Beiträge von Berch

    Hallo zusammen,


    kurze Notiz am Rande:
    Als Jelinek gerstern nachmittag als neue Preisträgerin durchsickerte, entstand bei uns in der Buchhandlung doch ein ganz schöner Trubel.
    Ganz klare Sache, eine deutschsprachige Autorin bekommt den Nobelpreis, da ist ein Büchertisch fällig. In der ganzen Buchhandlung (4-stöckige Thalia-Filiale) fanden sich allerdings nur drei Jelinek-Bücher. Der Büchertisch wurde also bis zur Verlagslieferung auf Eis gelegt :zwinker:


    Über den literarischen Wert und damit auch die Berechtigung der Wahl Jelineks kann ich leider überhaupt nichts sagen, da ich bisher nichts von ihr gelesen habe. Dem Interview, das heute auf WDR5 lief, nach zu urteilen, hätte es aber kaum einen positiveren, lebenslustigeren und sympathischeren Menschen treffen können als sie... :rollen:


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    hallo sandhofer,


    Zitat

    Diese Liste ist wohl eher ein aktueller Querschnitt durch die Lesefavoriten Deutschlands im Jahre 2004.


    Richtig, eben deshalb hat sie für mich auch eine so geringe Aussagekraft. Bestenfalls für die Einkaufspläne von Buchhändlern könnte sie sinnvoll sein und eben diese hätten wohl die Ergebnisse recht gut prognostizieren können.


    Zitat

    Für mich (für mich!) gehörten ungefähr 2/3 der Bücher nicht auf diese Liste. Und auch King hätte (für mich!) nichts verloren dort.


    Stimmt schon, so ganz recht machen kann man es nie jedem machen (siehe auch die unzähligen Kanondebatten) und auch bei mir wären gute 2/3 nie in meiner persönlichen Top50 gelandet. Aus der gewählten Top10 hätte es außer den Buddenbrooks wohl kein Titel auch nur in meine Top50 geschafft.
    Das ist ja auch soweit alles ok, es war eine populär angelegte Umfrage und damit ist es auch verständlich, daß recht seichte Lektüre auch gut vertreten ist. Was mich aber, auch wenn ich es eigentlich erwartet hatte, dennoch wundert ist, daß meine Liste so dermaßen deckungsungleich ist. Ich scheine mit meinem Buchgeschmack also eine Randerscheinung zu sein, denn einen gewissen repräsentativen Charakter hat diese Liste ja durchaus.


    Zitat

    HdR hatte schon eine riesige Fan-Gemeinde, bevor er verfilmt wurde. (Ich wage zu behaupten, er wurde verfilmt, weil er eine riesige Fan-Gemeinde hatte und die Studio-Bosse auf viele Zuschauer alleine deswegen rechnen durften.) Ich bestreite natürlich nicht, dass diese Gemeinde durch die Filme noch vergrössert wurde.


    Das ist sicherlich richtig, aber durch die Trilogie ist das Buch doch sicherlich wieder viel deutlicher in das Bewußtsein gerückt.


    In dieser Hinsicht erstaunte mich, daß Hesse gleich mit 3 Büchern vertreten ist. Angesichts der Tatsache, daß eben Böll, Dürrenmatt, Walser & Co nicht vertreten sind, überraschte mich Hesses Popularität.


    Zitat

    Ich mache die Erfahrung, dass es sehr viel mehr (heimliche!) Bibelleser gibt, als man auf den ersten Blick anzunehmen geneigt ist.


    Vielleicht sollte dann die Bild-Zeitung die Vermarktung der Bibel übernehmen, der ergeht es ja mit ihrer Leserschaft sehr ähnlich :zwinker:


    Zitat

    Ich kenne viele Leute, die Houellebecq mindestens so entnervt beiseite gelegt haben wie Du den Eco.


    Das liegt aber vermutlich weniger am Schreibstil. Dennoch wundert es mich überhaupt nicht. Seine durchweg sehr provokanten Thesen und seine Aggressive Art sind ganz bestimmt nicht jedermanns Fall.
    Ob man sich auch in Zukunft noch an ihn erinnern wird, dürfte vor allem davon abhängen, ob er sich auch anderen Themen zuwenden kann als der Einsamkeit des modernen Menschen und der Unmöglichkeit der Liebe. Wenn nicht, dann dürfte seine Anhängerschaft doch zusehends schrumpfen...


    Gruß
    Berch

    Hallo nimue,


    Zitat

    Jaaa! Bang Ich fand die Jury herrlich! So richtig und absolut nicht ernst zu nehmen!


