Hallo Madeleine,
vermutlich gibt es kaum einen Maßstab, an dem man Literatur messen kann.
Hinzu kommt, das Literaturgeschmack durchaus ein Zeitgeschmack darstellt, also gibt es Zeiten,
in denen man Goethe verehrt, genauso wie es Zeiten gibt, in denen man Goethe für
belanglos oder zumindest langweilig hält.
Man sieht es doch unmittelbar an vielen Nobelpreisträgern vergangener Tage, die heute kaum mehr jemand kennt.
Wenn Leserin so überzeugt ist, das die deutsche Gegenwartsliteratur ohne jegliche Talente ist, wiederholt sie
nichts anderes als den üblichen Kritikerspruch seit Jahren, der aber dadurch nicht richtiger wird, wenn man ihn
permanent wiederholt. Die deutsche Literaturkritik erwartet vermutlich, das wir am laufenden Band einen Thomas Mann, Musil etc. produzieren.
Das vollbringen die Deutschen genausowenig wie die Russen, die auch nicht immer einen Tolstoi oder Dostojewski hervorbringen.
Wenn man von der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert absieht, dann herrscht doch heute in der deutschen Literatur Normalität.
Übrigens lesenswert sind auch Peter Härtling und die ersten Bücher von Sten Nadolny.
Gruß, Lauterbach.