Ich orientiere mich bei der Lektüre schon am Kanon und habe es bisher nicht bereut. Der Kern ist ja in allen Listen immer derselbe.
Beiträge von xenophanes
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Du kommst [url=http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,900.0.html]fünfeinhalb Jahre zu spät[/url] für mich ... :winken:Las heute bei Harold Bloom, dass man alle guten Bücher unbegrenzt oft lesen kann (muss!) und alle anderen lassen soll. Das ist also kein Argument. Ich lese Cervantes mit und das ist meine Drittlektüre.
CK
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Hallo!
Wer traut sich? :smile:
CK
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Gelesen im Dezember:
# Thomas Bernhard / Siegfried Unseld: Briefwechsel (Suhrkamp)
# John Gray: Black Mass. Apocalyptic Religion and the Death of Utopia (Penguin)
# Thomas Bernhard: Beton (Suhrkamp)
# Wilhelm Raabe: Horacker (insel taschenbuch)
# Nathaniel Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe (Aufbau Bibliothek)
# Robert Greenberg: Beethoven’s Piano Sonatas (TTC Audio Lectures, 18h)
# Michelangelo: Lebensberichte, Briefe, Gespräche, Gedichte (Manesse) -
Das Spiel nähert sich der Fertigstellung:
http://www.gamingxp.com/bericht-3314-x360-dantes_inferno.htm
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Flug gebucht, werde sie mir Mitte Februar ansehen.
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dobroi utro,heute nacht stellte sich mir wieder unaufhörlich die frage, ob es sich beim MoE um ein klassisches Beispiel von apollinischer Kunst handelt, weil bis zu Seite 370 weder gesoffen, kaum gehurt und schon gar kein crack geraucht (kofferpackend)
Der Roman beginnt doch gleich mit einem Onenightstand ...
CK
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Das Gefühl des "Müssens" habe ich überhaupt nie. Es ist einfach in der Regel so, dass mich etwa der MoE sehr viel besser unterhält als das, was gemeinhin unter Unterhaltungsliteratur figuriert. Ich muss mich nie zu einem Buch zwingen und eine gewisse Anstrengung beim Lesen macht einfach Spaß. Die Diskussion gab's im Großen Bücherforum ja des öfteren, dass jemand es als zu anstrengend empfindet, nach des Tages Mühen sich noch mit Klassikern zu beschäftigen. Ich fände das Gegenteil anstrengend, den Feierabend mit Mankell oder Coelho zu verbringen würde mir wenig Freude bereiten.Spricht mir aus dem Hirn!
CK
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Moin, Moin!Die <a href="http://www.buecherlei.de/abc/ak/biblio.htm#pesobib">Peter-Sodann-Bibliothek</a> braucht <a href="http://www.bild.de/BILD/regional/leipzig/leute/2009/12/09/peter-sodann/wer-rettet-meine-ddr-bibliothek.html">Geld und Platz</a>. Deshalb ruft Sodann nun in einem <a href="http://www.youtube.com/watch?v=Y7HeDO1yPxs">Video</a> zu Spenden und Hilfen auf.
Wie viel hast du gespendet?
CK
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Naja, was ist schon Hochliteratur.In Deinem Fall: Alles was keine Smileys enthalt? :breitgrins:
CK
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Weil ich nur wenig Wagner gehört habe, das auch mit wenig Vergnügen und nur ein Buch über Wagner und seinen Antisemitismus kenne, mag es sein, dass ich im Kern falsch liege.Dass Du Wagner kaum kennst, war klar ...
Wenn man anfängt, die Kulturschaffenden nach moralisch-biographischen Kriterien zu beurteilen, bleiben in der europäischen Kulturgeschichte nicht mehr so viele übrig. Das fängt beim Demokratiefeind Platon an, geht über den "Mörder" Caravaggio zum Rabenstiefonkel Beethoven etc. Das führt meiner Meinung zu nichts, man soll sich auf die Qualität der Werke konzentrieren. Die wenigsten Künstler (welcher Sparte auch immer) sind "nette" Menschen. Das ist vermutlich sogar eine Schaffensvoraussetzung.
CK
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Also SO war das aber nicht gemeint :breitgrins:
CK
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Hallo!
Hier mein wortreiches Fazit:
Die Mystères des Paris war einer der größten europäischen Romanerfolge des 19. Jahrhunderts. Zuerst in Fortsetzungen im Journal des Débats 1842 und 1843 publiziert, danach in diversen Buchausgaben. Er löste in Frankreich heftige Debatten aus. Der Inhalt war nämlich auf mehreren Ebenen “skandalös”. Sue begab sich thematisch in für die französische Literatur völlig neue Gefilde: Ins Milieu der Verbrecher, Prostituierten und der Armen. Üble Spelunken, Bordelle, Dachstuben, Gefängnisse, Irrenhäuser etc. sind bevorzugte Orte der Handlung. Grausige Verbrechen werden geschildert: Von Kindesmisshandlungen über Raubmorde hin zu Wirtschaftsverbrechen der “Bessergestellten”. Die Milieuschilderungen sind denn auch die besten Passagen des Buches.
Der Held der 2000 Seiten ist die königliche Hoheit Rudolf aus einem deutschen Fürstentum, eine fragwürdige Mischung aus Robin Hood, Batman und Osama bin Laden. Er ist nicht nur unermesslich reich, sondern boxt auch den stärksten Bösewicht höchstselbst nieder. Er hilft den Armen und Verfolgten und bestraft die Bösewichter, ob reich oder arm. Versteht sich, dass unser deutscher Held hier fast ausschließlich zur Selbstjustiz greift.
