Beiträge von xenophanes


    Kann denn jemand von euch diese Werkausgabe empfehlen? Ich habe sie schon länger im Auge, traue mich aber nicht so recht heran, weil ich keine Lesermeinungen zu den dazugehörigen Kommentaren kenne. Die Empfehlungen der Verlage für ihre Produkte sind ja gewohnheitsmäßig überschwänglich, aber darauf alleine möchte ich mich nicht verlassen.


    Sehr empfehlenswert, benutze sie intensiv seit sie erschienen ist. Der Kommentar ist sehr gut (sachlich ohne Jargon) und die chronologische Anordnung finde ich sehr ansprechend.


    CK

    Hallo!


    Werde die nächsten Wochen nur sehr langsam voran kommen. Einerseits nahen einige Reisen (Berlin, Jordanien), andererseits habe ich leichtsinnigerweise einen Vortrag für das Symposion "lesen.heute.perspektiven" in Salzburg zugesagt, der noch geschrieben werden muss.


    Bleibe aber trotzdem an Livius dran :smile:


    CK

    Hallo!


    Aber wenn neue Bücher nur noch digital herauskommen und es kein Papierexemplar mehr gibt, stehen wir vor dem gleichen Problem.


    Ich glaube die Entwicklung der Drucktechnik wird Hand in Hand mit der Entwicklung der Ebooks gehen. Man kann ja jetzt schon "Books on Demand" drucken. Meine Prognose ist, dass es Dienstleister geben wird, die jedes Ebook in ein Papierexemplar verwandeln werden, und zwar zu akzeptablen Preisen. Wie ansprechend diese Bücher dann sein werden, ist freilich eine andere Frage ...


    CK


    Hitler, die KZ´s, die Juden - das alles wurde sang- und klanglos unter den Tisch gekehrt, weil wir ja schon in Zeitnot am Ende des Schuljahres waren und immerhin mussten wir noch andere Themen durchnehmen. Mein Abi ist aber auch schon wieder zehn Jahre her, vielleicht hat sich seitdem etwas geändert.


    Wenn das öfter vorkommt, erklärt das eine heute in Klagenfurt stattfindende Trauerfeier zumindest teilweise ...


    CK

    David Quammen The Reluctant Mr. Darwin. An Intimate Portrait of Charles Darwin and the Making of His Theory of Evolution
    (Audiobook)


    Im Zuge meines kleinen Darwin-Projekts stieß ich auf dieses kleine Buch, das in bester angelsächsischer populärwissenschaftler Tradion eine Einführung in Darwins Leben und Werk bietet. Keine spektakuläre publizistische Leistung, aber doch ein solider Titel, dessen Lektüre (in meinem Fall Anhören) durchaus lohnt.
    Quammen konzentriert sich - mit biographischen Rückblenden - auf die Zeit der Entstehung der Evolutionstheorie. Darwins berühmte Reise auf der Beagle klammert er explizit aus. Man erfährt viel über die Vorläufer von Darwins Theorie, seine Lebensumstände, seine zum Teil skurrilen Experimente und natürlich auch über die Entstehung und Inhalt seiner berühmten Theorie. Auch die Verlagsseite der Angelegenheit (Verleger, Auflagen, Text) kommt dabei nicht zu kurz. Empfehlenswerter Begleiter zur Lektüre von "The Origins of Species".


    Ich habe nun den Teil über die griechischen und römischen "Historiker" gelesen und kann es als allgemeine Einführung in die antiken Autoren nur empfehlen:


    John Burrow: A History of Histories [kaufen='0375413111'][/kaufen]


    Die antiken Autoren machen allerdings nur ca. einen Drittel des Buches aus. Nun geht's zu den christlichen Autoren, auch die Renaissance ist noch vorgesehen. Und weiteres, das ich jetzt nicht gerade auswendig weiss.


