Beiträge von Steffi

    Im Kapitel "Im Osten" gibt es drei hauptsächliche Handlungsstränge. Wie JMaria schon schrieb, wird Leonhard als auftrebender Arbeiter geschildert, es erinnert an einen Entwicklungsroman, auch schwankt er zwischen drei Mädchen, hat zwei verschiedene Sexualpartnerinnen und scheint sich nicht sehr tief in die politischen Entwiklungen zu verstricken. Ja, irgendwie ist er zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er mitbekommt, was um ihn herum vorgeht, zumindest lässt uns der Autor das glauben. Außerdem erfahren wir auch, was es mit Quapps Geheimnis auf sich hat, nach meiner Rechnung müsste die Mutter 45 Jahre alt sein, ursprünglich Baronesse, verwitwet und war verheiratet mit einem französischen Adligen. Ob sie und schon begegnet ist ?


    Pinta, kroatischer Abstammung, und das "erwachende Ungarn" planen ganz ungeniert und es war für mich interessant, dass einige schon bekannte Figuren da mitmischen: Orkay und und auch Eulenfeld; die konspirativen Szenen in der Waldhütte haben aber für mich auch einen satirischen bzw. eher komischen Faktor, denn es ist doch alles sehr inszeniert. Dafür sind dann die Schattendorfer Morde umso realistischer und vielleicht wollte Doderer auch damit zeigen, wie aus einer fast lausbubenhaften Atmosphäre blutiger Ernst werden kann. Ich denke da auch wieder an Parallelen zu seiner Vergangenheit, auch da wurde aus für ihn erstrebenswerten Idealen blutiger Ernst. Die Morde münden dann ja in den Brand des Justizpalastes.


    Der dritte Handlunsgstrang ist der Mord an Hertha, mir hat die Schilderung des Milieus sehr gut gefallen und es hat mich auch an den Naturalismus Ende des 19. Jahrhundert erinnert. Ich muss ja nicht extra sagen, dass ich Emile Zola besonders gerne mag und diese Szene im kleinkriminellen Umfeld könnte ebenso auch in Paris spielen. Dass Anni Gräven noch das Druckmittel an sich nimmt und auch noch viel später verhaftet wird, lässt auf weitere Verwicklungen schließen - zumindest hoffe ich, dass Doderer da noch weitererzählt.


    Etwas irritiert bin ich, wenn sich Leonhard an die Pforte zum Wald erinnert (S. 610 Beck). Wurde das schon mal näher beschrieben oder sind das immer nur Erinnerungsfetzen ?

    Auch ich wünsche dir eine angenehme Reise, finsbury. Und wenn es mit einem Urlaub verbunden ist, dann gute Erholung !


    Ich habe das Kapitel "Im Osten" heute beendet, muss mir aber noch ein paar Gedanken darüber machen, daher später weiteres darüber.


    Warum soll es uns besser gehen als den Romanfiguren? Ein Thema des Romans ist die Unmöglichkeit, die Gegenwart, das, was in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe abläuft zu verstehen, einzuordnen und zu überblicken.


    Ich frage mich ja, inwieweit das Doderer auch auf sein eigenes Leben und seine Zugehörigkeit zur NSDAP bezieht bzw. bezogen sehen will. Er erhielt zwar deswegen nach dem Krieg Publikationsverbot aber wie er im Nachhinein dazu stand, weiß ich nicht. Interessant in diesem Zusammenhang auch dieses Exposé als Hinweis auf eine Dissertation, in der für die erst 1952 nachträglich eingeführte Figur des Leonhars Kakabsa die Bedeutung eines Führers von der alten in die neue Zeit, also auch als Überwindung der NS-Zeit, thematisiert wird.



    JMaria: Bewundernswert, dieser Instinkt, auf die richtigen Ziegel zu setzen :breitgrins:


    Müssen die Schlußfolgerungen G-ffs immer richtig sein? Das frag ich mich ab und zu. Der Chronist spielt durch diese Gedankeneinschübe ganz schön mit uns.


    Das sehe ich auch so - es ist ein Spiel mit Wissen und Macht. Nicht zu vergessen, dass er auch manches nur nacherzählt, wir also die zweite Fassung lesen. Aber natürlich ist das auch wieder ein Hinweis darauf, wie subjektiv die ganze Welt ist.

