gange war (lt. Kommentar). Wer besiedelte da ? Hilfe, meine Geschichtskenntnisse lassen mich im Stich ! Es war also unerhört, das Gastrecht zu brechen, wie es die Freier auf Ithaka getan hatten. Deshalb griffen die Götter ein, allerdings indirekt, indem Athene Telemach bestärkt, zu handeln. Telemach soll durch seine Fahrt zu Ruhm kommen und dadurch vom Kind zum Manne reifen (so hab ich es jedenfalls verstanden).


    Und die dauernden Hinweise auf die toten Schafe und Rinder hat folgenden Hintergrund: sie dienten damals als Zahlungsmittel und waren daher natürlich sehr kostbar. Übrigens ist nicht gesichert, ob Homer tatsächlich auch die Odyssee geschrieben hat, da sie später als die Ilias entstanden ist und wohl auch einen etwas anderen Stil aufweist.


    Ich habe festgestellt, dass der Schwab-Text sich nicht sehr vom Original unterscheidet, ist halt Prosa - aber an die Verse gewöhnt man sich auch schnell !


    Gruß von
    Steffi

    Hallo Elfenkönigin !


    Ich gestehe, dass ich Schloß Gripsholm schon vor ein paar Wochen gelesen habe ! Es ist ja wirklich nicht lang und da ich mir eine Werkausgabe von Tucholsky gekauft hatte, antiquarisch, konnte ich der Verlockung nicht widerstehen :zwinker:


    Wenn du fertig bist, würde mich interessieren, wie es dir gefallen hat - ich hatte wohl zuviele Erwartungen und war etwas enttäuscht. Aber dazu später mehr ...



    Maria: ja, den Preis finde ich auch ziemlich happig ! Meine Werkausgabe hat für 6 Bände 36,-- Euro gekostet. Ich denke, alles "wichtige" ist da dabei. Willst du eine Gesamtausgabe ?


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Ja, ikarus, du hast eine sehr schöne Zusammenfassung des Buches geschrieben. Ich habe am Wochenende mit meiner Schwester telefoniert (sie lebt in Amerika) und zu meinem Erstaunen eine halbe Stunde über das Buch erzählt, da ist mir aufgefallen, dass es mich doch mehr berührt hat, als ich dachte ! Sie hat mir erzählt, dass dieser Stil, also das episodenhafte, die spärlichen Charaktere wohl bei einigen amerikanischen Autoren dieser Zeit zu finden sind, ebenso gibt es wohl oft den Typus starke, liebesunfähige Mutter und alkohol- oder opiumsüchtiger Vater und dadurch die "Befreiung" der Kinder.


    Gestern abend habe ich nochmal das letzte Kapitel gelesen. Die Erinnerung an Ben läßt diesen erscheinen und Eugene schließt nun mit seinem bisherigen Leben ab, um ein neues zu beginnen. Danach hat er sich ja immer gesehnt und sich auch schon darauf vorbereitet. Hier schließt sich nun der Kreis zum Anfang des Romans : a stone, a leaf, an unfound door ... Eugene ist immer noch auf der Suche nach dieser Tür zu einem neuen Leben, aber ich denke, Ben, und dadurch auch tief in seinem Inneren, Eugene, hat sie schon gefunden : Du bist deine Welt, sagt Ben zu Eugene. Und beendet damit Eugenes Fragen über das Leben, die spärlichen Erinnerungen, die vergessenen Namen, Gesichter, Begebenheiten.


    Gants Engel bewegen sich, sie verkörpern für mich die Sehnsucht Gants, aus diesem Leben auszubrechen, sein Wunsch, mehr über die Welt zu erfahren, alte Kulturen, Kunst usw. als im engen, gefängnisartigen Altamont. Gant hat es nicht geschafft, aber Eugene wird den Traum seines Vaters erfüllen. Um das zu erreichen macht er sich ganz frei von Altamont, von seiner Vergangenheit, es scheint, daß nur Ben ihn bisher davon abgehalten hatte. Nach Bens Tod zieht nun Eugene mit aller Konsequenz einen Schlußstrich, letzte Erinnerungen an ein unglückliches Leben.


