Hallo zusammen,
ich wäre auch gerne dazu bereit, noch über das Buch zu diskutieren (oder ein nettes Gespräch am Laufen zu halten :zwinker: )!
@Evelyn: deine Interpretationen finde ich sehr interessant. Ich glaube, ich habe mir während des Lesens die Symbolik der drei Hauptdarsteller zu wenig vor Augen gehalten. Jetzt im Nachhinein muss ich schon schlucken, wenn ich daran denke, dass ausgerechnet Lord Henry überlebt hat. Aber du hast recht, die Aussage dahinter ist natürlich alles andere als an den Haaren herbeigezogen.
Suse: die vor aristokratischer Dekadenz nur so strotzende Atmosphäre hat mir gegen Ende des Buches auch schon zugesetzt. Allerdings hat das meine Leselust nicht so beeinträchtigt wie deine (so habe ich es zumindest verstanden!?), sondern es ist mir einfach nahe gegangen, mit welcher Gleichgültigkeit und teilweise Verachtung die "feine Gesellschaft" auf die niederen Klassen blickt. So, als fließe in deren Adern tatsächlich minderwertiges Blut!
Gestört hätte mich nur, wenn diese Dekadenz im Roman beschönigt oder gar idealisiert worden wäre. Diesen Eindruck hatte ich aber ganz und gar nicht - meiner Meinung nach hat Oscar Wilde dieses Gehabe zwar nicht offen verurteilt, aber seine subtilen und zynischen Seitenhiebe sprechen Bände und erreichen ihr Ziel vielleicht sogar eher als eine moralische Anprangerung.
Dass die Leute Dorian aufgrund seiner Schönheit automatisch auch für einen guten Menschen gehalten haben, hat mich nicht weiter überrascht. Ihr habt doch bestimmt auch schon von diesen psychologischen Studien aus den 80er Jahren gehört, wonach schöne Menschen vor Gericht deutlich seltener verurteilt werden als unattraktive. Soviel zur blinden Justitia ... :rollen:
Übrigens habt ihr Recht mit eurem Argument, dass einem langsame Veränderungen (wie das Altern) an einem Menschen, mit dem man häufig zusammen ist, nicht so auffallen. Dass es mir nicht auffallen würde, wenn mein Vater heute noch so aussehen würde wie vor 18 Jahren, kann ich mir zwar trotzdem nicht vorstellen :breitgrins: aber ein wenig glaubwürdiger kommt mir die Angelegenheit jetzt trotzdem vor.
Am Wochenende möchte ich gerne "The Importance of Being Earnest" lesen. Mir steht mal wieder der Sinn nach einer Komödie! :zwinker: Außerdem soll dieses Stück ja eine ziemlich gelungene Satire auf eben diese Gesellschaftsschicht sein, deren heutiges Äquivalent wahrscheinlich die Seitenblicke-Bussibussi-Society ist (kennt jemand von euch die Seitenblicke? Täglich um 20 Uhr auf ORF 2). :breitgrins:
Was ist eigentlich mit Harald?
Salut,
Bluebell