Fragen, Fakten, Wortperlen

  • Moin, Moin!


    Ich initiiere einen Thread zu Fragen, die während einer Lektüre aufgeworfen werden. Auch wenn man auf interessante Fakten oder Worte (Neuschöpfungen, Umbildungen) stößt, kann man sie zum Frommen der anderen anbringen.


    Was ein "Bremsheini?" gewesen war, weiß ich immer noch nicht. Gefragt hatte ich <a href="http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/653.msg58861#msg58861">kürzlich</a>.


    "Als wir Huhn auf jüdische Art aßen..." (Uwe Johnson: Jahrestage 1) - Ähm, wie ißt man denn Huhn auf jüdische Art?


    In "Machandel", dem Debütroman von Regina Scheer, der ein Lesehighlight dieses Jahres für mich darstellt, lernte ich den Ausdruck <a href="http://www.zeit.de/1946/08/konzentrationaere">Konzentrationär</a> kennen. Interessant war auch, daß es für nur wenige Jahre eine <a href="http://ddr-kabinett-bochum.blogspot.de/2014/02/die-kadetten-der-nationalen-volksarmee.html">Eliteschule</a> für NVA-Nachwuchskader gab.

  • Es gibt verschiedene Rezepte (ungarisch-jiddische) und das Jiddische Sprichwort "Wenn ein Armer ein Huhn ist, ist entweder er krank oder das Huhn."

  • Moin, Moin!


    Der "Bremsheini" ist ein typischer DDR-50er-Jahre-Begriff für einen rückständigen Typen, der sich natürlich nicht dem fortschrittlichen Sozialismus anpasst. Gabs öfters im Mosaik und in verschiedenen Trompeter-Büchern.


    Jetzt weiß ich auch, warum ich das nicht kennen kann: Ich las noch nie in meinem Leben die Mosaik & Co. :breitgrins:


    Zitat

    Zum jüdischen Hühnchen fällt mir noch nichts ein, schau aber mal hier (generell): http://www.philfak.uni-rostock…ohnkomm/0/jahrestage.html


    Sehr gut! Im Leserundenthread war nämlich so ein Link, der leider veraltet war.

  • Moin, Moin!



    Es gibt verschiedene Rezepte (ungarisch-jiddische) und das Jiddische Sprichwort "Wenn ein Armer ein Huhn ist, ist entweder er krank oder das Huhn."


    ROFL. Gestern in einer Comedy gehört: Das Huhn ist das (einzige?) Tier, welches in jeder Weltreligion als Nahrung geduldet wird außer bei den Vegetarieren. Wegen der Eier in ihm drin.

  • Wie kommts, dass du nie ein Mosaik gelesen hast? Eigentlich sinds doch recht gute Geschichten. Und du bist doch eigentlich auch aus dieser Mosa-Generation...

  • Moin, Moin!


    Wie kommts, dass du nie ein Mosaik gelesen hast? Eigentlich sinds doch recht gute Geschichten. Und du bist doch eigentlich auch aus dieser Mosa-Generation...


    Keine Ahnung. Ging ebenso wie Karl May an mir vorbei. Ich wußte, daß es die Hefte gab, habe wohl auch ab und zu hineingeschaut, kann mich aber nicht erinnern, jemals überhaupt nur eines zur Gänze gelesen zu haben. Bis zu meinem 16. Lebensjahr las ich fast ausschließlich religiöse Literatur. Bis zu meiner literarischen Initiation mit Tschingis Aitmatows "Der Tag zieht den Jahrhundertweg", das uns in einer Gruppenstunde in der katholischen Jugend einmal von einem Gemeindemitglied (Lehrer) vorgestellt wurde. Von Stund an las ich Belletristik, ausgehend von den Russen.

  • Gut, das ist nachvollziehbar. Was man nicht in seiner Kindheit kennengelernt hat, dazu findet man späterhin auch kaum mehr Zugang. Geht mir mit anderen Comics oder eben auch dem erwähnten Karl May so. Wobei ich dann wiederum, um mir zu widersprechen, eine Ausnahme habe: Jules Verne, den habe ich erst als Erwachsener begonnen zu lesen (2009-heute).

  • Moin, Moin!


    Geht mir mit anderen Comics oder eben auch dem erwähnten Karl May so. Wobei ich dann wiederum, um mir zu widersprechen, eine Ausnahme habe: Jules Verne, den habe ich erst als Erwachsener begonnen zu lesen (2009-heute).


