Bertha von Suttner - Die Waffen nieder!

  • Bertha von Suttner war eine österreichische Pazifistin, Friedensforscherin und Schriftstellerin, die 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Ihr bekanntestes Werk ist Die Waffen nieder


    Zeit ihres Lebens warnte sie vor den Schrecken eines großen Krieges. Den Ausbruch des ersten Weltkriegs erlebte sie nicht mehr mit, sie starb genau sieben Tage vor den Schüssen von Sarajewo.


    Das Buch Die Waffen nieder schildert aus der Ich-Perspektive das Leben der aus Wien stammenden Gräfin Martha Althaus im Kontext von vier Kriegen.


    Mittlerweile bin ich mitten im zweiten Buch angelangt. Das erste Buch habe ich schon vor einiger Zeit gelesen. Ich war fasziniert von der Art wie Suttner den Krieg darstellt. Für eine Frau ihrer Zeit eine bemerkenswerte Leistung, zumal alle um sie herum den Krieg verherrlichten. Sie aber sieht das ganze aus der Perspektive einer Ehefrau, einer Tochter und einer Mutter. Wie sich diese fühlen die zu Hause bleiben und nicht "ehrenvoll" am Schlachtfeld ihr Leben lassen.
    Der Tod ihres ersten Mannes, Graf Arno Dotzky, hat mich sehr getroffen, kam er für mich doch sehr unerwartet.


    Interessant fand ich auch die Erwähnung von Darwin und die Tatsache dass ihr Vater dieses Werk so abfällig bezeichnet. Zumal es im zweiten Buch wieder auftaucht und darüber sogar Streitgespräche in den Salons geführt werden. Und das obwohl das Buch keiner gelesen hat.


    Ich muss zugeben, dass ich nach dem Tod ihres ersten Mannes immer darauf gewartet habe dass ein Mann mit dem Namen Suttner auftaucht. Was natürlich Quatsch ist, es wird hier ja eine Geschichte geschrieben und keine Biographie, daher heißt Marthas zweiter Mann natürlich nicht Suttner, aber ich ertappe mich immer wieder dabei dass ich auf den Namen warte. :redface:


    Nun hat Martha also diesen Tilling kennen gelernt. Zu Beginn war er mir nicht sympathisch, das hat sich aber im Laufe der Zeit geändert und nun mag ich ihn.
    Ich bin gerade an der Stelle an der sie sich verlobt haben und Martha es ihrem Vater und ihrer Tante erzählt. Dass die beiden keine Luftsprünge machen war zu erwarten.


    Katrin

  • Ich funke ganz kurz dazwischen.


    In "Die Welt von Gestern" erinnert sich Stefan Zweig an eine Begegnung mit Bertha von Suttner (1913, nach Bekanntwerden der Spionageaffäre um Oberst Redl):


    Zitat

    Zufällig traf ich am nächsten Tage Berta von Suttner, die großartige und großmütige Kassandra unserer Zeit. Aristokratin aus einer der ersten Familien, hatte sie in ihrer frühesten Jugend nahe ihrem böhmischen Stammschloß die Greuel des Krieges von 1866 gesehen. Und mit der Leidenschaft einer Florence Nightingale sah sie nur eine Aufgabe für sich im Leben: einen zweiten Krieg, den Krieg überhaupt, zu verhindern. Sie schrieb einen Roman ›Die Waffen nieder‹, der einen Welterfolg hatte, sie organisierte unzählige pazifistische Versammlungen, und der Triumph ihres Lebens war, daß sie Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits, das Gewissen erweckte, als Entgelt für das Unheil, das er mit seinem Dynamit angerichtet, den Nobelpreis für Frieden und internationale Verständigung zu stiften. Sie kam ganz erregt auf mich zu. »Die Menschen begreifen nicht, was vorgeht«; schrie sie ganz laut auf der Straße, so still, so gütig gelassen sie sonst sprach. »Das war schon der Krieg, und sie haben wieder einmal alles vor uns versteckt und geheimgehalten. Warum tut ihr nichts, ihr jungen Leute? Euch geht es vor allem an! Wehrt euch doch, schließt euch zusammen! Laßt nicht immer alles uns paar alte Frauen tun, auf die niemand hört.« Ich erzählte ihr, daß ich nach Paris ginge; vielleicht könnte man wirklich eine gemeinsame Manifestation versuchen. »Warum nur vielleicht?« drängte sie. »Es steht schlimmer als je, die Maschine ist doch schon im Gang.« Ich hatte, selbst beunruhigt, Mühe, sie zu beruhigen.


