Robert Musil - Der Mann ohne Eigenschaften

  • Wir haben schon ewig lang nichts mehr miteinander gelesen, was ich sehr schade finde. Deshalb möchte ich es mal wieder versuchen und zwar mit dem Jahrhundertroman von Robert Musil "Der Mann ohne Eigenschaften" (ab 1930). Dieser Roman ist so komplex, dass man bestimmt mehr davon hat, wenn man ihn gemeinsam liest.

    Worum geht es?


    Im Mittelpunkt der in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie angesetzten Handlung steht Ulrich, ein junger Intellektueller auf der Suche nach sinnvoller und ihn ausfüllender beruflicher und privater Existenz, der in vieler Hinsicht Züge von Musil selbst trägt. Von Umständen getrieben und mit ihnen experimentierend, wird Ulrich zum Mitakteur in einer Parallelaktion, in der einflussreiche Kreise der Donaumonarchie das 70. Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph im Jahr 1918 vorbereiten. Dieses soll gegenüber dem für dasselbe Jahr zu erwartenden 30. Thronjubiläum des Deutschen Kaisers Wilhelm II. keinesfalls an Glanz und Ausstrahlung zurückstehen.

    Warum sollte man ihn lesen oder wieder lesen?


    Dazu gibt es einen interessanten Artikel : "Der Mann ohne Eigenschaften" entschlüsselt die Moderne.


    Wann könnten wir das Projekt in Angriff nehmen?


    Diesen Roman habe ich mir im Rahmen meines 20. Jahrhundertprojektes als besonderes High-End-Werk vorgenommen und würde mich sehr freuen, wenn eine/r oder mehr mitlesen würden. Im Zeitrahmen bin ich relativ flexibel, würde den Roman aber gerne noch in diesem Jahr beenden. Da er so umfangreich und auch durchaus anspruchsvoll, wenn auch auf den ersten Blick recht gut zu lesen ist, würde ich schon ein halbes Jahr veranschlagen, d.h. spätestens Anfang Juli würde ich einsteigen wollen.


    Bewegt den Plan mal in eurem Herzen und gebt euch einen Ruck. Es wäre toll, wenn wir dadurch hier auch wieder ein bisschen mehr Frequenz hätten. pchallo

    Vielleicht hat jemand aber auch einen anderen Vorschlag. Ich wäre auch zu anderen Werken bereit, fände aber diesen Roman besonders lohnend.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Das ist auch ein wahres Projekt finsbury ich habe die 2000 Seiten Romanfragment für eine Arbeit mal gelesen in grauer Vorzeit :)


    Ich kann mir vorstellen, teilweise mitzumachen. Ob ich alles nochmals durchackere weiß ich noch nicht, aber für mich kommt erst frühestens Sommer oder Herbst in Frage. Bis dahin hab ich noch das Jane Eyre vs. Wide Sargasso Sea und dann Das Schloss vs. Das flüssige Land bei den Forumsnachbarn :)

  • Das sind auch sehr interessante Werke. Hab ich gar nicht mitbekommen im Nachbarforum ... .

    Aber wenn du, immerhin anscheinend zusätzlich mit Expertise, hi und wieder mitschreiben würdest, wäre das schön sehr toll.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich melde mal vorsichtig mein Interesse an. Der dicke Musil liegt hier auch seit Jahren ...
    Zur Zeit bin ich allerdings mit dem Döblin beschäftigt und mit "Die 40 Tage des Musa Dagh" in einer Leserunde.
    Mir fällt es schwer, mich terminlich festzulegen. Ab Mai bin ich immer wieder mit dem Wohnmobil unterwegs, ohne genaue Planung. Aber ich könnte mich dann ggf. auch von unterwegs beteiligen, so gut ich kann.

  • Oh, das wäre schön, Zefira! Ich habe auch nicht vor, das Buch auf einen Satz durchzulesen, eher so wie damals mit dem Cervantes, eine bestimmte Leseportion pro Tag, dann wird das eher was bei mir. Da ist dann genügend Zeit auch mal für Reisen dazwischen. Und wenn das Jahr nicht ausreicht, ist auch nicht schlimm, aber beginnen würde ich ganz gerne so, dass man theoretisch die Chance hätte ... .

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Das bietet sich ja an, weil der gute Ulrich, ich meine Musil ja großzügig mit den Kapiteln war. Die sind nicht so umfangreich. Wenn ihr langsam lest, mach ich vielleicht so nebenher mit :)


    Wobei als Musil-Einstieg der Törleß nicht so umfangreich wäre )


    Klingt nach einer netten Leserunde (Erinnerungen an die Mietze Murr werden wach :) )

  • Joo, der Törleß ist gut, steht jetzt aber ehrlich gesagt nicht auf meiner Reread-Liste ganz oben an. Und 2000 Seiten Musil würden ja auch erstmal reichen :spinnen:.