    Wenn ich's mir recht überlege, ist so ziemlich alles an mir vorübergegangen. Verne, Cooper, Jack London usw. Ich habe als Kind zwar gelesen, wie mir meine Mutter erzählte. Aber abseits religiöser Traktätchenliteratur erinnere ich mich nur an wenige Bücher der DDR-Literatur wie <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4uzchenkuhle">Käuzchenkuhle</a> oder <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Reise_nach_Sundevit_%28Film%29">Die Reise nach Sundevit</a>. Alles anderes ist entweder verdrängt, vergessen oder hat nie stattgefunden.

  • Moin, Moin!


    "Violinenmusiksauce"
    "monotone Quallenexistenz"
    "Haarspangentheater"
    "geistliche Kargheit"
    "wichtigtuerischer Bekenntnistonfall"
    "Kapellenhelligkeit des Fernsehers"
    "Rechnungshefepudding"
    "Mikadostäbchengeräusch des Spazierstocks, der zu Boden fiel."
    "öliges Kanonikusgehabe"
    "Kerzenagonie"


    Wortperlen aus Antonio Lobo Antunes' "Fado Alexandrino"

  • Moin, Moin!


    "... während die Wärter sie festbanden, sie in Narkose versetzten, sie mit Masken im Gesicht und Stoffstiefeln an den Füßen in einem hellerleuchteten Saal hinlegten, der von Rohren und Metall glitzerte, ein Marsmensch mit weißer Kapuze deckte ihr Gesicht mit einer Art Maulkorb ab, der ihr die Luft nahm, ein anderer suchte ihre Ader mit einer Nadel, injizierte ihr eine Polizeiinfusion..." (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)


    :?:


    Antonio Lobo Antunes ist für mich das Alpha und Omega des zeitgenössischen Erzählens, die unangefochtene Nummer 1 meiner Top-Ten-Autoren.

  • Moin, Moin!


    Sagen Sie mal, Dostoevskij, welche 2-3 Bücher von Lobo Antunes würden Sie denn empfehlen? Bisher kenne ich nur "Das Handbuch der Inquisitoren", das vor nun über 10 Jahren las...


    Meine Lektüre der anderen Bücher liegt ebenso einige Jahre zurück. Im Prinzip ist es egal, weil mich keines der Bücher enttäuscht hatte. Vielleicht chronologisch beginnen, also mit seinem Debüt "Elefantengedächtnis".

  • Moin, Moin!


    "grammatikalische Rochaden"; "geistiger Gefrierbrand; "zwangsjackenhacke" (Helmut Krausser: Alles ist gut)
    "angedrillte Männerstarre"; "Gedächtnisgepäck" (Friedrich Christian Delius: Die Liebesgeschichtenerzählerin)


    "... nach dem Krieg, nach dem Sieg, erst einmal eine Staatsdomäne pachten, und ein Pächter mußte nachweisen, daß seine Frau etwas von landwirtschaftlicher Hauswirtschaft verstand." (Friedrich Christian Delius: Die Liebesgeschichtenerzählerin)


    Wirklich? Und wer hätte das nachprüfen wollen / sollen?

  • Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich lese gerade Klemperers Nachkriegstagebuch (das leider weit langweiliger ist als das im Krieg geschriebene), aber was da alles permanent nachgewiesen werden musste/ resp. was alles nicht funktionierte, weil bestimmte Zeugnisse, die man auf Flucht/ etc. verloren oder aber auch entsorgt hatte, fehlten/ resp. eine andere Sprache sprachen (sprich: wieviele PG's dann nach 45 schon immer glühende Hitlergegner gewesen sein wollten).
    Hm, und Prüfung der Fähigkeiten, vielleicht sollte man sich da nicht viel akademische Prüfung vorstellen... Eher praktisch.

  • Moin, Moin!


    Bis jetzt wußte ich nicht, wie das heißt und daß es überhaupt einen Ausdruck dafür gibt:


    "Ich gehe zum Zapfhahn und lasse den Nachtwächter ausfließen; das ist jener halbe Liter Bier, der über Nacht in der Leitung zwischen Fass und Ausschank lag und schal geworden ist." (Alex Capus: Das Leben ist gut)


    Speziell allen Schweizern sei <a href="http://www.buecherlei.de/fab/thema/orte.htm#schweiz2">dieses Fundstück</a> gewidmet, welches ich in dem von mir bekannten Geize nicht in eine separates Posting zu packen wage.