    Eine beeindruckende Frau!


    Gruß, Gina

  • Hallo Jaqui,


    welche Biographie hast du im Auge, die von Hamann?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Jaqui,


    die Biographie ist bestimmt sehr hilfreich und Brigitte Hamann ist für ihre sorgfältige Recherche bekannt. Berichte bitte, falls du dazukommst.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich bin jetzt mitten im dritten Buch. Der Abschnitt über die Besitzansprüche war sehr interessant. Offenbar wechselte hier der Landstrich um den nun eifrig gekämpft wird mehrmals den Besitzer. Und dann soll sich noch einer auskennen.


    Friedrich musste ja in den Krieg. Das war zu erwarten. Dass aber genau bei der Abreise die wehen einsetzen war mir dann zu viel schlechte Story auf einmal. Kam mir wie eine schlecht gemachte seifenoper vor.


    die Schilderungen des Krieges finde ich sehr lebhaft und überzeugend. Leider.
    Bisher gefällt mir das Buch aber sehr gut. Mal sehen ob Friedrich das Schicksal von Arno teilt oder ob er zurück kommt.

  • Hallo Jaqui,


    ich hätte gern mitgemacht bei diesem Buch, aber es klappt zur Zeit nicht so recht mit meiner Leseplanung. Möchte dir aber mitteilen, daß ich mit Interesse deine Kommentare zu Bertha von Suttners Buch lese.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Leider komme ich nicht so viel zum lesen wie ich gerne würde. Aber lost hat sich noch gar nicht gemeldet. Von daher hab ich mal keinen Stress.


    Tillling ist übrigens zurück aus dem Krieg. Das hat mich sehr gefreut. Ich hatte schon angst dass Martha an ihrer Melancholie zugrunde geht.

  • Kurzes update: ich hab mehr als die Hälfte gelesen und kann das Buch voll empfehlen.


    Die kurze Verschnaufpause währte nicht lange. Und der Frieden den Martha verspürte auch nicht. Denn der nächste Krieg steht schon vor der Tür. Diesmal sehen wir auch eine berühmte Schlacht: Königgrätz 1866. Jeder der sich für Geschichte interessiert weiß dass diese Schlacht für die Seite von Martha nicht gut ausging.


    Und diesmal wirft sich Martha voll ins Geschehen um ihren Friedrich in den Lazaretten zu finden. Leider hat sie zu viel Angst um zu helfen aber das erlebte ist echt grausam. Manchmal musste ich den reader kurz weg legen und durchatmen.


    Als Mutter habe ich allerdings nicht verstanden wie sie ihren Sohn einfach so allein lassen kann. Wenn ihr was passiert wäre wäre der Bub vollwaise.


    Der Titel des Buches kommt als Schlagwort immer wieder vor. Das gefällt mir sehr gut.


    Katrin

  • Es gab da mitten im Krieg eine Szene mit einem Hund die mir sehr nahe gegangen ist. Dass bei den Kriegen Menschen getötet werden ist klar, aber dass bei diesen Kriegen auch immer wieder Tiere dran glauben mussten, die für den menschlichen Blödsinn ja gar nichts können, muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen.


    Da dies ein ganz normaler Thread ist und keine Leserunde im eigentlichen Sinn habe ich beschlossen vom Inhalt nicht mehr sehr viel zu verraten. Es wird ja vielleicht den einen oder anderen geben der das Buch noch lesen will und nicht unbedingt wissen will was da genau geschieht.


    Katrin

  • Da dies ein ganz normaler Thread ist und keine Leserunde im eigentlichen Sinn habe ich beschlossen vom Inhalt nicht mehr sehr viel zu verraten.