    Manche Dinge sind mir immer noch nicht klar geworden, manche Zitate wahrscheinlich auch nicht aufgefallen. Wenn ich an die wundervolle Manzoni-Übersetzung denke, würde ich mir wünschen, dass auch dieses Buch vernünftig neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen wird.


    Gruß von
    Steffi

    Danke, Maria, für die Zitate ! Folgendes habe ich herausgefunden:


    Zitat

    Der Dieb fängt den Dieb. Zwar wächst er nicht breit wie ein Baum, / Doch trotzdem zog der Mensch das beßre Los...


    Dog eat dog. Thief catch thief. It is not growing like a tree, in bulk doth make man better be.


    Ben Jonson (1573–1637) aus A Part of an Ode to the Immortal Memory and Friendship of that noble pair, Sir Lucius Cary and Sir H. Morison
    http://www.bartleby.com/101/194.html



    Zitat

    Gegrüßest seist du, muntrer Geist,/ Vogel warst du niemals...


    Hail to thee, blithe spirit, bird thou never wert.


    Percy Bysshe Shelley (1792–1822) aus To a Skylark
    http://www.bartleby.com/101/608.html


    Zitat

    Ach, schmerzliches Bevor,/ Das davon kündet, wie die Jugend schwand.


    Ah, woeful ere, which tells me youth's no longer here.


    S. T. Coleridge (1772-1834) aus Youth and Age
    http://www.bartleby.com/106/280.html




    Dann noch ein deutsches Zitat:
    Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide.

    Nur wer die Sehnsucht kennt,
    Weiss, was ich leide!
    Allein und abgetrennt
    Vor aller Freude,
    Seh' ich ans Firmament
    Nach jener Seite.
    Ach! der mich liebt und kennt
    Ist in der Weite.
    Es schwindelt mir, es brennt
    Mein Eingeweide.
    Nur wer die Sehnsucht kennt,
    Weiss, was ich leide!


    von J.W.von Goethe (1749-1832) aus Wilhelm Meisters Lehrjahre



    So, nun wissen wir Bescheid ! :winken:


    Liebe Grüße von
    Steffi

    Hallo !


    Von Shakespeare gelesen hab ich nur "Hamlet". Das hat mir sehr gut gefallen und ich würde sehr gerne noch etwas (mehreres) von ihm kennenlernen. Natürlich habe ich auch die Kenneth-Brannagh-Filme gesehen, aber ich weiß nicht inwieweit sie sich an das Original halten.


    Da mir im allgemeinen Dramen besser als Komödien gefallen, würde ich lieber ein Drama lesen, aber ich lasse mich gerne auch überraschen ! Wir können ja auch ein Drama und eine Komödie, so im Vergleich, lesen.


    Gegen Verse hab ich nichts und in die englische Geschichte lese ich mich gerne ein !!! Rainer: ich lese die Verse auch als Prosa !


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Nun bin ich auch fertig und freue mich schon auf die Diskussion über das Ende ...


    Ja, da ging es uns doch alle ähnlich, oder ? Genau diese fehlende Handlung machte mir doch schwer zu schaffen, auch kein "üblicher" dramatischer Aufbau - aber wenn ich so über mein Leben nachdenke, dann ist das halt so. Dramatische Ereignisse verpuffen im Nichts, Personen, die einem eine Zeitlang sehr wichtig waren, verschwinden irgendwie aus dem Leben und plötzlich werden Dinge wichtig oder unwichtig, von denen man das nie geglaubt hätte. Ich finde es eigentlich sehr schwierig, das so aufzuschreiben, aber ich fand es sehr spannend, das zu lesen. Aber ehrlich gesagt, ohne euch hätte ich vielleicht auch nicht durchgehalten :winken: Es tut schon gut, immer mal wieder auch andere Gedanken und Hinweise zu kriegen !


    ikarus: gesüßter Tabak - ich kenne mich auch nicht aus, aber schon faszinierend, was Wolfe wieder aus einem Satz macht, ähnlich wie im Titel, die Engel, der Geist usw. Das ist mir oft aufgefallen, dass er immer mehrere Interpretationen zuläßt, ohne jemals eine Lösung zu präsentieren - vielleicht ist das Buch deshalb so schwer greifbar ?


    JMaria: das mit dem stinken fand ich auch ... Es klang, als sei er ein bißchen stolz darauf, naja Genies können sich alles erlauben !? Eugene war ja wohl nicht so beliebt, was wohl seine Kommilitonen von ihm dachten? Aber er war ja auch erst 16 oder 17.


