Zitat von "sandhofer"
Goethe, was müsste man allenfalls von ihm gelesen haben? Persönlich bin ich der Meinung, dass dies davon abhängt, was Habermas einst das 'Erkenntnisinteresse' genannt hat, sprich: In welchem Zusammenhang interessiert mich Goethe?
Hallo Sandhofer, hallo zusammen,
genau! Goethes Werk ist zu groß, als daß man alles lieben könnte, dafür aber groß genug, um jedem etwas zum Lieben zu bieten.
Im Habermasschen Sinne gilt also für mich: An Dramen "Torquato Tasso". Wie ich schon sagte, interessiert mich daran das Thema, der Dualismus von Kunst u. Kommerz, von Schöngeist u. praktischem Leben. Finde ich wieder zeitgemäß, wobei heute fast nicht mehr von Dualismus gesprochen werden kann, sondern fast von Kunst = Kommerz. :-X
Das "Iphigenie" - Thema ist auch immer wieder zeitgemäß. Auf "Werther" und "Götz" kann ich gut verzichten, wobei der "Götz" noch am ehesten aufs Theater paßt. Ja, Goethe war kein Dramenschreiber wie Schiller, seine diesbez. Werke sind Lesedramen, deren Sprache man sich aber auf der Zunge zergehen lassen kann.
"Die Wahlverwandtschaften" ist eines meiner Lieblingswerke überhaupt u. bereitet den psychologischen Roman des 19. Jhdts. vor. Außerdem für damalige Zeiten ein gewagtes Thema, das "Bäumchen wechsele dich".
"Wilhelm Meister" I u. II ein großes Werk, zeigt tiefe Einblicke in Goethes Kunstauffassung u. auch in die Zeitgeschichte.
ZitatWer Goethe wirklich kennen lernen will, kommt auch um seine naturwissenschaftlichen Schriften nicht herum,
Mag sein! Mir bedeuten sie nicht viel. Einmal haben die meisten nichts mit Naturwissenschaft im heutigen Sinn zu tun, sondern sind mehr metaphysich, mit Ausnahme der wirklich bedeutenden Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens. Die falsche Farbenlehre wurde schon damals wissenschaftlich abgelehnt. Trotzdem: Bei der Lektüre gewinnt man Einsichten in Goethes ganzheitliches Denken.
ZitatAlso nicht nur "ein zwei Gedichte und gut ist" :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins: , sondern bei Goethe gilt: Gedichte, Gedichte, Gedichte ...
D'accord. Viele Gedichte sind wunderschön. Ich könnte gar nicht sagen, welches ich am meisten liebe. Vielleicht "Willkommen u. Abschied" mit einem Sprachrhythmus, der sich einmalig an den Inhalt anpaßt. Ein Drama in komprimierter Form. Oder "Über allen Wipfeln ist Ruh'" - abgeklärte Altersweisheit. Auch so was Unscheinbares wie "Gefunden" (Ich ging im Walde)...., einige Balladen, ach, ich höre lieber auf....
Last, but not least, der "Faust", nahezu unaufführbar, Teil II m. M. nach überhaupt nicht, u. doch das Werk der Werke!
Viele Grüße,
Gitta