Wenn ich mich recht erinnere, ist sie schon sehr um Linientreue bemüht und stellt Jean Paul in eine vorrevolutionäre vor-vormärzliche Ecke, in die er m.M.n. nur bedingt gehört ...
Hallo Sandhofer,
ich habe diese Biographie nun schon - ich weiß nicht wie oft gelesen und möchte sagen, das gerade Günter de Bruyn dem Ausnahmegenie Jean Paul sehr nahe kommt, und das in all seinen Facetten dieser Persönlichkeit.
Und - Linientreue war es nun überhaupt nicht, im Gegenteil, man bewunderte damals den Mut und die Courage dieses Günter de Bruyn, den Mut dafür - das er diese teils abartigen teils schon pervertierten "Zensurgebahren" dieses totalitären Systems mehr als deutlich beim Namen nannte.
Und das dann auch noch mit den typisch "Jeanpaulischen Mitteln", mehr noch, diese Biographie ist auch eine (indirekte) Anklage gegen den sozialistischen Kollektivismus, der dem Einzelnen keine Entfaltungsmöglichkeiten ließ, wenn er dann nicht ab einem bestimmten "ideologischen Dienstgrad" Parteimitglied wurde, zum Beispiel.
Und so wurde das Buch dann auch verstanden, in der ehemaligen DDR nur durch "Beziehungen" zu bekommen und in der BRD mehr als gut aufgenommen. De Bruyn leistete damals wertvolle Aufklärungsarbeit und das nicht nur in diesem Buch, vielleich waren auch aus diesem Grund gleich mehrere Spitzel und Informanten auf ihn angesetzt, beredtes Zeugnis aus diesen Zeiten gibt sein Buch - "Vierzig Jahre" (was dann auch gleich jedem Bibliomanen/In an das Herz gelegt sein soll, die sich für den alltäglichen Wahn aus dieser Zeit interessieren und weil wir dann gerade dabei sind und weil es so schön ist, so empfehle ich unbedingt seine "Zwischenbilanz", das ist für mich, nach seiner J. P. - Biographie, eines der besten Bücher die in der ehemaligen* DDR verlegt wurden).
Ach ja, ich lese zur Zeit - Jurek Becker "Jakob der Lügner", eines von diesen "sehr nachhaltig wirkenden Büchern", die mir dann noch viele Tage durch den Kopf schwirren und über die ich mir sehr viele Gedanken mache. Geplant ist weiterhin eine "Neulesung" des stillen Dons und eine (für mich) neue Übersetzung des Tristram Shandy steht auch noch in's Häuschen, auf die ich mich dann ganz besonders freue.
*ehemalig mag seltsam klingen, ist mir aber aus weltanschaulichen Gründen nicht anders möglich
Liebe Grüße
Peter