...war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. Er gilt als Mitbegründer des Renaissance-Humanismus und zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als einer der wichtigsten Vertreter der frühen italienischen Literatur. Sein Name liegt dem Begriff Petrarkismus zugrunde, der eine bis ins 17. Jahrhundert verbreitete Richtung europäischer Liebeslyrik bezeichnet... (Quelle: Wikipedia)
Petrarca beschreibt sich in seinen Brief an die Nachwelt wie folgt:
ZitatMein Körper war in der Jugend nicht allzu kräftig, aber von großer Gewandtheit, mein Aussehen nicht hervorragend schön, aber so, daß ich in jungen Jahren gefallen konnte. Meine Hautfarbe war frisch, vom Weißen ins Bräunliche spielend; meine Augen lebhaft und lange Zeit von größter Sehkraft, die mich aber gegen alle Hoffnung nach meinem sechzigsten Jahre verließ, so daß ich leider zur Brille greifen mußte. Auch hat das Alter meinen sonst immer gesunden Körper angegriffen und durch die üblichen Alterskrankheiten geschwächt.
Sein erstes Werk, das hier besprochen wird, ist,
Die Besteigung des Mont Ventoux
am 26.04.1336
Der Berg wird auch genannt: "Ventosus, den Windigen"
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Dieser Berg steht Petrarca seit seiner Kindheit vor Augen. Er schreibt seinen Bericht über die Besteigung des Berges im Nachhinein als Brief an einen väterlichen Freund, an Francesco Dionigi von Borgo San Sepolcro in Paris.
Bevor er aufbrach und eine Auswahl seines Wanderpartners trifft, die Wahl fällt letztendlich auf seinen jüngeren Bruder, las er Titus Livius, römische Geschichte, wo auch eine Begebenheit erwähnt wird, nämlich wie Philipp der Macadonierkönig den Berg Hämus in Thessalien erstieg. Aber nicht Livius' Geschichtsbuch nimmt er auf den Berg mit, sondern die "Bekenntnisse des Augustinus", was den Leser überraschender Weise in eine andere Richtung lenkt. Petrarca schlägt es auf dem Gipfel an irgendeiner Stelle auf...
ZitatUnd es gehen die Menschen, zu bestaunen die Gipfel der Berge und die ungeheuren Fluten des Meeres und die weit dahinfließenden Ströme und den Saum des Ozeans und die Kreisbahnen der Gestirne, und haben nicht acht ihrer selbst.
Ein Wechselspiel von Innenansicht und Außenansicht stellt sich dem Leser dar. Erkenntnisse des Ichs! Was für Petrarca vermutlich eine Offenbarung war. (Oder aber auch ein schlechtes Gewissen, wenn er nur der Außensicht , der Natur, ihren Tribut zollt)
Man könnte in dieser philosophischen Richtung sicher noch sehr viel mehr herauslesen und weiterführen, zu andere Autoren die über das Ich schrieben.
Leider kenne ich mich darin zuwenig aus, aber man kann in dem Buch auch sehr schöne Gedanken finden zu der Wanderung. Petrarca der lieber mäandernd den Gipfel erklimmen würde, muss aber einsehen, das der Aufstieg nun mal über einen direkten, anstrengenden Weg führt. Er vergleicht das dem nahen zu Gott...
Zitat»Was du heute so oft bei Besteigung dieses Berges hast erfahren müssen, wisse, genau das tritt an dich und an viele heran, die da Zutritt suchen zum seligen Leben. Aber es wird deswegen nicht leicht von den Menschen richtig gewogen, weil die Bewegungen des Körpers zutage liegen, die der Seele jedoch unsichtbar sind und verborgen. Wohl aber liegt das Leben, das wir das selige nennen, auf hohem Gipfel, und ein schmaler Pfad, so sagt man, führt zu ihm empor. Es steigen auch viele Hügel zwischendurch auf, und von Tugend zu Tugend muß man weiterschreiten mit erhabenen Schritten. Auf dem Gipfel ist das Ende aller Dinge und des Weges Ziel, darauf unsere Pilgerfahrt gerichtet ist.
Das erinnert an den Vers in Mathäus 7:14
Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden.
Aber Wollen allein reicht nicht, er zitiert Ovid:
ZitatOvid sagt: Wollen, das reicht nicht aus, Verlangen erst führt dich zum Ziele.
Und dann wünscht er sich erstaunliches, in meinen Augen:
ZitatAber bei weitem leichter müßte doch wohl jene Wanderung sein, die durch die bewegliche unsterbliche Seele selbst ohne jede Fortbewegung im Nu des Augenwinks geschehen kann...
Hier wieder die Transzendenz!
Es schreibt hier ein intelligenter, belesener Mann, der manchmal gerne in einem anderen Jahrhundert gelebt hätte..
Zitat–ich wünschte, in jedem andern Zeitalter geboren zu sein; und um die Gegenwart zu vergessen, suchte ich, im Geiste mich in andere Zeiten zu versetzen.
- Brief an die Nachwelt.
Und weil es auch ein Reisebericht ist, hier noch ein paar Zitate übers Wandern. .. und wer wandert, kommen die Texte sehr vertraut und modern vor...
"Ein langer Tag, schmeichelnde Luft, Lebensfeuer der Gemüter, Kraft und Gewandtheit der Leiber und was es sonst dergleichen geben mag, stand uns beim Wandern zur Seite; einzig widerstand uns die Natur des Ortes."
"Wir lassen bei ihm all das zurück, was irgend an Kleidungsstücken oder sonstiger Ausrüstung hinderlich sein könnte, schicken uns einzig und allein zur Besteigung an und klettern munter los. Aber wie es meist geschieht, folgt dem ungeheuren Unterfangen geschwind die Ermattung."
"...während ich einen Weg von bequemer Länge suche, auf einen langen, unbequemen Weg. Allerdings schob ich so die Last des Steigens auf, aber durch Menschengeist wird die Natur der Dinge nicht aufgehoben, und es kann nun einmal nicht geschehen, daß irgendein körperliches Wesen durch Hinabsteigen zur Höhe gelangt."
Petrarca bedient Geist und Körper. Eine klare Leseempfehlung.
Wer etwas über die Transzendenz und das Erkennen des Ichs beitragen möchte, ist eingeladen sich zu äußern. Natürlich auch andere Eindrücke.
@Gina
Ich bin gespannt wie du den Text empfindest.