    Das ist im Klassikerforum eigentlich erlaubt. Wer hier einen Thread liest, muss damit rechnen, dass ihm handlungsrelevante Details verraten werden. Sonst kann man über kein Buch sinnvoll diskutieren. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Es gab da mitten im Krieg eine Szene mit einem Hund die mir sehr nahe gegangen ist. Dass bei den Kriegen Menschen getötet werden ist klar, aber dass bei diesen Kriegen auch immer wieder Tiere dran glauben mussten, die für den menschlichen Blödsinn ja gar nichts können, muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen.


    Katrin


    Ähnlich ging es mir vor kurzem beim Wiederlesen von "Im Westen nichts Neues" - eine Szene mit einem Pferd. Fand ich furchtbar. (Aber ganz nebenbei sind Tiere auch ohne Kriegswirren beständig dem "menschlichen Blödsinn" ausgeliefert.)


    Dank Deiner Kommentare, Katrin, steht "Die Waffen nieder!" jetzt auf meiner Leseliste. :smile:


    Gruß, Gina

  • Das ist im Klassikerforum eigentlich erlaubt. Wer hier einen Thread liest, muss damit rechnen, dass ihm handlungsrelevante Details verraten werden. Sonst kann man über kein Buch sinnvoll diskutieren. :winken:


    Ich war mir nicht sicher. Aber wenn das so ist dann kann ich ja weiter von meinen Lesefortschritten berichten :winken:




    (Aber ganz nebenbei sind Tiere auch ohne Kriegswirren beständig dem "menschlichen Blödsinn" ausgeliefert.)


    Da geb ich dir recht. Dem ist leider so.




    Dank Deiner Kommentare, Katrin, steht "Die Waffen nieder!" jetzt auf meiner Leseliste. :smile:


    Das freut mich zu hören. Das Buch ist wahrlich eine gute Wahl und aktueller denn je, auch nach mehr als 100 Jahren.


    Seit heute befindet sich zudem die Biographie von Hamann auf meinem Reader. Mit knapp 360 Seiten ist sie nicht sehr lang und kann bequem neben dem Buch gelesen werden.


    Katrin

  • Gestern habe ich übrigens mit der Biographie von Hamann begonnen. Bereits nach einem Kapitel bin ich begeistert wie viele Infos darin enthalten sind. Die junge, man möge schon fast sagen, dumme Bertha von Suttner hat nichts gemein mit der großartigen Frau die sie später werden soll. Das schreibt sie auch in ihrem Tagebuch. Erst mit circa 40 hat sie begonnen zu leben, als sie begann sich für den Frieden einzusetzen.


    Die ganzen Kriege die in ihrem Buch vorkommen, wie etwa die Schlacht von Königgrätz, hat sie zwar mitbekommen, aber nicht wahr genommen. Sie war nur ein junges Ding, dass an der Mode interessiert war, aber nicht an der Politik. An der Ehe scheint sie übrigens auch kein wirkliches Interesse gehabt zu haben, sie ist mittlerweile fast 30 und noch immer unverheiratet. Eine alte Jungfer also, die nun ihr Leben neu überdenken muss.


    Im Oktober 1914 schrieb übrigens Stefan Zweig an seinen Freund Romain Rolland: "Ich wie Sie haben doch alle geglaubt dieser Krieg werde verhindert werden können und nur darum haben wir ihn nicht genug bekämpft, als es noch Zeit war. Ich sehe manchmal die gute Bertha von Suttner vor mir, wie sie mir sagte: Ich weiß, ihr haltet mich alle für eine lächerliche Närrin. Gott gebe, dass ihr Recht behalten möget."

  • Ich habe in der Biographie gerade ein herrliches Zitat gefunden. Bertha von Suttner beklagt den Kult der Klassiker und dass die moderne Literatur nicht geschätzt werde. Sie schreibt: Tot sein ist eigentlich eine der wichtigsten Erfordernisse um bei uns literarischen Ruhm zu erlangen.

  • Ich habe ja mitgezündelt, um die Leserunde zustande zu bringen. Mobilgemacht habe ich allerdings erst einen Monat später als vereinbart, bin aber dafür schnell vorgerückt und darf nun das Ende meiner Lektüre verkünden.


