Beiträge von thopas


    ich amüsier mich gerade mit "Drood" von Dan Simmons. Unterhaltsame Lektüre; soweit ich das beurteilen kann und meine Nachforschungen im Netz ergeben haben, gut recherchiert. Jedenfalls ergibt sich eine angenehme schaurige Atmosphäre. Der Erzähler ist Wilkie Collins und es geht (natürlich) um Dickens. :-)


    Hallo Maria,


    dieses Buch habe ich mir auch vor kurzem gekauft. Ich wollte allerdings vorher noch The Mystery of Edwin Drood von Dickens lesen.


    Von Wilkie Collins habe ich vor längerer Zeit den Monddiamant und Die Frau in Weiß gelesen. Der Monddiamant hat mir etwas besser gefallen, vielleicht ist das ja ein guter Einstieg?


    Viele Grüße
    thopas


    Nun habe ich die Utopia hinter mir gelassen und ich muss sagen: Hut ab vor Thomas Morus. So eine Kritik am Adel muss man sich mal trauen und das auch noch in seiner Position. Es wundert mich ja, dass er nach Veröffentlichung nicht sofort verhaftet wurde. Denn besonders im letzten Kapitel sind die ganzen Leute, die Geld haben, die super Bösen, die man geradezu verachten soll, da sie die ehrlichen Leute, die arbeiten nur ausbeuten.
    Das diese harten Worte keine unmittelbaren Konsequenzen nach sich zogen?


    Hallo Katrin,


    die Utopia ist ja eine Realitätsfiktion, d.h. Morus berichtet ja nur von einem Gespräch, das er mit Raphael Hythloday geführt hat und in dem ihm dieser von den Utopiern und deren Staat erzählt hat. Damals war es üblich, solche "Berichte" als echt auszugeben (vermutlich auch, um sich vor eventuellen Konsequenzen zu schützen). More konnte sich immer dahinter verstecken, daß es ja nicht seine Ansichten sind, die er hier beschreibt, sondern die von Hythloday. Ganz am Ende schreibt More ja, daß er Hythloday gerne noch mehr gefragt hätte, daß er gerne einige Ungereimtheiten geklärt hätte und auch nicht mit allem übereinstimmt, was dieser gesagt hat... Er würde sich wünschen, daß manches davon auch in unseren Staaten verwirklicht werden würde.



    Was ich aber nicht ganz verstanden habe: Frauen und Männer stehen nebeneinander auf dem Schlachfeld. Es ist aber eine Schmach für den Mann wenn er ohne seine Frau wieder heimkommt, weil sie im Krieg gefallen ist. Was soll denn der Mann in so einer Situation bitteschön tun? Sich auch umbringen lassen? Darauf gibt er nämlich keine Antwort.


    Für mich klang das so, als ob dann tatsächlich die Hinterbliebenen so lange Kämpfen, bis sie selbst vernichtet werden, um dieser Schmach zu entgehen...


    Ich habe die Utopia auch gestern beendet, es sind noch einige Anhänge in meiner Ausgabe, die ich noch lesen möchte; hauptsächlich Beigaben zu den diversen Ausgaben (v.a. Briefe).


    Für den Bereich Religion nimmt More sich viel Zeit, da hat er sich einige Gedanken gemacht. Schade, daß die Toleranz, die in Utopia bzgl. des Glaubens herrscht, dann im wirklichen Leben von More nicht auch praktiziert wurde (More war ein entschiedener Gegner der Reformation). Allerdings kenne ich mich in diesem Bereich zu wenig aus, um über Mores genaue Ansichten bescheid zu wissen.


    Wenn ich alle Anhänge und die Einleitung nochmal gelesen habe, kann ich dann evtl. nochmal etwas mehr Gedanken beisteuern.


    Viele Grüße
    thopas


    Die -Drei Mann in einem Boot- empfehle ich übrigens als vollständige Lesung, die als CD-Kassette erhältlich ist.


    Dieses Audio-Buch habe ich gehört. Es ist gut gelesen, aber ich fand die Geschichte auch nur mäßig lustig. Ich wollte das Buch mal auf Englisch lesen und schauen, wie es da so wirkt.


    Und so befürchte ich, dass Humor altert. Oder gibt es den zeitlosen Humor?


    Ich denke, diese Frage ist durchaus berechtigt. Ich will aber deinen Thread nicht "entführen", finsbury, deshalb hier nur kurz:



    Ich denke, es gibt Humor, der die Zeit übersteht und lustig bleibt. Es gibt aber auch Arten von Humor, die irgendwann einfach nur noch fad wirken.