    Bin nun im ungleich leichter zu lesenden Kapitel "Am anderen Ufer", das das Wiederlesen mit einigen auf den letzten paar hundert Seiten kaum erwähnten Personen bringt.


    Ich atme bei solchen Kapiteln auch erstmal auf, obwohl oft nicht weniger "drinsteckt" als in den mehr kryptischen Kapiteln.


    Auf offener Strecke - das Kapitel fängt ja schon mit dem Thema Reisen an und ich denke, das ist schon ein Hinweis, dass sich in Zukunft einiges ändern wird bzw. dass etwas auf ein Ziel hinführt. Eine Andeutung über den Justizpalast-Brand ? Die Unsrigen als Terrorzelle ? Geyrenhoff sieht sich in einer Sackgasse und alles wächst ihm über den Kopf. Im eigentlichen bleibt er vage, er könne es "näher im Augenblick nicht" bestimmen, er denkt an das Vermögen von Fr. Ruthmayr, das sich "möglicherweise schon in wirklicher Gefahr befand". Stangeler und Schlaggenberg scheinen Schlüsselfiguren zu sein. Bisher empfand ich Stangeler auch eher als biederen (unter den Butzenscheiben) Historiker, aber vielleicht entwickelt sich ja gerade daraus das Bewusstsein, dass sich etwas verändern muss. Außerdem sieht Gürtzner-Gontard auch aus einer gewissen Lebensuntüchtigkeit heraus einen Anlass, Revolutionen zu führen und er erklärt Stangelers Rassentheorie. Geyrenhoff wird es immer deutlicher, dass er in etwas hineingeraten ist. Über Gürtzner-Gontard gibt es neben Verbindungen zu Stangeler auch eine Verbindung zu Schlaggenberg; dessen Tochter Renata stand ja auch einmal neben Schlaggenberg, beiden taten aber so, als würden sie sich nicht kennen.

    erweiterte Zeitleiste:


    September 1925: Unfall Mary K.
    Vorfrühling 1926: Leonhard Kakabsa und Malva Fiedler begegnen sich
    Spätsommer 1926: Kreis um Trix K.
    Herbst 1926: Geyrenhoff zieht nach Döbling
    Mary K. kommt nach Wien zurück
    Ende 1926: Schlaggenberg zieht nach Döbling
    Sa, 8.1.1927: Oper Rosenkavalier (Fr. Ruthmayr, Dr.Neuberg, Levielle)
    Eulenburgs Troupeaux bei Fr. Ruthmayr; Schlaggenberg und Stangeler treffen sich
    Versammlung gegen Grete Siebenschein im Café
    Camy Schlaggenberg fährt nach England
    Lasch ist auf Geschäftsreise
    Hausball bei Baron Frigoni
    Mo, 10.1.1927: Grete und Stangeler streiten
    Quapp kommt an
    1.2.1927: Quapp zieht nach Döbling
    Februar 1927: Gyurkicz und Eulenfeld ziehen nach Döbling
    Skiausflug Quapp, Schlaggenberg und Stangeler
    März 1927: Gründungsfest der Unsrigen
    Fr. 25.3.1927: Geyrenhoff trifft Levielle auf dem Graben
    Mo, 28.3.1927: Levielle trifft Schlaggenberg
    Ende März 1927: Stangeler belauscht Lasch und Levielle
    Frühling 1927: Geyrenhoff beginnt Chronik
    Mitte April 1927: Ausflug der Unsrigen
    Quapp zieht in die Nähe von Gyurkicz
    Ende April 1927: Stadtbummel Geyrenhoffs
    Sa, 14.5.1927: Treffen Mährischl, Altschul, Levielle, Lasch
    Levielle reist nach Paris, trifft Frigoni am Westbahnhof
    Quapp trifft Stangeler und verspätet sich
    Tischtennis bei Siebenschein
    Geyrenhoffs Erleuchtung
    Oper Rosenkavalier (Fr. Ruthmayr + Geyrenhoff)
    So, 15.5.1927: Geyrenhoff erhält Brief von Camy
    Geyrenhoff bei Gontard (Gespräch über Revolution)


    ... das aus der Hexenverfolgung resultierende Thema der historischen Änderung kollektiver Erfahrungswelten (auf die Geyrenhoff nochmal mit seinem Perlchen am Ende des Kapitels anspielt)...