    Meine Befürchtung ist bloß, daß viele Zuschauer der Meinung sind, daß die Jury und auch die Kommentatoren tatsächlich ordentlich was auf dem Kasten haben. Aber vermutlich bleibt bei denen, die das annehmen eh nur hängen, daß 'die Biedermann wieder total jeil aussah' :zwinker:
    Ich hätte mir auf jeden Fall mehr vom Kaliber Reich-Ranicki, Gysi, Feuerstein oder sogar Heidenreich gewünscht. Vielleicht Harald Schmidt, Götz Alzmann oder meinetwegen auch dem Fernsehpublikum eher unbekannte Kolumnisten von Zeit, faz oder der süddeutschen, aber naja.


    Zitat

    Ja, King fehlte mir auch etwas auf der Liste, obwohl: Welches Büch könnte man da nennen?


    King hätte für mich sogar eine wirkliche Berechtigung auf der Liste, mal abgesehen von seinen Verkaufszahlen. Für mich war King so etwas wie die Einstiegsdroge zum Lesen und dann kann er ja eigentlich so schlecht garnicht sein. Bücher von ihm, von denen ich zumindest eines in den Top50 erwartet hätte, wären 'Desperation', 'Regulator', 'Needful Things' oder auch 'Das Mädchen'. Vermutlich aber ist er deshalb nicht in der Liste, weil es momentan etwas ruhiger um ihn ist und sich die King-Zielgruppe gerade eben an Brown und Schätzing erfreut, was meine Einschätzung der realtiv kurzen Halbwertzeit dieser Liste bestätigen würde.


    Was die vorderen Plätze angeht: 'Die Säulen der Erde' habe ich bisher nicht gelesen, daher ist es schwer zu bewerten, aber 'Der Herr der Ringe' hat sicherlich von dem Filmhype profitiert und ich persönlich fand es streckenweise furchtbar langatmig bis -weilig, aber ich mag Fantasy-Geschichten ohnehin nicht so. Die Bibel schließlich gehört zu den Büchern, ähnlich wie 'Der Name der Rose' oder auch 'Faust', bei denen ich wirklich sehr gespannt wäre, zu erfahren, wie viele Menschen, die dafür abgestimmt haben, diese Bücher auch tatsächlich gelesen haben. 'Der Name der Rose' habe ich nach etwa 100 Seiten, kurz nach der ellenlangen Beschreibung eines Kirchenportals vollkommen entnervt abgebrochen und auch der Faust war nicht wirklich eine helle Freude. Bei der Bibel schließlich wird m.M.n. der alte Spruch vom 'Buch der Bücher' die Entscheidung vielfach bestimmt haben.


    Überhaupt frage ich mich, ob es sinnvoll gewesen ist, eine vorselektierte Gruppe von Büchern vorzugeben. Zwar war es ja durchaus möglich, auch eigene Vorschläge außerhalb dieser Gruppe zu geben (was ich auch getan habe, aber mein Favorit Houellebecqs 'Elementarteilchen', hat es nicht einmal unter die Top 100 geschafft), aber dennoch werden sich viele Menschen von dieser Vorauswahl haben lenken lassen.


    Noch kurz der Link zu den Plätzen 51-100: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,2198824,00.html (auch dort findet sich noch kein King, dafür aber ein weiterer Brown)


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich habe mir die Sendung gestern auch angeschaut und war wie erwartet enttäuscht vom Resultat bzw. davon, was in dieser Liste gelandet ist, bzw., was nicht: Kein Böll, kein Dürrenmatt, kein Walser, kein Kafka, kein Döblin, kein Benn (allesamt noch keine Klassiker), auch kein Houellebecq, kein Kaminer, kein Hornby, kein Fry, kein Illies und natürlich auch kein Regener... von Eichendorff, Kleist, Brentano, Arnim, Tolstoi, Dostojewski, Svevo, Dickens und vielen anderen ganz zu schweigen.


    Dafür aber ein frischgetönter Schröder, bei dem ich mich fragte, wer ihm diesen tollen Text wohl geschrieben haben mag und ein Stoiber Edi, dessen Aussage mehr äääähm`s enthielt als Worte. Als dann noch Jeanette Biedermann nach ihrer Meinung gefragt wurde, wartete ich schon sehnlichst auf Dolly Busters Kommentar zur Bibel...
    Ottfried Fischer war noch der beste Studiogast, bei Karasek frage ich mich, ob er wohl in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten ist. Anders kann ich es mir nicht erklären, daß er inzwischen auf jeder Fernsehkirmes glubschäugelnd in der Jury sitzt. Wirkliche Kompetenz scheint man sich mit ihm jedenfalls nicht eingeladen zu haben.
    Was mich auch wunderte: War die Aktion nicht ursprünglich als die 50 beliebtesten Romane angekündigt worden? Jedenfalls bin ich mir sicher, daß Drama und Lyrik ausgeklammert waren. Dahingehend war ich etwas verwirrt, als Frau Fröhlich sich wunderte, daß es nicht ein Gedichtsband unter die Top 50 geschafft hat...


