Beiträge von Steffi

    Hallo !


    Folgendes ist mir noch eingefallen:
    Im Scylla - Charibdis-Kapitel spricht Stephen ja auch ( in Andeutungen) von Shakespeares Frau, die angeblich mit dessen Bruder ein Verhältnis hatte, woraufhin nicht sicher ist, ob Hamnet wirklich der Sohn von Shakespeare war. Eine schöne Parallele zu Bloom, vielleicht will sich Stephen auch damit von seinem Vater distanzieren ?


    Ich habe auch nicht verstanden, warum Stephen seine Shakespeare-Theorie verneint. Sollte das alles nur eine Provokation gewesen sein ? Oder ist er zu feige, seine Meinung zu vertreten ? Oder ist er zu gleichgültig ? Oder will Joyce, dass der Leser selbst entscheiden soll ? Auf jeden Fall hinterläßt er einen ratlosen Leser - ebenso ratlos wie Odysseus nach Circes Anweisungen.



    fevvers schrieb:

    Zitat

    Frauen kommen bei William oft nicht gut weg,


    ... und bei Joyce bisher auch nicht !




    Gruß von Steffi

    Hallo !


    Fevvers: Bin zwar kein Katholik (mehr), aber im Fegefeuer schmoren alle Seelen, um ihre Sünden abzubüßen. Wenn man in der Kirche Weihwasser auf den Boden spritzt (beim Hinein- oder Hinausgehen) lindert das die Qualen der Fegefeuer-Seelen.


    Sehr interessant, was ihr für Gedanken über das Lestrygonien-Kapitel habt.


    Maria schrieb:

    Zitat

    Ich sah dieses Kapitel aus der Sicht seiner Ehe, parallel zu seinem Gang durch die Straßen. Die Einsamkeit konnte man fühlen. Ging es euch auch so?


    Ja, das war auch für mich der Hauptgedanke des Kapitels - das Essen und dessen Spielarten habe ich eher als amüsante Nebengedanken empfunden.


    Die Wortspiele sind immer sehr gut - oft sind es auch Zungenbrecher oder Auszüge aus alten Kinderreimen (Mother Goose). z.B. there was an old woman who lived in a shoe.. oder Peter Piper... http://trmg.designwest.com/TRMG5.html#116d


    Ich bin nun mitten im Scylla und Charibdis-Kapitel und finde es sagenhaft - obwohl ich von Shakespeare so gut wie nichts kenne (das müssen wir unbedingt nachholen), Hamlet habe ich schon gelesen - ist ja auch eine Vater-Sohn-Geschichte.


    Und so zerrissen, wie Hamlet bei Shakespeare ist, so erscheint mir auch Stephen: die intellektuellen Gedanken sind so beherrschend, dass er die Realität gar nicht mehr wahrnimmt. Auch die Anspielungen auf das Leben Shakespeares, der seine Geliebte/Frau wegen der Karriere verläßt (?) findet sich in Stephens Leben wieder - soll er seiner Karriere zuliebe alles aufgeben, ist er deshalb nicht zu seiner Mutter ans Sterbebett gekommen, wäre das eine Rechtfertigung für alle rücksichtslosen Taten eines Dichters (James Joyce?) o d e r um wieviel besser als Shakespeare wäre ein Dichter, der selbstlos handelte ?


    Gruß von Steffi

    Hallo zusammen !


    Danke, fevvers - hätte ich ja eigentlich auch nachschauen können :rollen:


    Rainer: Das ist ja sehr interessant - der Leser als vernunftbegabtes und intelligentes Wesen !!!


    Komisch, aber an das dauernde Analysieren habe ich mich schon sehr gewöhnt - ich ertappe mich auch außerhalb des Ulysses dabei, die nicht an der Oberfläche liegenden Dinge zu suchen. Macht ziemlich Spaß und ich komme mir wirklich genial vor :breitgrins: (manchmal)


    Ich bin nun mitten im Lestrygonen-Kapitel, die Mischung Essen und Erotik finde ich sehr spannend und wieder schön entspannend zu lesen.