    Die ganze Zeit ging mir das Perlchen nicht mehr aus dem Kopf - jetzt sehe ich auch die Verbindung - danke !!


    du hast ja ein Gespür die Textstellen wieder zufinden, Gontscharow, vielen Dank fürs Zitieren, ich bekam die Stellen nicht mehr zusammen.


    Da schließe ich mich mit dem Dank gleich an ! Diese Vorwegnahmen und Hinweise sind ja schon langsam unheimlich :breitgrins:

    Doderer verfügt über eine Sprache, die mich sehr schnell einlullt, so daß ich oft den dahinter steckende Sinn nicht erfasse.


    JMaria: So geht es mir auch manchmal, es liegt auch daran, dass er gerne sehr schnell zwischen den Themen wechselt und so viele Details einfügt, dass man im Grunde erst hinterher entscheiden kann, was wichtig war oder doch nur Plauderei. Aber das macht für mich auch einen gewissen Reiz aus, wenn ich mal wieder aus der Gemütlichkeit gerissen werde.


    Mit dem Kapitel " Der Eintopf" hatte ich ein bißchen Probleme, denn zuerst habe ich die Struktur nicht so recht erfasst, eben wie ein Eintopf ist alles zusammengeworfen und ich bin sicher, dass sich aus diesem Kapitel noch einige Themen ergeben werden.


    Ich habe also das Kapitel nochmals überflogen und mir einige Notizen gemacht. Es gibt drei Liebespaare, die sich streiten: Quapp und Gyrkicz (Eifersucht), Stangeler und Grete (Eifersucht), Trapp und Neuberg (Eifersucht). Am Beginn und gegen Ende steht ein Vierertreffen :Levielle, Lasch, Altschul, Mährischl und Siebenschein, Geyrenhoff, Schedik, Schlaggenberg; beide Treffen werden durch eine Frau unterbrochen. Mind. drei Personen gebrauchen Notlügen: Quapp, Eulenberg, Geyrenhoff.


    Stangeler wirft das Problem der unterschiedlichen Wahrnehmung im Gespräch über die Hexenprozesse auf (unter den Butzenscheiben), eines von Doderers Lieblingsthemen.



    Beide Romane haben wirklich einige Ähnlichkeiten miteinander. Ich sehe im Übrigen auch viele Ähnlichkeiten zu Joyces "Ulysses", von dem sich Doderer seinerseits wohl auch stark inspirieren ließ.


    Ja, und der Gebrauch von Lavendelwasser weckt in Geyenhoff Erinnerungen an die Kindheit, was natürlich sofort an Proust erinnert. Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch eine Absicht verfolgt ? Leider kenne ich mich in Literaturtheorie zu wenig aus, um daraus etwas ableiten zu können.

    Verwendet Doderer Leitmotive? Sind Euch an anderer Stelle wiederkehrende Formulierungen aufgefallen? Oder ist das selbstverliebte Rhetorik, ein stilistischer Lapsus, ein Eigenplagiat, eine Nachlässigkeit der Lektoren?


    Ich glaube schon an Absicht - etwas anderes kann ich mir bei Doderer nicht vorstellen, zumal er ja gerne immer mal Szenen leicht abwandelnd wiederholt. Auch die weiter oben beschriebene Szene mit dem dunkelblonden Mädchen ist ja eine Wiederholung. Leitmotive sind bei Doderer z.B: bestimmte Farben (weiß), Wasserbeschreibungen, Apperzeption (Anerkennung der faktischen Realität des Lebens bzw. Innen- und Außenwelt in Einklang bringen).

    Ich rätsele ja im Moment, was wohl Stangeler bei dem Gespräch zwischen Levielle und Lasch gehört hat, eigentlich waren es ja sogar zwei Gespräche, die er mitbekam. Irgendwo schreibt auch Geyrenhoff, dass Stangeler an allem Schuld sei. Zweites Rätsel ist nach wie vor Quapp. Sie führt ein Doppelleben zwischen den Unsrigen und Gyurkicz, wieso, verstehe ich nicht so ganz.

