Hans Henny Jahnn: fluß ohne ufer

  • Ich bin jetzt im März. Langsam habe ich nicht mehr das Gefühl, vollkommen ohne Durchblick zu sein. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es wirklich am Buch liegt, oder ob ich mich einfach an den Stil gewöhnt habe.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Es ist ein Krimi. In gewissem Sinne. Was ist auf dem Schiff wirklich geschehen?


    Diese Frage verfolgt mich, inzwischen im Epilog, bis heute.
    Vielleicht war sie seit meiner Erstlektüre präsent.
    Das Thema wird später wieder aufgegriffen, aber falls eine schlüssige Klärung angeboten wird, habe ich die nicht verstanden. Denn nur das Bekanntwerden des Mörders ist keine Erklärung.


    Zwischen dem "Holzschiff" und der "Niederschrift" ist ein Stilbruch, ja.
    Aber der erklärt sich für mich daraus, dass "Das Holzschiff" eher kompakt, als eigenständiges Werk, konstruiert ist - ich hab als Novelle, nicht Roman empfunden. Während "Die Niederschrift ..." wohl länger wurde, als er es beabsichtigt hat ...

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Also ich habe jetzt reichlich ein Viertel des Buches durch. Und so langsam geht mir das immer mal wieder eingeflochtene Esoterikgefasel mächtig auf den Senkel. :grmpf: Weiß jemand, ob Jahnn selbst so mystisch, esoterisch angehaucht war?
    Außerdem verstehe ich nicht, warum die Mädchen alle so extrem jung sind. Ellena ist ja mit Abstand die Älteste bisher. Ich will ja Jahnn keine Pädophilie unterstellen, aber komisch ist es schon irgendwie. :confused:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Weiß jemand, ob Jahnn selbst so mystisch, esoterisch angehaucht war?


    War er wohl, glaube ich.


    Außerdem verstehe ich nicht, warum die Mädchen alle so extrem jung sind. Ellena ist ja mit Abstand die Älteste bisher. Ich will ja Jahnn keine Pädophilie unterstellen, aber komisch ist es schon irgendwie. :confused:


    Jahnn war bisexuell, aber ich glaube nicht, dass er pädophil war. Es soll wohl eher archaische Natürlichkeit ausdrücken. Ich habe es nicht als schlimm empfunden.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich auch. Bin aber nun total verwirrt. Aus der klaren Sprache mit einfacher Handlung zu Beginn ist am Ende etwas Verwirrendes und nicht Durchschaubares (jedenfalls für mich) geworden. Ich habe keinen blassen Schimmer, was der Autor mir sagen will.



    Der Beginn wirkt sehr geheimnisvoll.
    BigBen, du machst mich auf das Undurchschaubare neugierig.


    Eigentlich wollte ich noch garnicht weiterlesen, weil ich noch am "Goldenen Kompass" lese und parallel lesen liegt mir nicht mehr wie früher. Jetzt mal sehen wie es weitergeht, die Fracht wurde verladen,


    Hat Clemens Meyer in seinem Vorwort die Werke von Jules Verne (Die Eissphinx) und ein Werk von Lovecraft erwähnt, weil auch Fluss ohne Ufer eine Fahrt ins (Weiße) Grauen ist?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Hat Clemens Meyer in seinem Vorwort die Werke von Jules Verne (Die Eissphinx) und ein Werk von Lovecraft erwähnt, weil auch Fluss ohne Ufer eine Fahrt ins (Weiße) Grauen ist?


    Ich habe bisher weder Lovecraft gelesen (was ich unbedingt noch nachholen muss) noch kenne ich die Eissphinx, aber ja, es ist eine Fahrt ins Grauen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich bekomme mittlerweile das Gefühl, das Jahnn einige Ideen hatte, die er aber nicht richtig zu Erzählungen oder eigenständigen Romanen verarbeiten konnte, da er jeweils keinen richten Anfang und kein richtiges Ende hatte. Also flux eine Rahmenhandlung erfunden und das ganze als endloser Strom (aka Fluss ohne Ufer) über die Leser ergossen.
    Bin zur Zeit in Urrland. Und DIE Geschichten gefallen mir langsam richtig gut.


    (Ich habe bei der Recherche etwas Witziges entdeckt. Wenn man das kleine gelbe Streetview-Männlein in norwegische Gefilde schickt, trägt es Norwegerpullover und Pudelmütze. :breitgrins: )

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Jahnn schafft es auch im dritten Teil, dem Leser das Gefühl zu geben, dass da irgendwo noch ein Geheimnis versteckt ist, das es zu finden und zu lösen gelte.


    Allerdings glaube ich in der Zwischenzeit nicht mehr daran...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Dem ist so ...



    Ich kenne auch weder Die Eissphinx noch ein Werk von Lovecraft.
    Ich habe beides rausgesucht, falls es dich interessiert:


    Die Eissphinx
    http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=45963


    Berge des Wahnsinns:
    http://de.m.wikipedia.org/wiki/Berge_des_Wahnsinns
    Nach unten scrollen, da geht's dann zu einer PDF Datei des Romans.


    Gruß,
    Maria

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  • Ich habe es nun bis zum Juni geschafft. Die Enthüllung am Ende des vorhergehenden Kapitels war ziemlich überraschend. Ansonsten viel breitgetretener Alltag.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ich habe es nun bis zum Juni geschafft. Die Enthüllung am Ende des vorhergehenden Kapitels war ziemlich überraschend.


    Lies nicht weiter, wenn Du Angst vor Spoilern hast!
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    Es ist typisch für Jahnn, für diesen Roman, dass diese Enthüllung völlig unerheblich ist...

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  • Nein, ich habe keine Angst vor Spoilern, ich spoiler selbst ausgesprochen gern. :breitgrins: Und ich vermutete schon, das es unerheblich ist; war aber doch überraschend. Alles ist irgendwie unerheblich. Eine träge dahinfließende Brühe, kontur- und strukturlos. Der Titel wird immer mehr zum Programm.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)