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Erstmal danke für eure Gedanken zum Aeolus-Kapitel: mir fiel noch die Presse ein, die viel Wind um Nichts macht, Menschen bzw. deren Gedanken zu einem bestimmten "Ort" treibt und wenn man genau nachschaut, ist alles heiße Luft :breitgrins:


    Die unterschiedlichen Schreibstile passen ja auch zum Thema - die z.T. satirischen Üebrschriften sowieso. Etwas Schwierigkeiten habe ich bei den Personen, die für mich etwas nebulös und so gar nicht zu fassen sind.


    fevvers schrieb:

    Zitat


    Ich unterstelle Joyce, dass er nicht viel von der Literaturwissenschaft hielt und sich über Anglistengeschwätz lustig machen wollte


    Könnte es sein, dass es zu jedem Kapitel auch eine Wissenschaft gibt, so wie die Farben, die Organe usw. ? Pharmazie beim Lotus-Kapitel, äh leider fällt mir zu den anderen Kapiteln gerade nichts ein :redface: , ich glaube mein Gehirn trocknet aus ...


    Gruß von Steffi

    Hallo Ingrid !


    Schloß Gripsholm ist wirklich eine kleine sentimentale Liebesgeschichte. Was mir am besten gefallen hat, ist, wie er die Beziehung zwischen ihm und der Prinzessin beschreibt - keine großen Gefühle, aber die Vertrautheit und Intimität einer Liebe.


    Enttäuscht hat mich, dass kaum satirische Elemente enthalten sind, einzig das Kinderheim spielt auf das 3. Reich an - sonst ist Tucholsky da viel direkter und zynischer!


    Gruß von Steffi

    Hallo !



    ikarus schrieb:

    Zitat

    Dieses Verhalten steht im genau im Gegensatz zu dem von Stephen. Der scheint nämlich von Reinlichkeit nicht viel zu halten.


    Als Joyce einmal gefragt wurde, was er am meisten hasst, antwortete er: "Wasser und Seife". Der Gedanke mit der Reinigung ist sehr gut, offensichtlich war sie auch Joyce unangenehm :breitgrins:


    Ich bin nun mit dem Hades-Kapitel fertig. Bloom hat ja wirklich eine Menge Gedanken zu Tod und Verwesung und dessen Folgen ( wie könnte man die Faulgase verwenden...). Wie das im Zusammenhang mit den anderen Kapiteln steht, habe ich noch nicht ganz begriffen. Was haltet ihr von dem Unbekannten "M'Intosh" ? Die damalige Presse arbeitet ja genauso schlampig wie heute. Warum werden alle Trauergäste aufgeschriebn ? Sollen deren Namen dann in der Zeitung erscheinen ?


    Gruß von Steffi

    Hallo ingrid und nimue !


    Ich freue mich, dass ihr nun Schloß Gripsholm lest. Ich habe es ja nun bereits allein gelesen (sorry, nimue) und bin sehr gespannt auf eure Eindrücke ! Vielleicht kann ich ja dann auch mal meine Gedanken äußern ?


    Gruß von Steffi

    Hallo zusammen !


    Eure Theorien sind doch keinesfalls blamabel ! Ich denke, Bloom sehnt sich einfach nach den alten Zeiten zurück - eine Art midlife-crisis ? Ich denke nicht, dass er wirklich physische Interessen hat, aber die Szene, wie er sich in den Gang des Mädchens beim Metzger hineinversetzt und ihn nachmacht, hat mich stutzig gemacht. Dazu noch eine Anmerkung aus Ellmanns Biografie:
    Der Name Sheehy (ein Nachbar) = eine irische Variante des Namens Joyce. Joyce bezeichnet den Namen später als doppelgeschlechtlich (she - he) und entwickelt eine Theorie, die er über sich selbst als weiblichen Mann aufstellt. :rollen: Sollte sich Bloom auch so empfinden ?


