Beiträge von thopas

    Hallo zusammen!


    Dieses Jahr gab es nur sehr wenig Wiederholungslektüren bei mir. Immer wieder gut:


    Shakespeare Hamlet
    Th. Mann Buddenbrooks


    Beste "Neuentdeckungen":


    v.a. die dicken und/oder ehrfurchteinflößenden "Schinken", an die ich mich lange nicht getraut habe:


    Th. Mann Zauberberg
    Goethe Wilhelm Meisters Lehrjahre
    Elizabeth Gaskell North and South


    Überraschendste zeitgenössische Lektüre:


    Ich habe einiges an zeitgenössischer Lektüre neu ausprobiert. So richtig überraschendes war da dieses Jahr leider nichts dabei...



    Viele Grüße
    thopas

    Hallo Maria,


    Waugh hat ja einiges an Reiseliteratur geschrieben. Auch in Wiedersehen mit Brideshead taucht das Thema auf, denn der Ich-Erzähler reist zwei Jahre lang durch Mittelamerika und malt dort Dschungellandschaften etc., im Gegensatz zu den Landsitzen der Adligen, die er normalerweise in England malt.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo zusammen,


    seit langem wollte ich schon Brideshead Revisited/Wiedersehen mit Brideshead von Evelyn Waugh lesen, und bin nun endlich dazugekommen. In meiner Ausgabe (Penguin, 2000) steht folgendes Zitat von Waugh über sein Werk: "I regard writing not as investigation of character but as an exercise in the use of language, and with this I am obsessed." Diesen Schwerpunkt merkt man seinem Roman durchaus an. Die Sprache ist wunderschön und unglaublich angenehm zu lesen, die Dialoge wirken sehr poetisch, auch wenn die Themen der Unterhaltung banal sind. Er versteht es sehr gut, Schauplätze und Stimmungen zu beschreiben. Die Charaktere dagegen bleiben etwas flach und hohl, ihre Handlungen oft nicht nachvollziehbar.


    Das Buch handelt vom Untergang einer adligen katholischen Familie, der quasi exemplarisch für den Untergang des "goldenen Zeitalters" vor dem Zweiten Weltkrieg steht. Da Waugh ein konvertierter Katholik war, habe ich ein besonderes Augenmerk darauf geworfen, ob bzw. wie sich das im Roman widerspiegelt. Es kam mir so vor, als wären die Regeln, nach denen die katholische Familie lebt, eher unpraktisch und hinderlich im Leben. Mehrere von ihnen leiden darunter und distanzieren sich davon. Man hält an Gegebenheiten fest, obwohl meist gar nicht verstanden wird, was genau dahintersteckt, so z.B. als der kranke Vater auf dem Sterbebett gegen seinen Willen die letzte Ölung bekommen soll (es wird überlegt, ob man den Priester heimlich zu ihm schickt, wenn er gerade schläft bzw. nicht bei Bewußtsein ist; Hauptsache er hat die letzte Ölung bekommen, ob er es will oder nicht).


    Ich hatte beim Lesen eher das Gefühl, als ob der Katholizismus als etwas Negatives dargestellt wird, der den Figuren hinderlich dabei ist, ein unbeschwertes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Möglicherweise habe ich aber die Absichten Waughs nicht richtig verstanden, denn wenn man der englischen Wikipedia glauben darf, war es Waughs Absicht, den katholischen Glauben als etwas Positives darzustellen, zu dem über kurz oder lang alle zurückfinden. Deutlich wird das in der seltsam unverständlichen Szene, als der bewußtlose Vater bei der letzten Ölung dann doch noch erwacht und sich bekreuzigt (obwohl er sein ganzes Leben nie gläubig war und nur wegen seiner Gattin in die katholische Kirche eingetreten ist). Auch zeitgenössische Autoren fanden diese Szene unpassend bzw. absurd.


    Waugh wollte wohl den katholischen Glauben sehr subtil anpreisen und nicht mit dem Holzhammer; ich denke, er ist dabei wohl etwas zu subtil vorgegangen, sodaß man ihn – oder zumindest ich – leicht mißverstehen kann. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, weil ich Waugh hier mißverstanden habe, fand ich das Buch ganz lesenswert. Die wunderbaren Beschreibungen von Oxford und auch von Brideshead werden mir noch länger im Gedächtnis bleiben.


