Hallo alle, hallo Rodion,
Mir scheint inzwischen die von mir sogenannte "Konsens"-Definition für den Anfang am vernünftigsten zu sein. Danach ist ein Klassiker ein Text, der von einer bestimmten Gruppe zu einer bestimmten Zeit als besonders bedeutend, interessant, lesenswert, wichtig... eingestuft wird.
Daraus folgt z.B., dass der Begriff "Klassiker" von der Auswahl der Gruppe abhängig ist. Da nicht jeder jedes Werk selbständig und unabhängig beurteilen kann, ist auch klar, dass es gruppendynamische Prozesse bei der Auswahl der "Klassiker" gibt, da die Meinung von anderen immer bei der eigenen Meinungsbildung mitwirkt.
Was nicht klar ist, ist die Frage, ob es objektiv nachprüfbare Qualitäten gibt, die eine Einstufung eines Werkes als Klassiker fördern oder sogar eine notwendige Bedingung dafür sind. Dies wäre empirisch zu überprüfen. Es ist durchaus denkbar, dass die Auswahl nicht nach Qualität erfolgt, sondern nach inhaltlichen Gesichtspunkten: Wie relevant ist das Werk für mein Leben? Es wäre auch denkbar, dass es mehrere ganz heterogene Kriterien für die Auswahl gibt, so verschiedene Werke aus ganz unterschiedlichen Gründen zu Klassikern geworden sind (die einen wegen ihrer Aussage, die anderen wegen ihrer sprachlichen Form etc.).
Ich bin damit, glaube ich, nicht weit von Sandhofers erstem Beitrag zu diesem Thema entfernt...?!
Gruß, Harald