    Zur Rollenverteilung: Bloom scheint sehr stolz auf seine Frau zu sein, die Sängerin ist und eine wundervolle Stimme hat - deshalb verwöhnt er sie. Vielleicht auch, um sie wieder zurückzubekommen, er sieht in ihr die Nymphe und an sich nur seine "schlaffe flutende Blume".


    Im Lotus-Esser-Kapitel (wieder ein Lesegenuß) wird ja wirklich die Parallele zur Odyssee sehr deutlich: Gerüche, Drogen, Blumen, Alkohol, Wetten, Parfum usw. Es wird mit der Kirche abgerechnet, die die Sinne der Menschen vernebelt.


    Besonders gut gefiel mir die Stelle über den Wein, den nur die Prieser trinken, da sonst alle Saufköppe der Umgegend kommen würden. :breitgrins: Joyce geht aber noch weiter als Homer, Bloom hat erotische Vorstellungen und Träume, sie bestimmten dieses ganze Kapitel. Vergißt Bloom dadurch die Wirklichkeit, immerhin ist er auf dem Weg zur Beerdigung, seinen Schmerz über Marion ? Sehnt er sich in Wirklichkeit doch nach einem Glauben, der nicht von Macht und Sünde bestimmt wird ?


    Aber warum geht der jüdische Bloom in einen katholischen Gottesdienst ?
    Bisher scheint die Religionszugehörigkeit Blooms keine Rolle zu spielen, oder ?




    Hier noch eine Zusammenfassung der Jugend von James Joyce, der übrigens katholisch war:


    Vater John Joyce - im Ulysses als Simon Dedalus und z.T. als Bloom skizziert, begnadeter Tenor, hervorragender Sportler; erbt nach frühem Tod des Vaters etlichen Grundbesitz, der aber nach und nach verkauft werden muss; arbeitet als Steuereinnehmer, bis er mit 42 Jahren pensioniert wird ("...in seinen eigenen Augen war er nie ein Armer, sondern stets ein Reicher, der Rückschläge erlitten hatte."); er gilt als überaus schlagfertig, fröhlich und leichtsinnig, liebt Wortspiele und Anekdoten


    Mutter Mary Jane (May) Murray - ebenfalls sehr musikinteressiert, bekommt zwischen 1882 und 1893 10 Kinder und einige Fehlgeburten !!!


    James Augusta Joyce, geb. 2.2.1882 (Augusta war ein Schreibfehler bei der Namenseintragung) war der Älteste von 10 Kindern (4 Brüder, 6 Schwestern). Nach mehreren Umzügen bekommt er mit 1887 eine Erzieherin, die sehr religiös und nationalistisch ist. Er bekommt in der Familie den Spitznamen "Sunny Jim" wegen seines heiteren Gemüts.


    Bereits mit 6 Jahren kommt er in das von Jesuiten geführte Clongowes Wood College, 40 Meilen von zuhause entfernt. Hier wird er Meßknabe und ist insgesamt wohl sehr beeindruckt von der Kirche. Als sein Vater arbeitslos wird, kann er das Schulgeld nicht mehr bezahlen und geht fast 2 Jahre in die Schule der Christlichen Brüder. Seine damaligen Nachbarn werden im Ulysses skizziert. 1894 bekommt er ein Stipendium für das Belvedere College, das ebenfalls von Jesuiten geführt wird (sein Vater beschwatzt den Direktor, der James bereits von Clongowes Wood kennt).


    1896 hat er sein erstes sexuelles Erlebnis mit einer Prostituierten ("...und dieses Experiment trug dazu bei, seine Vorstellung vom sexuellen Akt als etwas Schändliches zu prägen,..."). Er hat Gewissensbisse, durch die religiöse Erziehung werden diese noch verstärkt und er stürzt sich ganz auf die Religion. Bald erkennt er, dass der Glaube ihm jedoch nicht weiterhilft und er wendet sich innerlich ganz davon ab ("Er fühlte, dass er zwischen ewiger Schuld und ketzerischer Befreiung der Sinne wählen müsse.") Er wendet sich der Kunst zu ("...von sündigen Menschen über sündige Menschen geschrieben ..."). Einer seiner Vorbilder war Ibsen, der sein Land verließ und sich "Verbannter" nannte (" Wahrheit als Urteil und Enthüllung - und Exil als künstlerische Bedingung").


