Juli 2004: Erich Kästner - Drei Männer im Schnee

  • Hallo Holger,
    die Szene mit den kleinen Jungen fand ich auch köstlich. Ich erinnere mich an einen Süßigkeitenladen während meiner Grundschulzeit, der auch Bruchschokolade verkaufte.


    Den Dornauszieher und den sterbenden Gallier habe ich nicht gefunden. Vielleicht habe ich ihn überlesen oder er kommt noch. Kannst du mir die Stelle sagen? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir doch beide dieselbe Ausgabe.


    Mich hat es sehr beeindruckt, wie nett die Leute sein können, wenn sie vermuten, dass jemand reich ist.


    Hast du das Buch inzwischen schon zu Ende gelesen?


    Gruß
    Erika

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo Erika,
    in der Tat bin ich bereits fertig, aber gerne bleibe ich bei dieser Leserunde.
    Den Dornauszieher & Gallier: S. 17.


    Den Dornauszieher kann man von Kleist kennen, ist aber eigentlich zunächst ein Kunstwerk (eine Statue oder ähnl.)


    Das Buch überzeugt vor allem durch die hintergründigen Kommentare, finde ich, die Geschichte an sich ist eher kästnertypisch seicht. Aber gerade das finde ich interessant: Kästner schafft es bissig und verwegen manche Spitze auszuteilen, während er dennoch ein großes Massenpublikum erreicht.


    Ich würde bald sagen, Kästner ist in dieser Hinsicht wie Tucholsky, der ja auch manche Schnurre geschrieben hat, aber dabei immer noch böse war...


    Hintergründig finde ich die Stellen über die Konzerne, die wie Lawinen sind (das könnte man heute noch deutlicher sagen), aber auch dieses sich alles ins Wohlgefallen auflösende Ende der Geschichte. Kästner weiß doch genauso wie alle seine Leser: schön wärs, wenns so wäre.


    Auch die Weltwirtschaftskrise kommt durch, manches dürfte man heute überhaupt nicht mehr verstehen. Also: es steckt weitaus mehr drin, als man eigentlich denkt. Aber andererseits: man kann es auch ohne große Hintergedanken lesen. Das ist ja das schöne. Ansonsten bekäme man immer das schlechte Gewissen, wenn man irgendwo mal gehört hat: "Da steckt viel mehr drin, als sie herausgeholt haben!". Beim Zauberberg gings mir so, da hat man mir Jahre vorher angst gemacht, dass da von A bis Z alles über die 20er Jahre zu finden wäre usw. Und dann: konnte man es ganz einfach auch lesen und gut war.
    Wobei dann doch gerade bei Mann nicht so leicht zu trennen ist. Da hat die Ironie leicht was dreckiges, was anzügliches usw. Bei Kästner bleibt es auf dem Boden, man kann es sich aber auch sehr viel schärfer denken.


    Allgemeine Frage: hat man Kästner eigentlich 1933 verbrannt?


    LG Holger.

  • Hallo zusammen!
    Hallo Holger!


    Zitat von "Holger"

    Allgemeine Frage: hat man Kästner eigentlich 1933 verbrannt?


    Wenn Du seine Bücher meinst: ja. Er hat sogar zugeschaut. Und ist erkannt worden: Eine Frau zeigte auf ihn und rief sehr laut "Da steht ja der Kästner!". Er beschreibt das irgendwo, ich glaube in seiner Autobiografie.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Erich Kästner kennen viele nur als Autor von Kinderbüchern. Allerdings: sein "Drei Männer im Schnee" gehört zu seinen beliebteren und bekannteren Werken.
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    Er schrieb und veröffentlichte das Werk 1934. Zu jener Zeit hatte er in Deutschland de facto Schreibverbot (sein Aufnahmeantrag in die Reichsschriftkammer wurde abgelehnt ...). Er blieb allerdings trotzdem die ganze Zeit über in Deutschland.


    Ein leichter Roman - nicht ohne Widerhaken.


    Links zu Kästner:


    Das Erich Kästner Museum - das interaktive micromuseum
    Das Erich Kästner Kinderdorf
    Die Erich Kästner Bibliothek


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Erika
    Hallo Holger


    Zitat von "sandhofer"

    Es wäre nett, wenn einer von Euch im Unterforum "Gemeinsames Lesen - Chronik" einen Thread anlegen würde: Datum - Autor - Titel und zwei drei weiterführende Hinweise zu Autor und Buch. OK?


    Auch gut, dann mache ich es halt selber :grmpf:


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"

    Auch gut, dann mache ich es halt [


    Hallo Sandhofer,


    eigentlich schade, dass Du das jetzt noch nachträglich gemacht hast. Ich wollte nämlich den Thread vom "Gemeinsamen Lesen" ins "Allgemeine Diskussionsforum" verschieben. Von "Gemeinsamem Lesen" kann m.M.n. nicht gesprochen werden, wenn von zwei Teilnehmern, der erste schon drei Tage mit dem Lesen fertig ist, bevor der zweite das erste Mal postet. Und über ein Buch diskutieren, kann man auch im Diskussionsforum.


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert


    Komisch, ich habe mir einen Moment lang das gleiche überlegt :zwinker: . Dass ich es dann doch anders gemacht habe, war eigentlich aus Respekt gegenüber Kästner, der - auch mit seinen 'leichten' oder 'seichten' Romanen - eine intensive Beschäftigung verdient.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Hallo Sandhofer,


    da hast Du Recht.
    "Drei Männer im Schnee" mag leicht sein, seicht ist es m.M.n. übrigens nicht, sowenig wie Tucholsky.


    Danke für Deine Kästner-Links.


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert, hallo Sandhofer,


    Gemeinsames Lesen. Na ich glaube schon, dass das hier gemeinsames Lesen ist = auch wenn die Leserunde noch so klein ist. Und ich schon fertig bin. Ich kann so wenigstens immer mal zurückkehren.


    Vielen Dank übrigens, dass Sandhofer die Chronik gemacht hat. Ich versteh das Ritual dahinter zwar nicht, aber ich will nicht daran rütteln noch meckern.


    LG Holger.