    :breitgrins:


    Ich habs gefunden, S. 16f (C.H.Beck): Und so weiß ich freilich, daß jenes dunkelblonde Mädchen, welches im tief verschneiten Wald unterhalb des Kahlenbergs, rasch auf Skiern dahinhuschend ...


    Sie heißt Renata und wird von Geyrenhoff auch in Verbindung mit dem Mädchen gebracht, das neben Schlaggenberg aufgetaucht ist, wobei er aber nicht genau weiß, ob sie es war.



    Im 10. Kapitel wird auch Schlaggenberg etwas entlarvt, er verhält sich gar nicht nett zu Laura Konterholz ( zu hölzern zum Kontern ? ), die Arme ist ziemlich von ihm besessen.


    Ähm, sie heißt Konterhonz - ist ja noch schlimmer ... dann musste ich erst noch nachschauen, was eine Karyatide ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Karyatide


    Wer wohl das große blonde Mädchen war, das mit Schlaggenberg ausstieg, aber nicht zur Gruppe gehörte, und sie mitten durch die Gruppe hindurch ging?


    ein paar Seiten zuvor lief ein unbekanntes Mädchen Ski am selben Hang wo auch einige aus der Gruppe Ski liefen. Die Szene wurde auch noch nicht näher erklärt.


    Und die Dame vor dem Schaufenster ? Ich glaube, die dicken Damen lauern überall :smile:


    In meinen Notizen habe ich eine Renata, die am Beginn vorkam, ebenfalls dunkelblond - leider finde ich die Stelle im Moment nicht mehr wieder ...


    Im 10. Kapitel wird auch Schlaggenberg etwas entlarvt, er verhält sich gar nicht nett zu Laura Konterholz ( zu hölzern zum Kontern ? ), die Arme ist ziemlich von ihm besessen.

    ich sollte mich mehr mit Doderer und Musik beschäftigen. Zu seinem Buch Grenzwald, das ich mir bestellt habe, heißt es wie folgt:


    Grenzwald wäre auch mein nächstes Doderer-Buch, nachdem mir auch Slunj sehr gut gefallen hatte. Anders als in den Dämonen spielt ja hier auch die Natur eine größere Rolle.


    Eure Anmerkungen über den experimentellen Roman sind sehr interessant. Die Stelle, die Gontscharow genannt hat, ist mir ebenfalls aufgefallen, aber ich konnte sie nicht wirklich einordnen. Es gibt immer wieder Anspielungen, die die Geschehinisse kommentieren oder ironisieren,wenn ich da z.B. daran denke, dass Fr. Steuermann als umgekehrt tropfenförmig beschrieben wird. :breitgrins:


    Die Sache mit der Freiheit (Stangeler und Grete) und auch mit den dicken Damen zeigen deutliche biografische Züge von Doderer.

    über das 7. Kapitel habe ich auch Mutmassungen angestellt, ob der Erzähler gewechselt hat, bin aber wieder davon abgekommen, da er sich mir zu oft an den Leser wandte. Das passte irgendwie nicht zu Rene Stangeler. *grübel*


    Ich vermute, dass Doderer den Erzählstil nicht so deutlich abändert sondern eher Nuancen einbaut. Es ist ja auch Geyrenhoff, der letzendlich die Chronik schreibt. Wenn ich mich gerade richtig erinnere, wird im 7.Kapitel als Anrede an den Leser oft "wir" benutzt ?


    Im 8. Kapitel breitet Schlaggenberg auch seine Theorie aus, warum ältere, dicke Frauen besser für die Männer der Kriegsgeneration sind. Die zunehmende Emanzipation der Frauen damals hat die Männerwelt doch ziemlich beeinflusst, dazu noch, dass das Betätigungsfeld de Militärischen wegfiel. So konnte man wohl entweder ein langweiliger Pantoffelheld (Dr. Siebenschein) oder ein Gauner (Levielle) werden. Oder eben als lustige Junggesellen enden.