    Gruß von Steffi

    Hallo !


    Auch bei mir stellen sich Fragen über Fragen und als ich eure Beiträge gelesen habe, habe ich gemerkt, dass es noch viel mehr Fragen gibt !


    Mit meiner Biografie bin ich noch nicht sehr weit, es kommen im Ulysses jedoch sehr viele Anspielungen auf Joyces Leben vor, mir scheint, fast auf jeder Seite !!!


    James Vater, John, wurde bereits mit 42 Jahren arbeitslos, durch die vielen Kinder musste er nach und nach die ererbten Grundstücke verkaufen. Trotzdem war er und auch James nie materialistisch oder verbittert. James wurde schon früh in eine Jesuitenschule gesteckt (ich glaube er war 7 Jahre) und glänzte dort als guter Schüler. Später, als die Familie kein Geld mehr hatte, bekam er an einer anderen Jesuitenschule ein Stipendium. Er hatte eine sehr enge Beziehung zu seinem Vater, der ziemlich patriotisch war - James war wohl das Kind, dass der Vater am meisten liebte. Seine ganze Familie war sehr musikalisch, der Vater hatte eine sehr gute Tenorstimme. Der Vater machte wohl auch immer Wortspiele - davon gibt es ja im Ulysses mehr als genug.



    Die ersten 3 Kapitel sind mir sehr schwer gefallen - vor allem das dritte (Stephen am Strand) - ich habe nicht ganz begriffen, um was es eigentlich geht ? Welche Zusammenhänge es mit der Odysse gibt ? Ich habe das Gefühl, wichtiges mischt sich mit unwichtigem, biografisches mit konstruiertem ...


    Ein Hochgenuß dann das 4. Kapitel: Mr. Bloom analysiert die angekratzte Beziehung zu seiner Frau. Hat diese nun ein Verhältnis mit Boylan ? Sehr schön, wie er einkaufen geht (Niere, igitt!), den Mädchen nachschaut, wie seine Gedankenfetzen wieder durch banale Handlungen unterbrochen werden. Herrlich, wie er seiner Frau das Frühstück macht, sich erinnert, wie sie früher war und gleich wieder der Gedanke an "Geküßte Lippen, küssend geküßt. Volle klebrige Frauenlippen." Calypso ? Odysseus sehnt sich nach der Heimat, Bloom nach seiner heilen Familie, die er verloren hat ? Was bedeutet die Beerdigung ?


    Gruß von Steffi

    Eigentlich wollte ich nichts schreiben und mich sandhofers Meinung "Don't feed the trolls" anschließen (wenn ich sie richtig verstanden habe). Aber auch ich will heute eine belanglose Meinung an alle belanglosen Leser loswerden:


    Zitat

    Es kostet mich jetzt zu viel Zeit um fuer eine belanglose Diskussion mit noch belanglosernen Personnen die noetige Argumentation zu dieser Frage niederzuschreiben

    :klatschen:


    Lieber Freiherr81, leider versteht dich in diesem belanglosen Forum niemand, da wir wohl nicht imstande zu sein scheinen, belanglose Diskussionen zu führen, also verschwende deine kostbare Zeit hier nicht länger ...


    Gruß von Steffi

    noch ein Lesevorschlag (zur Erholung nach dem Ulysses) - eine ganz andere Art, naturalistisch zu schreiben !


