Beiträge von xenophanes


    Hier der Versuch ein - womöglich sogar konstruktives - Gespräch jenen zu ermöglichen (mir z.B.), die offen sind für und interessiert an Schopenhauers Gedanken.
    Für persönliche Animositäten und die stetige Wiederholung des Schopenhauerschen Unwertes, stünde ja dann weiterhin der ursprüngliche Arthur Schopenhauer thread zur Verfügung (Ich hoffe, daß die Forumadministration so eine Teilung zulassen kann).


    Verstehe. Das ist also ein "Kritik-an-meinem-Idol-ist-nicht-erlaubt-Thread." Womit man natürlich die Philosophie, die kritisches Denken sein soll, auf den Kopf stellt.


    CK

    Hallo!


    Habe heute von einem New Yorker Antiquariat das Buch von Donald M. Frame "Francois Rabelais. A Study" bekommen.


    Sehr stilvoll nicht nur in "New York Times" eingewickelt, sondern sogar in "Arts and Letters". Ohne Zweifel eine Kulturstadt :breitgrins:


    Ansonsten dauert die geplante Lesepause noch an. Dummerweise habe ich einen Artikel über Karl Kraus versprochen, der wird auch einiges an Lesezeit kosten.


    CK

    Hallo!



    [Ich bin unterdessen bis zu Kapitel 12 von "Pantagruel" vorgestossen.


    Das ist ja eine seltsame Lesepause :zwinker:


    Ich bin mit "Gargantua" nun fertig, und werde eine echte Lesepause einlegen.


    Sehr interessant fand ich in der zweiten Hälfte die Gegenüberstellung der beiden Kriegsparteien. Auf der einen Seite Pikrocholus als George W. Bush der Renaissance, der aus Vorwänden Krieg führt, auf dämliche Berater hört und allen rationalen Argumenten unzugänglich ist. Auf der anderen Seite Grandgoschier, den Rabelais eigentlich schon wie einen aufgeklärten Fürsten aus dem 18. Jahrhundert anlegt und ihm entsprechende Worte und Werte in den Mund legt. Etwa im 45. Kapitel, wo er die Pilger "belehrt" und sich über die klerikalen Erklärungsversuche der Pest lustig macht. Auch der Gegenwurf der Thelemiten zum üblichen Ordensleben gefiel mir gut.


    CK


    Da man mit zunehmendem Alter seine Autoren immer besser kennt, werden Reinfälle auch immer seltener. Höchstens mal, wenn ich dann wieder einen von der Kritik hochgelobten Gegenwartsmenschen lese. Da kann's vorkommen, dass ich auch nach 300 Seiten noch abbreche.


    Unterschreibe ich vollständig.


    CK

    Hallo!


    Sehr weit bin ich immer noch nicht, Kapitel 32, aber das wird heute dank eines katholischen Feiertags noch mehr werden. Wie könnte man diesen auch besser begehen als mit Rabelais? :breitgrins:


    Noch ein Wort zur Obszönitätsdebatte:


    Ich denke es greift doch deutlich zu kurz, wenn man die heutige Debatte zu diesem Thema ins 16. Jahrhundert transferiert. Die kulturellen Hemmschwellen damals sind mit den heutigen nicht wirklich zu vergleichen, weshalb ich vorsichtig wäre, hier allzu große Linien zu ziehen. Es stimmt sicher, dass skatologischer Humor ein zeitloser Renner ist (findet sich ja auch in den antiken Komödien reichlich), trotzdem muss man den kulturhistorischen Kontext immer mitdenken (etwa die medizinischen Praktiken oder die sanitären Verhältnisse). Damals stand man mit der Scheisse einfach noch auf vertrauterem Fuß.
    Aus dem Stand heraus würde ich es deshalb kein Urteil darüber wagen, ob diese Passagen für die zeitgenössischen Leser- / Hörerschaft "nur" lustig war, oder ob sie auch provokatives Potenzial hatten (von anderen Inhalten rund herum mal abgesehen).


    Inzwischen habe ich ebenfalls gut eingelesen. Der Text ist erstaunlich progressiv sowohl was konkrete Inhalte angeht als auch die "Frechheit" der Rhetorik (samt Zielgruppen). Zum Teil finde ich ihn erkenntnistheoretisch sogar avantgardistisch. Damit meine ich jetzt nicht die polemische Kritik an der Spätscholastik, die sich in der Renaissance ja oft findet, sondern Rabelais' Kritik an der Kritik. Nimmt man etwa das berüchtigte Kapitel über das "Arßabwischen", dann macht er sich offenbar bereits über quasi experimentelle Erkenntnisverfahren lustig. Angesichts der Tatsache dass Francis Bacons "Organon" 90 Jahre nach "Gargantua" erschienen ist, finde ich das schon erstaunlich. Wobei Rabelais sich darüber wohl nur gemäßigt lustig macht. Zumindest verstehe ich die Passagen, in denen Naturphänomene immer Plinius und anderen Klassikern gegenüber gestellt werden, als implizite Kritik an der scholastischen Buchgläubigkeit.