    Das Buch steht seit dem Erscheinen auf meiner Kaufliste :smile:


    CK

    Wenn ich mich selbst zitieren darf (14.1.07):


    "Leider ging meine anläßlich von "Viel Lärm um Nichts" geäußerte Hoffnung, die nächsten Aufführungen mögen qualitativ diesen Auftakt fortsetzen, nicht in Erfüllung. Dieser "Sommernachtstraum" hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Dabei wären die Voraussetzungen nicht so schlecht: Ein hervorragendes Ensemble, einige witzige Einfälle rund um Bühnebild, Kostüme und Besetzung (etwa die Elfen als alte Damen) böten eine gute Ausgangslage.
    Trotzdem hat man von Anfang an den Eindruck, der Aufführung einer ambitionierten Schauspielschule beizuwohnen. Szene nach Szene wird handwerklich solide abgenudelt, und zwar in einer erstaunlich geistlosen Form. Von einer übergreifenden Regieidee oder einer intellektuellen Durchdringung des Stoffes keine Spur. So kann man sich der Verwunderung der NZZ nur anschließen, dass sich das Burgtheater so viel Mittelmaß erlaubt.
    Der Shakespeare-Zyklus hat also unentschieden begonnen: Es kann nur besser werden."

    Adolf Hitler
    Know a man by his books


    Oct 2nd 2008
    From The Economist print edition


    HE WAS better known for burning books than reading them. But surviving portions of Hitler’s private library reveal the German dictator as an ardent bibliophile, owning classics, history, travel writing, biography, studies of the occult and much else.


    Timothy Ryback’s main find is the portion of Hitler’s huge book collection that ended up in an obscure section of the Library of Congress. Other books emerged from American officers who took them as souvenirs. The Soviet army had the best pickings: the library in Berlin’s Reichskanzlei, 10,000 volumes, was shipped off to Moscow in 1945 and has not been seen in public since (tantalisingly, it surfaced in the 1990s in an abandoned church but disappeared again).


    But there is enough to go on. The author neatly weaves together Hitler’s political career with his book-collecting habits, tracing the well-thumbed volumes that Hitler consulted during the writing of “Mein Kampf”. Mr Ryback’s knowledge of German literature and the politics of the Nazi era makes him well placed to follow clues and draw inferences, both from the time and place of acquisition and from the marginalia that can be found in the books. Hitler was not only an avid reader but also an inveterate underliner. Perhaps the most chilling example of that is in Paul de Lagarde’s “German Essays”. Underlined is: “Each and every irksome Jew is a serious affront to the authenticity and veracity of our German identity.”


    As the author points out, Hitler had a magpie mind. He speed-read books looking for material that he counted as useful—meaning anything that fitted into his mosaic of misplaced historical analogy and pseudoscience. What didn’t fit was discarded. This, as Mr Ryback writes, was the essence of Hitler: “Not a profound, unfathomable distillation of the philosophies of Schopenhauer or Nietzsche, but instead a dime-store theory cobbled together from cheap tendentious paperbacks and esoteric hardcovers, which gave rise to a thin, calculating, bullying mendacity.”


    Mr Ryback has done a good job maintaining a balance between dispassionate inquiry and moral revulsion. Yet the result is still slightly creepy. Flicking through a copy of what is probably the earliest acquisition in the collection, an architectural history of Berlin that Hitler bought in November 1915, he discovers between pages 160 and 161, “a wiry inch-long black hair that appears to be from a moustache”. It is suddenly all a bit too close for comfort.


    http://www.economist.com/books…ory.cfm?story_id=12333095


    CK

    Hallo!


    Ich habe nun endlich das erste Buch gelesen!