    Kurzbeschreibung von amazon.de:


    Zum 100. Todestag von Émile Zola am 29. 9. 2002: Sein epochemachendes Werk in neuer Übersetzung.Voller unbefriedigter Wünsche vegetiert die verschlossene, aber sinnenhafte Thérèse an der Seite eines kränklichen und törichten Ehemannes dahin. Dann stellt dieser ihr eines Tages einen alten Schulfreund, den virilen, scheinbar weltläufigen Laurent, vor. Im Aufeinanderprall zweier zügelloser Temperamente entfesselt sich ein Drama von Ehebruch, Mord und Hysterie. Den Zeitgenossen Skandalon und Faszinosum zugleich, hat Zolas Studie menschlicher Triebhaftigkeit und Amoralität Literaturgeschichte geschrieben: Sie gilt heute als erster naturalistischer Roman, als Beginn einer neuen Epoche.

    Hallo fevvers !


    Ich habe die Biografie von Ellmann "James Joyce". Ist aber auch ein sehr dicker Wälzer ...


    Wenn du schon so schnell vorlegst, werde ich heute auch mal anfangen :smile: , aber es klingt doch ziemlich verwirrend - vielleicht sollte ich mir diese Zusammenfassung ausdrucken, damit ich nicht vor dem PC lesen muß. Ich befürchte nämlich, daß ich mir während dem Lesen Notizen machen muß und das hasse ich !!!


    Meine Übersetzung ist übrigens auch von Wollschläger.


    LG von Steffi

    Hallo fevvers!


    Nein, gerade die Schule hat mir die Klassiker sehr nahegebracht - ich hatte einen Superdeutschlehrer, der auch abweichende Meinungen gelten ließ, er hatte die Bücher eben auch verstanden und hielt sich nicht eng an irgendwelche Interpretationen. Es war so ähnlich wie hier im Forum :breitgrins:


    Ich meinte eigentlich die Zeit, die ich mehr oder weniger solche Bücher allein gelesen habe. Da hat es mir irgendwie an den Impulsen gefehlt.



    Gruß von Steffi

    Hallo Fevvers !


    Du hast das Ende wunderschön zusammengefasst - so deutlich hatte ich das gar nicht gesehen und jetzt bin ich mit dem Schluß schon wieder etwas versöhnt ! Vielen Dank :winken:


    Gruß von
    Steffi

    Hallo nimue und adia !


    Da Canetti doch selbst Jude war, ist spaniolisch wohl eine biografische Anspielung. Ob seine Familie allerdings aus Spanien vertrieben wurde, weiss ich nicht, aber da er doch aus Bulgarien stammte, könnte es sein.


    Ich kenne seine 2 autobiographischen Romane "Die gerette Zunge" und "Fackel im Ohr". die finde ich sehr gut und spannend geschrieben. Ich bin schon gespannt, was ihr so über "Die Blendung" schreibt.


    Viel Spaß beim lesen !


    Gruß von
    Steffi

    Hallo !


    Rainer: Schön, dass du noch dabei bist !


    Ich bin nun in den letzten Zügen, die Ermordung der Freier ist in vollem Gange - von humanitären Anwandlungen wie Verzeihen und Begnadigung kann nicht die Rede sein. Rache ist angesagt, auf dass sich der Held tatsächlich als Held gebärden kann.


    Mehrere Parallelen zu heutigen Western und Actionfilme fielen mir auf: die Bösen, obwohl in der Übermacht schießen immer daneben, während die Guten immer treffen, Blut spritzt und die Frauen sitzten stickend und schlummernd nebenan !


    Ihr seht schon, ich kann das Ganze nicht sehr ernst nehmen. Immer mehr kommt mir der 2.Teil. also Ankunft auf Ithaka und Freiermord als dramaturgisch ausgefeiltes Schauspiel vor - nichts mehr von den subtilen Empfindungen und den historischen Bezügen des Anfangs. Wie empfindet ihr das ? Ich finde es eigentlich schade, dass der vielversprechende Beginn nicht durchgehalten wird.


    Gruß von
    Steffi

    Hallo Dyke !