    Ich habe vor einiger Zeit Decline and Fall (Auf der schiefen Ebene, 1928) von Evelyn Waugh gelesen. Es ist eines seiner ersten Bücher und angeblich sehr witzig. Auf der Rückseite meiner Ausgabe wird auch jemand zitiert der meint: "The funniest book I have ever read". Den Anfang des Buches fand ich relativ langweilig, sehr platter Humor. In der Mitte wird es dann etwas besser, aber es ist keineswegs das unglaublich lustige Buch, das man zu finden hofft. Möglicherweise ist das Zitat auf der Rückseite auch schon ziemlich alt?


    Ein weiteres Beispiel für etwas veralteten, abgestandenen Humor ist meiner Meinung nach Lucky Jim (1954) von Kingsley Amis. Wer lustige Universitätsromane lesen will, ist da bei David Lodge besser dran (Changing Places, Small World, Nice Work). Wobei, wer weiß, vielleicht wird Lodges Art von Humor auch einmal langweilig sein?


    Ein Buch, bei dem der Humor besser überdauert hat: Cold Comfort Farm (1932) von Stella Gibbons. Eine lustige Parodie der romantischen melodramatischen Romane, die damals wohl "in" waren.


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo zusammen,


    ich stecke momentan noch mitten im zweiten Buch und es geht langsam voran. Ich hatte auch gelegentlich schon das Gefühl, daß das, wofür Hythloday die Utopier lobt, nicht unbedingt von More umgesetzt wurde. Momentan bin ich dabei, einige Wissenslücken über die damalige Zeit zu schließen. Dabei bin ich auch einigemale über Erasmus von Rotterdam gestolpert. Was würde sich denn anbieten, von ihm zu lesen? (muß nicht unbedingt demnächst sein, wir können da gerne noch warten...)
    Machiavelli habe ich auch noch nicht gelesen...


    Viele Grüße
    thopas


    ich habe gestern das erste Buch beendet (Gott sei Dank) denn ich fand diese Debatte am Schluss nur mehr lähmend.


    Hallo Katrin,


    ich fand diesen Teil das ersten Buches auch nicht besonders spannend; ich habe da auch eher quer drüber gelesen. Ich merke aber auch, daß es im zweiten Buch Themenbereiche gibt, die ich etwas zäh finde. Momentan stecke ich da auch etwas fest...


    Viele Grüße
    thopas

    Neben meinen beiden Leserunden zu Goethes Italienischer Reise und Utopia von Thomas Morus, lese ich momentan Wolf Hall von Hilary Mantel (Gewinnerin des Booker Prize 2009). Ein historischer Roman über Thomas Cromwell, der zunächst in den Diensten von Kardinal Wolsey stand und später dann hohe Ämter unter Heinrich VIII. innehatte.


    Das Buch ist ganz gut geschrieben; einziges Manko: Mantel verwendet sehr häufig einfach nur das Pronomen "er", sodaß man immer wieder überlegen muß, von wem gerade die Rede ist...


    Jetzt geht es dann um Wissenschaft und Handwerk. Bin gespannt, was die Utopier da alles können.


    Ok, es ging nicht um die Wissenschaften. More verwendet das Wort "science" hier im Sinne von "Können, Fertigkeit"; es ging also um das Handwerk und die Berufe bei den Utopiern. Interessant finde ich, daß alle Leute, die keiner produzierenden Tätigkeit (Handwerker, Bauern) nachgehen, gleich als Müßiggänger abgestempelt werden. Da hört man förmlich die Aufschreie aller Frauen, die den ganzen Tag kochen, putzen, waschen und oftmals nebenher auch noch Geld verdienen mußten... und nun werden sie pauschal als Müßiggänger abgestempelt, zusammen mit den Bettlern und den Dienstboten. Er hat natürlich größtenteils recht, wenn er die reichen Leute als Müßiggänger verurteilt, und beim Klerus könnte sein Urteil durchaus auch gelegentlich richtig sein...


    In Utopia gehen alle Menschen einer produzierenden Tätigkeit nach, und bilden sich nebenher noch, so sie dazu Lust haben. Ich bin neugierig, wer denn dann das Putzen, Waschen etc. übernimmt. Das Kochen übernehmen wohl die Frauen, wie es an einer Stelle heißt. Die niedrigen Arbeiten werden von sog. "bondmen" (Knechte in der deutschen Übersetzung) erledigt. Vielleicht wird darüber später noch mehr berichtet, wer diese Knechte sind (und wer bzw. was bestimmt, wer Knecht wird).


