Gustav Meyrink: Das grüne Gesicht

  • Ich habe eben noch mal im Golem nachgesehen, was es mit dem Zimmer auf sich hat - es hat nur ein Fenster und das ist vergittert.

    Man sollte sich nie darauf verlassen, dass interpretierende Texte den Wortlaut korrekt wiedergeben ...

    Pernath, die Hauptfigur des Golem, hat einige Zeit in der Psychiatrie verbracht wegen eines traumatischen Erlebnisses, an das er sich aber nicht mehr erinnern kann. Dieses Erlebnis ist der "verschlossene Raum" in seinem Bewusstsein, der durch das entsprechende Zimmer symbolisiert wird.


    Dies nur am Rand, das Motiv des verschlossenen Zimmers ist im "Grünen Gesicht" wohl nur nebensächlich.

  • So, ich hab gestern noch, immer flüchtiger, bis zum 11.,12. Kapitel gelesen - ich werds abbrechen, evtl. les ich das von Euch als etwas besser 14. Kapitel noch, blätter den Rest durch, aber insgesamt find ich es einfach nur noch so verworren, überspitzt und überreizt. Der Gedanke was der Autor dabei "geraucht" hat, ist mir auch mehrmals in den Sinn gekommen.


    Was finsbury schrieb

    Zitat

    Die Selbstdemütigungen aufgrund ihres Geschlechtes, mit denen Eva (sic!) sich kasteit, sind kaum erträglich und dann noch diese Szene, wo Usibepu sie "magisch" ruft, um dann mit ihr wie King Kong und die weiße Frau über den Kirchhof und nachher ohne sie über die Dächer zu fliehen, das hätte im 20. Jahrhundert eigentlich nicht mehr vorkommen dürfen.

    hat bei mir auch endgültig dazu geführt daß ich - bei aller Entschuldigung, daß das Buch aus einer anderen Zeit stammt - einfach nur noch genervt und kopfschüttelnd gelesen habe, ab irgendeinem Punkt ist es dann nicht mehr erträglich. Damit will ich mir die Laune momentan nicht verderben lassen.



    Schade das wir für unsere Leserunde so ein eigenartiges Buch erwischt haben.

    Wünsch Euch heute aber, trotz allem, "Frohe Ostern!" :) und wieder erfreulichere Lektüre :blume:

    "Lesen stärkt die Seele" (Voltaire)

  • Danke für die Ostergrüße.
    Ich nehme aus jedem Buch was mit, das mich aufrüttelt (vgl. Kafka unten). Das muss nicht immer positiv oder gut gelungen sein.

    Ich nehme hieraus mal wieder mit, wie gefährdet auch hoch gebildete Menschen sind, in Arroganz und Chauvinismus zu verfallen und sich in mystisch angehauchten Theorien zu verlieren. Und wie so oft in der Literatur bietet auch so ein Roman gelegentliche Stellen von Größe, und dazu zählt das 14. Kapitel, das ist wirklich große Literatur, Expressionismus der gelungensten Art.

    Wir treffen uns bestimmt wieder bei einem Buch, das mehr Erfreuliches bietet. Vielleicht sollten wir im Wettbewerbsthread mal nach Überschneidungen suchen. Ich kann mich dieses Jahr so gar nicht auf die von mir gewählten Werke einlassen, möglicherweise habt ihr ja Interessanteres auf euren Listen.

  • Zitat
    Vielleicht sollten wir im Wettbewerbsthread mal nach Überschneidungen suchen. Ich kann mich dieses Jahr so gar nicht auf die von mir gewählten Werke einlassen, möglicherweise habt ihr ja Interessanteres auf euren Listen.

    Ich habe noch eine ganze Liste von Klassikern im Kopf, die ich - irgendwann mal - lesen möchte. Vielleicht machen wir einfach mal einen ganz allgemeinen "Mitleser erwünscht" -Ordner auf und schauen, was so alles zusammenkommt? Also nicht nur die Liste aus dem Wettbewerbsthread, sondern einfach allgemein alles, was man noch so auf dem Zettel hat.

    Ich habe übrigens - vielleicht wirkt das ein wenig versöhnlich - spontan Meyrinks "Walpurgisnacht" gelesen, ein ganz kleines Buch, für das man nur zwei Tage braucht. Es war recht hübsch, vor allem wenn man Prag und speziell den Hradschin kennt - wenn ich wieder mal in Prag bin, werde ich versuchen, ein paar der Schauplätze zu überprüfen. Die Liebesgeschichte ist wieder mal furchtbar ölig, wie so oft bei Meyrink, aber sie nimmt zum Glück nur wenig Raum ein und der Rest hat mir wirklich gefallen.