    Vielleicht hätte man gut daran getan, es zur Auflage zu machen, nur Bücher wählen zu können, deren Veröffentlichungsdatum schon mehr als zehn Jahre zurückliegt. So hätte verhindert werden können, daß etliche Wähler von ihrem Badelaken aus direkt das Buch auf den Stimmzettel schrieben, daß sie just neben die Sonnencreme gelegt hatten.
    So bleibt leider nur eine Momentaufnahme, die in einem halben Jahr auf vielen Positionen schon ganz anders aussehen wird.


    Ich habe garnicht erwartet, daß nur Klassiker auf der Liste erscheinen würden. Im Gegenteil, ich wundere mich, daß nicht ein King auf dieser Liste erschienen ist. Aber ich hätte mir wie gesagt eine Liste gewünscht, in der aktuell populäre, weil eben erst erschienene, Titel ausgeklammert gewesen wären, um auch einen gewissen Nachhaltigkeitseffekt mit einbeziehen zu können. Natürlich blieben dann immer noch einige Titel auf der Liste, die ich nicht dort sehen würde, aber ich nehme z.B. nicht an, daß Brown oder Schätzing noch lange eine Rolle spielen werden, bzw. daß sich Leser, die heute ihre gewählten Bücher gelesen haben, sich daran noch in 10 Jahren als 'ihr Lieblingsbuch' erinnern werden. Dies sind, und ich glaube, daß kennt auch jeder von seinen eigenen Leseerfahrungen, Momentaufnahmen, weil das Buch gerade zur Zeit der Abstimmung faszinieren konnte.
    Zudem hätte ich mir mehr prominente Kommentatoren gewünscht, denen man auch abnimmt, daß sie häufig und gerne lesen und daß tue ich bei Biedermann, Metzelder & Co einfach nicht.


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich hänge jetzt ein wenig im 8. Kapitel, was weniger mit dem Stoff, als mit meiner mangelnden Freizeit zu tun hat. Bei uns in der Buchhandlung war letzte Woche Inventur. An sich lief die Inventur relativ glatt, aber davor und danach staute sich die Arbeit, was meine Lesezeit doch erhbelich reduzierte. Montag und Dienstag wirds mir da wohl noch ähnlich gehen, aber danach hoffe ich, wieder mehr Freizeit und damit auch Lesezeit zu haben.


    Mein Internet-Problem in Münster ist leider noch immer nicht vollständig gelöst, vielleicht kann ich mich daher erst nächsten Freitag wieder melden...


    Neue Leseeindrücke habe ich daher bis jetzt auch noch nicht, aber ich hoffe, daß sich das im Laufe der Woche ändern wird!


    Zu den Werther-Versen kann ich vielleicht mit der Anmerkung meiner Ausgabe helfen, denn über diese Stelle bin ich auch zunächst gestolpert:
    Gemeint ist höchstwahrscheinlich das Gedicht von W.I.Tumanski "Werther an Charlotte" (1819), das sich motivisch an Goethes "Die Leiden des jungen Werther" (1774) anlehnte.
    Allerdings muß ich gestehen, daß ich bei einer ersten Suche nach diesem Gedicht nicht fündig geworden bin (liegt vielleicht auch daran, daß mein Russisch so grade dazu langt, Brot und Wodga eizukaufen:zwinker:)...


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    Durst und Beute könnte ich zumindest in ihrer heutigen Bedeutung verstehen.
    Bei Afterkind könnte ich Mutmaßungen anstellen, aber das lasse ich lieber :zwinker:


    Gruß
    Berch

    Hallo Erika,


    vielen Dank für den Link.
    Etwas erschrocken war ich allerdings, als ich feststellte, daß einige dieser Worte durchaus noch zu meinem aktiven Wortschatz zählen (z.B. greinen, kolportieren, kommod, blümerant - auch wenn man es bei uns meist eher plümerant ausspricht - und Gewese). Ob ich selbst jetzt wohl auch ins Wortmuseum muß? :zwinker:


    Gruß
    Berch

    Hi Daniela,


    ich habe diese Woche pausiert. Wie ich sehe, sind wir aber jetzt wieder etwa auf gleicher Lesehöhe. Werde jetzt also wieder weiterlesen.