    Philipp Blom schreibt in seinem Buch "Der taumelnde Kontinent", das sich mit gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen von 1900-1914 beschäftigt:
    Innerhalb von weniger als einer Generation hatten die meisten überkommenen Ansichten über die soziale Ordnung und die Rolle der Geschlechter ihre Gültigkeit verloren ...

    kleine Zeitleiste:


    September 1925: Unfall Mary K.
    Vorfrühling 1926: Leonhard Kakabsa und Malva Fiedler begegnen sich
    Herbst 1926: Geyrenhoff zieht nach Döbling
    Ende 1926: Schlaggenberg zieht nach Döbling
    Sa, 8.1.1927: Oper Rosenkavalier (Fr. Ruthmayr, Dr.Neuberg, Levielle)
    Eulenburgs Troupeaux bei Fr. Ruthmayr; Schlaggenberg und Stangeler treffen sich
    Versammlung gegen Grete Siebenschein im Café
    Camy Schlaggenberg fährt nach England
    Mo, 10.1.1927: Grete und Stangeler streiten
    Quapp kommt an
    1.2.1927: Quapp zieht nach Döbling
    Februar 1927: Gyurkicz und Eulenfeld ziehen nach Döbling
    Skiausflug Quapp, Schlaggenberg und Stangeler
    Frühling 1927: Geyrenhoff beginnt Chronik


    Ich vermute, dass das 7. Kapitel von Stangeler erzählt wird, seine Unentschlossenheit gegenüber Grete, die Ablehnung ihrer Familie und seine Verliebtheit zu Fr. Ruthmayr sind manchmal ziemlich ironisch und doch einfühlsam erzählt.

    Das 8. Kapitel ist nun wieder in Ich-Form geschrieben, es spricht wohl Geyrenhoff. Er stellt ein paar Vermutungen an über die Ähnlichkeit zwischen Quapp und dem verstorbenen Ruthmayr. Ich bin gespannt, ob das noch weiter eine Rolle spielen wird. Quapps Doppelleben, was ja auch wieder zum Namen passt, wird auch angesprochen, davon aber noch nichts berichtet.

    vielleicht meinst du damit G-ff ? Bei ihm muß ich immer aufpassen, wenn er plötzlich einfügt, dass es zwischenzeitlich Sommer ist, wenn er nun dies und jenes erzählt, das sich wiederum zu einem anderen Zeitpunkt abspielt usw...... Schon genial.


    Ja, genau. Vor allem, wenn er gar kein Datum nennt, sondern z.B. Vorfrühling oder am Sonntag und es dann erst später klar wird, wann es gewesen ist. Wenn ich das lese, lässt mir das oft keine Ruhe ...

    Obwohl sie ja gerade durch den Niedergang der KuK-Monarchie hochkamen:
    Dieses Völkchen lebte, wie es eben lebte, seit den neuen Zeiten, seit 1918 insbesonders.[...]
    sie versperrten den Weg gänzlich, wichen niemandem aus [...] in ihnen hatte das Zeitalter seine Höhe erreicht und offenbar nur, damit sie sich hinaufsetzten.


    Du hast natürlich Recht - irgendwie schienen sie für mich wie aus einer anderen Zeit zu kommen :smile:


    Auch mir ist die stark verflochtene Zeitlinie aufgefallen. Also gibt es neben den schon miteinander auf vielfache Weise verknüpften Personen auch noch eine verwirrende Zeitlinie. Ich habe mal versucht, die Handlungen zu ordnen, aber ich befürchte das gelingt nicht umfassend, zumindest nicht beim ersten Lesen.
    Aber das sind so Dinge, die ich an Doderer mag: man weiß nie, wer als nächstes auftaucht oder wer nie mehr auftauchen wird und wie alles miteinander zusammenhängt, ergibt sich erst am Ende.


    Im 5. Kapitel trifft Leonhard Kakabsa, neben seinem ausgeprägten Geruchssinn leidet er wohl an einer Sozialphobie,auf die Buchhändlerin Malva Fiedler. Er spricht sie nicht an, da er ja weiß, wo sie im Zweifel zu finden sein wird :smile: Das Ganze spielt sich im Vorfrühling 1927 ab.