    Der erste postive Lektüreeindruck wurde bestätigt: Livius schreibt eine sehr gut zu lesende Prosa und würzt seine Darstellung ab und an mit kritischen Bemerkungen. Schon gleich in der Vorrede heißt es:


    Zitat

    Was vor der Gründung der Stadt oder dem Plan zu ihrer Gründung mehr mit dichterischen Erzählungen ausgeschmückt als in unverfälschten Zeugnissen der Ereignisse überliefert wird, das möchte ich weder als richtig hinstellen noch zurückweisen.
    [S. 33]


    Gibt es zu einer Episode mehrere Erzählungen bringt Livius gerne beide Varianten. Er versucht sich auch ab und zu an naturalistischen Erklärungen mythologischer Wundergeschichten, ganz so wie Herodot im 2. Buch über Ägypten.
    Das erste Buch beschreibt nun die Gründung Roms und die Regierungszeiten der ersten Könige samt deren Eroberungskriegen und deren Einführung römischer Institutionen (Senat, Gesellschaftsstruktur, Rechtswesen...). Dabei gibt es immer wieder sehr interessante Nebenaspekte, etwa dass Rom zu Beginn auch deshalb so schnell wuchs, weil es als Fluchtziel für Unzufriedene aller Art galt. Ein sehr frühes Beispiel des mittelalterlichen Mottos "Stadtluft macht frei":


    Zitat

    Hier suchten alle möglichen Leute aus den Nachbarvölkern, die ein neues Leben beginnen wollten, Zuflucht, wobei es nichts ausmachte, ob einer ein Freier oder ein Sklave war; und das war der erste Ansatz zu der beginnenden Größe.
    [S. 46]


    Bemerkenswert finde ich auch, dass Livius bereits die machtpolitische Rolle der Religion problemlos durchschaut:


    Zitat

    Damit die Römer, die bisher durch die Furcht vor Feinden und militärische Zucht in Schranken gehalten worden waren, nicht in der Ruhe, wo es keine Sorge vor Gefahren von außen mehr gab, der Ausgelassenheit verfielen, glaubte er ihnen als allererstes Furcht vor den Göttern ins Herz senken zu müssen - ein im Hinblick auf die Unerfahrenheit und den damaligen niedrigen Bildungsstand der Menge äußerst wirksames Mittel. Da diese Furcht vor den Göttern ohne die Erfindung von etwas Wunderbarem in ihren Herzen nicht Wurzel schlagen konnte, tat er so, als habe er mit der Göttin Egeria nächtliche Zusammenkünft [...]
    [S. 60]


    Wie wenig hat sich seitdem geändert! Eine Grund, warum man Livius sehr gerne liest, sind natürlich die zahlreichen bekannten Geschichten, die man aus anderen Zusammenhängen bereits gut kennt. Man denke nur an die bildende Kunst, wo z.B. der Raub der Sabinerinnen ein sehr beliebtes Motiv war.


    CK


    Ein Projekt zu starten, hier im Klassikerforum, und drei, vier, fünf Jahre hindurch nur Kant zu lesen, sein Gesamtwerk, chronologisch vom Anfang bis zum Schluss! Aber das ist wieder nur so eine Manie von mir, die nicht lange anhält... hätte auch keinen allzu großen Sinn, sich so auf einen Philosophen einzuschränken. Gruß... ganz wirr im Kopf...


    Diese fünf Jahre wären sicher gut investiert :smile:



    CK

    Hallo!


    Nachdem ich dieses Wochenende spontan das neue Buch von Philip Roth - "Indignation" - eingeschoben habe, konnte ich Livius nur kurz anfangen. Der erste Eindruck ist aber sehr positiv, das Buch ist wirklich sehr gut zu lesen.


    Im Anschluss an Eure Diskussion zur Frühgeschichte: Livius scheint sich der problematischen Quellenlage ja durchaus bewusst gewesen zu sein. Er spricht es immer wieder an und referiert auch mal zwei Versionen, die sich widersprechen. Auch die "naturalistische" Erklärung für die Wölfin, die Romulus und Remus säugte, fand ich interessant. Es gab also bereits damals Intellektuelle, welche die Mythen durch objektivere Ansätze zu erklären versuchten.


    Freue mich schon auf das Weiterlesen, wenn es auch langsam gehen wird.


    CK