    Viele Grüße
    thopas

    Hallo,


    ich habe inzwischen mit dem zweiten Buch begonnen, bin aber noch nicht sehr weit gekommen ("Of the magistrates"). Dieser Teil ist wirklich recht einfach zu lesen, da hauptsächlich aufgezählt wird oder beschrieben wird. Manchmal fehlen mir ein bißchen die Begründungen, warum etwas so ist wie es ist. Warum z.B. wird Getreide nur für Brot angebaut (also offensichtlich nicht zum Bierbrauen verwendet), Alkohol gibt es aber schon (Wein)? Ist die neuartige Geflügelaufzucht dazu da, die Erträge zu optimieren? Andererseits wird ganz gut erklärt, warum die Utopier Ochsen statt Pferde als Arbeitstiere verwenden.


    Jetzt geht es dann um Wissenschaft und Handwerk. Bin gespannt, was die Utopier da alles können.


    Viele Grüße
    thopas

    Momentan komme ich leider kaum zum Lesen, hoffe aber, daß ich dieses Wochenende wenigstens das erste Buch zu Ende lesen kann. Hythloday lehnt es ab, als Berater von Fürsten und Königen zu fungieren, denn er begründet sehr ausführlich und einleuchtend, daß Fürsten sowieso nur das hören wollen, was sie selbst planen (z.B. ihr Reich zu vergrößern); und wenn ein Berater etwas anderes vorschlägt, kann er gleich wieder gehen oder wahrscheinlich noch schlimmeres...


    Ich bin gespannt, wie toll dann wohl Utopia ist im Vergleich zu den europäischen Ländern.


    Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
    thopas


    In meiner englischen Übersetzung steht "chat" an dieser Stelle; ist ja auch ein heute noch sehr häufig gebrauchtes Wort. Jetzt wäre interessant, was im lateinischen Original da steht. Heute habe ich leider wenig Zeit, aber ich werde morgen mal danach suchen...


    Nur der Vollständigkeit halber: auf Latein heißt es "garriendum cum liberis" (in etwa: "mit den Kindern schwätzen"). Kann man erkennen, ob die deutschen Übersetzungen auf das lateinische Original zurückgreifen oder auf eine englische Übersetzung?


    Ich bin inzwischen auch in etwa so weit wie finsbury und finde die Kritik an den englischen Verhältnissen recht spannend. More läßt ja Hythlodeus diese Kritik üben und versteckt sich gewissermaßen dahinter. So war es wahrscheinlich machbar, das so offen zu schreiben.


    Viele Grüße
    thopas


    Ich mich da mal ein, wenn ich darf. :zwinker: Ganz so neu ist das Wort auch nicht. Es mindesten seit dem 18. Jhd. belegt (Adelung). Ein etymologisches Wörterbuch (Kluge) habe im Augenblick leider nicht zur Hand.


    Mein Kluge sagt: schäkern stammt aus dem 18. Jhd. Kommt vielleicht vom westjiddischen chek "Busen, Schoß".

    Hallo,


    ich habe auch noch nicht so viel gelesen, allerdings parallel dazu etwas in der Einleitung meiner Ausgabe geblättert. Es war damals wohl so üblich, daß man seinen Lesern vorgaukelte, daß die Inseln/Staaten, von denen man berichtete, in Wirklichkeit existieren. Deshalb waren den Ausgaben oft Karten etc. beigeheftet, um dies glaubhafter zu machen. Im Falle von Utopia wurde sogar ein Alphabet der Utopier mit angehängt.


    Typisch sind auch diese verschachtelten Erzählebenen. Da ist mir nicht immer klar, ob Morus berichtet oder Raphael Hythloday.



    Zudem habe ich mich an einen Wort gestoßen von dem ich nicht gewusst habe, dass es das schon so lange gibt. Im Brief von Thomas Morus an Petrus Aegidius schreibt Morus auf der zweiten Seite: "Komme ich heim, so heißt es mit der Gattin plaudern, mit den Kindern schäkern und mit der Dienerschaft sprechen."


    Da habe ich mal gestutzt und ich denke eher, dass Morus dieses Wort nicht benutzt hat sondern dass es an der Übersetzung liegt. Vielleicht weiß ja einer von euch ob es dieses Wort damals wirklich schon gab.


    In meiner englischen Übersetzung steht "chat" an dieser Stelle; ist ja auch ein heute noch sehr häufig gebrauchtes Wort. Jetzt wäre interessant, was im lateinischen Original da steht. Heute habe ich leider wenig Zeit, aber ich werde morgen mal danach suchen...


    Viele Grüße
    thopas


    Ich setze dann mal vorsichtshalber ein Fragezeichen hinter meine Teilnahme, weil ich so weit im voraus gar nicht planen kann :winken:.


    Ich muß mich leider doch abmelden von der Leserunde, weil ich ausgerechnet die ersten 2 Februarwochen unterwegs bin und keinen Internetzugang habe.


    Ich wünsche euch viel Spaß bei der Lektüre,


    Viele Grüße
    thopas