Die Intention Sues ist, bei aller Fragwürdigkeit im Detail, durchaus löblich. Er prangert berechtigt die sozialen Zustände seines Landes an und die Unfähigkeit des Staates, darauf zu reagieren. Er reiht sich damit in die Reihe der französischen Intellektuellen von Voltaire bis Sartre ein, die littérature engagée produzieren.
Künstlerisch ist der Roman allerdings fulminant gescheitert. Die Handlung ist über weite Teile Kolportage. Die Figuren sind, bis auf einige Ausnahmen, klischeehaft und unglaubwürdig. Der strukturelle Zusammenhalt des Riesenwerks ist nicht gegeben. Zwar hat Sue die Handlung oberflächlich gut im Griff, speziell die Spannungsdramaturgie, aber es gibt keine darüber hinaus gehenden künstlerischen Klammern. Die vielen eingestreuten essayistischen Passagen mit seinen Weltverbesserungsvorschlägen schaden ästhetisch ungemein. Daran ist später selbst ein Tolstoi in Krieg und Frieden gescheitert. Erzählökonomie existiert nicht, so manches Kapitel wird unerträglich breit getreten.
Die intellektuelle Reflexion der Hauptthemen (Verbrechen, Schuld etc.) ist ebenfalls erbarmungswürdig. Selbst wenn man nicht als Referenz an andere Klassiker des letzten Jahrhunderts denkt (Dostojewskij!).Wer also aus überwiegend literarischen Gründen liest, kann sich die Geheimnisse dieser Geheimnisse durchaus sparen. Aus literaturgeschichtlichen Gründen ist das Werk natürlich interessant. Eine Frage, die sich mir bei der Lektüre immer wieder aufdrängte, war: Warum scheitert Sue hier auf der ganzen Linie, während das bei Dickens trotz aller Ähnlichkeiten funktioniert, etwa im Oliver Twist? Dickens hält dem Leser keine Predigten und seine Figuren sind bei allen Gemeinsamkeiten “runder”. Das sind aber nur zwei Aspekte und sicher nicht hinreichend für eine Antwort.
Was Sue sympathisch macht: Er sieht dieses künsterlische Scheitern nicht nur, er spricht es sogar aus:
Wenn dieses Werk, das wir gern und ohne Bedenken in künstlerischer Hinsicht als ein schlechtes Buch gelten lassen können, das wir aber in moralischer Hinsicht durchaus für ein gutes Buch betrachten, wenn dieses Werk in seiner kurzlebigen Laufbahn den von uns beschriebenen und gewünschten Anklang findet, so würden wir uns geehrt fühlen. [VIII, 12]
Aus ästhetischer Sicht zählt der Roman sicher zu den schlechtesten von mir je gelesenen Klassikern. Eine
sozialpädagogische Literaturkatastrophe. Stellenweise aber unterhaltsam zu lesen. -
Kleiner Auszug:
ZitatLieber Doktor Unseld, vor meiner Abreise aus Österreich habe ich noch einen Blick auf Ihre verlegerische Katastrophe geworfen; was Sie da auf über 3000 Seiten drucken und erscheinen haben lassen, ist die grösste verlegerische Peinlichkeit, die mir bis jetzt bekannt ist [Marianne Fritz, »Dessen Sprache du nicht verstehst«]. Über 3000 Seiten proletarischen stumpfsinnigen Müll mit dem Bombasmus eines Jahrhundertereignisses zu drucken und zu binden, gehört tatsächlich in das Buch der Rekorde: als Stupiditätsrekord.
[…]
Hätten Sie doch anstatt den Unsinn von Frau Fritz, nur eine dreitausend Blätter lange Klopapierrolle gedruckt und unter dem Suhrkampsignet herausgegeben, Sie wären auch damit ins Buch der Rekorde gekommen.lieber herr bernhard, ich habe gestern ihren brief vom 20. november erhalten. fuer mich ist eine schmerzensgrenze nicht nur erreicht, sie ist ueberschritten
Lieber Siegfried Unseld, wenn Sie, wie Ihr Telegramm lautet, »nicht mehr können«, dann streichen Sie mich aus Ihrem Verlag und aus Ihrem Gedächtnis. Ich war sicher einer der unkompliziertesten Autoren, die Sie jemals gehabt haben.
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am morgen auch in den Läden, die gestrige Ausgabe der ZEIT hat vielversprechende Auszüge aus dem Briefwechsel abgedruckt.Fange heute noch zu lesen an.
CK
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Sue und Wagner passen gut zusammen.So ein Unsinn! :grmpf:
Wagner ist ein Meister darin, ästhetische und strukturelle Bezüge herzustellen. Sue kann das überhaupt nicht. Deshalb produziert Sue im Gegensatz zu Wagner auch keine Kunstwerke.
CK
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Hallo!
Endlich erschienen der Briefwechsel zwischen Bernhard und Unseld. Bekam eben das Rezensionsexemplar geschickt.
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CK
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Generell ist mir Euer Lesetempo allerdings auch zu schnell!Wollte es einfach schnell hinter mich bringen
CK
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Ein Höllenspektakel. Rezeptionsgeschichtlich ebenfalls interessant, dass Läuterungsberg und Paradies stets durchfallen. Und tatsächlich schmecken diese Teile nach den kräftigen Martern ein wenig nach Kamillentee. Auch hier im Abspann: Go to hell. Pädagogisch aber möglicherweise sinnvoll: Meine ersten Begegnungen mit Shakespeareschen Klassikern, Opernstoffen hatte ich anhand von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern. Donald als Othello oder Siegfried.Wenn pädagogisch, dann aber erst für die jungen Erwachsenen. Es soll nämlich ab 18 sein. Werde mir das sicher ansehen und dann ausführlicher berichten.
CK