    Die bisherigen "Kriegskapitel" sind ebenfalls ziemlich progressiv. Pikrocholus beginnt aus lächerlichen Gründen einen Krieg, auf den Grandgoschier und sein Abgesandter doch hochgradig vernünftig reagieren.


    Abschließend noch die hübsche Stelle, wie Gargantua körperliche Ertüchtigung und Lektüre vorbildlich kombiniert:


    "Schwamm in vollem Strom, grad, rücklings, auf der Seit, mit ganzem Leib, mit den Füßen allein, eine Hand in der Luft, darin er ein Buch hielt; so rudert er, ohn daß dies naß ward [...]"


    CK

    Hallo!



    Zusehends fühle ich mich mit dem Begriff des "postmodernen" Romans konfrontiert. Gemeint sind Romane, die von Anspielungen, Zitaten etc. aus andern Werken nur so wimmeln:


    Der Höhepunkt war doch im Gefolge von "Name der Rose", ich habe nicht den Eindruck dass jetzt mehr davon die Rede ist als Anfang der Neunziger. Meine Meinung zur Postmoderne ist ja bekannt, allerdings unterscheide ich hier zwischen Literatur und Philosophie.


    CK


    Was Jung ebenso wie Löffler beiseite schieben, gar nicht erst erwähnen, sind die wirklich ungelesenen Klassiker, die z.T. grundlegend sind für unsere literarische Kultur: die alten Griechen (vielleicht mit Ausnahme von Homer), die alten Lateiner (wer hat Vergils Aeneis von A bis Z gelesen? - Ich nicht.), die Spätantike und die frühe Neuzeit ...


    Hat hier jemand BIBEL gesagt? :zwinker:


    CK

    Hallo!



    In Durants Kulturgeschichte Bd 10 erfährt man von seiner Erziehung in einem Franziskanerkloster, "ein Los, das er mit Ergebung trug, weil vermutlich die Klosterbibliothek eine starke Anziehungskraft auf ihn besaß".


    In der Britannica steht Ähnliches. Das erklärt aber "nur", wie er zu seiner Bücherbesessenheit kam, nicht woher er dann beim Schreiben die vielen Quellen nahm, das war ja viel später. Bücher waren damals ja extrem teuere Luxusgüter.


    Habe am WE einiges weitergelesen und werde später darüber schreiben.


    CK

    Hallo!


    Ich las den Roman vor einigen Jahren (auch die neue Übersetzung) und konnte mich mit dem Buch nicht wirklich anfreunden. Vielleicht äußere mich während / nach der Leserunde mal ausführlicher dazu, irgendwo habe ich ein paar Sätze darüber geschrieben.



    CK

    Hallo!


    Ich begann wie geplant heute langsam mit der Lektüre. Wenn in den ersten Zeilen bereits auf Platon und Sokrates verwiesen wird, führt das selbstverständlich dazu, dass ich dem Buch sofort wohlwollend gegenüber stehe :smile:


    Das Vorwort (mit der Vorwegnahme samt Rechtfertigung mancher Einwände Scheichsbeutels) liefert eine Art Poetologie dahingehend, dass man sich nicht mit der Oberfläche des Textes zufriedengeben sollen. Außerdem stellt er seine Belesenheit zur Schau, wobei mich interessieren wollte, wie/wo Rabelais Zugriff auf so viele Bücher hatte. Ein Bibliotheksturm wie Montaigne dürfte es ja wohl nicht gewesen sein.


    Meinen Anmerkungen entnehme ich, dass manche das 2. Kapitel für eine Satire auf zeigenössische enigmatische Textsorten halten, eine Lesart, die mir sympathisch ist.


    Die Geburtsgeschichte habe ich gerne gelesen, kritisiert sie doch ganz amüsant die spätscholastischen Schriftgelehrten (Länge der Schwangerschaft) und läßt dem Helden eine wundersame Geburt zuteil werden. Diese Thematik scheint den Menschen bei spirituellen Biographien sehr wichtig zu sein (satirischer Bezug auf diese Motive? Sehr wahrscheinlich, da er ja auf die mythologischen Vorbilder eingeht). So sah ich in China in den Yunggang Grotten eine ausführliche Reliefdarstellung des Lebens von Buddha, wo er bei der Geburt aus der Achsel hervorspringt.


    Ich lese die Ausgabe, die bei Zweitausendeins erschienen ist. Übersetzung von Gottlob Regis und Lizenzausgabe des Carl Hanser Verlages.


    CK