    Viele Grüße
    thopas

    Tatsächlich? Ich hätte eher das Umgekehrte vermutet. Scotts Roman habe ich damals bei der Lektüre nicht wirklich als "anstrengend" empfunden. Um Waugh habe ich bisher einen Bogen gemacht - katholischer Konvertit, Mussolini- und Franco-Anhänger? Muss nicht sein ...


    Hmm. Es ging mir bei meiner Aussage nur um die "Kompliziertheit" des Geschriebenen; momentan brauche ich Lektüre, die sich relativ leicht lesen läßt :breitgrins:. Da ist Scott, schon allein weil er über 100 Jahre früher schreibt, etwas anstrengender zu lesen. Ich habe nur in die ersten beiden Kapitel geschaut...


    Bei Brideshead bin ich noch nicht sehr weit gekommen, zum Inhalt kann ich noch nicht viel sagen. Ich habe bisher auch noch nichts von Waugh gelesen, deshalb wollte ich mal sehen, wie sein wohl bekanntestes Buch so ist.

    Eigentlich wollte ich mal wieder etwas von Sir Walter Scott lesen, nämlich Waverley, aber irgendwie ist mir das momentan zu anstrengend.


    Deshalb habe ich nun mit Evelyn Waugh - Brideshead Revisited (Wiedersehen mit Brideshead) begonnen. Das liest sich bedeutend angenehmer :zwinker:.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo zusammen,


    Die Truppe hat sich tatsächlich leicht von ihm getrennt. Ich bin mir allerdings unschlüssig, ob das heißt, dass er tatsächlich ein schlechter Schauspieler war. Immerhin werden die anderen auch nicht als sehr begabt geschildert, so dass sie vielleicht sein Talent nicht schätzen konnten? Andererseits kann ich mir bei seiner impulsiven, emotionalen Art gut vorstellen, dass er als Schauspieler übertreibt und unglaubwürdig wird.


    Stimmt, es könnte auch sein, daß die anderen Wilhelms Schauspielkünste nicht zu schätzen wissen. Ich habe das Buch gerade nicht vorliegen, deshalb weiß ich jetzt einfach nicht mehr, wie es genau beschrieben ist. Mir kam es so vor, als würde der Erzähler plötzlich Wilhelm die Begabung absprechen, aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden. Die anderen in seiner Truppe wollen ihn ja wohl loswerden, damit sie zukünftig mehr in Richtung Operette gehen können, da hätte Wilhelm wohl nur gestört...



    Ich bin jetzt im siebten Buch, das zwar viele offene Fragen beantwortet aber gerade durch die Art und Weise wie dies geschieht auf mich vor allem zu Beginn etwas verwirrend und in gewisser Form kafkaesk wirkt, denn weder Wilhelm noch der Leser wissen anfangs richtig, was vor sich geht oder wie alles aufgelöst wird.


    Es hat etwas von diesen "Bäumchen-wechsle-dich"-Spielereien in romantischen Komödien. Hauptsache der Zuschauer/Leser ist verwirrt und erfährt erst am Schluß, was eigentlich los ist...


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo zusammen,


    ich habe nun auch endlich die Lehrjahre beendet. Meine Eindrücke sind ähnlich denen von finsbury. Das achte Buch fand ich teilweise etwas zäh, da nun sämtliche Hintergrundgeschichten erzählt werden, um auch alle Verwicklungen aufzulösen und zu erklären.


    Es ist auch irgendwie typisch für Wilhelm, daß er sich zuerst entschließt, Therese um ihre Hand zu bitten, weil sie eine gute Mutter für Felix und auch sonst eine vernünftige Gattin wäre. Als dann plötzlich Natalie auftaucht, reut es ihn dann auch gleich, daß er um Thereses Hand angehalten hat. Und als dann Therese seinen Antrag auch noch annimmt, kommt man sich wirklich wie in einer Kitsch-Seifenoper vor.


    Ich bin nun neugierig, was in den Wanderjahren geschehen wird, auch wenn dieses Buch ganz anders ist...


    Viele Grüße
    thopas

    Ich kenne davon nur Zusammenfassungen. Mir scheint das Setting absolut unmöglich - deshalb habe ich auf eine Lektüre dann verzichtet ...


    Da hast du bestimmt nichts verpaßt :zwinker:.