    Sollen wir dann vielleicht im Mai starten und es langsam angehen lassen, Zefira und b.a.t. ? Dann könnten wir vor der Reisesaison noch reinkommen und hätten nach dem Sommer immerhin schon mal einen Packen weg. Ich habe mir die Kapitellänge noch nicht angeschaut, b.a.t. , aber das ist ja ein sehr guter Hinweis, dann könnten wir uns immer wochenweise eine bestimmte Anzahl vornehmen oder auch bezogen auf den Monat, so dass jede/r den eigenen Rhythmus finden kann bzw. sich auch mal vom Musil wegbewegen kann.

    Ich hätte auch richtig Lust auf eine Leserunde hier. Die letzte ist einige Jahre vorbei ... .

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Mir ist mehr oder weniger jeder Termin recht, sobald ich den Döblin und den Werfel vom Hals habe. Das wird in zwei bis drei Wochen der Fall sein.
    Ich kann keine kontinuierliche Mitarbeit versprechen - nicht nur wegen der Reisesaison, sondern weil ich im April auch eine komplizierte ärztliche Untersuchung habe, aber ich tue mein Bestes.

  • Ja, gibt es, aber ich hab meine alte RORORO Ausgabe in 2 Bänden und mag lieber "ecthe" Bücher. E-Books lese ich meist nur, wenn alle anderen Ausgaben vergriffen sind.

    Das ist sicher die gleiche Ausgabe, die ich auch habe. Ich habe Band 1 bei einem Bouquinisten in Frankfurt um 1 Euro gekauft (der Zustand ist nichtsdestotrotz ordentlich) und der Inhaber des Standes merkte kurz darauf, dass ich den zweiten Band nicht mitgekauft hatte, und trug ihn mir hinterher.
    Das war schon vor Jahren, ich kann mich erinnern, dass es bei einer Veranstaltung am Museumsufer war.

  • b.a.t. , das wird uns wohl allen dreien so gehen, denn ab Mai kommen ja die Reisemonate. Wenn wir uns pro Monat eine überschaubare Anzahl Kapitel vornehmen, die uns nicht tagelang an das Buch binden, müsste das trotzdem klappen. Nehmen wir es einfach als Langzeitprojekt.
    Insgesamt haben beide Bände 161 Kapitel. Wenn man das durch sieben Monate teilt, kommt man auf 23 Kapitel pro Monat. Das sind in meiner Ausgabe so 100 - 140 Seiten pro Monat. So könnten wir das gliedern. Dann bleibt genügend Zeit für andere Lektüre und Reisen.


    ich habe übrigens eine Billigausgabe aus dem "Anaconda"(!)-Verlag, überlege aber, ob ich mir eine kommentierte Ausgabe zulege. Könnt ihr da was empfehlen?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Meine TB-Ausgabe von Rowohlt besteht aus zwei Bänden, von denen der zweite "Aus dem Nachlaß" übertitelt ist. Sind das noch jede Menge Nachträge, die das Buch noch fetter gemacht hätten ...? Ich halte mich erstmal an den ersten Band, das ist schon ein dickes Brett zu bohren.

  • finsbury ich glaube, dass die Anaconda Version reichen wird. Wir schreiben ja keine wissenschaftliche Arbeit und es geht ja darum was er geschrieben hat und wenn wir untereinander diskutieren und auch etwas im Internet stöbern finden wir sicher genug Infos.


    Wenn du wirklich eine kommentierte Ausgabe willst, dann würde ich die vom Jung und Jung Verlag nehmen. Die haben Musils komplettes Werk herausgegeben.


    Die Klagenfurter Ausgabe gibt es vor allem auch digital, so nebenher, wenn du nicht zwei Schmöker haben willst :)

  • Sind das noch jede Menge Nachträge, die das Buch noch fetter gemacht hätten ...?

    Wenn ich mich richtig an die Frisé-Ausgabe erinnere, hat der Herausgeber versucht, aus dem Nachlass den Roman so zu Ende zu bringen, wie ihn Musil eventuell und vielleicht sich gedacht hat. Musil schrieb bis an sein Lebensende am "Mann ohne Eigenschaften", aber fand kein Ende. Zumal die Realität ihn unterdessen, was das Schicksal Kakaniens / Österreichs betraf, eingeholt und 'übertroffen' hatte. So gibt es nur verschiedene Fragmente, die einander zum Teil widersprechen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus