Hallo Hubert,
Du hast recht, ich habe mich kategorischer ausgedrückt, als eigentlich meine Absicht war.
Und ich sehe auch den Unterschied: Die Hölle dient Gottes Gerechtigkeit, ein Konzentrationslager ist ein Ort der Unmenschlichkeit.
Dieser Unterschied ist aber nur im angeblichen Sinn zu erkennen, nicht in den tatsächlichen Vorgängen. Und ich sehe keinen Sinn in der Hölle, im Gegensatz zum Läuterungsberg. Auf dem Läuterungsberg weiß ich: Auch wenn ich mich 100.000 Jahre läutern muss: wenn ich an mir arbeite, werde ich jeden Tag etwas besser und komme dem Ziel jeden Tag etwas näher. Aber wozu werden die Menschen in der Hölle gequält? Diese Qual scheint mir im Gegensatz zu den Qualen auf dem Läuterungsberg völlig sinnlos. Der Sinn von Strafe ist 1. den Bestraften zur Erkenntnis und zur Besserung zu bewegen und 2. andere abzuschrecken. Beides trifft aber auf die ewige Verdammnis nicht zu. Es gibt keine persönliche Entwicklung mehr in der Hölle, keine Besserung, keine Erlösung. Und Abschreckung gibt es auch keine, da (außer Dante) nie ein Lebender in die Hölle gelangt ist.
Um es etwas provokativ auf den Punkt zu bringen:
Wenn <b>das</b> die Gerechtigkeit Gottes ist, dann will ich mit Gott nichts zu tun haben.
Nun muss man sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass für Dante und für seine Zeit eine universale sittliche Ordnung existierten. In diesem Rahmen muss man die Höllenstrafen wohl einordnen. Meine ursprüngliche Bemerkung aber zielte auf die (nicht explizit von mir formulierte) Frage ab: Was kann die Göttliche Komödie uns heute bedeuten - d.h. abgesehen vom rein historischen, geistesgeschichtlichen Interesse?
Und da geht meine (vorläufige) Antwort eher in die Richtung: Poetisch eindrucksvoll, aber weltanschaulich nicht mehr relevant.
Nun, darüber kann man anderer Meinung sein...
Was meint Ihr?
Gruß, Harald