    @ Maria: ich bin gespannt, wie dir diese Bücher gefallen; vielleicht schreibt Atwood ja inzwischen anders. Ich habe die von mir erwähnten Bücher vor ca. 10 Jahren gelesen.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo Maria,


    ich habe ein paar Romane von Margaret Atwood gelesen (Alias Grace, The blind assassin, The handmaid's tale). Ihre Bücher lesen sich eigentlich ganz gut, was mir aber nicht so besonders gefallen hat, ist daß der Schluß meist etwas unbefriedigend ist. Man wartet auf eine besonders spannende/überraschende Lösung und die kommt dann leider nicht.


    Deshalb habe ich beschlossen, nichts mehr von ihr zu lesen, weil ich etwas enttäuscht war. Das kann nun aber auch wirklich nur an mir liegen. Einen Versuch wäre es sicherlich wert, etwas von ihr zu lesen. Ihr bekanntestes Buch ist, glaube ich, immer noch The handmaid's tale/Der Report der Magd (eine Art Dystopie/Anti-Utopie).


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo,


    ich kenne auch meist keinen einzigen der Autoren auf diesen Shortlists und Longlists. Ich habe gerade mal nachgeschaut, bei der Longlist des deutschen Buchpreises kenne ich nur Wolf Haas und Thomas Glavinic, sonst keinen. Ich muß aber dazu sagen, daß mich die deutschsprachige Gegenwartsliteratur nur wenig interessiert.


    Ein bißchen mehr interessiert mich noch die englische/englischsprachige Gegenwartsliteratur; da schaue ich mir zumindest die Booker Prize Long-/Shortlist an, ob mich da etwas vom Inhalt her anspricht. Aber auch da tauchen viele Autorennamen auf, die ich noch nie gehört habe.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo zusammen,


    ich habe nun das siebte Buch beendet und sehe jetzt, daß Buch 6 gut als "Überbrückung" funktioniert, da Wilhelm danach doch etwas verändert - viel realistischer, weniger schwärmerisch - ist. Er verabschiedet sich vom Theater, wo man ihn sowieso kaum vermißt (alle haben sich schon ganz gut anders arrangiert). Es kommt unterschwellig durch, daß Wilhelm wohl doch kein begnadeter Schauspieler war und mehr Eifer als Talent gezeigt hat. Außerdem trifft er auf die alte Barbara, von der er erfährt, daß Mariane nach der Geburt des Kindes gestorben ist und der kleine Felix Wilhelms Sohn ist.


    Wilhelm wird nun in die Turmgesellschaft aufgenommen, da er inzwischen seine Lehrjahre abgeschlossen hat und nun würdig ist, bei ihnen aufgenommen zu werden. Diese Turmgesellschaft ist wohl so etwas wie die Freimaurer o.ä.; mal sehen, ob man dazu noch etwas erfährt. So geheimniskrämerisch, wie diese Gesellschaften sind, wird man wohl nicht allzuviel erfahren...



    Nun bin ich gespannt auf, aber auch ein bisschen furchtsam gegenüber "Wilhelm Meisters Wanderjahre": Wenn das so weitergeht mit den Ausführungen des Abbés und anderer Herren, dann wird das nicht gerade eine kurzweilige Lektüre. Deswegen werde ich die Lektüre auch nicht gleich daran anschließen, allerdings innerhalb Jahresfrist (also bis einschließlich Herbst 2010) doch bewältigen, damit nicht wieder die "Lehrjahre" in Vergessenheit geraten. Hätte jemand von euch in diesem Zeitrahmen Lust mitzutun?


    So gegen Sommer 2010 würde ich mitlesen :winken:


    Viele Grüße
    thopas


    Diese:


    Dante: Die Göttliche Komödie
    Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit


    (Und ich fürchte, die werde ich auch nicht mehr lesen.)


    Genau diese beiden habe ich auch nicht gelesen. Und Don Quijote und Ulysses habe ich abgebrochen...



    15 - einiges davon mehrfach. Ist aber auch wirklich ein Kanönchen für Studienbeginner, oder?


    Ja, ist wohl als Einsteigerkanon gedacht, ein gaaaanz grober Überblick quasi... Es gibt auch noch einen großen Kanon, der ähnlich demjenigen ist, auf den Jaqui oben verwiesen hat.

