Beiträge von Harald

    Hallo Atomium,


    Zitat von "Atomium"

    Selbst ein sehr einsiedlerisch lebendes Kind hat sicher schon einmal Menschen getroffen, die nicht seine Eltern sind. Immerhin spielt die Geschichte nicht in der sibirischen Tundra sondern im Spessart.


    Ich meine aber auch gehört zu haben, dass gerade der Spessart damals und noch mehr als hundert Jahre später (denke an Hauffs "Das Wirtshaus im Spessart") wegen seiner Unsicherheit eher verrufen war. Es muss auch noch lange Zeit nach Grimmelshausen sehr einsame Gegenden im Spessart gegeben haben. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob wir die Maßstäbe des 21. Jahrhunderts an die Verhältnisse des 17. anlegen dürfen. Das betrifft auch die Unwissenheit des Simplicissimus.


    sandhofer: Was ist den von Deiner Beschäftigung mit der Barockliteratur außer dem Simplicissimus sonst noch hängengeblieben? Hast Du Empfehl--- äh Tipps? Interessante Sekundärliteratur?


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert,


    Es ist gut möglich, dass es sich bei mir um einen Erinnerungs- oder einen Verständnisfehler handelt. Falls ich noch einmal auf die betreffende Stelle (war wohl ein Vor- oder Nachwort in einer meiner Simplicissimus-Ausgaben) stoßen sollte, werde genauer hinschauen, was da gemeint war. Im Moment habe ich keine Zeit, danach zu suchen.


    Ganz sicher bin ich mir übrigens, dass der Verleger "Felßecker" hieß.


    Mehr zum Thema demnächst im Grimmelshausen-Thread.


    Gruß, Harald

    Hallo Atomium,


    Ich habe mit dem Simplicissimus noch nicht angefangen. Im Moment lese ich noch die rororo-Monographie über Grimmelshausen von Curt Hohoff. Da ich den Simplicissimus in grauer Vorzeit schon einmal gelesen habe, bin ich über die Geschichte in etwa informiert, wenn ich auch sicher Vieles vergessen habe. Ich kann mich nur dunkel erinnern, dass ich im Einzelnen Schwierigkeiten hatte, die geschilderten Ereignisse mit den historischen Abläufen in Verbindung zu bringen, denn zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges sagt Grimmelshausen so gut wie gar nichts (soweit ich mich erinnern kann), was auch nicht verwunderlich ist, denn zu seiner Zeit war das ja allen noch im Bewußtsein. Deshalb erst die Grimmelshausenbiographie und nach Möglichkeit auch ein Buch über den dreißigjährigen Krieg.


    Leider befinde ich mich mal wieder in einer workaholic-Phase mit 50 Arbeitsstunden pro Woche, so dass ich nicht viel Zeit habe und es manchmal auch an der Konzentration mangelt. Ich denke aber schnell aufholen zu können, wenn ich erst mal angefangen habe.


    Aus dem Anfang des Romanes erinnere ich mich an die Unwissenheit des Simplicissimus: Er wird vor dem Wolf gewarnt, weiß aber nicht, wie ein Wolf aussieht, so dass er die schwedischen Reiter, die den Hof überfallen, für Wölfe hält. Er flieht dann in den Wald, wo er den Einsiedel trifft, der sich um ihn kümmert. Simplicissimus ist so unwissend, dass er nicht nur seinen Namen nicht weiß, sondern nicht einmal weiß, dass er einen Namen haben müßte. Beim Einsiedel lernt er lesen, wird unterrichtet und insbesondere zum Christen erzogen (welch gute Lehren er später aber wieder vergißt). Das geht so lange gut, bis der Einsiedel stirbt.


    Überzeugt Dich die Geschichte? Versteht man, warum Simplicissimus nicht zu seinen Eltern zurück möchte? Ist es richtig vom Einsiedel, dass er den Jungen von der Welt isoliert?


    Gruß, Harald

    Hallo Steffi,


    Alles von Jane Austen ist gut! Am berühmtesten ist vielleicht "Mansfield Park". "Northanger Abbey" tendiert zur Parodie (auf die damals sehr beliebten Gruselromane, z.B. von Anne Radcliffe, Stichwort "gothic novel"). "Emma" ist ebenfalls ein Highlight. Aber auch "Anne Elliot" ist gut. Man kann bei Jane Austen nichts falsch machen.


    Gruß, Harald

    Hallo Jacky,


    Das kann nicht nur sein, sondern ist vielen schon passiert. Bei mir lag es daran, dass ich im Browser Cookies disabled hatte.


