Musil - MoE 1, 1 - 23
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Danke finsbury, mittleweile aus Südfrankreich (nähe Perpignan)
Wenn ich das so ad hoc richtig zusammenbekomme ist nach Nietzsche jede Art von Wahrnehmung und Wirklichkeit perpektivisch. D.h. Wirklichkeit kann nur aus der jeweiligen Sicht bzw. Perspektive des Individuums erkannt werden. Somit ist jegliche Erkenntnis perspektivisch. Das Allumfassende und allgemein Gültige wurden damit abgelehnt.
Es gibt dann bei Nietzsche unterschiedliche Perspektivarten und die Interpretation derer ist bis heute umstritten. Was ja den Reiz der Philosophie auch ausmacht .) Nietzsche scheint sich zwischendurch auch selbst zu widersprechen, somit bleibt der Diskurs lebhaft.
in kurzen Worten für uns zusammenfassen könntest, wozu man sonst ganze Bücher lesen muss.
Muss man nicht, ist nur so ein auf neudeutsch Walk down the memory lane und aus meiner Perspektive geschrieben. Ich hab ja damals eine Fachbereichsarbeit geschrieben über Nietzsches Frauenbild und habe mich viel mit seiner Philosophie beschäftigt und auch damals den Mann ohne Eigenschaften gelesen.
Musil kritisiert, dass nur die Subjekt-Ebene betrachtet wird und die Objektebene außer acht gelassen wird. Objektivität ist auch in einem gewissen Maße nötig - z.B. in den Naturwissenschaften.
Der Mann ohne Eigenschaften ist subjektiv nicht erfolgreich, hat nichts was besonders heraussticht, allerdings im objektiven großen Ganzen der Gesellschaft ist er ein funktionierendes Mitglied. Der Gegensatz ist Individualität vs. Gesamtheit.
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Vielen Dank, b.a.t. Das ist schon sehr erhellend. Mir war nicht bewusst, dass die Idee der ausschließlich subjektiv möglichen Perspektive und der dadurch stark eingeschränkten Gültigkeit von Wirklichkeit und Wahrheit von Nietzsche stammt. Sie ist ja heute in breiter Form anerkannt und wird gerade unter Autoren immer wieder thematisiert, unter anderem in allen vier Romanen, die ich letztens gelesen habe.
Schöne Tage in Südfrankreich erstmal.
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Ob Nietzsche das Urheberrecht hat weiß ich nicht, er schreibt zumindest darüber. Ich glaube, das ist auch eine Frage des Zeitgeist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Weg von allgemeingültigen Thesen zu individualisierte Ansichten. Er baut da auf die Dialektik von Hegel auf.
Auch in der Politik, der Nationalismus in Deutschland (Dt. Reich) wurde sehr gefördert. Was Deutsche von anderen unterscheidet wurde hervorgehoben, weil es das gesamte Land an sich noch nicht gab vorher, Es war ja ein Fleckerlteppich von kleineren und größeren Herrschaften.
In Österreich war das genau umgekehrt. In der Monarchie führte der Nationalismus zum Zerfall des Reiches. Das Ganze nur noch schwach zusammengehalten durch einen alternden Monarchen. Im Laufe des 19. JH bröckelten immer mehr Gebiete ab. Kakanien ist dem Untergang geweiht, es gibt zu viele Männer und Frauen ohne Eigenschaften.
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Ich habe aufgeholt und bin jetzt mit Kapitel 23 fertig. Ich lese langsam, viel langsamer als sonst, und lasse mir praktisch jeden Satz auf der Zunge zergehen, es ist so eine wunderschöne Sprache. Wenn ich aber zusammenfassen soll, was ich gelesen habe, muss ich passen.
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Sollte jemand über das 23. Kapitel in diesem Monat hinauslesen wollen, lese ich auch wieder weiter.
Ich werde jetzt am Wochenende weiterlesen.
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Ich werde jetzt am Wochenende weiterlesen.
Dann werde ich demnächst auch wieder einsteigen. Ich bin ab 8. Juni für eine gute Woche unterwegs ohne Lesezeit, da ist es vielleicht auch gut, die Juni-Einheit vorher zu lesen.
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Ich lese langsam, viel langsamer als sonst, und lasse mir praktisch jeden Satz auf der Zunge zergehen, es ist so eine wunderschöne Sprache. Wenn ich aber zusammenfassen soll, was ich gelesen habe, muss ich passen.
Ich lese sowieso nicht so schnell, gebe Dir aber recht, diese schon angesprochene Verdichtung zwingt zu mehr Aufmerksamkeit. Einzelne Sätze platzen fasst, so viel ist da reingepackt. Und trotzdem wirkt es nicht so, wie ich das beschrieben habe, sondern elegant und präzise, auf seine Art und Weise auch prägnant.
Wenn ich das dann be- oder umschreiben will, brauche ich viel mehr Worte. Viele Sprachbilder haben schon den Weg in mein Zitatebuch gefunden. Hier tue ich mir aber eher in der Auswahl schwer, was ich weglassen und was ich notieren soll. Anderswo gibt es nicht so viel zu entdecken.
Von dieser Warte betrachtet, ist das Buch schon jetzt ein großer Gewinn.
Ich liebe solche Bilder:
"So ein paar Worte, richtig eingestreut, können fruchtbar wie lockere Gartenerde sein, aber an diesem Ort wirkten sie wie ein Häuflein Erde, das einer versehentlich an den Schuhen ins Zimmer getragen hat."
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Viele Sprachbilder haben schon den Weg in mein Zitatebuch gefunden. Hier tue ich mir aber eher in der Auswahl schwer, was ich weglassen und was ich notieren soll. Anderswo gibt es nicht so viel zu entdecken.
Von dieser Warte betrachtet, ist das Buch schon jetzt ein großer Gewinn.
So ähnlich empfinde ich es auch. Viele dieser Sätze sind wie edle Möbel mit blank geputzten Flächen, kleinen, nicht zu vielen verspielten Details und immer wieder überraschenden Ideen für praktische Lösungen. Deshalb versuche ich auch, zunächst mehr auf der Inhalts- und Beschreibungsebene zu bleiben, um mich in dieser Pracht ein wenig orientieren zu können.