    Was mich allerdings bisher ziemlich erstaunt ist, daß eigentlich noch nicht wirklich viel passiert ist in den ersten Kapiteln. Ich hatte, nachdem im ersten Kapitel bereits Andeutungen gemacht wurden auf ein übles Ende, eigentlich gedacht, daß es eher 'ans Eingemachte' ginge. Deshalb denke ich, daß es bisher auch noch nicht so wahnsinnig viel zu interpretieren gibt, sondern eher Dinge festzuhalten.
    Ich hoffe, daß einige Aspekte im Verlauf der Erzählung etwas klarer werden, bzw. sich in den Zusammenhang einordnen lassen.


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    Im Börsenblatt habe ich am Freitag auch bereits davon gelesen.
    Das große Problem an dieser, sowie der SZ-Reihe ist wohl, daß dem Durchschnittsbuchkäufer damit eingeredet wird - ich bin mir sicher, daß Bild da auch noch für passende Schlagzeilen sorgen wird -, daß ein Buch nunmal nicht mehr kosten muß als eben 4.90€. Daß es sich dabei zumeist um Bücher handelt, deren Lizenzen meist schon so 'ausgelutscht' sind, daß die Verlage selbst eine derartige Kraftanstrengung zur Revitalisierung scheuen würde, bleibt nunmal außer acht.
    Ich will nicht unken, aber ich fürchte, die Verlage schießen sich damit selbst ins Knie...
    Zur Jury braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen... Karasek scheint sich mittlerweile für nichts, was Geld verspricht, mehr zu doof zu sein...


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich war jetzt die Woche über in der Internet-Diaspora (sprich bei meiner Freundin :zwinker: ) und konnte deshalb nicht eher antworten. Dafür werde ich das jetzt mal nachholen.


    Zunächst einmal mein aktueller Stand: Ich habe vorhin im Zug das neunte Kapitel beendet, will aber nicht allzu viel vorweg nehmen, daher habe ich meine Eindrücke wie bisher auf Karteikarten notiert, damit ich sie später vielleicht einbringen kann.


    Die Abbildungen in meiner Ausgabe sind schon recht eigenwillig, passen aber irgendwie auch ganz gut zur Handlung. Um sich aber wirklich ein 'realistisches Bild' von den Figuren zu machen, sind sie eher ungeeignet.
    Ich habe mal als Beispiel drei Bilder abfotographiert:
    [Blockierte Grafik: http://flavorz.de/berch/Bilder/gogol.jpg]


    Zu Deinen Anmerkungen Daniela:


    Das die russischen Figuren teilweise sehr stark kritisiert werden, ist offensichtlich, aber auch andere Nationen kommen nicht unbedingt rosiger weg. Es sind mir auch Stellen aufgefallen, bei denen man nicht unbedingt den Eindruck gewinnt, daß der Autor eine besondere Vorliebe für Deutsche, Franzosen oder Engländer hätte. Was ihm aber ein noch größeres Greuel zu sein scheint sind Russen, die so sein wollen wie Franzosen, Deutsche, etc.
    Ich glaube, dass hier auch einer der Hauptkritikpunkte des Werks liegt: Nicht die russische Seele selbst wird kritisiert, sondern die fast manische Angewohnheit, ursprünglich russische Traditionen, durch französische, etc. zu überlagern. Damit wäre das Werk auch für uns Deutsche doch erstaunlich aktuell.


    Zitat

    tja Berch, wenn ich wegen der Namensschreibweise mir das russische Original ansehe, werde ich auch nicht viel schlauer Zwinker


    Gut, dann hilft Dir mein Tipp nicht so wesentlich, daß stimmt :zwinker:


    Zitat

    Der eine Diener Tschitschikows liest nur um des Lesens willen; er würde sogar ein Chemiebuch lesen!!! Ist das nicht schön?


    Einerseits sicherlich, aber noch schöner ist es doch, um des Lesens willen zu lesen und dann auch noch zu verstehen, was man liest. Diesen Eindruck erweckt der Diener aber nicht unbedingt. Immerhin kann er aber lesen. Für die damalige Zeit vermutlich keine Selbstverständlichkeit bei 'niederem Personal'!


    Zitat

    Ein Ding habe ich nicht verstanden; vielleicht findet sich ja hier eine hellsichtigere Seele ... in der Wohnung der Frau Gutsbesitzerin befinden sich an der Wand mehrere altmodische Spiegel - hinter einem klemmt ein Brief, hinter einem anderen ein altes Kartenspiel und hinter wieder einem anderen ein Strumpf!!!! Soll das bedeuten, dass die Frau sehr unordentlich ist oder gibt es da einen Brauch???