    Muss natürlich an und für sich auch nicht sein - die Beschäftigung meine ich. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass der "Sinn" eines Einschubs auch ein ganz anderer sein könnte, als der, Personen aus dem Einschub später in der Haupthandlung auftauchen zu lassen ;)


    Ich bin schon davon ausgegangen, daß Goethe einen tieferen Sinn für diesen Einschub gehabt hat (und nicht nur Personen erwähnen wollte, die später dann wieder auftauchen). Dieser tiefere Sinn des Einschubs - bzw. gerade diese Form des Einschubs - ist mir allerdings weniger klar; da komme ich aber vielleicht noch dahinter... :winken:


    edit: danke, finsbury, für die Hinweise auf die Bedeutung des Einschubs; das hilft mir weiter...


    Vielen Dank für die Informationen. Das scheint tatsächlich ein weites Feld zu sein. Im Wikipedia-Artikel wird auch Richardsons Pamela erwähnt, auch kein leicht zu lesendes Buch, weil einem Pamela irgendwann ziemlich auf die Nerven geht mit ihrem Getue :breitgrins:.


    Der Fontane klingt übrigens auch sehr interessant, das Buch muß ich mir notieren...


    Viele Grüße
    thopas

    Ich gehe auch gern solche Leselisten durch und schaue, was ich davon schon kenne. Nach einem Kanon habe ich aber noch nie gelesen; nun gut, fast nie: ich habe mal ein paar Semester Komparatistik studiert und da gab es im Grundstudium einen kleinen Kanon, von dem ich aber dann auch fast alles gelesen habe:


    Homer: Odyssee
    Sophokles: König Ödipus
    Dante: Die Göttliche Komödie
    Boccaccio: Decameron
    Shakespeare: Hamlet
    Cervantes: Don Quijote
    Calderón: Das Leben ein Traum
    Sterne: Tristram Shandy
    Goethe: Faust I und II
    Poe: Der Mord in der Rue Morgue
    Flaubert: Madame Bovary
    Dostoevskij: Schuld und Sühne
    Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
    Kafka: Die Verwandlung
    Joyce: Ulysses


    Was ich eigentlich lieber mag: wenn mich ein Thema interessiert, oder eine bestimmte Epoche, dann schreibe ich mir Titel auf, die mir bei meinen Recherchen "über den Weg laufen". Z.B. lese ich seit Jahren an einer Liste mit gothic novels bzw. auch Erzählungen dieses Genres; vor kurzem z.B. The Vampyre von John Polidori.


    Viele Grüße
    thopas


    Anfang November stehen bei mir zwei Leserunden an, eine davon hier. Da du Mitte November dann weg bist, würde ich vorschlagen sie ins nächste Jahr zu verschieben.


    Gut, dann warten wir noch ein bißchen. Vielleicht finden sich ja noch Mitleser...



    Welche Ausgabe soll man denn überhaupt nehmen? Bei amazon haben alle Ausgaben eine andere Seitenzahl.


    Ich habe diese Ausgabe vom Insel-Verlag bei uns im Regal gefunden:


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    Von den 252 angegebenen Seiten sind die zwei Bücher der Utopia ca. 160 Seiten lang, der Rest ist Anmerkungen, Vorwort, Grußworte etc. Ich werde mir aber auch noch diese englische Ausgabe bestellen (Three early modern Utopias; es enthält auch: Francis Bacon New Atlantis und Henry Neville The Isle of Pines)


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    Viele Grüße
    thopas

    Sinn ... Was hat Sinn? Goethes Wilhelm Meister wurde von Schlegel & Co. als Muster des romantischen Romans gefeiert. Da ist m.M.n. die Sinnfrage anders zu stellen.


    Da tut sich jetzt eine nicht ganz kleine Wissenslücke auf; mit dem romantischen Roman habe ich mich bisher noch nicht beschäftigt... Vielleicht finde ich ja in den Weiten des Internets ein paar erhellende Informationen. Und vielleicht verstehe ich ja dann die "Bekenntnisse einer schönen Seele" besser... Danke für den Denkanstoß :winken:.


    Viele Grüße
    thopas


    Den Termin kannst du dir eigentlich aussuchen, ich bin sehr flexibel. :winken:


    Katrin


    Wie sieht es bei dir denn im November aus? Ich bin von Ende November bis Mitte Dezember in Urlaub; im Januar beginnt dann eine Goethe-Leserunde auf Litteratur.ch... Sonst müßten wir Utopia weiter ins neue Jahr verschieben...