Das ist ja bekannt, auch, dass das für fast alle deutschen und viele europäische Autoren gilt. Typisch und ähnlich gefährlich ist die Verherrlichung des Germanischen, die man auch im ersten Band der Ahnen findet. Ich denke, es ist uns hier allen völlig klar, auf welchem f(r)uch(r)tbaren kulturellen Boden Hitler später seine menschenverachtende und -vernichtende Ideologie aufbauen konnte.
Aber es ist so ähnlich wie mit Wagner oder Nietzsche: Es gibt diese Stellen bei Freytag, aber eben auch viele andere Aspekte, unter denen man seine Werke lesen kann, und einige davon gehören in eine sehr positive, weil freiheitliche Tradition.
Ich denke, gerade wir als Literaturfreunde sollten offen und kritisch mit unserem literarischen Erbe umgehen. Nur so kann man Kultur in Wert setzen und weiterentwickeln.
Ich stimme dir im wesentlichen zu, und auch ich meine eine Gleichsetzung des Antisemitismus aus dem 19. Jahrhundert, mit dem aus dem 20. Jahrhunderts hat auch seine Tücken. Abwertung führt nicht zwangsläufig zum Völkermord. Unverständliche ist mir jedoch, dass gebildete Literaten ihre Vorurteile ohne Reflexion verbreiten und bewusst manipulativ einsetzen. Fontane hat das wenigstens, so weit ich es weiß, nicht in seinen Romanen und Geschichten gemacht.