Raymond Queneau

  • Raymond Queneau lebte von 1903 bis 1976 und war ein französischer Schriftsteller, der sich im Umkreis der Surrealisten um André Breton bewegte und später eher im linken Spektrum unterwegs war.

    Er veröffentlichte recht viel. Berühmt wurde er für seinen Roman "Zazie in der Métro", der auch verfilmt wurde. Er hat aber z.B, auch einen experimentellen Lyrikband "Hunderttausend Milliarden Gedichte" veröffentlicht, bei denen er eine Anzahl von Gedichten in Verszeilen schneiden ließ, was zu dieser unglaublichen Kombinationsdichte führte. Interessant, was da trotzdem immer wieder an interessanten Kombis rauskommt, in Deutsch bei Zweitausendeins erschienen.

    Seine Texte spielen mit der Sprache und der Verblüffung von ungeahnten Kombinationen und inhaltlichen Wendungen. Auch die Erotik spielt eine große Rolle in seinen Romanen. "Das intime Tagebuch der Sally Mara", "Man ist immer zu gut zu den Frauen" und "Sonntag des Lebens" sind gut zu lesen, aber aus heutiger Sicht ziemlich problematisch, was die Sicht auf Frauen angeht.
    Im Wagenbach-Verlag erschien 2005 eine kleine Auswahl seiner Texte unter dem Titel "Unwahrscheinliche Flausen bekehrter Sodomiten". Sie zeigen sowohl - selbst in der Übersetzung merkbar - die sprachliche Virtuosität dieses Autoren, aber auch die Zeitgebundenheit und heute schwer erträgliche Einstellung gegenüber Frauen. Ein interessanter Autor, ob er langfristig überlebt, wird sich zeigen.

  • Ich kenne von Queneau nur die "Stilübungen", ein kleines Bändchen, in dem eine einfache Episode - nur eine halbe Seite lang - in unterschiedlichen Sprachstilen und Slangs insgesamt 99mal erzählt wird. Es geht in dieser Episode darum, dass ein Erzähler im Autobus einen Bekannten trifft und ihn darauf aufmerksam macht, dass er einen Mantelknopf verloren hat. Obwohl die Lektüre bei mir über 20 Jahre zurückliegt, ist mir der Satz "Du solltest deinen Überzieher knopfvervollständigen!" noch im Gedächtnis.

  • Hallo,


    ich habe vor zwanzig Jahren "Zazie, in der Metro" gesehen, konnte damit nicht sonderlich viel anfangen. Kann mich aber kaum mehr daran erinnern. Habe es dann später nochmal mit dem Buch versucht, aber war auch nix. Weiss aber auch nicht mehr warum.


    Gruß, Lauterbach

  • Ich habe tatsächlich schon vor Jahrzehnten drei Romane von ihm gelesen, die in meinem ersten Beitrag genannten außer "Zazie in der Metro". Sie sind alle witzig und sprachlich oft virtuos, aber wie geschrieben, na ja ... . In den Siebzigern und Anfang-Achtzigern sah man das vielleicht noch anders.

    Einige der "Stilübungen", die du, Zefira, oben erwähnst, sind auch in dem kleinen Sammelbändchen. Die fand ich lustig und originell.