    Viele Grüße
    Steffi

    Hallo !


    In der englischen Ausgabe liest man über die Frau des Drogisten:
    "...the druggist'st drugged wife who, by the white pitted fabric of her skin, and the bright somnolence of her eyes, on honey-dew had fed too often ..."
    Sieht m.E. nach Rauschgift aus (honey fungus = Hallimasch).


    Nochmal zu den Schrägstrichen: In der englischen Ausgabe gibts die nicht ! Und in meiner deutschen Übersetzung find ich sie auf die Schnelle nicht (aber wie schon oben gesagt, scheint es sich hier um eine gekürzte Ausgabe zu handeln). Könntet ihr nochmal angeben, wo in etwa sich die Schrägstriche befinden ? Vielleicht kriegen wir über das englische etwas raus.


    Wow, Rainer, du scheinst dich gut auszukennen bei Shakespeare ! Ich überhaupt nicht (außer Hamlet). Wäre mal was für eine neue Leserunde, mach doch mal einen Vorschlag ! Außer einer Anspielung auf Iphigenie "Fremde auf Tauris" oder so ähnlich und einem Auszug aus dem Kinderreim Humpty-Dumpty " Humpty-Dumpty sat on a wall, Humpty-Dumpty made a great fall, and all the kings horses, and all the kings men, couldn't bring Humpty together again" konnte ich nichts feststellen. Was aber leider bei mir kein Wunder ist :zwinker: Das war übrigens anläßlich Bens Tod, makaber oder ?


    Übrigens, Humpty-Dumpty ist ein Ei !


    Viele Grüße von
    Steffi

    Hallo zusammen !


    Da macht ihr mich ja richtig neugierig auf das Ende ! Ich habe noch so 50 Seiten und da sich das Buch nun wirklich recht flüssig liest, werde ich spätestens morgen damit fertig :smile: ! Allerdings vermisse ich die Intensität des Anfangs schon ein bißchen. Jetzt wirkt es manchmal etwas klischeehaft, z.B. die Paradiesszene, Psychodrama an Weihnachten und große Emotionen bei Bens Tod. Naja, aber vielleicht ist das Leben ja so ?!


    Rainer schrieb:

    Zitat

    Schrieb ich von einem Bruch am Ende des 32. Kapitels, so musste ich mich eines besseren belehren lassen. In der Familie war keine wirkliche Veränderung. Ein paar Seiten weiter waren die Beziehungen wie gehabt.


    Es war doch sehr aufwühlend, dieses 32. Kapitel. Wie genau er die Beziehungen innerhalb der Familie herausgearbeitet hatte das war schon richtig psychologisch. Da fiel mir ein Artikel ein, den ich vor einiger Zeit gelesen habe: jedes Familienmitglied hat innerhalb der Familie eine bestimmte Position und Beziehung zueinander. Diese Beziehungen sind nur sehr schwer zu lösen, auch wenn die Kinder schon erwachsen sind.


    Diese Verhaltensmuster sieht man ja ganz deutlich. Auch bei Bens Tod, wo Eliza wieder sehr angegriffen wird. Und plötzlich taucht die Erinnerung an Bens Zwilling wieder auf, der an Thyphus gestorben war - aber Eliza hat doch offensichtlich die ganze Zeit an ihn gedacht. Der Erzähler und der Leser (zumindest ich) musste sich erst wieder erinnern! So herzlos war sie wohl doch nicht, vielleicht hatte sie eher Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken.


    Was wurde eigentlich aus den zwei ältesten Geschwister, Daisy und Steve ? Ich kann mich gar nicht erinnern ... :redface:


    Immer noch spannend finde ich, wie sich der Erzähler oft von seinen Personen distanziert, plötzlich schreibt er wieder "der Junge", "der Seemann" usw. Manchmal ist man ganz dicht dran und dann wird man schnell wieder weggezogen. Fast als wenn Thomas Wolfe das ganze zu unangenehm geworden wäre - ich meine jetzt nicht nur, dass er diese Nähe seinen Lesern nicht zumuten wollte, sondern dass er eher sich selbst erschrocken zurückzieht. Oh lost ...


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Maria: Bei mir gibts die / nicht, und in meiner deutschen Übersetzung fehlen doch glatt 20 Seiten des 24. Kapitels !!!


    Die Anspielungen auf Gants Verhältnis mit Elizabeth waren für mich schon ziemlich eindeutig. "Er sah sie näherkommen und sein Puls beschleunigte sich. 12 Jahre."


    ikarus: Danke für das Bild ! So ähnlich hatte ich es mir vorgestellt.


    Nach längerem Nachdenken habe ich nun vielleicht einen Punkt entdeckt, warum es mir so schwer fällt, dem Buch zu folgen. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass meine Erinnerungen und Gedanken zu Dingen hochkommen, die den gerade beschrieben ähnlich sind. Auch negative oder ähnlich absurde Erlebnisse, deren Emotionen ich eigentlich verdrängt habe. Plötzlich fällt mir wieder ein, wie ich mich da gefühlt habe. Seltsam und erschreckend, denn normalerweise versetzte ich mich doch in die Gefühle des Autors bzw. der handelnden Personen und nicht in meine eigenen ! Mein erster Ferienjob (Fabrik) z.B., wie stolz und leichtfüßig ich nach erstem überstandenen Tag nach Hause gegangen bin, daran habe ich Jahre nicht mehr gedacht !


    Bisher gefallen mir das 22. und das 24. Kapitel besonders gut. Die Beschreibungen sind wirklich einzigartig. Im 22. Kapitel die Stadt am frühen Morgen, Eugene schleppt das schwere Zeitungsbündel und trotzdem sieht er die Schönheit und Unvergänglichkeit der Natur. Typisch dann die erste sexuelle Begegnung mit der Schwarzen (Jelly Roll), sinnlich und beängstigend zugleich.


    Im 24. Kapitel erfahren wir dann einiges über die VIPs der Stadt - während Eugene mit seinem Freund George Graves nachmittags durch die Stadt schlendert beobachten und kommentieren sie die Bewohner, z.T. in recht ironischer Weise ! Das fiel mir besonders auf, da im Buch bisher vom Autor ja wenig Stellung genommen wird. Auf einmal läßt er sich zu ein paar "Ich"-Bemerkungen hinreißen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sich nicht um Zitate handelt. So bewandert wie Wolfe bin ich darin leider nicht !!! Immer wieder vergleicht er ja Altamont mit den Klassikern : Eugene und Graves trinken "chock-lut milk", während sich der Autor nach Wein verzehrt: "O for a draught of vintage that has been cooled a long age in the deep-delved earth!"


    Schön, dass ihr auch noch nicht viel weiter seid (sorry, Rainer), aber viel schneller schaff ich`s nicht.


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Dieses "Problem", dass man irgendwie "draussen" bleibt, habe ich auch. Manchmal habe ich Schwierigkeiten, seinen Gedanken zu folgen, z.B. las ich heute 2 Seiten nur "sie tut das, sie sagt das", ohne zu wissen, wer "sie" eigentlich ist ... Zuerst dachte ich ja, es liegt am Englisch, vielleicht kriege ich nicht alles mit, aber die Übersetzung hilft glaub ich auch nicht viel mehr. Deshalb bin ich erst bei Kapitel 14 ! Aber am Wochendende will ich mal ein bißchen weiterkommen !


    Aber ich will nicht sagen, dass mich das Buch nicht interessiert. Es gibt, und das machts vielleicht so schwer, bis jetzt keine durchgehende Handlung; nur häppchenweise stückelt sich das Bild der Kleinstadt und der Familie zusammen - ja, wirklich eher so, wie seine Gedanken aufkommen.


    Auch über die Personen seiner Familie erzählt er fast nur negatives, fast verächtliches: Luke, der sich des Umsatzes wegen einschleimt, Helen, die mehr gibt als nimmt und natürlich seine Mutter, die sich nur um das Geld kümmert. Und auch seine Bemerkungen über Neger und Juden haben mich erstaunt - es klingt manchmal so, als fühle er sich als etwas besseres. Dann wieder verstehe ich seine Haltung - es war sicher schwer, so allein aufzuwachsen. Vielleicht kommt daher auch diese Distanz ?


    Ist euch auch aufgefallen, dass neben seinem Vater auch Ben einen
    Engel hat. Sollten das die beiden Menschen sein, die er wirklich geliebt hat ?


    Ein vergnügtes Lesewochenende wünscht


    Steffi

    Hallo zusammen !


    dana schreibt:

    Zitat

    Ähnlich ging es mir bei der von dir vorher erwähnten Stelle, in der die Gerüche aufgezählt wurden. Ich habe irgendwie erwartet, dabei etwas zu *spüren*. Aber nein ... Oder ist das die Übersetzung, STEFFI??


    Jaaa, ich glaube schon, dass die Übersetzung (zumindest bei mir) nicht diesselben Gefühle auslöst wie das Original.


    Diese "metaphysischen" Teile finde ich eigentlich ganz wunderbar, zwar etwas schwierig, aber doch hervorragend. Der ganze Text hebt sich doch von den einfach erzählten Alltagsbegebenheiten ab; wer hat nicht schon mal über das Leben oder den Sinn des Lebens usw. nachgedacht. Diese Gedanken so in Worte zu fassen, finde ich toll und wie daneben das reale Leben beinahe banal und unwichtig erscheint !


    Die Passage mit den Gerüchen hat mich sehr gefesselt. Beim Lesen habe ich mir all diese Gerüche vorgestellt - bei manchen "roch" ich gar nichts, bei manchen "roch" ich zwar aber ich hatte keine Gefühle dabei und es waren viele dabei, da verbanden sich auch Gefühle, Eindrücke, Bilder ...
    Fast 2 Seiten nur Gerüche !!!


    Empört hat mich allerdings, dass der Übersetzer meinen Lieblingsgeruch nicht aufgeführt hat (manchmal spickle ich in das deutsche Buch!):


    "..old imprisoned books ..."


    Habt ihr nicht auch schon den Geruch der alten, antiquarischen Bücher eingesogen ? Ich jedenfalls gehe schon wegen dem leicht modrigen, staubigen Geruch in Antiquariate. Und manchmal nehme ich einen meiner uralten Schiller-Bände, zum blättern und riechen.


    Ich komme zum 10. Kapitel.


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Ja, die Schilderungen sind bisher sehr intensiv !


    JMaria schrieb:

    Zitat


    Das Ehepaar Gant führt m.E. eine furchtbare Ehe, ich weiß nicht wer mir mehr leid tut, sie passen so garnicht zueinander.


    Aber sie ergänzen sich doch wunderbar - der Vater ganz Emotionen und Gefühl und auch sehr impulsiv, die Mutter materialistisch und berechnend.
    Eigentlich sind die "typischen männlichen und weiblichen Eigenschaften" vertauscht. Leider sieht der Eine nur die Schwäche des Anderen ...


    Sehr bedrückend war für mich, wie tief er in die innerste Seele der beschriebenen Menschen blickt, also ich wollte nicht so in meine Mitmenschen eintauchen ! Wie verzweifelt der Vater ist, der so gar nicht in der Welt zurechtkommt, der sich ja irgendwie ein kindliches Gemüt bewahrt hat und wie kalt und abweisend die Mutter.


    Ich finde, da gibt Thomas Wolfe sehr viel von sich und seiner Familie preis, sehr mutig ! Stellt euch vor, eure Kinder würden später mal so etwas schreiben ...


    Ganz wunderbar auch, wie Wolfe es schafft, mit ein paar Worten die ganze Atmosphäre zu beschreiben.


    JMaria: das mit dem Daumen ist mir auch aufgefallen, verstehe ich auch nicht.


    Verblüffend auch, wie er die Gefühle von Klein-Eugene beschreibt: nichts kindliches, intellektuell versteht er schon alles, er kann sich nur nicht ausdrücken (und dann auch noch tagelang muhen :breitgrins: ). Aus der persönlichen Sicht ist das sehr einleuchtend, denn in den Erinnerungen verstehen wir ja eigentlich auch alles, oder ? Allerdings gehen meine Kindheitserinnerungen nicht bis ins 1. Lebensjahr zurück !!


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Mir fällt noch ein alter Film ein, mit Gustav Gründgens als Mephisto. Ist zwar nicht modernisiert aber für mich war das während meiner Schulzeit sehr hilfreich ! Gibts vielleicht noch in der Videothek ?



    Gru0 von Steffi