    Da muß ich dir zustimmen - auch Nicht-Klassiker haben ihren Reiz und vielleicht wird aus dem einen oder anderen auch ein Klassiker. Aber irgendwie sind die Bücher aus den Bestsellerlisten auch nicht so meine Sache :zwinker: Und die Buchhandlungen, die nur solche Bücher führen, auch nicht !


    Natürlich ist es auch so, daß es wirklich wenig Menschen gibt, die sich so intensiv auf ein Buch einlassen wollen, wie es bei den sog. Klassikern ja oft der Fall ist. Auch wenn man nachher bei dem einen oder anderen Buch persönlich feststellt, dass das wohl doch nicht so toll war. Deshalb fällt es mir auch so schwer, so ein Buch allein zu lesen - viele Gedanken lassen sich eben nicht so leicht fassen oder erklären. Und wenn ich an meine fast "klassikerlose"Zeit zwischen Schule und Forum denke, dann bedauere ich, soviel Zeit mit Büchern verschwendet zu haben, die eben "nur" Zeitvertreib waren - was nicht heißt, daß ich das jetzt nicht hin und wieder tue.


    Außerdem stellt sich doch die Frage, wie würden sich die Klassiker ändern, wenn sie mehr promoted würden - neue, angepasste Übersetzungen, modernes outfit, Lesungen im Techno-Stil ? :entsetzt:
    Das verstaubte elitäre introvertierte Einsiedler-Image gefällt mir viel besser !!!


    Aber eigentlich sollten wir Bücherfreaks uns doch freuen, wenn überhaupt das Interesse an Büchern geweckt wird, oder !?
    Als letztes Jahr eine Bekannte, die so gut wie keine Bücher liest und kein einziges im Wohnzimmer hat, mir begeistert erzählte, sie habe jetzt auch ein Buch gekauft :breitgrins: - da dachte ich, es geht doch aufwärts und wähnte mich als gutes Beispiel - leider war es das "Buch" von Bohlen !!!


    Gruß von Steffi

    Hallo ikarus !


    Diesmal muß ich dir widersprechen - dieser Artikel ist mir viel zu pessimistisch !!!


    Dass solche Kanons mit Vorsicht zu genießen sind, ist ja wohl klar. Sie sind ja doch nur Ausdruck derjenigen Person, die ihn zusammengestellt hat. Insofern ist ja Literatur auch etwas ganz persönliches, und gerade das macht sie ja auch so unwiderstehlich.


    Warum sollen nun alle Menschen plötzlich Klassiker lesen ? Jeder muß doch seine eigenen Erfahrungen machen, den einen treibts dann zum Sport, den anderen zur Musik, in den Garten ... Auch wenn ich ein Bild anschaue, werde ich erst durch Beschäftigung mit dem Künstler,dessen Biographie und historische Hintergründe zur wahren Aussage des Bildes kommen: einfach nur gefällt mir oder gefällt mir nicht, ist eben oberflächlich.


    Zitat

    Welch eine Askese verlangt dagegen das Lesen: Stillsitzen, Einsamkeit, Ausdauer, Konzentration auf ein enges Blickfeld, nur um reizlose kleine, schwarze Zeichen in eine undeutliche Vorstellung im Hirn zu verwandeln!


    Und genießen wir es nicht, uns intensiv mit einem Buch zu beschäftigen, es zu untersuchen und uns Gedanken zu machen ? Für mich ist das aber nicht Arbeit oder Askese, sondern Vergnügen, manchmal eine Art Meditation. Und steht am Ende nicht auch ein bißchen Stolz darauf, es wieder geschafft zu haben, eine wertvolle Erfahrugn gemacht zu haben ? Und gegen die Einsamkeit gibts ja auch ein Mittel ...


    Zitat


    Für heutige Leser ist vor allem die klassische Form der Dichtung eine Zumutung: der Vers.


    Das widerlegt ja gerade unsere Erfahrung mit der Odysee !


    Also, raus in die Sonne, ein Buch lesen und die Winterdepression verschwindet ! :smile:



    Gruß von Steffi