    Sieht man von der Bedeutung des Werks ab, ist es ein gehobener (und belehrender) Unterhaltungsroman. Andere habe hier schon über Details des Inhaltes berichtet, mir hab besonders gefallen, das B.v.S. nie ihre Selbstironie verloren hat und obwohl sie manchmal dicht am Rande des melodramatischen Kitschs entlang schrieb, nie abgestürzt ist. Gegen das Ende hin, beginnt sie etwas deklamatorisch zu werden, ihre Ansichten finden sich jedoch bis dahin in Argumenten, die ihre Figuren austauschen. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich auch von "Onkel Tomms Hütte" und ich wäre nicht überrascht, wenn Berta von Suttner davon profitiert hätte.


    Das dieses Buch seine literarischen Bedeutung eingebüßt hat und erst wieder durch das Weltkriegsjubiläum bemerkt wird, zeigt, wie spießig der Kulturberieb Literatur behandelt.
    Mein Dank gebührt der Berta von Suttner-Schule in Nidderau, die eine Lesung des Romans organisiert und meine spießigen Augen dafür geöffnet hat.


    Dank auch an Jaqui, für ihre Disziplin, die mich dann doch veranlasst hat den Graben zu verlassen und zum Sturm anzutreten.


    Jetzt aber: DIE WAFFEN NIEDER (bis zum nächsten Mal)


  • Ich habe ja mitgezündelt, um die Leserunde zustande zu bringen. Mobilgemacht habe ich allerdings erst einen Monat später als vereinbart, bin aber dafür schnell vorgerückt und darf nun das Ende meiner Lektüre verkünden.


    Du bist von der Mobilmachung also gleich zum Sieg geschritten ohne wirklich Krieg zu führen :breitgrins:
    Schade denn das Buch bietet unglaublich viel Stoff für eine Diskussion.



    Einen ähnlichen Eindruck hatte ich auch von "Onkel Tomms Hütte" und ich wäre nicht überrascht, wenn Berta von Suttner davon profitiert hätte.


    In der Biographie die ich gerade lese wird berichtet dass Zeitzeugen ihr Buch immer wieder mit diesem Werk verglichen haben, und ihm auch die selbe Bedeutung beigemesssen haben.




    Dank auch an Jaqui, für ihre Disziplin, die mich dann doch veranlasst hat den Graben zu verlassen und zum Sturm anzutreten.


    Ich hoffe es hat sich gelohnt. Derzeit bin ich nach wie vor mit der Biographie beschäftigt, die mir einen neuen Blick auf das Buch bietet. Daher werde ich die Hamann zu Ende lesen bis ich mich wieder ganz Suttners Buch widme.


    Interessant fand ich übrigens dass ihr Buch von vielen Verlagen abgelehnt wurde und zwar so ziemlich mit der selben Begründung: Sie schildern den Krieg zu schwarz - da kriegen die Leute Furcht - darum seien solche Bücher gefährlich.


    Tolstoi hielt das Buch zwar für gut formuliert, die Autorin im Grunde aber für komplett unbegabt.


    Nachdem das Buch erschienen war, war es aber plötzlich in aller Munde und Suttner engagierte sich aktiv in der Friedensbewegung. Sie musste aber bald einsehen dass die nationalen Streitigkeiten nicht so einfach beizulegen sind wie sie glaubte. Zudem war sie überzeugt, dass mit jeder Generation die kommen wird, der "Edelmensch" immer realistischer werden würde. Wie sehr hatte sie sich nur getäuscht. :sauer:


    Zudem kam zu der Zeit auch der Antisemitismus auf, gegen den sie sich ebenfalls einsetzte. Sie und viele andere waren überzeugt dass durch Mischehen das ganze bald kein Thema mehr sein würde. Man kann eigentlich nur froh sein dass Bertha sehr vieles nicht mehr mitbekommen hat. Den Ausbruch des Krieges, die Ermordung der Juden. Wahrscheinlich wäre sie an Gram gestorben :sauer:


    Katrin