    Die Realisten lese ich am liebsten. Meistens sind sie auch gar nicht so realistisch, wie sie scheinen, sondern irgendwie doppelbödig. Bei längeren Werken wie Anna Karenina oder Vanity Fair muss man allerdings mit einer gewissen Geschwindigkeit lesen, sonst ist es wie ein Film, von dem man sich jeden zweiten Tag drei Minuten anschaut... das muss damit zusammenhängen, wie das Gehirn Sequenzen von Eindrücken verarbeitet.


    Mit Stephen King kann ein Thackeray natürlich nicht mithalten...


    :breitgrins: Harald

    Hallo Patmos,


    Zitat von "patmos"

    Was sollen diese ewigen Seitenhiebe?


    Solltest Du unfähig sein, Selbstironie von Seitenhieben unterscheiden zu können?


    Dein Begriff von "ewig" scheint mir auch sehr eingeschränkt... da Du erst seit einigen Tagen im Forum bist.


    Im Übrigen gibt es hier weit und breit keinen Staub, in den man sich werfen müßte. Es sei denn, dass Du gewöhnlichen Anstand als "sich in den Staub werfen" empfindest. Das täte mir leid!


    Gruß, Harald

    Hallo,


    Ich glaube, die Erstausgabe des Simplicissimus ist verschollen. Wer ein Exemplar davon in seiner Dachkammer findet, hat einen spektakulären (na ja - aus Germanistiksicht :breitgrins: ) Fund gemacht.


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert,


    Zitat von "Hubert"

    Heißt das jetzt, dass Du den Grimmelshausen schon aufgegeben hast?


    Nein! Im Gegenteil. Ich habe Literatur über den Dreißigjährigen Krieg gesichtet und mir die rororo-Monographie über Grimmelshausen besorgt.


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert,


    Zitat von "Hubert"

    Ist Jane Austen jetzt in Deinem oder in meinem Sinne besser?


    Beides.


    Zitat

    Ich habe ja nicht behauptet, dass sie schlecht wäre.


    Nein. Ich habe auch nur einen Kommentar zum Kommentar Deiner Freunde abgeben wollen.

    Zitat

    Nein, die sind nicht oberflächlich, die sind mit Vorurteilen behaftet. Die lesen die überhaupt nicht, sonst würden die sicher ihre Meisterschaft erkennen. Ich glaube die bekommen zu Ostern alle "Emma" geschenkt. Dann müssen sie das ja lesen. Was meinst Du?


    Gute Idee. Schenke Ihnen aber auch noch den Dos Passos dazu, damit sie etwas haben, womit sie sich nach der Lektüre von "Emma" entspannen können :zwinker:


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert,


    Ich stimme Dir in allem zu und würde nur hinzufügen, dass man bei einem so großen Werk wie der Bibel (oder dem Mahabharata), das über einen sehr langen Zeitraum entstanden ist, erwartet, dass es in sich nicht homogen ist - es kann gar nicht anders sein. Die Bhagavad-Gita dagegen ist vergleichsweise kurz und in sich geschlossen, so dass es schon wieder ein Kunststück eigener Art ist, auf so geringem Raum eine solche Fülle von Gedanken auszudrücken.


    Übrigens frage ich mich, ob ein wirklich gläubiger Christ (ich bin keiner) dem Gedanken der historisch bedingten Inhomogenität der Bibel zustimmen könnte. Es ist doch "Gottes Wort" und somit von Anfang bis Ende ewige Wahrheit...?


    Gruß, Harald

    Hallo Daniela,


    Wenn man es nicht zu eng sieht, kann man den Werther wohl als Roman etikettieren.


    Ich habe ihn vor einigen Monaten wiedergelesen (nach vielen Jahren) und war verblüfft, wieviel von der Geschichte ich vergessen hatte. Es ist aber wohl auch so, dass man so eine Geschichte mit 40 ganz anders liest als mit 20. Mit 20 ist man im besten "Werther"-Alter :zwinker: Mit mehr Lebenserfahrung sieht man eben vieles anders und nimmt Aspekte wahr, die einem beim ersten Lesen gar nicht aufgefallen sind. (Was übrigens ein Grund fürs Wiederlesen von Klassikern ist.)