    Ich kenne einen ähnlichen Brauch aus Bulgarien, weiß aber nicht, ob dies auf die gleichen Wurzeln zurück geht:
    Von geliebten Menschen, die nicht am gleichen Ort wohnen, also weiter fort wohnen oder auf Reisen sind, werden von diesen Menschen erhaltene Geschenke (praktischer Weise meist Fotos, aber auch Geldscheine oder Schmuckstücke) hinter den Spiegel gesteckt. Das soll den entfernten Menschen Glück bringen, aber auch die gegenseitige Erinnerung gewährleisten. Im Grunde also ein schöner Aberglaube, von denen es zumindest in Bulgarien hunderte gibt. Ob sich dafür nun auch ein Socken eignet, weiß ich aber nicht :zwinker:


    Zitat

    Wer Kinder hat, weiß, dass die Füße immer am schnellsten wachsen (wahrscheinlich trügt dieser Eindruck Zwinker ) - es kann mir niemand erzählen, dass ein Kinderschuh länger passt als ein halbes Jahr. War das bei den russischen Kindern damals anders?


    Naja, vielleicht werden die Schuhe ja auch 'vererbt', sodaß mehrere Kinder nacheinander in die Schuhe hineinwachsen und dann wieder heraus...


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    sandhofer: Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, bei kritischen Fragen mir direkt den russischen Originalnamen anzuschauen. Ansonsten kann es leicht zu Verwechslungen kommen.
    Diese Verwechslungen, oder besser Mißverständnisse können aber auch 'andersherum' auftreten, wie ich bei mehreren Besuchen in Bulgarien gemerkt habe.
    Bei der Frage nach meinem Namen gab es jedesmal große allgemeine Erheiterung. Es dauert immer ein bißchen, den Menschen verständlich zu machen, daß wir Deutsche tatsächlich so verückt sind, unseren Kindern Vornamen zu geben, die Anhand der [ov]-Endung doch eigentlich glasklar als männliche Nachnamen zu erkennen sind. Um mich nicht ständig mit meinem Vor-Nachnamen Christoph ansprechen zu müssen, tauften mich die meisten in Hristo um :zwinker:


    elahub:
    Ich bin inzwischen bis zum Kapitel 7 vorgedrungen.


    Was mich ein bißchen verwirrt hat, ist das Damespiel zwischen Tschitschikow und Nosdrjow (sein Name erinnerte mich übrigens an den russischen 'Trinkgruß' "nastrovje", was ja auch durchaus passen würde). Nosdrjow betrügt und schiebt einen Damestein nach sehr kurzer Zeit bis an die Damelinie, worüber sich Tschitschikow aufregt. Natürlich ist sein Ärger in gewisser Weise auch durchaus verständlich, schließlich spielt er offensichtlich mit einem Betrüger. Andererseits ist gerade in einer solch frühen Phase der Partie ein solches Vorschieben eines Steines vollkommen sinnlos, schließlich kann er sofort von der noch nicht aufgerückten Reihe des Gegners eliminiert werden. Dieser Betrug müßte also in diesem Fall noch eher Tschitschikow zum Vorteil gereichen, da er schon früh ohne Gefahr einen Stein seines Gegners ausschalten konnte. Es sei denn, die russischen Dameregeln unterscheiden sich von den hier üblichen.


    Interessant fand ich auch die Beschreibung der Gesichter von Sobakewitsch (Kürbisförmiger Kopf) und seiner Frau (gurkenförmiger Kopf). Auch an anderer Stelle sind mir Vergleich mit Nahrungsmitteln bei der Beschreibung von Personen aufgefallen, die mir so eigentlich nicht geläufig waren.
    Nebenbei: In den meinem Band beigefügten Tonplastiken wurden diese Anweisungen übrigens gut umgesetzt :zwinker:


    Thomas: Hast Du inzwischen mit der Lektüre begonnen?


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    das ist wirklich übel!
    Was ich mich nur frage: Wie wurde entschieden, welche Bücher gerettet wurden? Vermutlich konnten ja nicht alle potentiell rettbaren Bücher auch wirklich aus der Bibliothek geschafft werden. Eine solche Entscheidung hätte ich wirklich nicht fällen wollen!


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,
    hallo Daniela,


    ich habe bewußt nur die ersten beiden Abschnitte des Kindlers zitiert, um nicht zuviel vorweg zu nehmen. Der eigentliche Artikel ist noch um einiges länger. Wenn Interesse besteht, kann ich auch gerne den ganzen Beitrag posten. Quasi als 'Teaser' würde eine kurze Beschreibung der ersten Kapitel reichen dachte ich.


