Nun habe ich die Utopia hinter mir gelassen und ich muss sagen: Hut ab vor Thomas Morus. So eine Kritik am Adel muss man sich mal trauen und das auch noch in seiner Position. Es wundert mich ja, dass er nach Veröffentlichung nicht sofort verhaftet wurde. Denn besonders im letzten Kapitel sind die ganzen Leute, die Geld haben, die super Bösen, die man geradezu verachten soll, da sie die ehrlichen Leute, die arbeiten nur ausbeuten.
Das diese harten Worte keine unmittelbaren Konsequenzen nach sich zogen?
Hallo Katrin,
die Utopia ist ja eine Realitätsfiktion, d.h. Morus berichtet ja nur von einem Gespräch, das er mit Raphael Hythloday geführt hat und in dem ihm dieser von den Utopiern und deren Staat erzählt hat. Damals war es üblich, solche "Berichte" als echt auszugeben (vermutlich auch, um sich vor eventuellen Konsequenzen zu schützen). More konnte sich immer dahinter verstecken, daß es ja nicht seine Ansichten sind, die er hier beschreibt, sondern die von Hythloday. Ganz am Ende schreibt More ja, daß er Hythloday gerne noch mehr gefragt hätte, daß er gerne einige Ungereimtheiten geklärt hätte und auch nicht mit allem übereinstimmt, was dieser gesagt hat... Er würde sich wünschen, daß manches davon auch in unseren Staaten verwirklicht werden würde.
Was ich aber nicht ganz verstanden habe: Frauen und Männer stehen nebeneinander auf dem Schlachfeld. Es ist aber eine Schmach für den Mann wenn er ohne seine Frau wieder heimkommt, weil sie im Krieg gefallen ist. Was soll denn der Mann in so einer Situation bitteschön tun? Sich auch umbringen lassen? Darauf gibt er nämlich keine Antwort.
Für mich klang das so, als ob dann tatsächlich die Hinterbliebenen so lange Kämpfen, bis sie selbst vernichtet werden, um dieser Schmach zu entgehen...
Ich habe die Utopia auch gestern beendet, es sind noch einige Anhänge in meiner Ausgabe, die ich noch lesen möchte; hauptsächlich Beigaben zu den diversen Ausgaben (v.a. Briefe).
Für den Bereich Religion nimmt More sich viel Zeit, da hat er sich einige Gedanken gemacht. Schade, daß die Toleranz, die in Utopia bzgl. des Glaubens herrscht, dann im wirklichen Leben von More nicht auch praktiziert wurde (More war ein entschiedener Gegner der Reformation). Allerdings kenne ich mich in diesem Bereich zu wenig aus, um über Mores genaue Ansichten bescheid zu wissen.
Wenn ich alle Anhänge und die Einleitung nochmal gelesen habe, kann ich dann evtl. nochmal etwas mehr Gedanken beisteuern.
Viele Grüße
thopas