    Und damit zurück zur Frage, ist der Werther ein Liebesroman? Ich würde sagen, eher nein. Es gibt zu viele Nebenhandlungen (wußtet Ihr, dass im Werther ein Mord vorkommt?). Außerdem ist auch Werthers Vernarrtheit in Lotte dem Thema "Werthers Leiden" (an der Gesellschaft und an sich selbst) untergeordnet. Ähnlich wie ich bei Schuld und Sühne argumentiert habe, würde ich auch hier sagen, dass die Liebesgeschichte ein Aspekt von Werthers Leiden ist und nicht umgekehrt.


    Gute Nacht,


    Harald

    Hallo Hubert,


    Zitat von "Hubert"

    da ich Jane Austen mag, gelte ich schon als ziemlich oberflächlich :redface: (was mir aber nichts ausmacht) :zwinker:


    Jane Austen ist aber viel besser, auch in Deinem Sinne, als diese Bemerkung zu implizieren scheint.


    Oder willst Du damit sagen, dass Deine Freunde zu oberflächlich sind, um Jane Austens Meisterschaft trotz ihrer Popularität zu erkennen?


    Kleine Provokation am Abend :zwinker:


    Gruß, Harald

    Hallo,


    Nachdem ich drei Monate keinen Dos Passos gelesen habe, bin ich jetzt reif für:


    Herder, Über die neuere deutsche Literatur
    Rabelais, Gargantua und Pantagruel (fast zuende)
    Lord Byron, Childe Harold (Mein Namensvetter, das muss sein :zwinker: )
    Elfriede Jelinek, Die Klavierspielerin


    und demnächst:


    Goethe, Dichtung und Wahrheit
    Dickens, Bleak Haus
    Sarah Fielding, David Simple


    aber wenn ich anfange, meinen SUB einzutippen, sitze ich hier morgen noch...


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert,
    Hallo Maria,
    Hallo Alle!


    Ich verschenke ungern Bücher, aber aus dem entgegengesetzten Grund wie Maria:


    Es hat für mich einen leicht autoritären Beigeschmack, als ob ich sagen wollte: Ich weiß besser als Du, was gut ist. Mir ist auch nicht klar, warum ich Überzeugungsarbeit leisten sollte, um jemandem meine Sicht auf Literatur nahezubringen. Wer sich für meine Lektüre interessiert, dem erzähle ich gerne viel und lang, so lange das Interesse anhält. Aber missionieren ist nicht nach meinem Geschmack.


    Und <b>wenn</b> ich einmal Bücher verschenke, dürfen es auch solche sein, die ich selber nicht lesen würde (auch wenn das schon etwas Überwindung kostet und es da gewisse Grenzen gibt...). Grundsätzlich richte ich mich nach den Wünschen der Person, die ich beschenken will, und nicht nach meinen eigenen.


    Gruß, Harald

    Hallo Hubert, Sandhofer und Interessierte:


    Zitat von "Hubert"

    Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, dass es DIE Bhagavad Gita heißt?


    Gita ("Lehre", "Gesang") ist ein Femininum, daher wäre DIE Gita in der Tat die philologisch korrekte Form.


    Zitat

    Da die Gita m.M. nach auch ein Buch der Weisheit ist


    So kann man es sehen. Die Gita ist aber selber ein Potpourri mit teilweise sehr widersprüchlichen Aussagen. Man hat die Gita zur Rechtfertigung der verschiedensten philosophischen Positionen herangezogen. Vielleicht sollte man sagen, dass die Gita nicht Weisheit enthält, sondern immer wieder zum Nachdenken anregt, und so zur Suche nach der Weisheit anhält.


    Die Gita ist innerhalb des Mahabharata relativ selbständig, mit großer Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt in einen bereits existierenden Text eingefügt worden. (Auf diese Weise ist ein großer Teil des Mahabharata entstanden, typisch für den indischen "Inklusivismus"). Deshalb macht es schon Sinn, sie für sich zu lesen. Eine zweitausendjährige Rezeptionsgeschichte nachzuvollziehen ist natürlich eine Lebensaufgabe...


    Ich glaube, ich habe keine einzige deutsche Übersetzung gelesen. Ich kann aber das Buch von Winthrop Sargeant empfehlen:


    http://www.amazon.de/exec/obid…1_8_3/302-5420242-8100032


    Es enthält jeden Vers im Original, in lateinischer Transkription, dazu eine wörtliche Übersetzung und eine bessere klingende sinngemäße Übersetzung. Jedes Wort wird grammatisch aufgeschlüsselt, so dass man den Text mit minimalen Sanskritkenntnissen analysiert und sich so seine eigene Übersetzung schreiben kann. (Wer sich einmal mit Latein oder Griechisch beschäftigt hat, wird sich auch im Sanskrit zurechtfinden.)


    Gruß, Harald