    Meine Ausgabe stammt aus dem Aufbau-Verlag von 1981 und hat seinerzeit 18 DDR-Mark gekostet (ebay machts möglich). Ergänzt ist diese Ausgabe durch 37 Fotos von Tonplastiken von Anatoli Kaplan, die einzelne Figuren der Geschichte darstellen.
    Auch in meiner Ausgabe heißt der Held Tschitschikow, aber das ist ja eine reine Transliterationsfrage.


    Zitat

    Das Gasthof ist in dem "obligatoren" Geld gestrichen


    Bei mir heißt es "das obere Stockwerk war mit der ewigen gelben Farbe angestrichen", was wohl den gleichen Sachverhalt ausdrückt. Ich nehme auch mal an, daß es sich um einen sehr günstigen Farbanstrich handeln dürfte. Das Untergeschoß ist ja sogar unverputzt, leicht schmuddelig und allgemein macht das Gasthaus ja keinen wirklich gehobenen Eindruck.


    Zitat

    Der Boden in dem Gasthof ist mit Wachstuch belegt.


    Diese Stelle kann ich bei mir nicht finden. Die einzige Beschreibung des Bodens, die ich beim nochmaligen Überlesen gefunden habe ist: "wenn der Kellner über den abgenutzten Bodenbelag lief".


    Zitat

    Bei den Gemälden habe ich doch sehr gelacht


    Das ging mir ähnlich. Ich habe mir gedacht: Was würde Gogol wohl sagen, wenn er die heutigen Möglichkeiten der plastischen Chirurgie sehen würde... :zwinker: Die Stelle ist aber auch sehr interessant, weil hier der Erzähler wie so oft seine rein beschreibende Haltung aufgibt und das Wort direkt an den Leser wendet "daß auf einem Bild eine Nymphe mit so riesigen Brüsten dargestellt war, wie sie der Leser bestimmt noch nie zu Gesicht bekommen hat."


    Sehr gelacht habe ich übrigens auch bei einer Passage im 2. Kapitel. Tschitschikow und Manilow stehen "mehrere Minuten" vor der Tür und wollen "sich gegenseitig den Vortritt lassen". Dies diskutieren sie dann aus und gehen schließlich beide "seitlich durch die Tür, wobei sie sich gegenseitig etwas quetschten."


    Da ich morgen wieder in meine Wohnung nach Münster gehen werde und ich dort zuletzt Probleme hatte, ins Internet zu kommen, kann es sein, daß ich mich leider erst wieder am Freitag melden kann. Ich werde aber meine Eindrücke festhalten, um sie hier ggf. nachliefern zu können.


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    jetzt will ich die Hilfesuche auch einmal in Anspruch nehmen: Aaaalso: Ich brauche ganz dringend bis morgen früh eine Interpretation zu... :zwinker:


    Spaß beiseite. Ich 'bastel' momentan noch an einer Hausarbeit zu Schlinks 'Vorleser'. Thema dieser Arbeit ist die Darstellung von Geschichte und die Suche nach historischer Wahrheit. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf dem Vergleich von fiktionaler Aufarbeitung von historischen Themen auf der einen und dem narrativen Charakter von Geschichtsschreibung auf der anderen Seite.
    Die Arbeit ist soweit eigentlich fertig, allerdings fehlt mir persönlich besonders für den Teil des narrativen Charakters in der Geschichtsschreibung noch ein wenig geeignete Sekundärliteratur, um meine Thesen ein bißchen zu untermauern.
    Bisher habe ich: White, Hayden: Die Bedeutung der Form, Erzählstrukturen in der Geschichtsschreibung, F.a.M., 1990. und Young, James E.: Beschreiben des Holocaust, F.a.M., 1997.


    Ich weiß, das Thema ist recht speziell, aber vielleicht hat sich jemand von Euch ja auch schon einmal mit diesem, oder einem vergleichbaren Thema beschäftigt und noch den ein oder anderen Literaturtipp zur Hand.


    Gruß und Dank
    Berch

    Hallo zusammen,


    Jacky:

    Zitat

    Ja ausnahmsweise kein Vater- Sohn Konflikt!


    Da stimme ich Dir zu. Einen Vater-Sohn-Konflikt kann ich auch nicht entdecken. Allerdings denke ich ohnehin, daß dieser Konflikt zahlreichen Texten von Kafka schlicht übergestülpt wird, ob dies nun paßt oder nicht.
    Ein Grund hierfür könnte sein, daß die Texte meist eine Vielzahl von Deutungsmöglichkeiten offen lassen und man mit diesem Konflikt einen möglichen Fixpunkt hat. Meist allerdings empfinde ich eine reine Konflikt-Deutung bei Kafka als zu eindimensional.


    @Michael:
    Vielleicht liegt es wirklich daran, dass der Prozess fragmentarisch bleibt. Aber sollte man von einem Autoren wie Kafka nicht erwarten können, in dem was uns vorliegt, deutlicher auf einen solch wichtigen Punkt hinzuweisen?


    Im Prinzip würde ich Dir zustimmen. Eigentlich sollte man dies erwarten können. Andererseits muß es auch einen Grund haben, weshalb Kafka seinen Prozeß als unfertig gesehen hat und ihn nicht veröffentlichen wollte. Perfektionismus oder Selbstunterschätzung wäre eine Möglichkeit. Vielleicht aber lief das Projekt tatsächlich in eine Richtung, an der Kafka nicht mehr weiterkam. Um das tatsächlich beurteilen zu können, müßte man wissen, was Kafka noch hätte ändern oder ergänzen wollen. Es bleiben also nur Spekulationen.


    Auf die Schuldfrage bezogen, halte ich eine weltliche Schuld jedenfalls für unwahrscheinlich. Dennoch muß, zumindest nach meinem Rechtsverständnis eine Schuld vorliegen, damit ein juristischer Prozess stattfinden kann. Gibt es also keine Schuld, die von einem weltlichen Gericht verhandelt würde (Raub, Mord, etc.), muß es sich um ein allgemeineres Vergehen handeln. Mir persönlich wäre dabei ein ethisches oder moralisches Vergehen am einleuchtendsten.


    Der Prozeß (von Gesetz will ich nicht sprechen, denn ein eindeutiges, greifbares Gesetz gegen welches K. verstößt scheint es ja auch nicht zu geben) selber, dahingehend stimme ich Jacky zu, scheint K. auf den Leib geschnitten zu sein.
    Ein wirklicher Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Angeklagten gibt es im Grund nicht. Vielleicht deshalb, weil die einzelnen Fälle so unterschiedlich sind, wie die Menschen, denen sie angelastet werden.
    Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht auch die Zusammensetzung der Zuhörerschaft bei K.'s erster Anhörung. Das Lager ist grundsätzlich in zwei Lager gespalten. Die rechte Saalhälfte besetzen eher unruhige, das Gericht wenig achtende, pöbelhafte Zuhörer. Von ihnen gehen Zwischenrufe aus, sie reagieren direkt auf K.'s Rede, scheinen instinkthafter zu handeln. In der linken Hälfte des Saales sitzen sehr ruhige, besonnene Zuhörer, die das Gehörte stärker zu reflektieren scheinen und die lärmende rechte Hälfte duldsam, fast schon verständnisvoll 'ertragen'. Dies erinnerte mich entfernt an Freuds Theorie. Die rechte Saalhälfte demnach als 'Es', die linke vielleicht als 'Über-Ich'.
    Dies zu Grunde gelegt, wäre der Prozeß dann eine beständige Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln.
    Dies ließe sich dann auch in Einklang bringen mit der Unmöglichkeit, sich dem Prozeß dauerhaft zu entziehen oder ihn zu beenden.
    Nimmt man außerdem die höheren Gerichte als eine göttliche Instanz an, so könnte man die schlußendliche Tötung K.'s nicht als eigentliche Strafe, sondern lediglich als Abschluß des irdenen Prozesses und als Zuführung zu den höheren Instanzen verstehen.


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich habe heute morgen auf der Zugfahrt dann mal angefangen und die ersten drei Kapitel gelesen.
    Bisher bin ich von der Lektüre recht begeistert. Eine sehr schöne, klare Sprache und eine interessante Erzählperspektive und auch einige ironische Spitzen waren schon dabei.


    Ich habe jetzt auch einen kurzen Beitrag für die Chronik geschrieben http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=962, vielleicht könnt Ihr sie noch um die ein oder andere URL ergänzen.


    Habt Ihr auch schon begonnen? Wie sind Eure ersten Eindrücke?


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    Die toten Seelen: Roman von Nikolaj V. Gogol', erster Teil entstanden 1835–1841, erschienen 1842 unter dem von der Zensur vorgeschriebenen Titel Pochozdenija Cicikova ili Mërtvye duši. Poema. (Die Abenteuer Cicikovs oder Tote Seelen. Ein Poem.); zweiter Teil entstanden 1842–1852, in fragmentarischer Form erschienen 1855. – Gogol', der sein Werk zunächst einen Roman nannte, wählte später die Bezeichnung »Poem«, unter der er eine kleinere Form des Prosaepos zwischen Roman und Epopöe verstand. In seiner ursprünglichen Konzeption sollte das Werk nach dem Vorbild von Dantes Göttlicher Komödie drei Teile umfassen. Der erste Band hat die abstoßende gesellschaftliche Wirklichkeit des zaristischen Rußland zum Gegenstand. Der zweite sollte, wie aus den erhaltenen fünf Kapiteln hervorgeht, den Läuterungsprozeß des negativen Helden Cicikov unter dem Einfluß positiver Gestalten darstellen. Es ist jedoch dem Autor nicht gelungen, Cicikovs Wandlung künstlerisch glaubhaft zu machen. Die Figuren des zweiten Bandes ähnelten entweder in ihren negativen Zügen denen des ersten oder verblaßten zu Idealgestalten wie Kostanzoglo, das Muster eines patriarchalischen Gutsbesitzers, oder der den »idealen« Gouverneur verkörpernde Murazov. Gogol's Bestreben, das zeitgenössische gesellschaftliche Leben Rußlands als inneren Läuterungsprozeß einzelner Individuen zu begreifen, erwies sich als eine wirklichkeitsverstellende Ideologie, die in zunehmendem Maß mit dem künstlerischen Talent des Dichters in Konflikt geriet. Deshalb verbrannte er auch 1845 die Manuskripte des zweiten Teils der Toten Seelen und 1852, unmittelbar vor seinem Tod, den bereits abgeschlossenen zweiten Teil. Den dritten Band hat Gogol' nicht mehr in Angriff genommen.
    Die Fabel des Romans, die Gogol' dem mit ihm befreundeten Dichter Puškin verdankt, ist in ihrem Aufbau sehr einfach: Der Kollegienrat Cicikov reist durch die russische Provinz und kauft »tote Seelen« auf, d. h. verstorbene Leibeigene, die aber noch in den staatlichen Steuerlisten geführt werden und für die der Besitzer bis zur nächsten – nur alle zehn Jahre stattfindenden – Revision Abgaben zu leisten hat. Cicikovs betrügerisches Vorhaben geht dahin, die zu einem Spottpreis erworbenen Seelen bei Kreditinstituten zum Marktwert zu verpfänden und so zu Reichtum zu gelangen. (Quelle: Kindlers neues Literaturlexikon)


    Eine bebilderte Biographie zu Gogol findet sich hier:
    http://wahnsinn.theater-schwerin.de/gogol/leben.html


    Hier geht's zur Leserunde:
    http://www.klassikerforum.de/forum/viewtopic.php?t=208


    Gruß
    Berch

    Hallo Hyperion,


    'Triumph des Willens' habe ich vor ein paar Monaten gesehen. Über die zu Grunde liegende Geisteshaltung müssen wir wohl nicht diskutieren, aber rein vom technischen Niveau und der Inszenierung her ist das sicherlich brilliant gemacht.


    Apocalypse Now ist, vor allem in der Redux-Version, auch ein bemerkenswerter Film, weil es Coppola wirklich gelungen ist, eine beeindruckende Athmosphäre zu schaffen.
    Metropolis hingegen hat mir nicht so gut gefallen, der Film hat doch einige Längen.


    Gruß
    Berch

    Hallo zusammen,


    ich glaube, zu viele Smilies, die direkt angewählt werden können, machen die ganze Geschichte eigentlich nur noch unübersichtlich. Zur Not kann man Smilies ja auch, wie schon gesagt, importieren. Bei Wunsch könnte man da ja vielleicht eine kleine Anleitung zu den FAQs stellen.
    Mein persönlicher Favorit ist übrigens :zwinker: . Der reicht mir eigentlich für die meisten Fälle.


    Ich habe auch mal die Statistik eines anderen Forums, in dem ich aktiv bin durchsucht und er: :zwinker: wird dort in über 40% aller Fälle benutzt. Auf Platz zwei und drei folgen dann mit deutlichem Abstand: [Blockierte Grafik: http://www.flavorz.de/fzforum/images/smiles/beerchug.gif] und [Blockierte Grafik: http://www.flavorz.de/fzforum/images/smiles/wand.gif]. Sagt vielleicht auch ein bißchen was über das Forum aus...
    Wobei ich letzteren hier ein bißchen vermisse. Der kann manchmal jeden weiteren Text im Posting ersparen...


    Was mich interessieren würde: Was sagt die Statistik dieses Forums über den Smiliegebrauch, sofern das gewertet wird?


    Gruß
    Berch